22

Die Hitze Griechenlands und die ständigen Ausflüchte machten es Julius schwer, sein Temperament im Zaum zu halten. Er brauchte dringend Rekruten, aber die römische Stadt hinter den Mauern hatte ihre ureigenste Pflicht vergessen und begegnete jeder Forderung mit Verzögerungen und Verhandlungen.

»Ich habe die jungen Männer. Jetzt bringt uns die Veteranen«, sagte Julius zum Stadtältesten.

»Was denn? Willst du uns ganz ohne Schutz lassen?«, stieß der Mann entrüstet hervor.

Julius schwieg und wartete einige Augenblicke, ehe er antwortete, so wie Renius es immer getan hatte. Er hatte festgestellt, dass die kleinen Pausen seinen Worten mehr Gewicht verliehen als alles andere.

»Meine Männer ziehen direkt von hier aus los, um Mithridates anzugreifen. Ihr braucht euch vor niemandem sonst zu schützen. Ich habe keine Zeit mehr, um noch mehr Bauern zu Legionären auszubilden, und nach allem, was du gesagt hast, gibt es im Umkreis von hundert Meilen keine weitere römische Streitmacht.

Ich möchte jeden Mann innerhalb eurer Mauern, der jemals im Dienste Roms ein Schwert gehalten hat, hier draußen sehen, so gut gerüstet und bewaffnet, wie ihr es vermögt.«

Der bedrängte Älteste wollte abermals etwas entgegnen, doch Julius fiel ihm ins Wort, wobei er die Stimme nur wenig hob. »Ich hoffe, ich brauche hier nicht noch einmal die Voraussetzungen für ihren Ruhestand zu erörtern. Es wäre ein Angriff auf ihre Ehre, wenn ich sie daran erinnern müsste, dass ihnen unter der Bedingung Land überlassen wurde, dass sie jederzeit wieder antreten, sobald Rom nach ihnen ruft. Es ist so weit – die Stadt ruft. Schick sie heraus.«

Der Älteste drehte sich um und rannte beinahe in den Ratssaal zurück. Julius wartete, während seine Männer hinter ihm stramm standen. Er hatte genug von der Verzögerungstaktik des Stadtrats, und allmählich verspürte er auch kein Mitgefühl mehr mit diesen Städtern. Sie lebten in einem eroberten Land, und die entfernte Gefahr eines Aufstands war nun Wirklichkeit geworden. Glaubten sie etwa, sie könnten ihn hinter ihren schönen Mauern aussitzen? Er fragte sich, was wohl geschehen wäre, wenn Mithridates vor ihm hier eingetroffen wäre. Er wäre jede Wette eingegangen, dass sie ihm aus Angst um ihre Familien die Treue geschworen, die Tore geöffnet und im Staub vor ihm gekniet hätten.

»Da kommt jemand die Hauptstraße herauf«, sagte Gaditicus hinter ihm.

Julius drehte den Kopf nach links und lauschte auf den gleichmäßigen Schritt von mindestens einer Zenturie Legionäre. Er fluchte leise. Eine Konfrontation mit einem anderen Offizier der regulären Legion hatte ihm gerade noch gefehlt.

Als die Einheit in Sicht kam, machte Julius’ Herz einen Sprung.

»Legionäre… halt!«, ertönte eine raue Stimme, und der Befehl hallte von den Mauern rings um den kleinen Platz wider.

Einer von Julius’ Männern pfiff leise bei dem Anblick, der sich ihnen bot. Die Männer waren alt. Sie trugen Rüstungen, die teilweise aus der Zeit von vor fünfzig Jahren stammten, mit einfacheren Metall- und Kettenpanzern. Ihre Körper zeigten die Spuren jahrzehntelanger Kriege. Einigen fehlte ein Auge oder eine Hand. Andere hatten uralte, schlecht genähte Narben im Gesicht und auf den Gliedern, die ihre Haut in langen Halbkreisen überzogen.

Der Kommandeur war ein kräftiger Mann mit kahl rasiertem Schädel und muskulösen Schultern. Sein Gesicht war voller Falten, aber er vermittelte immer noch einen Eindruck von Stärke, der Julius entfernt an Renius erinnerte. Instinktiv erkannte er in Julius, der sich ein Stück weit von den anderen entfernt hielt, den Befehlshaber und salutierte vor ihm.

»Quertorus Far meldet sich zur Stelle, Herr. Wir dachten, ehe der Rat noch den ganzen Tag mit Reden verbringt, erteilen wir uns selbst den Befehl zum Ausrücken. Die Veteranen sind zur Musterung bereit, Herr.«

Julius nickte und folgte ihm, während immer mehr Legionäre auf den Platz hinaustraten und sich in sauberer Formation aufstellten.

»Wie viele sind es?«, fragte er und versuchte den Wert der Weißbärte einzuschätzen, die vor ihm in der Wintersonne strammstanden.

»Insgesamt fast vierhundert, Herr, aber einige sind noch von weiter entfernt liegenden Höfen hierher unterwegs. Bis zum Einbruch der Dunkelheit müssten alle hier sein.«

»Und das Durchschnittsalter?«, fuhr Julius fort.

»Es sind Veteranen, Herr. Das heißt, sie sind alt. Aber sie haben sich alle freiwillig gemeldet, und sie sind so zäh und hart, wie du sie brauchst, wenn du Mithridates ausräuchern willst. Sie werden ein paar Tage zusammen exerzieren müssen, aber bedenke, sie haben alle mehr als eine Prüfung bestanden. Viele Männer sind im Lauf der Jahre für Rom gestorben. Diese hier haben überlebt.«

Der Mann trug eine anmaßende Miene zur Schau, aber Julius hörte den Glauben in seinen Worten, mit denen der Glatzkopf den jungen Offizier, der auf der Suche nach einer Armee in ihre Stadt gekommen war, beruhigen wollte.

»Und du, Quertorus? Befehligst du sie?«

Der glatzköpfige Mann lachte, ein kurzes, rasselndes Geräusch, das sofort wieder abrupt endete.

»Ich nicht, Herr. Der Rat denkt wahrscheinlich, er täte es, aber die meisten dieser Männer gehen schon seit langem ihre eigenen Wege. Aber nachdem Mithridates den Hafen erobert hatte, haben sie angefangen, ihre Schwerter zu polieren, wenn du weißt, was ich meine.«

»Du redest, als würdest du nicht zu ihnen gehören«, sagte Julius und ließ es wie eine Frage klingen.

Quertorus hob die Augenbrauen. »Aber nicht mit Absicht, Herr. Ich habe zwanzig Jahre bei der Ersten Cyrenaica gedient, zehn davon als Optio.«

»Die letzten zehn?«, fragte Julius aus irgendeinem Instinkt heraus.

Quertorus räusperte sich und wandte einen Moment den Blick ab.

»Mehr so zehn in der Mitte, Herr. Gegen Ende habe ich meinen Rang wegen übermäßigem Glücksspiel verloren.«

»Ich verstehe. Nun, Quertorus, es sieht ganz so aus, als hätten du und ich uns wieder auf ein Glücksspiel eingelassen«, entgegnete Julius leise.

Quertorus strahlte ihn an und zeigte Zahnlücken im Unterkiefer. »Ich würde nicht gegen meine Männer wetten, Herr. Nicht, bevor du sie gesehen hast.«

Julius betrachtete die dichten Reihen mit weniger Vertrauen, als er sich anmerken ließ.

»Ich hoffe, du hast Recht. Und jetzt tritt ins Glied zurück, dann werde ich zu ihnen sprechen.«

Einen Augenblick dachte er, Quertorus würde sich weigern, und er fragte sich, ob es außer dem Glücksspiel noch andere Gründe dafür gab, dass der Mann seinen Rang verloren hatte. Die meisten Legionäre spielten, wenn sie nicht im Dienst waren. Dann trat der Kahlkopf ins Glied zurück und nahm, die Augen interessiert auf Julius gerichtet, Haltung an. Julius holte tief Luft.

»Veteranen Roms!«, donnerte er, so dass die dicht vor ihm Stehenden zusammenfuhren. Er hatte immer schon eine kräftige Stimme gehabt, jetzt jedoch fragte er sich, ob sie ausreichen würde, falls einige von ihnen taub waren.

»Meine Männer und ich sind durch zwei Dörfer südlich von hier marschiert, ehe wir auf der Suche nach Rekruten hierher gekommen sind. Dort haben wir erfahren, dass Mithridates sein Lager ungefähr einhundert Meilen westlich aufgeschlagen hat. Ihr könnt sicher sein, dass in diesem Moment, in dem ich hier zu euch spreche, bereits römische Legionen auf dem Marsch sind und von den Häfen Dyrrachium und Apollonia aus in Richtung Osten vorrücken. Ich habe vor, ihn auf sie zuzutreiben und der Hammer für den römischen Amboss zu sein.«

Jetzt hatte er ihr Interesse geweckt. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, die seiner eigenen Männer und die der ergrauten Veteranen. Er dankte den Göttern für die Entscheidung, die zehn Meilen nach Norden zu marschieren, um in der Stadt nach Rekruten zu suchen.

»Mit euch habe ich eintausend Mann unter meinem Befehl, um Mithridates anzugreifen. Einige aus dieser Stadt und den Dörfern sind nicht ausgebildet. Andere, die ich mitgebracht habe, kennen sich nur im Kampf zur See auf römischen Galeeren aus. Ihr wart die Landlegionen, also müsst ihr auf dem Marsch unser Rückgrat bilden. Ich werde jedem von euch einen Schwertbruder von meinen Männern zuteilen, den ihr ausbilden werdet.«

Er machte eine Pause. Als alles ruhig blieb, wusste er, dass sich die Veteranen immer noch an die alte Disziplin erinnerten. Er fragte sich, wie viele von ihnen die Meilen überstehen würden, ehe es überhaupt zum Kampf kam. Mit jungen, frischen Soldaten hätte er die Strecke in drei oder vier Tagen zurücklegen können, aber mit diesen hier? Das konnte man nicht vorhersagen.

»Ich brauche einen von euch als Quartiermeister, der aus den Vorräten in der Stadt Marschgepäck, Ausrüstung und Verpflegung zusammenstellt.«

Quertorus trat mit begeistert blitzenden Augen vor.

»Quertorus?«, sagte Julius zu ihm.

»Quartiermeister, Herr, mit deiner Erlaubnis. Ich habe schon lange auf eine Gelegenheit gewartet, dem Rat eins auszuwischen.«

»In Ordnung, aber ihre Beschwerden sollen sie an mich richten, und ich werde sie ernst nehmen. Nimm drei von meinen Männern mit und fang an, deine Vorkehrungen zu treffen. Wir brauchen einen Schild für jeden Mann, und alles an Speeren und Bögen, was ihr finden könnt. Eine Feldküche soll draußen vor den Mauern für alle eine Mahlzeit bereit haben, ehe es dunkel wird. Es ist immer noch hell genug, um zu exerzieren, und ich möchte sehen, wie gut sich die Männer bewegen können. Sie werden hungrig sein, wenn wir fertig sind.«

Quertorus salutierte und marschierte zackig hinüber zu Gaditicus, der immer noch in Habachtstellung an der Stelle stand, wo Julius ihn mit den anderen zurückgelassen hatte. Julius sah zu, wie er zwei weitere Männer auswählte, die mit ihm gehen sollten, und versuchte das ungute Gefühl beiseite zu schieben, gerade den Bock zum Gärtner gemacht zu haben. Als sie davoneilten, erblickte Julius den Stadtältesten, der aus der Ratshalle gestürzt kam und direkt auf die versammelten Veteranen zuhielt. Julius wandte sich ohne Interesse von ihm ab. Was immer der Rat auch entschieden haben mochte, es war nicht mehr wichtig.

»Ich habe gesehen, wie ihr steht, und an euren Narben kann ich erkennen, dass ihr kämpfen könnt!«, rief er über die Reihen. »Jetzt will ich sehen, ob ihr euch noch an die Formationen erinnert!«

Auf seinen Befehl hin machten sie kehrt und marschierten die Hauptstraße entlang zu dem Tor, das aus der kleinen Stadt hinausführte. Diejenigen, die in den Nebenstraßen hatten warten müssen, fielen präzise hinter den anderen ein, und Julius gab Gaditicus ein Zeichen, den Schluss zu bilden. Die beiden Männer wechselten einen kurzen Blick, als sie sich der hinausmarschierenden Kolonne anschlossen. Der Stadtälteste rief ihnen irgendetwas hinterher, aber seine Stimme wurde immer leiser, bis ihm klar wurde, dass sie ohnehin nicht mehr auf ihn hörten.

Es dauerte eine Weile, bis die Legionäre vier gleiche Reihen gebildet hatten, in denen sowohl die Veteranen als auch die jüngeren Männer standen. Julius schritt zackig vor den Reihen auf und ab und versuchte dabei die Qualität der Männer einzuschätzen, die sich in seinem Namen versammelt hatten. Während er sie finster anblickte, versuchte er sich verzweifelt an die Lektionen in Kampftaktik sowie an die Übungen zu erinnern, die ihm Renius vor so vielen Jahren eingepaukt hatte. In keiner davon war es darum gegangen, eine Legion von Null aufzubauen, aber vieles fiel ihm wieder ein, als er über die praktischen Probleme nachdachte, die es mit sich brachte, eine große Gruppe marschieren und Befehle befolgen zu lassen. Nur eine Sorge wollte nicht von ihm weichen: Würde einer der Veteranen merken, dass er noch nie Infanterie befehligt hatte? Sein Blick verfinsterte sich noch mehr. Er würde ihnen einfach etwas vorspielen müssen.

Mit den Eckmännern beginnend, bildete er ein einfaches Viereck und ging im Kopf die Zahlen durch, während sie warteten. Er trennte die anderen in dreißig durchnummerierte Reihen und wies die Eckmänner an, ihre Posten einzunehmen. Als sie bereit waren, rief Julius den Befehl: »Langsamer Marsch ins Quadrat!«

Es ging holprig, aber die Männer bewegten sich ernst und konzentriert, bis sie wieder schweigend dastanden.

»Und jetzt seht euch um, meine Herren. Ich will so oft als möglich einen Veteranen neben einem jüngeren Mann stehen haben. Wir werden Geschwindigkeit mit Erfahrung mischen. Bewegt euch!«

Wieder wechselten sie ihre Positionen, und das Geräusch der scharrenden Füße ohne begleitendes Gemurmel klang gespenstisch. Julius sah, wie seine Männer in ihrem Verhalten dem Beispiel der Veteranen folgten, und lächelte leicht, als ihm Renius’ Worte einfielen, ein Anführer müsse respektiert werden, aber kalt sein. Er durfte nicht lächeln. Sie durften ihn nicht mögen. Marius hatten sie geliebt, aber sie hatten jahrelang für ihn gekämpft, und so viel Zeit blieb Julius nicht.

»Wir haben zwei Kohorten von vierhundertachtzig Mann. Trennt euch nach der fünfzehnten Reihe und lasst einen Abstand zwischen euch.« Wieder setzten sie sich in Bewegung, und in der staubigen Erde entstand ein breiter Durchgang.

»Die erste Kohorte wird den Namen Accipiter tragen, der Habicht. Die andere wird Ventulus heißen, der Wind. Accipiter wird von meinem stellvertretenden Kommandeur Gaditicus angeführt, Ventulus von mir selbst. Sprecht die Namen vor euch hin. Wenn ihr sie im Kampf hört, müsst ihr ohne nachzudenken reagieren.« Die Tatsache, dass der eine Namensvetter ein Handelsschiff gewesen war und der andere auf dem Meeresgrund lag, verschwieg er ihnen. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.

»Ehe wir mit dem Exerzieren beginnen, brauchen wir einen Namen.«

Er machte eine Pause und dachte verzweifelt nach, während in seinem Kopf völlige Leere herrschte. Die Veteranen sahen ihn teilnahmslos an. Vielleicht spürten sie, dass es ihm plötzlich an Selbstvertrauen mangelte. Der richtige Name würde ihnen beim Angriff Mut machen, und Julius geriet in Panik, als ihm nichts einfallen wollte, überwältigt von der Bedeutsamkeit, es gleich beim ersten Versuch wirklich richtig zu machen.

Komm schon!, trieb er sich an. Sprich den Namen aus und gib ihnen eine Identität. Wütend ob der eigenen Unentschlossenheit, blickte er ihre Reihen entlang. Sie waren Römer, jung und alt. Jetzt hatte er es.

»Ihr seid die Wölfe Roms«, sagte er. Seine Stimme war ruhig, trotzdem drang sie bis zum letzten Mann durch. Einige Veteranen richteten sich auf, während er sprach, und er wusste, er hatte eine gute Wahl getroffen.

»Also. Kohorte Ventulus, bildet vier Manipel rechts von mir. Accipiter, nach links wegtreten. Wir haben noch drei Stunden, ehe es dunkel ist. Exerziert, bis ihr umfallt.«

Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, vor wilder Zufriedenheit die Faust zu ballen, als sie sich sauber trennten. Dann rief er Gaditicus aus den Reihen der Accipiter zu sich und erwiderte seinen Gruß.

»Übe mit ihnen jede Formation, die du kennst, bis es dunkel wird. Lass ihnen keinen Augenblick Zeit zum Nachdenken. Ich werde mit meinen Männern das Gleiche tun. Wechsele die Gruppenführer aus, wenn sie offensichtlich nicht taugen oder die Disziplin nicht stärken, aber mit Umsicht. Bis zum Essen sollten sie gut zusammenarbeiten.«

»Willst du morgen losmarschieren?«, fragte Gaditicus mit leiser Stimme, damit ihn die Männer in der Nähe nicht hören konnten.

Julius schüttelte den Kopf.

»Morgen werden wir ein Manövergefecht veranstalten, deine Männer gegen meine. Die Alten sollen sich erinnern und die Jungen sich daran gewöhnen, wie es ist, mitten im Kampf und unter Druck Befehle zu befolgen. Komm heute Abend zu mir, dann klären wir die Einzelheiten. Und noch etwas, Gaditicus…«

»Jawohl, Herr.«

»Nimm deine Leute hart ran, denn morgen wird die Ventulus sie auseinander nehmen, und dann musst du noch mal von vorne anfangen.«

»Das möchte ich sehen, Herr«, erwiderte Gaditicus mit einem kleinen Lächeln, ehe er erneut salutierte und zu seinem neuen Kommando zurückkehrte.

Als Julius zwei Tage später den Marschbefehl gab, verspürte er einen Stolz, der seine Füße wie von selbst über die fremde Erde trug. Sein rechtes Auge war fast zugeschwollen, weil ihn einer von Gaditicus’ Männern mit einem Axtstiel erwischt hatte, doch er wusste, dass der Schmerz vergehen würde.

Nicht wenige Soldaten aus beiden Kohorten humpelten wegen der Prügel, die sie sich in den Scheinkämpfen gegenseitig verpasst hatten, aber sie hatten sich aus Fremden in Wölfe verwandelt, und Julius wusste, dass sie nicht leicht zu töten und noch schwerer zum Aufgeben zu bringen wären. Sie würden hundert Meilen durch Wälder und Ebenen marschieren, und Mithridates würde eine Menge aufständischer Bauern benötigen, um ihrem Ansturm standzuhalten, dessen war sich Julius sicher. Er fühlte sich, als hätte er guten Wein im Bauch, und hätte vor Aufregung am liebsten laut aufgelacht.

Gaditicus neben ihm bemerkte seine gute Laune und lachte leise, zuckte jedoch zusammen, als seine geschwollenen Lippen wieder aufplatzten.

»Ein Gutes hatten die Galeeren. Man musste nicht so viel Metall und Ausrüstung auf dem Rücken mit sich herumschleppen«, murrte er halb laut.

Julius schlug ihm lachend auf die Schulter. »Du hast noch Glück. Die Legionäre meines Onkels wurden ›die Maulesel des Marius‹ genannt, weil sie so viel tragen konnten.«

Gaditicus antwortete mit einem Knurren und verlagerte das Gewicht des schweren Tornisters, um seinen Muskeln Erleichterung zu verschaffen. Die Beine waren am schlimmsten dran. Viele der Veteranen hatten mächtige Waden, deren Kraft durch jahrelanges Marschieren entstanden war. Gaditicus schwor sich, seine Kohorte erst dann Rast machen zu lassen, wenn Julius es tat oder wenn einer der Veteranen umkippte. Er wusste nicht, was wahrscheinlicher war.

Julius verlängerte seinen Schritt und ging durch die Reihen, bis er ganz vorne war. Er hatte das Gefühl, Tag und Nacht marschieren zu können, und die Römer in seinem Rücken würden ihm folgen. Hinter ihnen verlor sich die Stadt rasch in der Ferne.

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