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Am Flughafen noch wählte Jakob die Nummer seines künftigen Kollegen Alistair, die Sekretärin, Maude, antwortete ihm, — o dear, hörte er ihre Stimme, you arrived already, how wonderful! und daß ihn Alistair um zwei Uhr am Eingang des British Museum erwarte. — He certainly will recognise you, don’t you worry, Alistair is a man of extraordinary capacities.

Kleine Flugzeuge landeten und starteten, er war in London City Airport noch nie gewesen, wenige Reisende nur bewegten sich dem Ausgang zu, und da die Uhr erst ein Uhr mittags zeigte, beschloß Jakob, mit dem Zug zu fahren. Tatsächlich erkannte Alistair ihn sofort, eilte die Treppen des Museums hinunter, faßte ihn, ohne sich nach der Anreise zu erkundigen, am Arm und zog ihn, fröhlich und viel zu schnell redend, als daß Jakob hätte folgen können, die Straßen entlang zu einem kleinen Deli. Die Besitzerinnen, zwei Frauen um die vierzig, begrüßte er herzlich, schob Jakob auf einen Stuhl und kam nach ein paar Minuten mit zwei vollgeladenen Tellern zurück. — Amira meint, du sähest erschöpft aus, berichtete er und fing an zu kauen. Also, sagte er, Bentham ist sechsundsechzig Jahre alt, er will, seit er die große Kanzlei verkauft hat, keine Partner, die einzig lose Verbindung ist die mit euch in Berlin. Er beteiligt uns am Gewinn, weil er keine Kinder und keine Verwandten hat, sein älterer Bruder ist kurz nach der Emigration gestorben. Vermutlich wird er alles eh verschenken. Würde zu ihm passen. Er ist nicht immer in der Kanzlei, aber man kann ihn jederzeit anrufen. Lohnt sich, sein Instinkt ist einigermaßen unfehlbar. Woran du arbeiten wirst, will er dir selber sagen; wahrscheinlich sollst du dich um die paar Alten und ihre Abkömmlinge kümmern, die in Ostdeutschland ihren Ruinen aus den Vorzeiten nachweinen. Du weißt schon, Seegrundstücke mit Datschen dort, wo früher eine Villa stand. Immobilien dazu. Erbschaftsstreitereien lehnt Bentham ab. Alles klar?

Alistair richtete sich auf, lachte Jakob an und winkte Amira, die zwei Espressi brachte und freundlich kopfschüttelnd Jakobs halbvollen Teller musterte. — Erst, wenn er aufgegessen hat, sagte sie zu Alistair und hielt das Täßchen in die Höhe, als wollte sie es dem Zugriff eines hüpfenden Kindes entziehen. — Amira, Jakob, stellte Alistair vor und gab Jakob einen sanften Stoß. Jakob stand auf, reichte ihr die Hand. — Ich bringe Ihnen einen neuen Espresso, wenn Sie fertiggegessen haben, und lassen Sie sich von Alistair nicht in Grund und Boden reden! Einen Augenblick später stand ein kleines Glas Weißwein vor Jakob, und Alistair nickte anerkennend. — Sie mag dich, sagte er und schwieg, bis Jakob aufgegessen hatte. — Ich freue mich auf London, sagte Jakob und errötete über seine törichte Bemerkung. Und du zeigst mir das Haus?

Alistair grinste, fuhr sich mit der Hand durch den blonden, dichten Schopf. Er hatte grüne Augen und Sommersprossen, die Krawatte hing schief unter einem eleganten Jackett, sein knochiges Gesicht wurde von sehr langen Wimpern und einem schön geschwungenen Mund kontrastiert. — In Primrose Hill gibt es eine Wohnung, die sehr anständig ist, vier Zimmer, feine Gegend und so weiter. Und dann gibt es ein viktorianisches Reihenhaus in Kentish Town. Eigentlich nicht die richtige Adresse für jemanden, der bei Bentham arbeitet, aber ihm ist es egal. Er erwähnte, du kämest nicht alleine, und in Berlin sei man viel Platz gewöhnt.

— Meine Frau, Jakob sprach es zögernd und, wie ihm erstaunt bewußt wurde, zum ersten Mal aus. Meine Frau begleitet mich, sie wird von hier aus weiter für ihre Grafik-Agentur arbeiten.

— Primrose Hill ist posh. Seid ihr posh? Alistair lachte über seine eigene Frage. In Amiras Deli kommt jeden Freitag eine Frau, die aus der Kaffeetasse liest, Bentham schwört auf sie. Wenn du dich nicht entscheiden kannst, bleib bis übermorgen.

Später wußte Jakob nicht mehr, ob ihn diese Auskunft bewogen hatte, Primrose Hill nicht einmal anzusehen. Aus der Kaffeetasse zu lesen schien ihm derart exotisch, in einem Deli, in dem Juristen und Geschäftsleute offenkundig die Kundschaft bildeten, daß er erschrak und sich provinziell fühlte oder wie ein Kind, das in die Welt reist. Er war so beschäftigt mit der Idee einer vorhersehbaren Zukunft, mit dem Foto einer stämmigen, schwarzhaarigen Frau, auf das Alistair ihn aufmerksam machte, daß er vergaß, sich von Amira zu verabschieden, und auch nicht darauf achtete, wohin Alistair ihn brachte. Nach einer hektischen Taxifahrt, die durch ein Labyrinth von Kränen, Bauzäunen führte, stiegen sie vor Kentish Town Station aus. — Dann siehst du gleich, wie nahe es zur U-Bahn ist, erklärte Alistair, bog in eine Straße ein, die sacht anstieg, bog noch einmal ab. Große Platanen standen vor adrett aussehenden Häusern, irgendwo spielten Kinder, Jakob hörte ihre Rufe, auch das Aufdotzen eines Balles, und die Eingangstür, auf die Alistair zuging, war dunkelblau, verglast, durch ein schmiedeeisernes Gitter geschützt, dahinter sah man einen hellen Teppich. Die Aufteilung der Zimmer war angenehm, mit zwei größeren Räumen und einem kleinen Bad im Erdgeschoß, Isabelles Zimmer, dachte Jakob sofort, einer Küche und einem Wohn- und Eßzimmer im ersten Stock, zwei Schlafzimmern und einem Bad im zweiten Stock. Aus dem Erdgeschoß führten ein paar Stufen über eine Terrasse in den Garten, ein schmaler, anspruchsloser Streifen, auf dem ein paar Rhododendren und Hortensien wuchsen und struppig aussehender Rasen. — Man hat ein paar Wände herausgerissen, erklärte Alistair. In den umliegenden Häusern gibt es pro Stockwerk eine Wohnung, und für Londoner Verhältnisse sind es nicht einmal kleine Wohnungen.

Als sie wieder auf die Straße traten, fuhr Alistair fort: —Du könntest natürlich auch in Notting Hill suchen oder in Hampstead, es gibt wirklich feinere Gegenden, aber die Mischung hier ist gut, die Lage auch, und anderswo müßtest du das Doppelte zahlen. Das Haus gehört Bentham, er überläßt es euch für fünfhundert Pfund pro Woche, das ist wirklich geschenkt. Alistair nahm wieder Jakobs Arm, — laß uns zu Fuß gehen, sagte er und zog schon voran, schlug dann aber doch vor, mit dem Bus bis zum nordöstlichen Ende von Regent’s Park zu fahren, von dort sei es nicht weit, ein schöner, angenehmer Weg, der den Zoo streife und durch die Länge des Parks hindurchführe, beinahe bis zur Devonshire Street. Man könne mittags im Park sitzen, Mister Bentham liebe es, sich dort zu besprechen während eines Spaziergangs, und selbst bei Regen, Jakob sei gut beraten, sich mit einer Regenjacke auszustatten, einer guten Regenjacke mit Kapuze, besser noch einem kurzen Mantel, allerdings halte Bentham auf Eleganz, er werde es gleich selber sehen. Jetzt erst fiel Jakob auf, daß Alistair ebenso groß war wie er selbst, und Robert fiel ihm ein. Alistair war blond, lebhafter, natürlicher, in seinen Augen konnte es allerdings boshaft funkeln, und während sie gingen, erzählte er von Konzerten und den Tricks seiner alten Tante, sich ohne Ticket ins Konzert zu schmuggeln, da sie all ihr Geld für Polo-Ponys und Veterinäre ausgab. — Ich wollte sie einladen, aber sie sagte nur, sie wäre mit dem Gegenwert in Cash besser bedient, begleiten würde sie mich natürlich trotzdem gerne, ohne Ticket. Sie verließen den Park, in dem Jakob von fern die Gitter des Zoos gesehen hatte, er war jetzt aufgeregt, da hatten sie die Devonshire Street schon erreicht, Alistair klopfte bloß an die schwere Tür, unsichtbar betätigte ein Mensch den Summer, Andrew, der Pförtner, war es, der ihnen entgegenkam, in der Hand ein dickes Buch, den Finger als Lesezeichen dort, wo sie ihn unterbrochen hatten, ein winziger Kopf saß auf dem faltigen Hals, einzig die Ohren waren groß und fleischig an diesem Menschen, der die Augen eines Nachttieres besaß und sich sogleich als verantwortlich für den Aufzug auswies, auch dringend riet, den Aufzug, wenn überhaupt, dann nur in seiner Anwesenheit in Betrieb zu nehmen. Die Treppen, bemerkte Jakob, als sie in den ersten Stock hinaufstiegen, sahen allerdings auch nicht zuverlässiger aus, schiefgetreten und mit einem abgerissenen Teppich bedeckt, die Türen warteten auf einen neuen Anstrich, die Wände ebenso, und der Bibliotheksraum wirkte, von den neuen Büchern und Zeitschriften in ihren penetranten Farben grell durchbrochen, wie die schlafende, nie benutzte Bibliothek eines dem Staub, der Zeit, den pochenden, heiseren Geräuschen überlassenen Herrenhauses. Doch der Eindruck täuschte, die schönen, alten Holztische waren frisch poliert, am hinteren Teil standen fünf neue Macintosh-Computer, zwei Männer, etwa in Jakobs und Alistairs Alter, lasen in schweren Ledersesseln, ließen sich von den Besuchern nicht stören. — Das ist Benthams Stockwerk, kommentierte Alistair, als sie den zweiten Stock hinter sich gelassen hatten, ins dritte Stockwerk stiegen, wo Alistair auf eine halboffene Tür wies. Daß er nicht mit ihm eintrat, bemerkte Jakob erst mit einer kleinen Verzögerung, als er sich nach Alistair umdrehen wollte, weil der Mann, der beim Fenster in einem Lehnstuhl saß, ein Herr in einem makellosen dreiteiligen Anzug aus schwarzem Tuch, statt einer Krawatte ein Seidentuch elegant um den Hals geschlungen, im Knopfloch des Revers eine kleine, weiße Blüte, sich nicht rührte, sondern ihn nur abwägend betrachtete. Eine heftige, unruhige Bewegung empfand Jakob und spürte sein Herz klopfen. Da regte sich der Oberkörper, der Mann erhob sich wie aus sich selbst heraus, ohne die Unterstützung der Beine, weniger dem Willen als einem Gedanken gehorchend, der die Gewichte, den breiten Brustkorb, den von der Weste gehaltenen Bauch und die eher zu kurzen Beine in perfekte Relation zueinander setzte, um jede Kraftanstrengung zu vermeiden. Hals und Gesicht waren groß und fleischig, die Nase ebenso wie das Kinn und die Backenpartie, buschige Augenbrauen überdeckten fast die Augen, die eher schmalen Lippen formten einen weichen, nachlässigen Mund. Seine Stimme war so tief und brummelnd, daß Jakob nicht gleich verstand, was er sagte, und es fiel ihm später nie ein, was Benthams erster Satz gewesen war und ob er Deutsch oder Englisch gesprochen hatte, so lange und so oft er darüber auch nachdachte.


Was Jakob, zurück in Berlin, Isabelle und Hans erzählte, belief sich auf eine Liste der Aufgaben, die ihn erwarteten. Über sein künftiges Bürozimmer verlor er kein Wort, erstaunt wurde er sich bewußt, daß er das geräumige Zimmer voller alter Möbel — darunter ein Sofa und eine schwere Holztruhe — für sich behalten wollte. Zweifellos sei es schäbig und nicht sehr hell, hatte Bentham gesagt, zudem gebe es im ersten Stockwerk — Alistair und zwei weitere Kollegen hatten ihre Zimmer im zweiten Stock — ein modernes Büro, es mußte, dachte Jakob, hinter dem Lesesaal liegen. Neben Mister Krapohls, des Bibliothekars, Kemenate, hatte Bentham zugestimmt, während Jakob errötete. Aus einer kleinen Küche war Maude, Benthams Sekretärin, mit einem Tablett herausgekommen, empört den Kopf schüttelnd, als sie von den Plänen der beiden hörte, — this room up here gehöre zuallererst gründlich ausgemistet und gestrichen, sie hatte Jakob ausführlich gemustert, eine etwa fünfzigjährige, rundliche Person, die ein Haarnetz trug und rote Backen hatte, als wäre sie gerade von draußen, aus irgendeinem Garten hereingekommen, die Schere noch in der Hand. Sie hielt aber das Tablett, auf dem eine Teekanne und zwei Schälchen mit Keksen standen, ein Teller mit Sandwiches dazu, Milchkännchen und Zuckerdose aus Silber, so glänzend poliert, als wollte sie beweisen, daß gute Pflege und Reinlichkeit das einzige Mittel gegen ständig wuchernde Unordnung seien. Auf dem Weg zur Liverpool Street Station hatte Alistair ihm erklärt, daß es eine beständige Auseinandersetzung darüber gebe, ob man weiter die alten grauen Ordner benutzen oder sie endlich durch hellere, farbige ersetzen solle. Bentham selbst erwerbe benutzte Leitz-Ordner, wo immer er sie zum Verkauf sähe, eine der Marotten, an die man sich gewöhnen müsse. Falls Jakob Benthams Eigenarten veranschaulicht sehen wolle, hatte Alistair gesagt, müsse er nur dessen Lieblingsmuseum aufsuchen, John Soanes früheres Wohnhaus, eine krude und höchst skurrile Ansammlung von Objekten, in unmöglicher Enge und Zusammenstellung gelagert, denn von Präsentation könne keine Rede sein. Und all das, spürte Jakob, wollte er nicht erzählen bei seiner Rückkehr nach Berlin. Das Haus in der Lady Margaret Road bot genug Stoff, er schilderte es Isabelle enthusiastisch, verschwieg, daß er sich eine Wohnung in Primrose Hill nicht einmal angesehen hatte, Hans ließ er einen Blick auf die Akten werfen, die er zur Vorbereitung mitgenommen hatte, und so waren alle drei zufrieden, auch wenn Hans die Vorfreude der beiden nicht teilen konnte. Er würde sie vermissen.


Es war Andras, der schließlich nach Bentham fragte, Andras, der die Vorbereitungen ihrer Übersiedlung nie kommentiert und nur genickt hatte, als Isabelle und Jakob die Einladung nach London aussprachen. Sie standen nebeneinander auf dem Balkon, Ginka, Hans und Isabelle waren in der Küche, für einen Januarabend war es ungewöhnlich mild, und Andras rauchte, er zog nervös an der Zigarette, der vierten an diesem Abend. Magda erwartete ihn in zwei Stunden. Er zögerte, ihr abzusagen, zögerte, sie in die Wartburgstraße einzuladen. Er wollte nicht gehen, es würde einer der letzten Abende sein, die sie hier verbrachten. Er wollte Zeit gewinnen. Jakob schien erschrocken, als er ihn nach Bentham fragte.

— Schwer zu beschreiben, sagte Jakob schließlich, er ist nicht sehr groß, dicklich, mit zu kurzen Beinen für einen zu kräftigen Oberkörper, tadellos gekleidet, vielleicht eitel, sicher sogar eitel, obwohl es ihn offenkundig nicht kümmert, wie die Kanzlei aussieht, nämlich schäbig. In seinem Zimmer hängt ein Bild von Lucian Freud, kennst du ihn? Mit weißen Blumen, ich weiß nicht, was für welche das sind. Alistair hat erzählt, daß Freud ihn porträtiert hat. Ein großes Gesicht, eines von diesen Gesichtern, die ein bestimmtes Gewicht haben, die Nase, die Augenlider, alles hat ein Gewicht von soundsoviel Gramm, weißt du, was ich meine? Jakob errötete. Bentham war weder freundlich noch unfreundlich gewesen, oder doch freundlich, aber keineswegs überschwenglich. — Er ist so anders als Schreiber, ich habe jemanden wie ihn noch nie kennengelernt.

— Ist er Jude?

Jakob starrte Andras verblüfft an. — Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen? Alistair hat gesagt, er sei als Kind nach England gekommen. Wieso meinst du? Andras zuckte mit den Schultern. Drinnen deckte Isabelle den Tisch. Sie schaute nicht zum Balkon, Andras sah, wie ihr Oberkörper sich bog, die Arme sich streckten, wie sie sich aufrichtete. Sie trug eine enge grüne Bluse und eine schwarze Jeans, die Füße steckten in dicken Socken. — Vielleicht deshalb, weil mich hier nie jemand gefragt hat, außer Hanna. Auch seltsam. Oder nicht, wer weiß.

— Bist du jüdisch? Jakob lehnte am Balkongitter und schaute auf die Straße hinunter.

— Ja, schon immer.

— Aber warum hätten wir dich fragen sollen?

— Weil mein Onkel und meine Tante emigrieren konnten, weil ich die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen habe, weil viele Juden aus Ungarn emigriert sind. Andererseits, klar, warum hätte mich jemand fragen sollen?

Für einen Augenblick sah Jakob Bentham vor sich, wie er aus dem Sessel aufstand, näher trat, sah ihn zwischen Maude und Alistair stehen, die winzige Geste, mit der Maude über Benthams Ärmel strich, und Alistairs Gesicht, in dem sich Lebhaftigkeit und Spott mit Zuneigung mischten.

Er dachte an den 11. September vor anderthalb Jahren, an seine hilflose Aufregung, die mit New York nichts zu tun hatte, an Bushs Rede, nichts, wie es war. Nichts hatte sich verändert. Es gab Schläfer, es hatte den Afghanistan-Krieg gegeben, es gab zerstörte Häuser, verbrannte Menschen, hastig beerdigte Tote und in unwegsamen Bergen weiter Taliban- oder Al-Qaida-Kämpfer, Namen und Dinge, die für sie hier nicht mehr bedeuteten als die Verwicklungen und Dramen einer Fernsehserie, über die alle sprachen, wie sie über Big Brother gesprochen hatten. Und jetzt sprachen sie alle über den Krieg im Irak. Wie viele Tote hatte es im letzten Irak-Krieg gegeben? Zigtausend, Jakob erinnerte sich an die Panikkäufe in Freiburg, Leute, die allen Ernstes anfingen, Konserven, warme Decken zu horten und Lichterketten veranstalteten gegen den Krieg, während auf Israel Raketen abgeschossen wurden. Der 11. September war inzwischen nichts als die Scheidelinie zwischen einem phantasierten, unbeschwerteren Vorher und dem ängstlichen, aggressiven Gejammer, das sich immer weiter ausbreitete. Nur für Roberts Eltern, dachte Jakob, hatte sich alles geändert, und für ihn selbst. Er hatte Isabelle gefunden, er würde nach London gehen.

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