15

Servilia schritt langsam und in Gedanken versunken mit ihrem Sohn, dem das gemächliche Tempo nichts auszumachen schien, über das Forum. Sein Blick konzentrierte sich auf das Senatsgebäude, dem sie sich allmählich näherten. Servilia nahm die großen Bögen und Kuppeln kaum noch wahr, denn sie hatte sie schon tausend Mal gesehen.

Sie sah Brutus von der Seite an, ohne dass er es bemerkte. Auf ihre Bitte hin war er in der vollen, glänzenden Rüstung eines Zenturios der Legion zu ihrem Treffen erschienen. Sie wusste, dass er den Klatschmäulern der Stadt sofort auffallen würde. Sie würden nach seinem Namen fragen und den jungen Mann für ihren Liebhaber halten. Inzwischen konnten ihnen aber schon andere im Vertrauen zuflüstern, ihr Sohn sei zu ihr zurückgekehrt, und sie würden alsbald mit dem größten Vergnügen versuchen, diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Es war ganz und gar unmöglich für ihn, ungesehen und unbemerkt durch das Herz der Stadt zu gehen, das wusste sie. Seinem Gang mit dem zum Lauschen geneigten Kopf haftete etwas Wildes, Ungebändigtes an, ein Selbstvertrauen, dem die Menge fast unbewusst Platz machte.

Seit einem Monat hatten sie sich jeden Tag getroffen, zuerst in ihrem Haus und dann zu Spaziergängen durch die Stadt. Am Anfang waren die kleinen Ausflüge eher steif und unangenehm gewesen, im Laufe der Tage jedoch konnten sie unbefangener miteinander umgehen und sogar lachen, auch wenn diese Augenblicke selten waren.

Sie war überrascht, wie viel Freude es ihr bereitete, ihm die Heiligtümer zu zeigen und die Geschichten und Legenden zu erzählen, die sie umgaben. Rom war voller Legenden, und er nahm sie alle mit einem lebhaften Interesse auf, das ihre eigene Begeisterung neu entfachte.

Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und steckte es mit einer beiläufigen Bewegung eng am Hinterkopf zusammen. Ein Mann blieb stehen und starrte sie an. Brutus warf ihm einen finsteren Blick zu, woraufhin Servilia ein Kichern unterdrücken musste. Manchmal versuchte er sie zu beschützen und vergaß dabei, dass sie schon sein ganzes junges Leben lang in der Stadt überlebt hatte. Doch von ihm ließ sie es sich gefallen.

»Heute tagt der Senat«, sagte sie, als sie sah, wie Brutus versuchte, durch die Bronzetüren in die dunkle Vorhalle zu blicken.

»Weißt du, worüber heute debattiert wird?«, fragte er.

Er hatte inzwischen akzeptiert, dass es hinsichtlich des Senats nur wenig gab, worüber sie nicht Bescheid wusste. Er hatte sie nicht gefragt, ob sie Liebhaber in der Nobilitas hatte, aber die Art und Weise, wie er dem Thema vorsichtig auswich, ließ an seinem Verdacht nicht zweifeln. Sie lächelte ihn an.

»Das meiste ist schrecklich öde: Ernennungen, Stadtverordnungen, Steuern. Diesen verstaubten Mumien scheint das Spaß zu machen. Es wird bestimmt dunkel, bis sie fertig sind.«

»Ich würde es mir gerne anhören«, sagte er sehnsüchtig. »Ob nun öde oder nicht, ich würde diesen Leuten gerne einen Tag lang zuhören. Von diesem Gebäude aus werden die Geschicke des gesamten römischen Reiches bestimmt.«

»Nach spätestens einer Stunde würdest du dich langweilen. Der größte Teil der eigentlichen Arbeit passiert im Hintergrund. Was du siehst, ist nur das letzte Stadium von Gesetzen, über denen sie schon wochenlang gebrütet haben. Nichts, was einen jungen Mann begeistern könnte.«

»Mich schon«, erwiderte er. Servilia nahm den wehmütigen Unterton in seiner Stimme wahr und fragte sich erneut, was sie mit ihm anfangen sollte. Es schien ihm zu genügen, die Vormittage mit ihr zu verbringen, aber keiner von ihnen hatte bisher über die Zukunft geredet. Vielleicht war es richtig, einfach nur die Gegenwart des anderen zu genießen, manchmal jedoch sah sie deutlich sein Verlangen, weiterzukommen, das aber bisher noch kein Ziel gefunden hatte. Sie wusste, dass er sich treiben ließ, wenn er mit ihr zusammen war, dass er eine Weile von seinem Lebensweg abschweifte. Sie wollte keinen Augenblick davon missen, aber vielleicht brauchte er doch einen Anstoß, um sich wieder selbst zu finden.

»In einer Woche beraten sie über die Ernennung der höchsten Posten«, sagte sie leichthin. »Rom bekommt einen neuen Pontifex Maximus und neue Beamte. Auch das Oberkommando über die Legionen wird in diesen Tagen festgelegt.« Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sein Kopf ruckartig herumfuhr. Unter seinem entspannten Äußeren schlummerte also doch noch ein ordentliches Maß an Ehrgeiz!

»Ich… sollte mich bei einer neuen Legion verpflichten«, sagte er gedehnt. »Ich könnte fast überall einen Posten als Zenturio annehmen.«

»Ach, ich glaube, für meinen Sohn kann ich etwas Besseres arrangieren«, sagte sie unbekümmert.

Er blieb stehen und ergriff sanft ihren Arm. »Was… wie?«, setzte er an.

Seine Verwirrung brachte sie zum Lachen, und er errötete.

»Manchmal vergesse ich ganz, wie naiv du doch sein kannst«, meinte sie und nahm ihren Worten mit einem Lächeln die Schärfe. »Wahrscheinlich hast du zu viel Zeit mit Marschieren und Kämpfen zugebracht. Ja, daran wird es wohl liegen. Du warst zu lange unter Wilden und Soldaten und hast dich in deinem Leben noch nie um Politik gekümmert.«

Sie hob die Hand und legte sie mit liebevollem Druck auf die seine, die sie festhielt.

»Der Senat besteht eben nur aus Männern, und Männer tun nur selten das, was richtig ist. Meistens tun sie nur dann etwas, wenn man sie dazu überredet, es ihnen befiehlt oder wenn man sie einschüchtert. Großzügige Bestechungssummen wandern von einer Hand zur anderen, aber Roms eigentliche Währung besteht aus Einfluss und Gefälligkeiten. Ersteren besitze ich, und man schuldet mir viele Gefallen. Die Hälfte der Posten dürfte bereits bei geheimen Vortreffen vergeben worden sein. Über den Rest kann man verhandeln oder ihn einfach einfordern.«

Sie hatte mit einem Lächeln als Reaktion auf ihre Worte gerechnet, aber Brutus sah gequält aus. Sie nahm ihre Hand von seiner.

»Ich dachte, es wäre… anders«, sagte er leise.

Servilia nahm sich zusammen. Sie war hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, seine Illusionen nicht zu zerstören und der dringenden Notwendigkeit, den jungen Soldaten mit der Realität vertraut zu machen, ehe er darin umkam.

»Siehst du diese Einfriedung? Weißt du noch, dass ich dir erzählt habe, dass das Volk Roms dorthin kommt, um über die Ernennung des Senats, der Tribunen, der Quästoren und sogar der Prätoren abzustimmen? Es ist eine geheime Abstimmung, und sie nehmen sie sehr ernst. Trotzdem werden immer wieder die gleichen Männer gewählt, die gleichen Familien, mit nur wenigen Abweichungen. Es scheint gerecht zuzugehen, aber die Wähler kennen keine Außenseiter. Nur die Senatoren besitzen genug Ruhm und Reichtum, damit auch die niedrigsten freien Männer der Stadt ihren Namen kennen. Es ist alles nur eine Illusion, aber eine elegante. Das Erstaunliche daran ist, dass einige im Senat wirklich versuchen, das Richtige zu tun und die Stadt und die Lage ihrer Bürger zu verbessern.« Servilia deutete auf das Senatsgebäude. »Es gibt große Männer in diesem Haus, Männer, deren Tätigkeit die Stadt erstrahlen lässt. Den meisten anderen hingegen fehlt jedwede Stärke. Sie bedienen sich der Macht des Senats, um ihren eigenen Reichtum und Einfluss zu mehren. Darüber muss man sich einfach im Klaren sein. Der Senat ist weder böse noch heilig, sondern eine Mischung aus beidem – wie alles andere, dem wir in unserem Leben begegnen.«

Brutus sah sie an und hörte ihr aufmerksam zu. Servilia war weder so distanziert noch so weltverdrossen, wie sie gerne tat. Ihre sonst so zynische Grundhaltung war wie weggeblasen, als sie von den korrupten Senatoren sprach, denen sie offenkundige Verachtung entgegenbrachte. Sie war keine einfache Frau, dachte er nicht zum ersten Mal.

»Ich verstehe dich. Es ist nur so… als ich Marius kennen gelernt habe, hielt ich ihn für einen Gott. Kleinigkeiten haben ihn nicht interessiert. Ich bin so vielen Menschen begegnet, deren Blick nicht über ihre Arbeit oder ihren Rang hinausreichte. Wenn ich heute zurückdenke, war er von einer Vision für diese Stadt erfüllt, und alles, was er anpackte, tat er, um diese Vision in die Realität umzusetzen, ganz egal, was es ihn kosten würde. Er hat alles riskiert, was er besaß, um Sulla zu stürzen, und er hatte Recht damit! Sobald Marius tot war, hat sich Sulla aufgeführt wie der König von Rom.«

Servilia schaute sich besorgt um, ob jemand in Hörweite war, und sagte mit gesenkter Stimme: »Sprich diesen Namen in der Öffentlichkeit nicht so laut aus, Brutus. Die Männer sind vielleicht tot, aber die Wunden sind noch frisch, und Sullas Mörder sind immer noch nicht gefunden worden. Ich bin froh, dass du Marius kennen gelernt hast. Er kam nie in mein Haus, aber selbst seine Gegner hatten Respekt vor ihm. Ich weiß das. Ich wünschte, es gäbe mehr Männer wie ihn.« Ihr Ton wurde wieder fröhlicher, als sie zu einem weniger ernsthaften Thema überging. »Komm, wir gehen weiter, ehe sich die Klatschmäuler fragen, worüber wir uns unterhalten. Ich möchte den Hügel zum Tempel des Jupiter hinaufsteigen. Sulla hat ihn nach dem letzten Bürgerkrieg wieder herrichten lassen und eigens die Säulen von den Ruinen des Zeustempels in Griechenland herbringen lassen. Dort wollen wir ein Opfer darbringen.«

»In seinem Tempel?«, fragte Brutus, nachdem sie sich bereits in Bewegung gesetzt hatten.

»Die Toten haben keine Tempel. Er gehört Rom, oder dem Gott selbst, wenn du so willst. Männer versuchen immer verzweifelt, etwas zu hinterlassen. Ich glaube, aus diesem Grunde liebe ich sie.«

Brutus blickte sie an, wieder einmal überwältigt von dem Gefühl, dass diese Frau schon so viel mehr gesehen und erlebt hatte als er.

»Was meinst du – soll ich einen Posten bei einer Legion annehmen?«, fragte er.

Sie lächelte über seinen Themenwechsel.

»Das wäre wohl der richtige Schritt. Es hat ja wenig Sinn, wenn man mir Gefallen schuldet und ich sie nie einfordere, oder? Du könntest deine ganze Laufbahn als Zenturio verbringen, übergangen von blinden Vorgesetzten, und deine Tage auf einem kleinen Bauernhof in einer kaum befriedeten neuen Provinz fristen, wo du jede Nacht neben deinem Schwert schlafen musst. Nimm, was ich dir geben kann. Es ist mir eine Freude, dass ich dir helfen kann, nachdem du so lange aus meinem Leben verschwunden warst. Verstehst du mich? Das bin ich dir schuldig, und ich begleiche meine Schulden immer.«

»Woran hattest du gedacht?«, fragte er.

»Aha! Habe ich endlich dein Interesse geweckt? Schön. Es würde mir ganz und gar nicht gefallen, wenn es meinem Sohn an Ehrgeiz mangelte. Mal sehen. Du bist kaum neunzehn Jahre alt, also kommen religiöse Posten für die nächsten Jahre noch nicht in Betracht. Es müsste etwas Militärisches sein. Pompeius wird seine Freunde so abstimmen lassen, wie ich es wünsche. Er ist ein alter Weggefährte. Auch Crassus ist mir noch ein paar Gefallen schuldig. Cinna würde den Ausschlag geben. Er ist… eher ein gegenwärtiger Freund.«

Brutus stotterte vor Erstaunen.

»Cinna? Cornelias Vater? Ich dachte, der ist ein alter Mann.«

Servilia lachte leise; es klang tief und sinnlich. »Manchmal ist er das, manchmal auch nicht.«

Brutus wurde dunkelrot vor Scham. Wie sollte er nur Cornelias Blick begegnen, wenn er sie das nächste Mal traf?

Servilia achtete nicht auf seine Verwirrung und fuhr lächelnd fort.

»Mit ihrer Unterstützung könntest du den Befehl über tausend Mann in jeder der vier Legionen bekommen, die derzeit zur Debatte stehen. Was hältst du davon?«

Brutus wäre fast gestolpert. Was sie ihm anbot, war mehr als erstaunlich, aber ihm war klar, dass er aufhören musste, von allem überrascht zu sein, was er über Servilia erfuhr. Sie war auf vielerlei Art eine sehr ungewöhnliche Frau, erst recht als Mutter. Ihm kam ein Gedanke, und er blieb stehen. Sie drehte sich um und blickte ihn mit fragend erhobenen Augenbrauen an.

»Was ist mit Marius’ alter Legion?«

Servilia zog die Stirn kraus. »Die Primigenia gibt es nicht mehr. Selbst wenn man den Namen wieder einführen würde, kann es nicht mehr als eine Hand voll Überlebende geben. Benutze doch mal deinen Kopf, Brutus. Jeder Freund Sullas würde deinen Namen erfahren. Mit viel Glück würdest du ein Jahr überleben.«

Brutus zögerte. Er musste die Frage stellen, sonst würde er immer wieder darüber nachgrübeln, warum er die Chance nicht ergriffen hatte.

»Aber wäre es möglich? Wenn ich das Risiko eingehen würde, könnten die Männer, die du erwähnt hast, anordnen, dass die Legion neu gebildet wird?«

Servilia zuckte die Achseln, und ein weiterer Passant starrte sie einen Augenblick lang gebannt an. Brutus legte die Hand auf den Griff seines Gladius’, und der Mann ging weiter.

»Ja, wenn ich sie darum bitten würde… Aber die Primigenia ist in Ungnade gefallen. Marius wurde zum Staatsfeind erklärt. Wer soll schon unter diesem Namen kämpfen wollen? Nein, das ist unmöglich.«

»Ich möchte sie haben. Nur den Namen und das Recht, Männer zu sammeln und auszubilden. Es gibt nichts, was ich mir sehnlicher wünschte.«

Servilia sah ihm tief in die Augen. »Bist du dir sicher?«

»Können Crassus, Cinna und Pompeius das erreichen?«, fragte er mit fester Stimme.

Servilia lächelte und musste wieder einmal staunen, wie es diesem jungen Mann gelang, ihre Gefühle innerhalb kürzester Zeit zwischen Wut, Belustigung und Stolz wechseln zu lassen. Sie konnte ihm nichts abschlagen.

»Das würde jeden Gefallen erfordern, den ich einklagen kann. Aber diese Männer sind es mir schuldig. Für meinen eigenen Sohn würden sie mir die Primigenia nicht verweigern.«

Brutus warf die Arme um sie, und lachend erwiderte sie seine Umarmung, während er sie vor Glück von den Füßen riss.

»Um eine Legion von den Toten auferstehen zu lassen, musst du Unmengen an Kapital zusammenbringen«, sagte sie, als er sie wieder absetzte. »Ich stelle dich dem Crassus vor. Ich kenne keinen reicheren Mann, und ich glaube auch nicht, dass es irgendwo einen reicheren Mann gibt, aber er ist kein Narr. Du musst ihm irgendetwas als Gegenleistung für sein Gold bieten.«

»Ich denke darüber nach«, sagte Brutus und schaute sich nach dem Senatsgebäude um, das hinter ihnen lag.

Julius, der sich noch gut an seine frustrierenden Erlebnisse an Bord der Accipiter erinnern konnte, hätte es nie für möglich gehalten, einmal für das schwere Gewicht und die geringe Geschwindigkeit einer römischen Galeere dankbar zu sein. Als der Morgen mit dem plötzlichen grellen Licht der tropischen Küste anbrach, hatten seine Männer vor Angst aufgeschrieen, als sie das viereckige römische Segel das erste Mal sichteten. Julius hatte es während der ersten Tageslichtstunden beobachtet, bis er sich sicher war, dass der Abstand schwand. Grimmig hatte er den Befehl gegeben, die Fracht über Bord zu werfen.

Wenigstens hatte der Kapitän, der noch immer an einen Stuhl in seiner Kabine gefesselt war, dies nicht mit ansehen müssen. Wenn er davon erfuhr, würde er vor Wut toben, das wusste Julius, und er würde ihm noch mehr von Celsus’ Gold geben müssen, falls ihnen das Glück hold war. Es blieb ihm wirklich keine andere Wahl, obwohl es eine unangenehme Stunde gewesen war, in der seine Männer die Besatzung in kleinen Gruppen an Deck gebracht hatten, damit sie ihnen dabei half, die kostbaren Waren eines Kontinents ins Kielwasser zu werfen. Einige der wertvollen Hölzer hatten noch auf den Wellen getanzt, auf die sie gefallen waren, die Häute und Stoffballen jedoch waren schnell versunken. Als Letztes gingen die riesigen Stoßzähne aus gelbem Elfenbein über Bord. Julius wusste, wie unbezahlbar sie waren, und er überlegte, ob er sie behalten sollte, ehe sich sein Entschluss festigte und er widerstrebend das Zeichen gab, sie mit dem Rest über Bord zu werfen.

Dann hielt er seine Männer in Bereitschaft und behielt das Segel am Horizont im gleißenden Licht der aufgehenden Sonne im Auge. Falls es noch näher käme, blieb ihm als einziger Ausweg nur, alles, was nicht niet- und nagelfest war, über Bord zu werfen, doch als die Stunden vergingen, wurde die Galeere, die sie verfolgte, immer kleiner, bis sie sich in der Reflexion des Lichts auf dem Meer verlor.

Julius drehte sich zu seinen Männern um, die gemeinsam mit der Mannschaft arbeiteten. Gaditicus war nicht dabei, stellte er fest; er war unter Deck geblieben, als der Befehl erteilt worden war, die Fracht nach oben zu bringen. Sein Blick verfinsterte sich, aber er beschloss, nicht hinunterzugehen und die Konfrontation zu suchen. Früher oder später würde er schon einsehen, dass sie sich an ihren ursprünglichen Plan halten mussten. Das war ihre einzige Hoffnung. Er würde mit der Ventulus ein paar Wochen lang fernab der Küste kreuzen und seine Rekruten weiter in der Kriegsführung zur See ausbilden. Gerne hätte er einen Corvus bauen lassen, aber um einen Piraten zum Angreifen zu verleiten, mussten sie wie ein ganz gewöhnliches Handelsschiff aussehen. Erst dann würde sich herausstellen, ob es ihm gelungen war, aus Bauern Legionäre zu machen, oder ob sie versagen und ihn zwingen würden, mit anzusehen, wie die Ventulus ebenso unter ihm versenkt wurde wie die Accipiter. Er biss die Zähne zusammen und schickte ein kurzes Gebet zu Mars. Sie mussten diese zweite Chance nutzen.

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