Ärgerlich stieg Jim über leere Gemüsesteigen und Styroporkisten, die nach Fisch stanken, stolperte fast über eine Katze, die hinter einem Karton hockte, grau getigert, starrte sie einen Moment lang an, bückte sich dann und kraulte sie. Vorsichtig tastete er nach ihrer Kehle, strich sanft über Hals und Brust, das Tier, das erst erstarrt war, entspannte sich, stand still, den Schwanz hochgereckt, ohne zu schnurren. — He, warum schnurrst du nicht? Er wollte sie hochheben, aber an ihrem Bauch klebte etwas Feuchtes, Dreck oder Blut, die Katze stieß einen Schmerzenslaut aus, Jim fluchte. Er richtete sich auf, von der Brixton Road hörte er den Lärm, Autobusse, Geschrei auch, die Stimme einer Frau kam näher, aufgebracht, schrill. Die Katze hatte sich hingelegt. Jim hielt still, er unterdrückte den Impuls, die schmale Durchfahrt entlang zur Straße zu schauen, wo jetzt vermutlich, hinter seinem Rücken, die Frau stand, er bildete sich ein, jemanden atmen zu hören, der Straßenlärm schwappte regelmäßig wie eine ölige Flüssigkeit zwischen die Häuser. Zum zweiten Mal stolperte er über die Katze, beachtete sie diesmal nicht, sondern ging weiter, stieg über weitere Kisten, Müllsäcke, bis er eine braun gestrichene Tür erreichte, die er aufstieß. Vor der Treppe lagen Zeitungen, Reklamezettel, Dosen, er verzog das Gesicht und watete hindurch, stieg in den dritten Stock, an Türen vorbei, hinter denen die Händler ihre Ware lagerten, Gemüse, Kleider, Spielzeug, die Türen waren mit Vorhängeschlössern gesichert, nur eine stand offen, ein Junge sah ihn kurz an und verschwand eilig, es roch nach Essen. Oben wartete Albert. Er grinste, füllte mit seinem breiten Körper die Türöffnung. Die dünnen, grauen Haare waren ordentlich zurückgekämmt, er trug ein T-Shirt, der rechte Arm baumelte schlaff herab, die linke Hand stemmte sich gegen den Türsturz. Von drinnen drang nur schwaches Licht, Jim lauschte, ob er etwas hörte, er hatte, als er ihn anrief, Albert gesagt, daß er nur ihn treffen wollte, nicht Ben, keinen von den Leibwächtern, die Albert sich hielt, Burschen, die er aufsammelte, wie er Jim aufgesammelt hatte. Straßendreck. Ziellos, meistens unbegabt. Zu nichts zu gebrauchen. Klauten Autoradios, Handtaschen, Telefone, Kameras. Hingen tagelang zugedröhnt auf den Matratzen, die Albert in seinen Unterkünften bereitstellte, über die Stadt verteilt und bis nach South Ealing hinunter. Ausweichquartiere. Fluchtstädte, wie Albert tönte, sieben Stück, wie im Alten Testament, und er nannte die Zimmer und verwahrlosten Wohnungen Paris, Rom, Jerusalem. Jim war in Jerusalem gewesen, mitten in Soho, über einem chinesischen Restaurant, in einem Zwischengeschoß voller Kühltruhen und Regalen mit Reisnudeln und anderen Lebensmitteln, hinter dem Zimmer für die Kellner und Köche, dort hatte Jim geschlafen und sich ein winziges Klo mit den anderen geteilt, das Waschbecken ohne Spiegel, den Gestank nach Pisse. Die dünnen, blaß aussehenden Männer hatten ihn nie angesprochen, vielleicht, weil sie kein Englisch konnten oder weil Albert es so wollte. Was er zusammenklaute, verstaute er in alten Nudelkartons, die Albert abholen ließ, als Gegenleistung gab es Hasch und manchmal Kokain, Versprechungen, warme Mahlzeiten. Die Reste, reichlich und nicht einmal schlecht. Jim lernte, morgens Suppe zu essen, kaltes Fleisch. Kokain war besser als mieses Marihuana und Bier, Soho besser als die Hauseingänge und Bushaltestellen in King’s Cross. Es zog ihn trotzdem dorthin zurück, und Albert mußte ihn zweimal einsammeln, verprügelte ihn. Hatte ihn zu einem Friseur gebracht, in neue Kleider gesteckt, um ihn auf die Straße zu schicken, den hübschen Kerl. Zur Vorbereitung übergab er ihn zwei Freunden; das Geld drückte er Jim in die Hand, — hast du verdient, mit deinem süßen Gesicht und deinem süßen Arsch. Ein anderes Zimmer bekam er auch, versuchte trotzdem abzuhauen, aber Albert hatte seine Leute überall, und dann kamen die Schläge dazu. — Tu nicht so, als wärst du es von zu Hause anders gewöhnt. Eingesperrt zwei Wochen, auf Entzug, irgendeine Marotte Alberts, wieder auf die Straße geschickt und wieder abgehauen, diesmal für drei Monate, weil er King’s Cross mied, die City und Brixton und Clapham auch, überall, wo Albert war, aber Jim schaffte es nicht, versuchte es im East End, wurde diesmal von der Polizei eingesammelt, in eine Klinik gesteckt, und dann auf allen vieren zu Albert zurück. Noch immer, wenn er sich daran erinnerte, den Geschmack von Blut im Mund, weil er sich auf die Zunge gebissen hatte, während ihm einer von Alberts Freunden die Hose herunterriß, ihn zwang, sich nach vorne zu beugen. Danach Alberts Gesicht, und wieder das Loch in Soho. Schaffte es nicht, von den Drogen runterzukommen, klaute so lange, bis Albert ihn auf seine Touren mitnahm, und erst als Mae auftauchte, wurde es anders, weil Albert ihn brauchen konnte, weil sie die Wohnung in der Field Street bekamen.
Albert stand noch immer grinsend in der Tür, und Jim begriff, daß er niemals ohne Gegenleistung sagen würde, was er über Mae wußte. Wenn er etwas wußte. Er würde Jim nicht weglassen, würde ihn nicht in Ruhe lassen, nicht in London. Zu spät begriff Jim, daß hinter ihm jemand die Treppe heraufgekommen war.
Eine moderate Tracht Prügel, erklärte Albert und schickte die beiden anderen raus. Jim ließ die Augen geschlossen. Von nebenan hörte er Bens Stimme. Er bewegte die Beine und dachte, daß er wie ein Baby dalag, vorsichtig streckte er das rechte, dann das linke Bein. Anscheinend blutete er noch immer, es kitzelte am Kinn, am Hals. Der linke Arm schmerzte unerträglich, ausgekugelt, dachte er und schloß die Augen fester, wie ein Tier, dachte er und spürte, daß ihm die Tränen kamen. Mit einer jähen Bewegung gelang es ihm, die Schulter wieder einzukugeln, der Schmerz schoß ihm ins Gehirn, trennte ihn vom Körper ab. Die Beine lagen jetzt gerade, und als Albert sich näherte, wußte er, was gleich geschehen würde, Albert kam von vorne, traf die Kniescheibe des linken Beins; Jim schrie auf. Als er wieder zu sich kam, war es sehr still. Mühsam richtete er sich auf, verlor das Gleichgewicht, fand es wieder, stützte sich mit der rechten Hand ab, öffnete die Augen, sah Alberts erschrockenes Gesicht. Im Zimmer standen nur ein Tisch und ein paar Stühle. Das also war Alberts neues Büro, wie er geschrieben hatte, die Wände frisch gestrichen, das zweite Zimmer diente wohl als Lager, Autoradios, Mobiltelefone, Alarmanlagen, was Albert in Charing Cross verkaufte, gebraucht oder auch neu, alles ein paar Pfund auf dem Weg zu Alberts Traum von einem Restaurant in Kensington. — Was denkst du nur von mir? murmelte Albert in scheinbarer Betrübnis, streckte die Hand aus, um Jim aufzuhelfen. Du hast mich hereingelegt, weißt du ja.
Jedem sein kleiner Traum. Ein Restaurant in Kensington. Ein Haus mit einem Garten und einem Kirschbaum darinnen. Was es bei Ben war, wußte Jim nicht, er sah dessen breites Gesicht durch den Türspalt linsen, schüttelte sich. Scheiß der Hund drauf. Kein Haus, kein Kirschbaum. Mae war verschwunden, und sie würden ihn zwingen weiterzumachen. Es kam nicht einmal darauf an, ohne Mae. Er spürte brennende Scham. — Wir wollen dir wirklich nur helfen, Albert verzog das Gesicht zu einem bedauernden Grinsen, hielt ihm ein Foto von Mae hin, mit dem üblichen Text der Vermißten-Poster in den U-Bahn-Stationen. Es war nicht das erste Mal, daß Jim auf einem der Poster ein Gesicht erkannte, halbe Kinder meistens, die, so wie er, in der Liverpool Street Station oder King’s Cross St. Pancras aus dem Zug kletterten, gierig und dumm, bald hungrig, bereit, sich jedem an den Hals zu hängen, der ihnen ein paar Pfund und eine Fortsetzung ihres Traums von was auch immer versprach, bereit, im Dreck nach dem zu wühlen, was sie sich unter Leben vorstellten, dem wahren Leben, sogar mutig auf ihre Weise, auch wenn sie nicht wußten, wogegen sie aufbegehrten und wozu. Und dann kehrten sie, wie er und Albert, zu einem kleinen, unerreichbaren Traum zurück, einem Bild geruhsamen Friedens, das ihnen ihre überreizten Hirne vorgaukelten, eine kindische Oase, in der alle Hoffnung wohnte, und sie bildeten sich ein, entdeckt zu haben, was ihr Stolz war, ihr Ziel, ihre Sehnsucht. Wenn es zu spät war. Ein paar von ihnen hatte Jim zusammengeschlagen, in Alberts Auftrag oder weil sie ihn piesackten, und er hatte nie viel dabei empfunden, eine gewisse Beruhigung allenfalls. Ganz kurz Verzweiflung, etwas, das erst nur ein feiner Riß war und plötzlich schmerzte, wie ein Messer, das ein Stück aus dem eigenen Kopf herausschnitt, die Erinnerung herausschnitt. Er hatte sich vorgestellt, daß er Mae einmal davon erzählen könnte, wenn sie miteinander schliefen, wenn er in ihren Armen lag, bevor er einschlief. In dem Riß war immer auch ein Licht, etwas Gleißendes. Maes Foto in den U-Bahn-Stationen. Vermißt. Nachrichten erbeten unter, private Handy-Nummer, oder wie stellte Albert sich das vor? Jim starrte auf das Bild. Er hatte kein Foto von ihr. Bewegte den Arm vorsichtig, stöhnte auf. Er mußte sich konzentrieren. Sie war ganz nahe, nicht in Rufweite, aber so, daß er nur die Hand nach ihr ausstrecken mußte. Wenn er sich erinnern könnte. So heftig die Sehnsucht, daß er es kaum aushielt, als wäre etwas aus ihm herausgerissen. Albert grinste. Er ging ins Nebenzimmer und kam mit einem Briefchen zurück, bereitete drei lines vor. — Erinnerst du dich, Jim, wie du von einem Schlußstrich gequasselt hast? Daß du einen Strich unter alles ziehen wolltest, aufs Land ziehen? Jim schwieg, er beobachtete, wie Albert und Ben sich über die Tischplatte beugten, das Pulver in die Nase sogen, ihm aufmunternd zunickten. Im Hintergrund sah er schwach die Umrißlinien von Maes Nacken, ebenfalls vornübergebeugt. Er haßte es, wenn sie schnupfte oder Tabletten nahm, er haßte ihren Gesichtsausdruck und ihr albernes Gekicher, mit dem sie sich an ihn zu schmiegen versuchte, ihre Hand in seiner Hose. Sie hatten ihn damit aufgezogen, daß er sie verprügelt hatte. Hatten ihn Alices wegen aufgezogen. Er näherte sich ihnen, trat auf Ben zu. — Findest du nicht, daß du danke schön sagen solltest? fragte Ben. Albert griff ein: —Jetzt laß ihn sich doch endlich hinsetzen. Schob Jim einen Stuhl hin, verschwand, kam mit drei Bierdosen zurück. Irgend jemand mußte im hinteren Zimmer sein, hinter Jim die Treppe heraufgekommen, die Atemzüge, er hatte es sich nicht eingebildet, ein Schlag auf den Kopf, im Treppenhaus, während Albert ihn angrinste. Ihm war jetzt übel. Vor dreizehn Jahren war er das erste Mal von seinen Eltern weggelaufen, mit dreizehn Jahren, und dann, drei Jahre später hatte er es bis London geschafft, am 3. Juli, hatte den Tag jedes Jahr gefeiert, bis er Mae traf, seither den Tag, an dem er Mae zum ersten Mal gesehen hatte, im August, das Datum verriet er nicht einmal Mae, die sich nicht erinnerte. Er fühlte sich wie eine Attrappe, unbeweglich und hohl. Auf dem Fußboden, nacktem Estrich, trocknete sein Blut. Albert folgte seinem Blick, holte mit der Bierdose aus und kippte eine dünne Pfütze darüber aus. Sie würden es wegwaschen oder eintrocknen lassen, ihm war es gleich. — Du kannst nicht einfach aussteigen, das muß dir klar sein. Auf eigene Rechnung dein Ding drehen. Alberts Stimme klang jetzt sachlich. — Dafür helfen wir dir, nach Mae zu suchen, ohne daß die Polizei dir auf die Pelle rückt.
— Ich habe Mae nichts getan, Jim antwortete lahm, der Schmerz im linken Arm wurde wieder stärker. Albert machte eine beschwichtigende Handbewegung. — Für wie blöd hältst du uns eigentlich? Vergiß nicht, daß Ben sie gesehen hat.
Jim starrte Albert ratlos an.
— Und wie du Alice verprügelt hast, hast du das auch vergessen? Das war Ben, schnaufend, empört.
— Alice hat mir dreihundert Pfund gestohlen! Jim wurde rot. Er hatte sie liegenlassen, sie hatte in der Arlington Road ein Zimmer gehabt, ein Kellerzimmer, Albert hatte dafür gesorgt, daß sie keinen Ärger machte, und ihn gezwungen, mit Ben das Zimmer auszuräumen, hatte vermutet, ein paar Gramm Kokain wären dort versteckt. Vor fünf Jahren, vielleicht vor sechs. Und er erinnerte sich nicht. Wie sie sich auf ihn gestürzt hatte, als er ihr eine Ohrfeige geben wollte, und dann nichts. Er wollte aufspringen, sich auf Albert stürzen. Aber bis er aus dem Stuhl hochkam, war Ben schon bei ihm, die Tür ging auf, und ein dunkelhaariger arabisch aussehender Mann erschien, ein Messer in der Hand, das schmale Gesicht unbewegt. Jim versetzte Ben einen Hieb und setzte sich wieder. — Und jetzt habt ihr einen Mufti zur Verstärkung, oder wie? Er starrte den Mann an, sein regelmäßiges, hübsches Gesicht, die bräunliche Haut, das gekränkte oder amüsierte Aufblitzen in den dunklen Augen.
— Wegen solcher Deppen wie dir, sagte Albert ruhig. Das ist Hisham. Kann sein, daß er ein Mufti ist, aber Englisch spricht er besser als du.
— Sag ihm, er soll mir ein Bier bringen.
Ben stand leichenblaß da, die Lippe aufgeplatzt. — Ich kann es bezeugen, du hast sie beinahe umgebracht. Sie wäre verblutet ohne mich.
Jim schüttelte stumpf den Kopf. Er erinnerte sich nur noch an die Umrisse, Mae auf dem Sofa, mit dem Telefon in der Hand, nicht mehr als Nasenbluten oder eine Platzwunde, und dann war er wieder in die Küche gegangen. Hatte er ein Messer in der Hand gehabt? War in der Küche geblieben, bis Ben zur Tür reinkam. Er versuchte sich zu erinnern, schüttelte den Kopf, stand auf. Von draußen hörte man Regen, er dachte an die Katze unten, schaute zu Albert. — Ok, jetzt sag mir, was du willst.
Albert warf Ben einen zufriedenen Blick zu. — Erst einmal das Geld, das du mir schuldest, sagte Albert, und dann geben wir dir wieder eine Kleinigkeit mit, was meinst du?
Er schlief unruhig. Einmal wachte er auf, weil er fühlte, daß sein Herz zu langsam schlug. Er stand auf, holte eine Wolldecke aus dem Wandschrank, sie roch muffig, ein bißchen nach Hund. Menschen- oder Hundehaar, seine Finger suchten, fanden kurze Haare. Der Geruch war aufdringlich, aber ihn fror. Die Kälte wich nicht. Hisham hatte ihn hinunterbegleitet, wortlos und höflich, zum Abschied fast etwas gesagt, in seinen Augen etwas wie Mitleid. Vielleicht hatte auch er die Katze unweit der Türschwelle liegen sehen, ausgeblutet, als hätte jemand ihre Wunde neuerlich aufgerissen.
Jim fragte sich nicht, ob man ihm folgte, mit der U-Bahn war er bis nach King’s Cross gefahren, hatte die Pentonville Road überquert und war bis zur Field Street gegangen, ohne auf die zu achten, die auf der Straße herumlungerten, aus den Augenwinkeln hatte er eine junge Frau bemerkt. Jünger als Mae. Was Albert ihm an Stoff mitgegeben hatte, würde sich in Camden leicht verkaufen lassen. Am Kanal war ihm ein Fuchs begegnet, der ohne Scheu an ihm vorbeischnürte, durch eine Zaunlücke in eine Brache am Kanal verschwand. Das war schon auf der Camden Street gewesen. Kurz hatte er gezögert, überlegt, ein Taxi anzuhalten, die Schmerzen im Arm waren kaum zu ertragen.
Zu Hause suchte er nach Schmerzmitteln, fand nur eine leere Packung. Im Wohnzimmer lagen leere Bierdosen, Kleider, schmutzige Unterwäsche. Mit der rechten Hand sammelte er Socken auf. Stieß eine Bierdose um. Wischte, was nicht gleich in den Teppich einsickerte, mit einem T-Shirt auf. Er mußte das Fenster öffnen, lüften. Blumen kaufen, dachte er höhnisch.
Als er am nächsten Mittag mit einer Tasche sauberer Wäsche vom Waschsalon zurückkam und den Blumenstand neben Kentish Town Station passierte, blieb er stehen, kaufte ein paar Nelken und eine Lilie, die nur ein Pfund kostete. Eine Vase fand er nicht. Hielt in der Hand die Lilie, die Nelken fanden in einem Bierglas Platz, er roch an der weißen Blüte, mochte nicht, was er roch. Die Blüte welkte schon. Er wusch das Geschirr, räumte Bier in den Kühlschrank, Toastbrot und Käse, Eier, ein Paket mit Schinken.
Den letzten Nachmittag hatten Mae und er in dem Zimmer in der Field Street verbracht. Sie hatten sich gestritten. Es war komisch mit der Erinnerung, immer schien sie irgendwo zu warten und tauchte doch nie auf.
Vor seinem Fenster sah er ein kleines Mädchen, das sich nach etwas bückte, die Haare, dunkel und strähnig vom Regen, fielen ihr ins Gesicht. Sie ging zögernd ein paar Schritte, dann blieb sie stehen, es war, als wüßte sie nicht, wohin. Er beobachtete sie aufmerksam. Sie trug nur einen dünnen, grünen Sweater, der ihr zu weit war, die Ärmel verdeckten ihre Hände, das Gesicht wirkte blaß und spitz. Anscheinend hielt sie nach jemandem Ausschau, reckte den Kopf, stellte sich sogar auf die Zehenspitzen, aber niemand kam, und schließlich verschwand sie. Jim ärgerte sich darüber, als hätte sie etwas mitgenommen, was ihm gehörte.
Abends, als er hinausging, um einen Teil des Stoffs zu verkaufen, war er noch immer schlecht gelaunt. Kein gutes Vorzeichen, dachte er und bekreuzigte sich abergläubisch.
Am nächsten Mittag sah er an den Stationen von Kentish Town die Zettel mit der Aufschrift Vermißt und Maes Foto.