14

»Warte! Irgendetwas stimmt hier nicht«, zischte Suetonius und hielt Prax zurück, der gerade aus der Dunkelheit der Hafengebäude treten wollte.

Der Optio schüttelte verärgert die Hand ab, die ihn festhalten wollte.

»Ich höre nichts. Wir müssen zu Julius. Komm schon.«

Suetonius schüttelte den Kopf und ließ den Blick über den leeren Hafen gleiten. Wo blieb nur der Quästor? Der Mann würde doch wohl nicht etwa die Warnung ignorieren, die er ihm hatte zukommen lassen? Es war so einfach gewesen, einem Legionär die Botschaft ins Ohr zu flüstern, als dieser auf dem dunklen Abort des Gasthauses seine Blase entleerte. Ehe der Soldat fertig war und sich umdrehen konnte, war Suetonius schon wieder mit vor Aufregung hämmerndem Herzen in den Lichtern und dem Gedränge der Menge im Schankraum untergetaucht. War der Mann zu betrunken gewesen, um die Botschaft weiterzugeben? Wenn sich Suetonius richtig erinnerte, hatte er leicht geschwankt, während er den Wein des Abends in die steinerne Rinne entleert hatte.

Der junge Römer ballte enttäuscht die Fäuste. Der Quästor würde einen Mann belohnen, der Piraterie im Herzen eines römischen Hafens zu vereiteln wusste. Julius würde dafür büßen, und Suetonius konnte in allen Ehren nach Rom zurückkehren und dabei sämtliche Erniedrigungen, die er hatte erleiden müssen, endlich hinter sich lassen. Falls der betrunkene Legionär die Nachricht nicht vergessen hatte, die er ihm zugeflüstert hatte, oder auf dem Weg zurück in die Kaserne eingeschlafen war. Er hätte sichergehen müssen, aber ihm waren nur wenige Augenblicke geblieben, um sich für einen Mann zu entscheiden.

»Was ist denn?«, sagte Prax. »Da ist das Schiff. Ich laufe jetzt hinüber.«

»Das ist eine Falle«, sagte Suetonius schnell und versuchte verzweifelt Zeit zu gewinnen. Seine Sinne suchten angestrengt nach irgendwelchen Anzeichen von Hafensoldaten, aber er konnte nichts hören.

Prax sah den jungen Mann im Dunkeln argwöhnisch an.

»Also, ich spüre nichts. Wenn du dich doch nicht traust, dann bleib hier, aber ich gehe.«

Der stämmige Optio rannte auf die dunkle Masse des Handelsschiffs zu und machte dabei einen Bogen um die beleuchteten Flecken auf dem Pflaster. Suetonius sah ihm stirnrunzelnd nach. Es war besser, alleine zu sein, aber wenn der Quästor nicht kam, musste er folgen. Er konnte nicht allein zurückbleiben und um eine Überfahrt betteln.

Julius umklammerte angespannt und nervös die Reling und ließ den Blick von Bord der Ventulus über den Hafen wandern. Wo blieben Prax und Tonius? Seine Augen suchten die freie Fläche zwischen den Schiffen und den Lagerhäusern nach ihnen ab. Er flehte innerlich, sie mögen kommen. Der schmale Mond war stetig emporgestiegen, und bis zum Morgengrauen konnten es nur noch wenige Stunden sein.

Hinter sich vernahm er einen dumpfen Aufprall und riskierte einen Blick auf einen weiteren Schwimmer, der das Dunkel des Decks erreicht hatte und auf dem Rücken liegend erschöpft nach Luft schnappte. Ohne Lichter, die sie leiten konnten, waren sie in dem tiefen Wasser um die felsige Landzunge herumgeschwommen, die den natürlichen Hafen bildete. Wegen der rasiermesserscharfen Felsen und der stacheligen Seeigel, an denen sie sich schon bei der kleinsten Berührung die Haut aufschürften, hatten sie sich nirgendwo festhalten können. Viele von ihnen waren mit blutigen Beinen und der Angst vor den Haien in den Augen angekommen. Es war schwer für sie gewesen, aber Julius machte sich größere Sorgen um die, die nicht schwimmen konnten, unter ihnen der Riese Ciro. Sie mussten den Hafen im Dunkeln erreichen, ohne von den Wachen des Quästors bemerkt zu werden. Sie waren spät dran.

Der von Wolken verhangene Mond gab nur einen schwachen Schein ab, aber überall im Hafen brannten Fackeln, flackernde gelbe Flecken, die im ablandigen Wind zuckten und tanzten. Der Wind hatte vor einer Stunde gedreht, und Julius wollte nur noch die Anker lichten, die Taue kappen, mit denen sie festgemacht waren, und davonsegeln. Der Kapitän lag gefesselt in seiner Kabine, und die Mannschaft hatte die Anwesenheit von ein paar zusätzlichen Soldaten ohne Kommentar oder Beunruhigung hingenommen. Es war fast besser gelaufen, als Julius gehofft hatte, doch während er zusah, wie die Fackeln knisterten und flackerten, überkam ihn die plötzliche Furcht, der Quästor könnte seine Männer gefasst und damit alles zunichte gemacht haben.

Hätte er doch nur Prax und Suetonius nicht in das Gasthaus geschickt. Vielleicht hatte es eine Schlägerei gegeben, oder sie hatten mit einer ungeschickt erzählten Geschichte von unermesslichen Schätzen an Bord Verdacht erregt. Sie waren ein zu großes Risiko eingegangen, gestand er sich ein, und seine Finger klammerten sich noch fester an die Reling der Ventulus.

Dort! Er sah die Gestalt des alten Optio auf das Schiff zueilen. Als er Suetonius nirgendwo erblickte, erstarrte er vor Schreck. Was war schief gelaufen?

Prax kletterte schnaufend an Bord.

»Wo ist er?«, fuhr ihn Julius an.

»Irgendwo dort hinten. Ich glaube, er hat die Nerven verloren. Es ist besser, wenn wir ihn zurücklassen«, erwiderte Prax und drehte sich zu der dunklen Hafenstadt um.

Julius hörte in der Ferne einen Ruf und neigte sich in diese Richtung. Ein weiterer Ruf ertönte, aber bei dem Wind konnte er nicht sicher sein, was da geschrieen wurde. Er drehte den Kopf nach links und rechts, dann erkannte er den rhythmischen Takt: marschierende Legionäre. Ihre eisenbeschlagenen Sandalen machten ein unverwechselbares Geräusch auf den Pflastersteinen. Zehn, vielleicht zwanzig Mann. Mit Suetonius waren es nur noch sechs andere, die zu Fuß zum Hafen kommen sollten. Julius’ Mund wurde trocken. Also konnte es nur der Quästor sein, der kam, um sie alle zu verhaften. Es war ihm gleich aufgefallen, wie argwöhnisch der Mann gewesen war.

Julius drehte sich um und sah zu der schmalen Planke hinüber, die sich mit der Ventulus bewegte und das Handelsschiff mit dem Kai verband. Nur ein paar feuchte Sandsäcke hielten sie fest. Er konnte das Ding in einer Sekunde anheben lassen und den Befehl zum Ablegen geben. Gaditicus bewachte den Kapitän. Pelitas sollte beim Sklaventreiber stehen, bereit, das Kommando zum Losrudern zu geben. Er fühlte sich schrecklich einsam auf dem verlassenen Deck und wünschte, die anderen wären bei ihm.

Gereizt schüttelte Julius den Kopf. Es war seine Entscheidung, und er würde warten, bis er sehen konnte, wer dort kam. Er starrte hinüber zu den Hafengebäuden und betete, dass seine Männer auftauchen mögen, doch es war nichts zu sehen, und er hörte, wie die unsichtbaren Legionäre das Marschtempo erhöhten und das Scheppern ihrer Schritte immer lauter wurde.

Als sie aus den dunklen Gassen auf das von Fackeln erleuchtete Hafengelände herauskamen, verließ ihn der Mut. Der Quästor höchstpersönlich führte ungefähr zwanzig Mann an, die bewaffnet waren und schnell auf die lange Reihe der dunklen Schiffe zuhielten.

Suetonius sackte erleichtert zusammen, als er den Lärm der Soldaten hörte. Er wollte abwarten, bis sie die anderen verhaftet hatten, und dann im Morgengrauen verschwinden. Der Quästor würde sich freuen, mit dem Mann sprechen zu können, der ihm die Warnung hatte zukommen lassen. Suetonius lächelte vor sich hin. Es war ein verlockender Gedanke, bis zu Julius’ Hinrichtung zu bleiben, nur um aus der Menge heraus seinem Blick zu begegnen. Die anderen taten ihm ein wenig Leid, aber dann zuckte er unbewusst die Achseln. Sie waren Piraten, und keiner von ihnen hatte Julius daran gehindert, mit seinen obszönen Schmeicheleien und Versprechungen die Disziplin zu untergraben. Gaditicus war unfähig, ein Kommando zu führen, und Pelitas… es würde ihm eine besondere Freude sein, Pelitas’ Untergang beizuwohnen.

»Suetonius!«, rief eine Stimme hinter ihm und ließ sein Herz fast stillstehen. »Lauf, der Quästor hat Soldaten mitgebracht! Los!«

Suetonius geriet in Panik, als er spürte, wie seine Schulter von einem der Männer gepackt wurde, die aus der Dunkelheit hervorgestürzt kamen. Ein erschrockener Blick zeigte ihm, dass es der Riese Ciro war, der ihn in vollem Lauf mit sich riss. So ins Freie gezerrt, konnte er die entschlossenen Hafensoldaten, die mit gezogenem Schwert auf sie zugeströmt kamen, nur entsetzt anstarren. Er schluckte und stolperte vorwärts. Zum Nachdenken blieb keine Zeit. Sie würden ihn niedermachen, ehe sie erfuhren, dass er ihnen geholfen hatte. Wütend schluckte er seine Angst hinunter und rannte mit den anderen weiter. Jetzt gab es keine Gelegenheit mehr zu dem Treffen mit dem Quästor unter vier Augen, das er sich ausgemalt hatte. Zuerst musste er dieses Durcheinander lebend überstehen. Er biss die Zähne zusammen, sprintete los und überholte Ciro mit wenigen Schritten.

Julius hätte vor Erleichterung fast aufgeschrien, als er die letzten Männer auf das Schiff zurennen sah. Die Soldaten des Quästors entdeckten sie sofort und befahlen ihnen brüllend stehen zu bleiben.

»Kommt schon!«, rief Julius seinen Männern zu. Er blickte sich im Hafen um und stöhnte auf, als er sah, wie dicht die Legionäre des Quästors seinen eigenen Männern auf den Fersen waren. Es blieb nicht genug Zeit. Selbst wenn Ciro und die anderen es an Deck schafften, würden ihnen die ersten Hafensoldaten auf dem Fuß folgen.

Julius’ Herz hämmerte. Ihm wurde schwindelig, als er beide Gruppen auf sich zurennen sah. Wie angewurzelt blieb er stehen und zwang sich, nicht zu früh zu handeln. Dann drehte er sich um und schrie über das Deck.

»Jetzt! Los, Peli! Jetzt!«

Unter sich, tief im Rumpf des Schiffs, hörte er Pelitas mit eigenen Befehlen antworten. Die Ventulus erzitterte, als die Ruder aus ihrer Ruheposition genommen wurden und gegen die Steine der Kaimauer drückten. Das Schiff setzte sich auf dem dunklen Wasser in Bewegung. Entschlossen hieb Julius auf das Tau ein, das sie festhielt, und schlug, als es schließlich riss, eine tiefe Kerbe in die Reling. Unter ihm erschollen weitere Rufe, als die Mannschaft durch die Bewegung erwachte und zweifellos dachte, das Schiff hätte sich losgerissen. Julius wusste, dass sie mit einigen weiteren Tagen im Hafen gerechnet hatten, und ihm blieben nur Sekunden, bis sie alle an Deck gerannt kamen. Er ignorierte dieses Problem, weil sich jetzt die Planke zum Kai mit dem Schiff bewegte und die Sandsäcke herunterfielen.

Hatte er zu früh gerufen? Die Soldaten waren weniger als fünfzig Fuß von seinen Männern entfernt, als die ersten an Bord sprangen, sich umdrehten und die Schwerter zogen. Suetonius bewegte sich flink wie ein Wiesel, und seine Füße berührten kaum die Planke, als er sich schon auf das Schiff warf.

»Komm schon, Ciro! Wir legen ab!«, rief Julius und schwenkte sein Schwert über dem Kopf. Der große Mann war zu langsam. Ohne nachzudenken ging Julius zur Planke, bereit, zu ihm auf den Kai zu springen.

Ciro blieb stehen und zog sein Schwert, um dem Ansturm der Hafensoldaten zu begegnen.

»Ciro! Es sind zu viele!«, schrie Julius ihn an. Er war hin und her gerissen zwischen der Aussicht auf die sichere Gefangennahme und seinem Wunsch, dem letzten seiner Männer zu helfen. Die Ruderer stießen sich erneut ab, und die Planke stürzte herab.

Ciro machte langsame Schritte auf die Kante der Kaimauer zu, wagte jedoch nicht, sich umzudrehen. Die Männer des Quästors stürzten sich auf ihn, und Ciro schlug mit der Faust nach dem ersten, ein knirschender Schlag, der den Soldaten über die Kante und ins Wasser beförderte. Die Rüstung des Legionärs zog ihn in einem Strom silberner Luftbläschen hinab. Ciro wirbelte herum und schnappte nach Luft, als ihn ein Schwert in den Rücken traf. Seine Arme wirbelten wie wild, doch er brüllte und sprang zu dem ablegenden Schiff hinüber, wobei er die Reling mit einer Hand zu fassen bekam. Julius erwischte sein Handgelenk und blickte in die dunklen, vor Wut und Entsetzen irren Augen.

»Helft mir, ihn hochzuziehen!«, rief Julius, während er sich verzweifelt bemühte, auf der schweißnassen Haut nicht abzurutschen. Zwei weitere Männer waren nötig, um Ciro über die Reling zu hieven. Er schnappte nach Luft, als sein Rücken aufriss und blutete, und dort, wo er lag, breitete sich ein dunkler Fleck auf dem Holz aus.

»Ich wollte ihn nicht töten«, stieß Ciro zwischen keuchenden Atemzügen hervor.

Julius kniete sich neben ihn und nahm seine Hand. »Du hattest keine andere Wahl.«

Ciro hatte die Augen vor Schmerz geschlossen, weshalb er Julius’ grimmigen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, als der junge Offizier aufstand und an die Reling trat. Das Schiff entfernte sich langsam von der Kaimauer, nachdem die Sklaven jetzt genug Platz hatten, um die Ruder ins Wasser zu tauchen.

Keine zwanzig Fuß entfernt erwiderten die Legionäre mit hasserfüllten Gesichtern wütend seinen Blick. Trotz der Nähe waren sie machtlos, weil die Kluft zwischen ihnen langsam, aber stetig größer wurde. Während Julius sie schweigend betrachtete, spuckte einer von ihnen voller Abscheu auf die Steine.

Der Quästor stand unter ihnen. Seine Toga hatte er gegen eine schwarze Tunika und einen Lederkilt eingetauscht. Sein Gesicht war vor Wut und Anstrengung gerötet, während er mit ansehen musste, wie das Schiff den Hafen verließ und schließlich im Dunkel der Nacht verschwand. Einige seiner Männer fluchten, als sie der Ventulus nachblickten.

»Befehle, Herr?«, sagte einer von ihnen und sah den Quästor an.

Pravitas antwortete erst, als sich sein Atem beruhigt hatte und etwas von der Röte aus seinem Gesicht gewichen war.

»Lauf zu dem Kapitän der Galeere, die gestern hier angelegt hat. Sag ihm, er soll auf der Stelle Segel setzen und das Handelsschiff Ventulus verfolgen. Er soll innerhalb einer Stunde in See stechen, noch bei dieser Flut.«

Der Soldat salutierte. »Jawohl, Herr«, erwiderte er. »Soll ich ihm einen Grund nennen?«

Pravitas nickte kurz. »Sag ihm, dass ein Legionär ermordet und das Schiff von Piraten gestohlen wurde.«

Julius versammelte seine Männer in der Dunkelheit auf dem schwankenden Deck um sich. Nur Ciro fehlte, der in einer Kabine lag und sich ausruhte, nachdem seine Wunde verbunden worden war. Der Schnitt unter seinem Schulterblatt war tief, sah aber sauber aus. Mit ein wenig Glück würde er durchkommen.

Die Mannschaft hatten sie unter Deck eingeschlossen, bis sie ihnen die Situation erklären konnten. Zumindest konnten seine Offiziere ohne Schwierigkeiten die Segel setzen und das Schiff in Fahrt halten. Trotzdem gefiel es ihm nicht, dass er unschuldige Männer gefangen hielt. Es erinnerte sie zu sehr an ihre eigene Gefangenschaft, und Julius spürte die Wut der Männer von der Accipiter, noch bevor sie geäußert wurde.

»Die Dinge haben sich geändert«, sagte er und versuchte seine durcheinander stürzenden Gedanken zu ordnen. »Falls es einer von euch noch nicht gehört hat, einer der Soldaten des Quästors ist bei dem Kampf, unsere Männer an Bord zu holen, ertrunken. Das bedeutet, jede Galeere in diesem Gebiet wird nach uns suchen. Wir müssen uns so weit wie möglich von der Küste entfernt halten und eine Zeit lang alle Segel gesetzt lassen, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt hat. Ich hatte es nicht so geplant, aber von jetzt an führt kein Weg mehr zurück. Wenn wir gefangen werden, sind wir tot.«

»Ich werde jedenfalls kein Pirat«, unterbrach ihn Gaditicus. »Wir haben das hier angefangen, um gegen diese Schweine zu kämpfen – nicht, um uns ihnen anzuschließen!«

»Der Quästor hat unsere Namen, erinnerst du dich?«, sagte Julius. »In der Meldung, die er nach Rom schickt, wird stehen, dass wir ein Schiff gestohlen und einen seiner Männer ertränkt haben. Ob es dir nun gefällt oder nicht, wir sind so lange Piraten, bis uns ein Ausweg aus dieser Zwangslage einfällt. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, weiterzumachen und Celsus gefangen zu nehmen. Dann können wir wenigstens unseren guten Willen zeigen. Vielleicht nageln sie uns dann nicht ans Kreuz.«

»Jetzt sieh dir an, in welche Lage uns deine Ideen gebracht haben!«, knurrte Suetonius und schüttelte die Faust. »Das ist eine Katastrophe! Keiner von uns kann wieder zurück.«

Ein allgemeiner Streit brach aus, und Julius ließ sie alle schreien, während er gegen seine eigene Verzweiflung ankämpfte. Hätte der Quästor die Nacht doch nur im Bett verbracht, dann könnten sie sich jetzt einfach auf die Suche nach ihren Peinigern machen.

Endlich fühlte er sich gefasst genug, um seine Kameraden zu unterbrechen.

»Wenn ihr mit Streiten fertig seid, erkennt ihr wahrscheinlich, dass uns überhaupt nichts anderes übrig bleibt. Wenn wir uns stellen, bringt uns der Quästor vor Gericht und lässt uns hinrichten. Das ist unausweichlich. Ich möchte noch etwas hinzufügen.«

Stille breitete sich aus, und ihm wurde übel, als er die Hoffnung auf den Gesichtern sah. Sie glaubten immer noch, er könne etwas ändern, dabei blieben ihm nur Versprechungen, an die er selbst nicht so recht glaubte. Er sah den Offizieren der Accipiter einem nach dem anderen in die Augen, um sie alle mit einzuschließen.

»In dem stinkenden Gefängnis wäre es uns allen wie ein Traum vorgekommen, hier auf einem Schiff zu sein und gegen unsere Feinde kämpfen zu können. Der Preis war hoch, aber darum werden wir uns kümmern, sobald Celsus vor unseren Füßen liegt und sein Gold uns gehört. Also richtet euch auf.«

»Rom behält seine Feinde lange im Gedächtnis«, gab Gaditicus mit hohler Stimme zu bedenken.

Julius zwang sich zu einem Lächeln.

»Aber wir sind nicht die Feinde Roms. Das wissen wir. Jetzt müssen wir nur noch die anderen davon überzeugen.«

Gaditicus schüttelte langsam den Kopf, kehrte Julius den Rücken zu und ging über das Deck davon. Das erste Licht des Morgens zeichnete sich am Himmel ab, und graue Delfine spielten und sprangen vor dem stumpfen Bug, während die Ventulus mit schnellem Schlag der Ruder durch die Wellen pflügte und sie weit vom Land und der Vergeltung forttrug.

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