Kapitel 23

Dies war der Tiefpunkt. Es war das schlimmste Loch, das sie in ihren vielen Leben bisher erlebt hatte, ein Ort, den sie vergessen wollte, noch während sie da war, ihr Scheiß-Internat, zu dem auch noch Scheiß-Chauvis kamen, ein Wochenend-Seminar irgendwo draußen in der Wüste, wo aber mit scharfer Munition gespielt wurde. Der ramponierte Traum von Palästina lag eine fünf Stunden lange, knochenschindende Autofahrt jenseits der Berge, und an seiner Stelle hatten sie dieses schäbige kleine Fort, das aussah wie die Kulisse zur Neuverfilmung eines Ritterromans, mit Zinnen aus gelbem Stein, einer steinernen Treppe, deren eine Seite durch Bomben halb weggerissen war, und einem von Sandsäcken geschützten Haupttor mit einer Fahnenstange darauf, deren ausgefaserte Schnüre, an denen nie eine Fahne befestigt wurde, im schneidenden Wind knallten. Soweit sie wusste, schlief kein Mensch in diesem Fort. Es diente der Verwaltung und für Besprechungen sowie dreimal täglich Hammel und Reis; und für die großmäuligen, bis nach Mitternacht dauernden Gruppendiskussionen, bei denen die Ostdeutschen kein gutes Haar an den Westdeutschen ließen, die Kubaner an niemand ein gutes Haar ließen und ein amerikanischer Zombie, der sich Abdul nannte, ein Referat von zwanzig Seiten darüber verlas, wie man von einem Tag auf den anderen den Weltfrieden erreichen könne.

Ihre zweite Begegnungsstätte war ein Kleinkaliber-Schießstand, diesmal kein ausgedienter Steinbruch oben auf einer Hügelkuppe, sondern eine alte Baracke mit verrammelten Fenstern, einer Reihe von Glühbirnen, die an den Eisenträgern montiert waren, und lecken Sandsäcken an den Wänden. Ihre Ziele waren auch nicht ausrangierte Benzinkanister, sondern furchtbar aussehende, lebensgroße Pappkameraden von amerikanischen Marine-Infanteristen mit schaurigen Fratzen, aufgepflanztem Bajonett und dicken Lagen klebenden braunen Papiers an den Füßen, um die Löcher zu flicken, wenn man auf die Kerle geschossen hatte. Der Schießstand war dauernd mit Beschlag belegt, sogar noch mitten in der Nacht; hier wurde großspurig gelacht oder auch gestöhnt, wenn es bei den Wettkämpfen Enttäuschungen gab. Eines Tages kam ein großer Kämpfer, irgendein VIP der Terroristenszene, im Volvo mit Chauffeur vorgefahren; die Baracke musste geräumt werden, solange er schoss. Ein andermal platzte eine Gruppe außerordentlich wilder Schwarzer herein, als Charlies Gruppe gerade Unterricht hatte, feuerte ein Magazin nach dem anderen ab, ohne sich nur im geringsten um den jungen Ostdeutschen zu kümmern, der Charlies Gruppe anführte. »Na, zufrieden, whitey?« schrie jemand mit volltönendem südafrikanischen Tonfall über die Schulter hinweg.

»Bitte - oh ja - sehr gut«, sagte der Ostdeutsche, den diese Diskriminierung völlig umschmiss.

Sie schütteten sich aus vor Lachen, als sie großspurig abschoben, und ließen die Pappkameraden der Marine-Infanteristen völlig durchlöchert zurück, so dass die Mädchen am nächsten Tag die erste Stunde damit zubrachten, sie von Kopf bis Fuß wieder zurechtzuflicken.

Untergebracht waren sie in drei langen Hütten, eine Hütte mit kleinen Schlafkabinen für die Frauen, eine ohne Kabinen für die Männer und eine dritte mit einer so genannten Bibliothek für die Ausbilder - und wenn sie dich in die Bibliothek bitten, sagte eine große Schwedin, die Fatima genannt wurde, dann erwarte bloß nicht, dass du etwa zum Lesen hinbestellt wirst. Zum Wecken morgens ließen sie einen Schwall martialischer Musik über den Lautsprecher ertönen, der nicht abzustellen war; dann folgte der Frühsport auf einer Sandfläche, die mit Linien aus klebrigem Tau, wie gigantische Schleimspuren von Schnecken, überzogen war. Aber Fatima sagte, die anderen Plätze wären noch schlimmer. Sofern man ihrer Darstellung von sich selbst Glauben schenken wollte, war Fatima ein Ausbildungs-Freak. Sie war im Yemen, in Libyen und in Kiew ausgebildet worden. Sie ließ sich wie ein Tennisprofi von einem Lager zum anderen weiterreichen, bis jemand mal eine Entscheidung fällte, was man eigentlich mit ihr vorhatte. Sie hatte einen dreijährigen Sohn namens Knut, der nackt in der Gegend herumlief und so aussah, als ob er einsam sei, doch als Charlie ihn ansprach, weinte er.

Ihre Wachen waren eine neue Art von Arabern, wie sie sie bis jetzt noch nicht kennen gelernt hatte und auf die sie gut verzichten konnte: wie die Pfauen einherstolzierende, nahezu schweigende Cowboys, die sich ein Vergnügen daraus machten, Europäer und Amerikaner zu demütigen. Sie stellten sich auf den Wällen des Forts in Positur und fuhren zu sechst in halsbrecherischer Geschwindigkeit mit den Jeeps. Fatima sagte, es handele sich um eine Sonder-Einsatztruppe, die an der syrischen Grenze ausgebildet worden sei. Manche waren so jung, dass Charlie sich manchmal fragte, ob sie mit den Füßen überhaupt die Pedale erreichen konnten. Bis Charlie und eine Japanerin regelrecht Krach schlugen, brachen dieselben halbwüchsigen Jungen zu zweit oder zu dritt nachts bei ihnen ein und versuchten, die Mädchen zu bewegen, mit ihnen in die Wüste hinauszufahren. Fatima ging für gewöhnlich mit, wie auch eine Ostdeutsche, und wenn sie wiederkamen, sahen sie tief beeindruckt aus. Aber die anderen Mädchen hielten sich, falls ihnen überhaupt etwas daran lag, lieber an die westlichen Ausbilder, was die Araber selbstverständlich noch mehr aufbrachte.

Sämtliche Ausbilder waren Männer. Zum Frühgebet stellten sie sich vor ihren Genossen Schülern auf wie ein Pöbelhaufen, während einer von ihnen eine aggressive Verurteilung des Erzfeindes des Tages verlas. Zionismus, ägyptischer Verrat, die europäische kapitalistische Ausbeutung, noch mal der Zionismus und eine Variante, die Charlie neu war und christlicher Expansionismus genannt wurde - doch dies vielleicht auch nur, weil heute Weihnachten war, ein Fest, das man hier durch entschlossene offizielle Nichtachtung feierte. Die Ostdeutschen hatten kurz geschnittene Haare, waren mürrisch und gaben vor, sich aus Frauen nichts zu machen; die Kubaner waren abwechselnd überströmend vor Lebensfreude, krank vor Heimweh oder arrogant, und die meisten von ihnen stanken und hatten faule Zähne, bis auf den sanften Fidel, der jedermanns Liebling war. Die Araber waren die lebhaftesten von allen und gaben sich am härtesten, schrieen die Nachzügler an und jagten jenen, die nach ihrer Meinung nicht genug aufpassten, mehr als einmal Kugeln vor die Füße, so dass einer von den Iren sich eines Tages in Panik ein Stück vom Finger abbiss, zum unbändigen Vergnügen von Abdul, dem Amerikaner, der aus der Ferne zusah, was er oft tat, grinste und hinter ihnen her zog wie ein Standfotograf beim Filmen und sich auf einem Block Notizen für den großen Revolutionsroman machte. Doch der Star des Lagers während dieser irrsinnigen ersten Tage war ein bombengeiler Tscheche, genannt Bubi, der gleich an ihrem ersten Vormittag seinen eigenen Stahlhelm über den Sand trieb, zuerst mit einer Kalaschnikow, dann mit einer mächtigen Zielpistole Kaliber.45, und zuletzt, um dem Unhold den Garaus zu machen, mit einer russischen Handgranate, die ihn zehn Meter in die Luft jagte.

Lingua franca bei den politischen Diskussionen war ein primitives Englisch mit ein paar eingestreuten französischen Brocken, und wenn Charlie je wieder nach Hause kam - das schwor sie sich insgeheim -, würde sie einmal ganz groß ausgehen, bis sie all diese schwachsinnigen mitternächtlichen Ergüsse über ›Die Morgenröte der Revolution‹ für den Rest ihres unnatürlichen Lebens vergessen konnte. Wie die Dinge jetzt standen, so lachte sie über gar nichts. Sie hatte überhaupt nicht mehr gelacht, seit diese Scheißkerle ihren Geliebten auf der Autobahn nach München in die Luft gejagt hatten; dass sie in letzter Zeit Zeuge der Todesqualen seines Volkes geworden war, verstärkte nur noch ihr bitteres Bedürfnis nach Vergeltung.

Behandle nur alles mit großem und einsamem Ernst, hatte Joseph zu ihr gesagt, der selbst so einsam und ernst war, wie er sie sich nur wünschen konnte. Sei zurückhaltend, spiel vielleicht ein bisschen verrückt, das sind sie gewohnt. Stell keine Fragen, und bleib Tag und Nacht für dich.

Ihre Anzahl schwankte vom ersten Tag an. Als der Laster Tyros verlassen hatte, hatte ihre Gruppe aus drei jungen Frauen und fünf Männern bestanden. Jede Unterhaltung war ihnen von den beiden Wachen mit den pulverdampfgeschwärzten Gesichtern streng verboten worden, die hinten auf der Ladefläche mit ihnen fuhren, als der Wagen über einen steinigen Bergweg bockte und holperte. Ein Mädchen - Baskin, wie sich herausstellte - konnte ihr heimlich zuflüstern, sie seien in Aden; zwei Türken behaupteten, sie seien auf Zypern. Bei ihrem Eintreffen warteten bereits zehn andere ›Schüler‹ auf sie, aber schon zwei Tage darauf waren die beiden Türken und die Baskin verschwunden, offensichtlich im Laufe der Nacht; man hatte viele Laster mit ausgeschalteten Scheinwerfern ankommen und abfahren hören können.

Zur Einführung hatten sie einen Treue-Eid auf die antiimperialistische Revolution schwören und sich die ›Regeln für dieses Lager‹ einprägen müssen, die wie die Zehn Gebote im Empfangszentrum der Genossen auf eine glatte Stelle der weißen Wand geschrieben worden waren. Sämtliche Genossen hätten die ganze Zeit über ihre arabischen Namen zu benutzen; keine Drogen, keine Nacktheit, kein Fluchen bei Gott, keine Privatunterhaltung, kein Alkohol, kein Geschlechtsverkehr, keine Selbstbefriedigung. Als Charlie noch überlegte, welches dieser Gebote sie als erstes brechen sollte, wurde eine auf Band aufgenommene anonyme Begrüßungsansprache über Lautsprecher abgespielt.

»Meine Genossinnen und Genossen! Wer sind wir? Wir sind die Namenlosen und die Uniformlosen. Wir sind die Ratten, die der kapitalistischen Besetzung entronnen sind. Aus den von Schmerzen heimgesuchten Lagern des Libanons - wir kommen! Und werden den Völkermord bekämpfen! Aus den Betongrüften der Städte des Westens - wir kommen! Und werden uns finden! Und gemeinsam werden wir die Fackel entzünden - für achthundert Millionen Hungernde auf der ganzen Welt!«

Doch als die Ansprache vorüber war, fühlte sie kalten Schweiß auf dem Rücken und einen nagenden Zorn in der Brust. Wir werden, dachte sie. Wir werden, wir werden. Sie blickte ein arabisches Mädchen neben sich an und erkannte das gleiche Feuer der Leidenschaft in ihren Augen.

Tag und Nacht, hatte Joseph gesagt.

Und so mühte sie sich Tag und Nacht - um Michels willen, um ihrer eigenen wahnsinnigen Normalität willen, um Palästinas willen, um Fatmehs und Salmas und der durch Bomben verletzten Kinder im

ehemaligen Gefängnis von Sidon willen; sie zwang sich aus sich heraus, um dem Chaos in ihrem Inneren zu entgehen, sammelte die Elemente ihres angenommenen Charakters wie nie zuvor, schmiedete sie zu einer einzigen Schlachtidentität zusammen. Ich bin eine trauernde Witwe, völlig außer mir und hierhergekommen, um den Kampf meines toten Geliebten fortzusetzen. Ich bin als Kämpferin erwacht, will mich nicht länger mit halben Maßnahmen zufrieden geben und stehe - das Schwert in der Hand - vor euch.

Ich habe die Hand auf das palästinensische Herz gelegt; ich habe gelobt, die Welt an den Ohren zu packen, in die Höhe zu heben und zu zwingen, zuzuhören.

Ich lodere, aber ich bin auch listig und findig. Ich bin die schläfrige Wespe, die einen ganzen Winter warten kann, bis sie sticht. Ich bin Genossin Leila, eine Bürgerin der Weitrevolution. Tag und Nacht.

Sie spielte diese Rolle voll und ganz aus, vom wütenden Aufbegehren, mit dem sie ihren unbewaffneten Kampf durchführte, bis zum unbeirrten Funkeln, mit dem sie ihr eigenes Gesicht im Spiegel betrachtete, wenn sie sich das lange schwarze Haar ausbürstete, das an den Wurzeln bereits wieder rot wurde. Bis das, was als Willensanstrengung begonnen hatte, für Geist und Körper zur Gewohnheit geworden war, ein ungesunder, immer vorhandener, einsamer Zorn, der sich rasch ihrem Publikum mitteilte, egal, ob es Ausbilder oder gleichfalls Rekruten waren. Fast von Anfang an fanden sie sich mit einer gewissen Fremdartigkeit bei ihr ab, die Distanz herstellte. Vielleicht hatten sie das schon bei anderen vor ihr erlebt; Joseph behauptete, das sei so. Die eiskalte Leidenschaftlichkeit, die sie zu den Ausbildungsstunden an den Waffen mitbrachte - bei der es von handgehaltenen russischen Raketenabschussvorrichtungen über Bombenbasteln mit rotem Leitungsdraht und Zündern bis zur unvermeidlichen Kalaschnikow ging - machte sogar auf den überschwenglichen Bubi Eindruck. Sie war der Sache ergeben, aber sie stand für sich allein. Allmählich spürte sie, wie sie bei ihr nachgaben. Die Männer, sogar die Angehörigen der syrischen Miliz, hörten auf, ihr wahllos Anträge zu machen; die Frauen gaben es auf, sie wegen ihres hinreißenden Aussehens für verdächtig zu halten; die schwächeren Genossen fingen schüchtern an, sich um sie zu scharen, und die Starken erkannten sie als ebenbürtig an. In ihrem Schlafsaal standen drei Betten, doch hatte sie zunächst mal nur eine Zimmergenossin - eine winzige Japanerin, die viel Zeit damit verbrachte, im Gebet zu knien, mit ihren Mitmenschen jedoch kein Wort in irgendeiner Sprache außer ihrer eigenen wechselte. Im Schlaf knirschte sie dermaßen laut mit den Zähnen, dass Charlie sie eines Nachts weckte, dann neben ihr saß und ihre Hand hielt, während sie schweigende asiatische Tränen vergoss, bis die Musik zu plärren begann und es Zeit war aufzustehen. Bald danach verschwand auch sie ohne jede Erklärung und wurde von zwei algerischen Schwestern ersetzt, die muffige Zigaretten rauchten und von Bomben und Gewehren genauso viel Ahnung zu haben schienen wie Bubi. In Charlies Augen waren es ganz einfache Mädchen, doch die Ausbilder brachten ihnen wegen irgendeiner bewaffneten Heldentat den Aggressoren gegenüber größte Hochachtung entgegen. Morgens sah man sie in ihren wollenen Trainingsanzügen verschlafen aus den Quartieren der Ausbilder herausschlendern, wenn weniger Begünstigte ihre Ausbildung im waffenlosen Kampf beendeten. Auf diese Weise hatte Charlie ihren Schlafraum für eine Weile für sich allein, und obwohl eines Nachts - geschrubbt und gebürstet wie ein Chorknabe - Fidel, der sanfte Kubaner, erschien, um ihr seine revolutionäre Liebe anzutragen, verharrte sie in verkrampfter Selbstverleugnung bei ihrer Pose und gewährte ihm nicht einmal einen Kuss, ehe sie ihn fortschickte.

Der nächste, der nach Fidel versuchte, ihre Gunst zu erringen, war Abdul, der Amerikaner. Er stattete ihr eines Abends spät noch einen Besuch ab und klopfte so leise, dass sie schon erwartete, eine von den Algerierinnen zu sehen, die beide regelmäßig ihren Schlüssel vergaßen. Inzwischen war Charlie zu der Überzeugung gelangt, dass Abdul ein fester und dauernder Bestandteil des Lagers war. Er war den Ausbildern zu nahe, genoss zuviel Freiheit und hatte nichts weiter zu tun, als in einem gedehnten Südstaaten-Akzent, bei dem Charlie argwöhnte, dass er aufgesetzt war, langweilige Vorträge zu halten und Marighella zu zitieren. Fidel, der ihn bewunderte, sagte, er sei ein Vietnam-Deserteur, der den Imperialismus hasse und über Kuba hierher gekommen sei.

»Hallo«, sagte Abdul und schlüpfte grinsend herein, ehe sie ihm die Tür vor der Nase hatte zuknallen können. Er setzte sich auf ihr Bett und fing an, sich eine Zigarette zu drehen.

»Hau ab«, sagte sie. »Zieh Leine.«

»Klar«, sagte er und drehte seine Zigarette weiter. Er war groß, sein Haar lichtete sich, war von nahem betrachtet sehr dünn. Er trug kubanisches Drillich-Zeug und einen seidigen braunen Bart, dem die Haare ausgegangen zu sein schienen.

»Wie heißt du richtig?« fragte er.

»Smith, Leila.«

»Das gefällt mir. Smith.« Er wiederholte den Namen etliche Male in immer anderer Tonart. »Kommst du aus Irland, Smith?« Er steckte die Zigarette an und bot ihr einen Zug an. Sie ging nicht darauf ein.

»Soviel ich gehört hab’, bist du persönliches Eigentum von Mr. Tayeh. Ich bewundere deinen Geschmack. Tayeh ist sehr wählerisch. Was machst du so beruflich, Smith?«

Mit energischen Schritten ging sie zur Tür und riss sie auf, doch er blieb ungerührt auf dem Bett sitzen und sah sie auf eine kraftlose, aber wissende Weise durch den Rauch hindurch an.

»Keine Lust zu bumsen?« wollte er wissen. »Schade. Diese Fräuleins sind wie die Elefantenbabys vom Zirkus Barnum. Dachte, der Standard ließe sich vielleicht ein bisschen anheben. Die besondere Beziehung unter Beweis stellen.«

Schlaff stand er auf, ließ die Zigarette neben ihrem Bettgestell fallen und trat sie mit dem Stiefel aus.

»Du hast nicht ‘n bisschen Hasch für ‘n armen Mann, oder, Smith?« »Raus!« sagte sie.

Ohne Widerrede fügte er sich ihrem Urteil und schlurfte auf sie zu, hielt dann an, hob den Kopf und blieb still stehen; und zu ihrer größten Verlegenheit sah sie, dass seine erschöpften, charakterlosen Augen mit Tränen gefüllt waren und er ums Kinn etwas Kindlich-Flehendes hatte.

»Tayeh will mich nicht vom Karussell abspringen lassen«, klagte er. Sein gedehnter Südstaaten-Akzent war ganz normaler Ostküsten-Sprache gewichen. »Er fürchtet, meine ideologischen Batterien hätten keinen Saft mehr. Womit er leider nicht ganz unrecht hat. Irgendwie ist mir die logische Beweisführung dafür abhanden gekommen, dass jedes tote Baby ein Schritt in Richtung Weltfrieden ist. Dabei ist es eine Belastung, wenn man zufällig einige umgebracht hat. Tayeh ist in der Beziehung hochanständig. Er ist überhaupt ein hochanständiger Mann. ›Wenn du gehen willst, geh!‹ sagte er. Und zeigte dann hinaus in die Wüste. Hochanständig.«

Wie ein verwirrter Bettler nahm er ihre Rechte in beide Hände und starrte auf die leere Handfläche. »Ich heiße Halloran«, erklärte er, als hätte er Mühe, sich überhaupt daran zu erinnern. »Statt Abdul heißt es Arthur J. Halloran. Falls du jemals irgendwo an einer US-Botschaft vorbeikommst, Smith, ich wär’ dir wahnsinnig dankbar, wenn du ihnen kurz sagen würdest, dass Arthur Halloran, früher Boston und bei der Vietnam-Show und in letzter Zeit bei weniger regulären Armeen, lieber heut’ als morgen nach Haus käme und seine Schuld der Gesellschaft gegenüber abtragen würde, ehe diese aberwitzigen Makkabäer über den Berg kommen und uns alle umlegen. Würdest du das bitte für mich tun, Smith, altes Mädchen? Ich mein’, wenn’s brenzlig wird, sind wir Angelsachsen doch die ersten, die geliefert sind, meinst du nicht?«

Sie war kaum fähig, sich zu bewegen. Eine unwiderstehliche Mattigkeit hatte sich ihrer bemächtigt, wie das beginnende Kältegefühl bei einem Schwerverwundeten. Sie wollte nur noch schlafen. Mit Halloran. Ihm den Trost spenden, um den er bat, und sich ihrerseits Trost von ihm holen. Egal, ob er sie dann am Morgen anschwärzte oder nicht. Sollte er doch. Sie wusste nur, dass sie diese höllische, leere Zelle nicht noch eine einzige Nacht ertragen konnte. Er hielt immer noch ihre Hand. Sie ließ ihn gewähren, ihn, der wie ein Selbstmordkandidat auf dem Fenstersims redete und redete und gleichzeitig sehnsüchtig auf die Straße tief unten hinunterstarrte. Dann, mit einer gewaltigen Anstrengung, machte sie sich von ihm frei und schob seinen ausgemergelten Körper, der nicht den geringsten Widerstand leistete, mit beiden Händen hinaus auf den Gang. Sie setzte sich auf ihr Bett. Es war dieselbe Nacht, kein Zweifel. Sie roch noch den Rauch seiner Zigarette. Und sah die Kippe vor ihren Füssen.

Wenn du gehen willst, geh, hatte Tayeh gesagt. Und dann in die Wüste hinausgewiesen. Tayeh ist ein hochanständiger Mann.

Es gibt keine Angst, die damit zu vergleichen wäre, hatte Joseph gesagt. Mit deinem Mut wird es dir ergehen wie mit Geld. Du gibst aus und gibst aus, und eines Tages guckst du in deine Taschen und stellst fest, dass du pleite bist. Das ist der Augenblick, wo der echte Mut beginnt.

Es gibt nur eine Logik, hatte Joseph gesagt, dich. Es kann auch nur einen Überlebenden geben: dich. Und nur einen Menschen, dem du trauen kannst: dir selbst.

Sie stand am Fenster und machte sich Sorgen wegen des Sandes. Ihr war nie klar gewesen, dass Sand so hoch steigen kann. Tagsüber, gezähmt von der sengenden Sonne, lag er ganz brav da, doch wenn der Mond schien, wie jetzt, schwoll er zu unruhigen Kegeln an, die von einem Horizont zum anderen sprangen und einen narrten, so dass sie wusste: Es war nur eine Frage der Zeit, bis er durch die Fenster geronnen kam und sie im Schlaf erstickte.

Das Verhör begann am nächsten Morgen und dauerte, wie sie später rekonstruierte, einen Tag und zwei halbe Nächte. Es war ein aberwitziger, mit Vernunft nicht zu erfassender Vorgang, hing ganz davon ab, wer an der Reihe war, sie anzuschreien, und ob sie ihr revolutionäres Engagement in Zweifel zogen oder sie beschuldigten, eine britische oder zionistische oder amerikanische Denunziantin zu sein. Solange das Verhör andauerte, war sie von jeder Ausbildung befreit und erhielt Befehl, sich zwischen den einzelnen Sitzungen in ihrer Hütte aufzuhalten, obwohl niemand Anstoß daran zu nehmen schien, als sie anfing, im Lager umherzugehen. Die wechselnden Befragungen waren unter vier von leidenschaftlichem Eifer beseelte junge Araber aufgeteilt, die paarweise arbeiteten und ihr vorbereitete Fragen hinknallten, die sie von Seiten mit handgeschriebenen Notizen ablasen; am wütendsten wurden sie immer dann, wenn sie ihr Englisch nicht verstand. Sie wurde nicht geschlagen, obwohl es vielleicht einfacher gewesen wäre, wenn das passiert wäre, denn dann hätte sie zumindest gewusst, wann sie es ihnen recht machte und wann nicht. Allerdings waren ihre Wutausbrüche auch so schon ganz schön Furcht einflößend; manchmal wechselten sie sich ab, sie anzuschreien, hielten das Gesicht ganz dicht vor dem ihren, besprühten sie mit Speichel und ließen sie mit einer Migräne zurück, die sie ganz krank machte. Ein anderer Trick bestand darin, ihr ein Glas Wasser anzubieten und es ihr ins Gesicht zu schütten, als sie danach griff. Doch als sie das nächste Mal mit ihnen zusammenkam, verlas der Junge, der diesen Auftritt angezettelt hatte, vor seinen drei Kollegen eine schriftliche Entschuldigung und verließ dann tief gedemütigt den Raum.

Ein andermal drohten sie, sie wegen ihrer erwiesenen Bindung an den Zionismus und die englische Königin zu erschießen. Doch als sie sich trotzdem standhaft weigerte, diese Vergehen einzugestehen, schienen sie das Interesse zu verlieren und erzählten ihr statt dessen stolze Geschichten über ihre Heimatdörfer, die sie nie gesehen hatten, sagten, sie hätten die schönsten Frauen und das beste Olivenöl und den besten Wein in der Welt. Und da wusste sie, dass sie wieder in den Bereich des Normalen zurückgekommen war; und zu Michel.

Ein riesiger Ventilator drehte sich unter der Decke; an den Wänden hingen graue Vorhänge, die zum Teil Karten verdeckten. Durch das offene Fenster konnte Charlie hören, wie mit Abständen die Bomben in Bubis Übungsstand losgingen. Tayeh hatte sich aufs Sofa gesetzt und ein Bein darauf gelegt. Sein verwüstetes Gesicht sah weiß und krank aus. Charlie stand vor ihm wie ein unartiges kleines Mädchen, die Augen niedergeschlagen und die Zähne vor Wut zusammengebissen. Sie hatte einmal den Versuch gemacht, etwas zu sagen, doch Tayeh hatte sie abblitzen lassen, indem er die Whiskyflasche aus der Tasche zog und sich einen Schluck genehmigte. Er fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund, als ob er einen Bart hätte, den er nicht hatte. Er war beherrschter, als sie ihn bisher erlebt hatte, und ihr gegenüber irgendwie weniger unbefangen.

»Abdul, der Amerikaner«, sagte sie.

»Ja, und?«

Sie hatte es vorbereitet. In Gedanken hatte sie es wiederholt geprobt. Das hoch entwickelte revolutionäre Pflichtbewusstsein der Genossin Leila gewinnt die Oberhand über ihr natürliches Widerstreben, einen Mitstreiter anzuschwärzen. Den Text kannte sie auswendig. Sie kannte schließlich die alten Zicken, die ihn auf den Wochenendseminaren gesprochen hatten. Um ihn abzuspulen, hatte sie den Blick von ihm abgewandt und sprach mit harscher, männlicher Wut.

»Sein richtiger Name ist Halloran. Arthur J. Halloran. Er ist ein Verräter. Er hat mich gebeten, wenn ich von hier wegkomme, den Amerikanern zu sagen, dass er nach Hause möchte und bereit ist, sich einem Gerichtsverfahren zu stellen. Er gibt offen zu, konterrevolutionäre Überzeugungen zu hegen. Er könnte uns alle verraten.«

Tayehs dunkler Blick hatte sich nicht von ihrem Gesicht gelöst. Er hielt seinen Eschenspazierstock in beiden Händen und tippte mit der Spitze leicht auf den großen Zeh seines schlimmen Beins, wie um ihn wach zu halten.

»Ist das der Grund, warum Sie mich sprechen wollten?«

»Ja.«

»Halloran hat sich schon vor drei Nächten an Sie herangemacht«, meinte er und wandte den Blick von ihr. »Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt? Warum drei Tage damit warten?« »Sie waren nicht hier.«

»Aber doch andere. Warum haben Sie nicht nach mir verlangt?«

»Ich hatte Angst, Sie würden ihn bestrafen.«

Doch Tayeh schien nicht davon auszugehen, dass Halloran sich zu verantworten hatte. »Angst«, wiederholte er, als wäre das ein folgenschweres Eingeständnis. »Angst? Warum sollten Sie Angst um Halloran haben? Und das drei Tage lang. Sympathisieren Sie insgeheim mit seiner Einstellung?«

»Sie wissen, dass ich das nicht tue.«

»Ist das der Grund, warum er Ihnen gegenüber so offen gesprochen hat? Weil Sie ihm Grund zu der Annahme gaben, dass er Ihnen vertrauen könne? Das glaube ich schon.«

»Nein.«

»Haben Sie mit ihm geschlafen?«

»Nein

»Wieso kommen Sie dann dazu, Halloran schützen zu wollen? Wieso fürchten Sie um das Leben eines Verräters, wenn Sie gerade lernen, für die Revolution zu töten? Warum sind Sie nicht aufrichtig uns gegenüber? Sie enttäuschen mich.«

»Ich bin unerfahren. Er tat mir leid, und ich wollte nicht, dass ihm was zustößt. Doch dann habe ich mich auf meine Pflicht besonnen.«

Tayeh schien das ganze Gespräch zunehmend zu verwirren. Er nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche. »Setzen Sie sich!«

»Das brauche ich nicht.«

»Setzen Sie sich!«

Sie tat, was er befahl. Sie blickte verbissen an ihm vorbei, auf irgendeine gehasste Stelle ihres eigenen, ganz persönlichen Gesichtskreises. Im Geist hatte sie längst die Linie überschritten, wo er nicht mehr das Recht hatte, sie zu kennen. Ich habe gelernt, wozu ihr mich hergeschickt habt. Schreib’s dir doch selbst zu, wenn du mich nicht verstehst.

»In einem Ihrer Briefe an Michel sprechen Sie von einem Kind. Haben Sie ein Kind? Von ihm?«

»Ich habe von der Pistole gesprochen. Wir haben mit ihr geschlafen.«

»Was für eine Pistole?« »Eine Walther. Die er von Khalil hatte.«

Tayeh seufzte. »Wenn Sie an meiner Stelle wären«, sagte er schließlich und wandte nun seinerseits den Blick von ihr ab, »und Sie hätten darüber zu bestimmen, was mit Halloran geschehen soll - der bittet, nach Hause gehen zu dürfen, der aber zuviel weiß -, was würden Sie mit ihm machen?«

»Ihn neutralisieren.«

»Ihn erschießen?«

»Das ist Ihre Sache.«

»Ja. Das ist es.« Noch einmal betrachtete er sein schlimmes Bein, hielt den Spazierstock parallel darüber. »Aber warum einen Mann hinrichten, der bereits tot ist? Warum ihn nicht für unsere Zwecke einspannen?«

»Weil er ein Verräter ist.«

Und abermals schien Tayeh die Logik ihres Standpunkts absichtlich mißzuverstehen.

»Halloran macht sich an viele Leute in diesem Lager heran. Nie ohne Grund. Er ist unser Geier, er zeigt uns, wo Schwäche und Krankheit liegen. Zeigt uns, wo wir es mit potentiellen Verrätern zu tun haben. Meinen Sie nicht, dass es dumm von uns wäre, wenn wir uns eines solch nützlichen Geschöpfes entledigten? Sind Sie mit Fidel ins Bett gegangen?«

»Nein.«

»Weil er Hispano-Kubaner ist?«

»Weil ich nicht mit ihm ins Bett gehen wollte.«

»Mit den Arabern denn?«

»Nein.« »Ich finde, Sie sind zu wählerisch.« »Bei Michel war ich nicht wählerisch.«

Verwirrt aufseufzend, genehmigte Tayeh sich einen dritten Schluck aus der Whiskyflasche. »Wer ist Joseph?« wollte er dann in leicht quengeligem Ton wissen. »Joseph? Wer ist das, bitte?«

War die Schauspielerin in ihr endlich gestorben? Oder hatte sie sich dermaßen mit dem Theater des Wirklichen versöhnt, dass der Unterschied zwischen Leben und Kunst verschwunden war? Nichts aus ihrem Repertoire wollte ihr einfallen; sie hatte nicht das Gefühl, sich ihre Rolle auszusuchen. Sie dachte gar nicht erst daran, etwa über die eigenen Füße zu stolpern und regungslos auf dem Steinfußboden dazuliegen. Sie war nicht versucht, ein umfassendes Geständnis abzulegen und ihr Leben gegen alles einzutauschen, was sie wusste - was, wie man ihr gesagt hatte, ihr immer als letzte erlaubte Möglichkeit offen stand. Sie war wütend. Sie war es restlos leid, dass ihre Integrität hervorgezerrt und besudelt und jedes Mal dann, wenn sie einen neuen Meilenstein auf ihrem Marsch zu Michels Revolution erreicht hatte, einer neuerlichen Überprüfung unterzogen werden sollte. Und so feuerte sie, ohne weiter darüber nachzudenken, zurück - spielte aufs Geratewohl die oberste Karte ihres Blattes aus - friss oder stirb, und du kannst mich mal!

»Ich kenne keinen Joseph.«

»Kommen Sie! Überlegen Sie doch mal. Auf Mykonos. Ehe Sie nach Athen fuhren. Einer von Ihren Freunden hat bei einer ganz beiläufigen Unterhaltung mit irgendeinem unserer Bekannten etwas von einem Joseph gesagt, der sich Ihrer Gruppe anschloss. Er sagte, Charlie sei von ihm ganz hin gewesen.«

Es waren keine Barrieren mehr da, keine Ausflüchte möglich. Sie hatte alle beiseite gefegt und arbeitete jetzt ohne jede Deckung. »Joseph? Ach, der Joseph!« Sie ließ ihr Gesicht ein verspätetes Erkennen zum Ausdruck bringen - und gleichzeitig voller Abscheu verdüstern.

»Ich erinnere mich. Ein schmieriger kleiner Jidd, der sich wie eine Klette an unsere Gruppe hängte.«

»Reden Sie nicht so von den Juden. Wir sind keine Antisemiten, wir sind nur Antizionisten.«

»Machen Sie mir doch nichts vor«, herrschte sie ihn an. Tayeh war interessiert. »Wollen Sie mich etwa als Lügner hinstellen, Charlie?«

»Ob er Zionist war oder nicht - er war ein Ekel. Er hat mich an meinen Vater erinnert.«

»War Ihr Vater Jude?«

»Das nicht. Aber ein Dieb.«

Darüber musste Tayeh lange nachdenken, wobei er zunächst ihr Gesicht und dann ihren ganzen Körper als Bezugspunkt für sämtliche Zweifel benutzte, die ihm noch verblieben waren. Er bot ihr eine Zigarette an, doch sie nahm sie nicht: Ihr Instinkt sagte ihr, ihm keinen Schritt entgegenzukommen. Noch einmal tippte er mit dem Stock auf seinen toten Fuß. »In der Nacht, die Sie mit Michel in Saloniki verbrachten - in dem alten Hotel -wissen Sie noch?«

»Was ist damit?«

»Das Personal hat gehört, wie Sie sich spät in der Nacht laut gestritten haben.«

»Und was soll Ihre Frage?«

»Bitte, immer schön langsam! Wer hat in dieser Nacht laut geschrieen?«

»Niemand. Sie haben an der falschen Tür gelauscht.«

»Wer hat geschrieen?«

»Wir haben nicht geschrieen. Michel wollte nicht, dass ich fuhr. Das ist alles. Er hatte Angst um mich.«

»Und Sie?« Das war eine Geschichte, die sie zusammen mit Joseph ausgearbeitet hatte; der Augenblick, als sie stärker als Michel war.

»Ich wollte ihm das Armband zurückgeben«, sagte sie.

Tayeh nickte. »Womit sich das Postskript in Ihrem Brief erklärt: ›Ich bin ja so froh, dass ich das Armband behalten habe.‹ Und selbstverständlich ist nie geschrieen worden. Sie haben recht. Verzeihen Sie meinen einfachen arabischen Trick.« Ein letztes Mal sah er sie forschend an, versuchte noch einmal - und wieder vergeblich -, hinter das Rätsel zu kom men; dann kräuselte er die Lippen - offiziersmäßig, wie Joseph das auch manchmal tat - als Vorspiel zu einem Befehl.

»Wir haben einen Auftrag für Sie. Holen Sie Ihre Sachen, und kommen Sie sofort wieder hierher zurück. Ihre Ausbildung ist beendet.«

Abzufahren - das war überhaupt das Wahnsinnigste, kam völlig unerwartet. Es war schlimmer als Ende des Schuljahrs; schlimmer, als die Clique im Hafen von Piräus einfach zu versetzen. Fidel und Bubi drückten sie an die Brust, und ihre Tränen vermischten sich mit den ihren. Eine von den Algerierinnen schenkte ihr ein hölzernes Christkind, das man als Anhänger tragen konnte.

Professor Minkel lebte auf jenem Sattel, der den Mount Skopus mit dem French Hill verbindet, und zwar im achten Stock eines neuen Wohnturms in der Nähe der Hebräischen Universität, einer jener Ansammlungen von Hochhäusern, die den glücklosen Jerusalemer Stadtkonservatoren stets ein Dorn im Auge sind. Jede Wohnung blickte hinab auf die Altstadt, die Altstadt aber auch leider zu jeder Wohnung hinauf. Wie seine Nachbarn, war das Hochhaus Wolkenkratzer und Festung in einem, und die Fensteranordnung war nach den günstigsten Geschoßbahnen festgelegt, sollte ein Angriff zurückgeschlagen werden müssen. Kurtz unternahm drei vergebliche Versuche, ehe er die Wohnung endlich fand. Zuerst verirrte er sich in einem Einkaufszentrum, das in anderthalb Meter dickem Beton errichtet worden war; beim zweiten Versuch landete er auf dem britischen Friedhof, der für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs angelegt worden war: »Ein großzügiges Geschenk des Volkes von Palästina«, lautete eine Inschrift. Er erkundete auch noch andere Gebäude, die meisten Stiftungen von Millionären aus Amerika, bis er schließlich auf diesen Turm aus behauenem Naturstein stieß. Die Namensschilder waren demoliert worden, und so drückte er aufs Geratewohl auf eine Klingel, worauf ein alter Pole aus Galizien auftauchte, der nur jiddisch sprach. Der Pole wusste genau, welches Haus - dies hier, so wahr Sie mich sehen! -, und kannte auch Dr. Minkel und bewunderte ihn wegen seiner aufrechten Ansichten; er selbst habe die altehrwürdige Universität von Krakau besucht. Allerdings kam er auch mit einem Haufen eigener Fragen, die Kurtz beantworten musste, so gut es ging: Wo Kurtz ursprünglich herkomme? Ja, Himmel, ob er denn dann nicht den Soundso kenne? Und was Kurtz, ein erwachsener Mann, denn um elf Uhr morgens hier wolle, wo Dr. Minkel doch dabeisein solle, die Creme unserer zukünftigen Philosophen auszubilden?

Die Angestellten der Aufzugsfirma streikten, und so war Kurtz gezwungen, die Treppe hinaufzusteigen, doch nichts hätte ihm die gute Laune verderben können. Denn erstens hatte seine Nichte gerade ihre Verlobung mit einem jungen Mann aus seinem eigenen Amt bekannt gegeben - wenn auch nicht gerade verfrüht. Und zweitens war Ellis Bibelkurs gut gelaufen; am Ende hatte sie einen Kaffeeklatsch gegeben, und zu ihrer großen Genugtuung hatte er es geschafft dabei zu sein. Doch das Beste von allem war, dass dem Freiburger Durchbruch noch eine ganze Reihe beruhigender Hinweise gefolgt waren, deren ergiebigster erst gestern aufgefangen worden war, und zwar von einem von Shimon Litvaks Lauschern, der auf einem Beiruter Dach ein superraffiniertes Richtmikrophon ausprobiert hatte: Freiburg, Freiburg und nochmals Freiburg, dreimal auf fünf Seiten erwähnt, was wollte man mehr? Manchmal war das Glück einem eben hold, überlegte Kurtz beim Treppensteigen. Und Glück war nun mal, wie Napoleon und jedermann in Jerusalem wusste, Glück war, was gute Generäle machte. Als er einen kleinen Treppenabsatz erreichte, blieb er stehen, um ein bisschen Atem zu schöpfen und seine Gedanken zu sammeln. Das Treppenhaus war wie ein Luftschutzbunker beleuchtet: mit Drahtgestellen über den Glühbirnen, doch waren es heute die Geräusche seiner eigenen Kindheit im Ghetto, die Kurtz treppauf, treppab von den Wänden des düsteren Rundbaus widerhallen hörte. Ich hatte recht, Shimon nicht mitzunehmen, dachte er. Manchmal kann Shimon einem schon einen Schauder über den Rücken jagen; es täte ihm gut, alles ein bisschen leichter zu nehmen. Die Tür der Wohnung 18 D hatte ein in Metall gefasstes Guckloch und auf der einen Seite von oben bis unten eine ganze Reihe von Riegeln, die Frau Minkel einen nach dem anderen aufmachte wie Schuhknöpfe, wobei sie »Einen kleinen Augenblick, bitte«, rief und immer weiter nach unten kam. Er trat ein und wartete, bis sie geduldig alle wieder zugeschoben hatte. Sie war groß und sah mit ihren leuchtendblauen Augen und dem zu einem akademischen Knoten aufgesteckten grauen Haar sehr gut aus.

»Sie sind Herr Spielberg vom Innenministerium«, informierte sie ihn mit einer gewissen Vorsicht, als sie ihm die Hand gab. »Hansi erwartet Sie. Willkommen. Wenn ich bitten darf.«

Sie machte die Tür zu einem winzigen Arbeitszimmer auf, und dort saß ihr Hansi, verwittert und patrizierhaft wie ein Buddenbrook. Sein Schreibtisch war zu klein für ihn, und das seit vielen Jahren; seine Bücher und Papiere lagen stapelweise um ihn herum auf dem Boden, und zwar nach einer Ordnung, die keineswegs Zufall sein konnte. Der Schreibtisch stand schräg zu einer Fensternische, und die Nische bildete die Hälfte eines Sechsecks, hatte schmale Rauchglasfenster wie Schießscharten und darunter eine eingebaute Sitzbank. Sich behutsam erhebend, suchte Minkel sich mit vergeistigter Würde den Weg durch den Raum, bis er jene kleine Insel erreichte, die nicht von seiner Gelehrsamkeit mit Beschlag belegt worden war. Seine Begrüßung hatte etwas Steifes, und als sie in der Fensternische Platz nahmen, zog Frau Minkel einen Schemel heran und setzte sich entschlossen zwischen sie, gleichsam als wolle sie aufpassen, dass auch alles mit rechten Dingen zuging.

Ein verlegenes Schweigen machte sich breit. Kurtz setzte das verzeihungheischende Lächeln dessen auf, der leider seine Pflicht tun muss. »Frau Minkel, ich fürchte, es gibt da ein paar Dinge aus dem Sicherheitsbereich, bei denen meine Behörde darauf besteht, dass ich sie zunächst unter vier Augen mit Ihrem Mann bespreche«, sagte er. Und wartete wieder, immer noch lächelnd, bis der Professor vorschlug, sie solle doch einen Kaffee machen; was Herr Spielberg davon halte? Widerstrebend zog Frau Minkel sich zurück, nicht ohne ihrem Mann von der Tür aus noch einen warnenden Blick zuzuwerfen. Eigentlich konnte kaum ein Altersunterschied zwischen den beiden Männern bestehen, doch bemühte Kurtz sich ausdrücklich, so zu sprechen, als wende er sich an einen Älteren und über ihm Stehenden, denn das war der Professor gewohnt.

»Herr Professor«, begann Kurtz mit einer Hochachtung, als stünde er an einem Krankenbett, »soviel ich weiß, hat unsere gemeinsame Freundin Ruthie Zadir Sie erst gestern angerufen.« Er wußte das sehr genau, schließlich hatte er daneben gestanden, als Ruthie den Anruf gemacht hatte - und beide Seiten des Gesprächs mitgehört, um ein Gefühl für diesen Mann zu bekommen.

»Ruth war eine meiner besten Studentinnen«, bemerkte der Professor, als habe er einen schweren Verlust erlitten.

»Eine der besten ist sie bei uns ganz gewiss auch«, sagte Kurtz geradezu überschwenglich. »Herr Professor, sind Sie sich eigentlich darüber im klaren, was für eine Art Arbeit Ruthie bei uns verrichtet?«

Eigentlich war Minkel nicht gewohnt, Fragen zu beantworten, die außerhalb seines Fachbereichs lagen, und so musste er einen Moment überlegen, ehe er antwortete.

»Ich habe das Gefühl, ich sollte etwas sagen«, meinte er linkisch und entschlossen zugleich.

Kurtz lächelte einladend. »Falls es bei Ihrem Besuch hier bei mir um die politischen Ansichten - Sympathien - von Studenten oder ehemaligen Schülern von mir geht, so bedaure ich, nicht mit Ihnen zusammenarbeiten zu können. Denn das sind Kriterien, die ich als nicht legitim betrachte. Diese Diskussion haben wir schon mal gehabt, tut mir leid.« Er schien plötzlich peinlich berührt sowohl von seinen Gedanken als auch von seinem Hebräisch. »Ich stehe hier für etwas, und wenn wir für etwas stehen, dürfen wir kein Blatt vor den Mund nehmen; doch am wichtigsten ist das Handeln. Dafür stehe ich ein.«

Kurtz, der die Unterlagen über Minkel gelesen hatte, wußte ganz genau, wofür er einstand. Er war ein Anhänger Martin Bubers und Angehöriger einer weitgehend in Vergessenheit geratenen idealistisch ausgerichteten Gruppe, die zwischen den Kriegen der Jahre ‘67 und ‘73 für einen echten Frieden mit den Palästinensern eingetreten war. Die Rechten nannten ihn einen Verräter; und wenn man sich in diesen Tagen überhaupt an ihn erinnerte, konnte ihm das gleiche auch von den Linken passieren. Er war das Sprachrohr der jüdischen Philosophie, die Autorität auf dem Gebiet des frühen Christentums, der verschiedenen humanistischen Strömungen in seiner Heimat Deutschland und auf noch dreißig anderen Gebieten; er hatte ein dreibändiges Werk über Theorie und Praxis des Zionismus geschrieben, dessen Stichwortregister allein so dick war wie ein Telefonbuch.

»Herr Professor«, sagte Kurtz. »Ich bin mir durchaus darüber im klaren, welchen Standpunkt Sie in diesen Dingen einnehmen, und ich habe keineswegs die Absicht, mich in irgendeiner Weise in Ihre achtbaren moralischen Ansichten einzumischen.« Er hielt inne, ließ seinem Gegenüber Zeit, sich diese Zusicherung zu eigen zu machen. »Ich darf übrigens doch wohl davon ausgehen, dass es bei Ihrem bevorstehenden Vortrag an der Universität Freiburg gleichfalls um das Thema der Rechte des einzelnen geht, oder? Die Araber - ihre Grundfreiheiten -, ist das nicht das Thema, über das Sie am Vierundzwanzigsten sprechen wollen?« Das konnte der Professor nicht durchgehen lassen. Mit schlampigen Definitionen wollte er nichts zu tun haben. »Mein Thema bei der Gelegenheit ist ein anderes. Es geht dabei um die Selbstverwirklichung des Judaismus nicht durch Eroberung, sondern durch die Beispielhaftigkeit jüdischer Kultur und Moral.«

»Um was geht es denn dabei genau?« erkundigte sich Kurtz huldvoll.

Minkels Frau kehrte mit einem Tablett voller selbstgebackener Kekse zurück. »Sollst du wieder denunzieren?« wollte sie wissen. »Falls er das will, schlag es ihm ab! Und wenn du nein gesagt hast, sag wieder nein, bis er es hört. Was kann er denn mit dir machen? Glaubst du, er schlägt dich mit dem Gummiknüppel?«

»Frau Minkel, ein solches Ansinnen an Ihren Gatten liegt mir völlig fern«, sagte Kurtz ungerührt.

Mit einem Blick, der rundheraus als ungläubig bezeichnet werden muss, zog Frau Minkel sich nochmals zurück. Minkel jedoch machte kaum eine Pause. Falls er die Unterbrechung überhaupt mitbekommen hatte, übersah er sie. Kurtz hatte eine Frage gestellt, und Minkel, der nicht akzeptieren konnte, dass sich irgendein Hindernis dem Wissen entgegenstellte, wollte sie ihm beantworten.

»Ich werde Ihnen genau sagen, um was es geht, Herr Spielberg«, erwiderte er mit geradezu feierlichem Ernst. »Solange wir einen kleinen jüdischen Staat haben, können wir als Juden demokratisch weiter auf unser Ziel, die jüdische Selbstverwirklichung, zugehen. Haben wir aber erst einmal einen größeren Staat, in dem auch viele Araber leben, müssen wir uns entscheiden.« Mit seinen alten, gefleckten Händen zeigte er Kurtz, um was es ging. »Auf dieser Seite: Demokratie ohne jüdische Selbstverwirklichung. Und auf jener: jüdische Selbstverwirklichung ohne Demokratie.«

»Und wo liegt dann die Lösung, Herr Professor?« erkundigte sich Kurtz. Mit einer wegwerfenden Geste gelehrtenhafter Ungeduld hob Minkel die Hände in die Höhe. Er schien völlig vergessen zu haben, dass Kurtz nicht sein Schüler war.

»Das ist ganz einfach! Ziehen wir uns aus dem Gaza-Streifen und von der West-Bank zurück, ehe wir unsere Werte verlieren! Welche andere Lösung gibt es?«

»Und wie reagieren die Palästinenser selbst auf diesen Vorschlag, Herr Professor?«

Ein bekümmerter Zug trat an die Stelle von Professor Minkels bisheriger Zuversicht. »Sie schimpfen mich einen Zyniker«, sagte er.

»Ach, wirklich?«

»Ihnen zufolge will ich sowohl den jüdischen Staat als auch Mitgefühl und das Verständnis der Welt. Deshalb, behaupten sie, sei ich, was ihre Sache betreffe, subversiv.« Die Tür ging wieder auf, und Frau Minkel trat mit Kaffeekanne und Tassen ein. »Aber ich bin nicht subversiv«, sagte er Professor verzagt -weiter kam er allerdings nicht, dank seiner Frau.

»Subversiv?« wiederholte Frau Minkel echogleich, setzte aufgebracht das Geschirr ab und lief puterrot an. »Nennen Sie Hansi subversiv? Weil wir aus unserem Herzen keine Mördergrube machen und freimütig sagen, was hier in diesem Land passiert?«

Selbst wenn er es versucht hätte, es wäre Kurtz nicht gelungen, sie aufzuhalten; er machte aber auch gar keine Anstalten. Er ließ sie zu Ende reden.

»Im Golan, die Auspeitschungen und die Folterungen? In der West-Bank, wie sie sie da behandeln, schlimmer als die SS? Im Libanon, im Gaza-Streifen? Ja, sogar hier in Jerusalem, wo wir die arabischen Jugendlichen herumschubsen, bloß weil sie Araber sind! Und wir sollen subversiv sein, bloß weil wir es wagen, über Unterdrückung zu reden, bloß weil uns keiner unterdrückt - Juden aus Deutschland, und dann subversiv in Israel?«

»Aber, Liebchen...«, wollte der Professor verlegen vermitteln. Doch Frau Minkel war offensichtlich eine Dame, die es gewohnt war zu sagen, was sie wollte. »Wir konnten die Nazis nicht aufhalten, und jetzt können wir uns selbst nicht aufhalten. Da haben wir jetzt unser eigenes Land, und was machen wir? Wir erfinden vierzig Jahre später einen neuen verlorenen Stamm. Heller Wahnsinn! Und wenn wir es nicht sagen, wird es die Welt tun. Sie sagt es ja schon jetzt. Lesen Sie doch die Zeitungen, Herr Spielberg!« Wie um einen Schlag abzuwehren, hatte Kurtz den Unterarm erhoben, bis er sich zwischen ihrem Gesicht und dem seinen befand. Doch sie war längst noch nicht fertig. »Diese Ruthie», sagte sie und verzog voller Abscheu den Mund. »Ein guter Kopf! Hat drei Jahre unter Hansi studiert! Und was macht sie? Tritt in den Apparat ein!«

Kurtz nahm die Hand herunter und ließ erkennen, dass er schmunzelte. Nicht, dass er sich lustig machte oder zornig gewesen wäre; er schmunzelte nur mit dem verwirrten Stolz des Mannes, der die erstaunliche Vielfalt seines Volkes wahrhaft liebte. Er rief: »Bitte!«, wandte sich flehentlich an den Professor, doch Frau Minkel hatte noch unendlich viel zu sagen.

Schließlich hörte sie jedoch auf, und als sie soweit war, bat Kurtz sie, ob sie nicht doch Platz nehmen und zuhören wolle, was er zu sagen habe. So setzte sie sich wieder auf den Hocker und wartete darauf, beschwichtigt zu werden.

Kurtz gab sich Mühe, besonders freundlich zu sein, und wählte seine Worte mit großem Bedacht: Was er zu sagen habe, sei hoch geheim, sagte er, Geheimeres gebe es gar nicht. Nicht einmal Ruthie Zadir - eine ausgezeichnete Beamtin, die jeden Tag mit Geheimsachen umgehe -, nicht einmal Ruthie Zadir wisse davon, sagte er; das stimmte zwar nicht, aber was soll’s? Er sei nicht wegen der Schüler des Herrn Professors gekommen, sagte er, und schon gar nicht, um ihn der Subversion zu bezichtigen oder um sich mit ihm über seine hehren Ideale zu streiten. Er sei einzig wegen des Vortrags gekommen, den der Herr Professor in Freiburg zu halten gedenke und der die Aufmerksamkeit gewisser extrem negativer Elemente erregt habe. Endlich rückte er damit heraus, um was es eigentlich ging.

»Das jedenfalls ist die traurige Tatsache«, sagte er und holte tief Atem. »Wenn es nach einigen von diesen Palästinensern ginge, für deren Rechte Sie beide so mutig eingetreten sind, werden Sie am Vierundzwanzigsten dieses Monats in Freiburg keinen Vortrag halten. Ja, werden Sie nie mehr einen Vortrag halten, Herr Professor.«

Er hielt inne, doch seine Zuhörer hatten offensichtlich nicht die Absicht, ihn zu unterbrechen. »Aus den uns jetzt zur Verfügung stehenden Informationen geht eindeutig hervor, dass eine ihrer weniger akademisch ausgerichteten Gruppierungen in Ihnen einen gefährlichen Gemäßigten sieht, der imstande ist, den reinen Wein ihrer Sache zu verwässern. Genauso, wie Sie es mir eben gesagt haben, Herr Professor, nur noch schlimmer. Es wird behauptet, Sie träten für die Bantustan-Lösung des Palästinenser-Problems ein. Und seien ein trügerisches Licht, das die Schwachköpfigen unter ihnen verleiten könnte, sich zu einem weiteren verheerenden Zugeständnis den zionistischen Gewaltherrschern gegenüber bereit zu finden.«

Freilich bedurfte es viel, viel mehr als einer bloßen Todesdrohung, um den Professor zu bewegen, sich mit einer unüberprüften Sachlage abzufinden.

»Verzeihen Sie«, sagte er scharf, »aber das entspricht genau der Beschreibung, die nach meiner Rede in Beer Sheva in der palästinensischen Presse erschien.«

»Und genau dorther haben wir sie, Herr Professor«, sagte Kurtz.

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