Als endlich alle ins Bett gekrochen waren, wartete Vic noch fünfzehn Minuten, dann wünschte sie Jinx eine gute Nacht.
Leise öffnete sie die Tür zum Gästezimmer.»Ich dachte, ich sterbe. Ich dachte, sie gehn nie schlafen. «Sie schloß die Tür hinter sich und verriegelte sie.
Just in diesem Augenblick wurde ein Zettel unter der Tür zwischen dem Gästezimmer und Mignons Zimmer durchgeschoben. Vic hob ihn auf. Chris flüsterte:»Sie ist unerbittlich.«
Vic kritzelte auf den Zettel:»Verzieh dich!«
Chris sagte:»Das kannst du nicht machen. Dann weiß sie, daß du hier bist.«
«Stimmt, hab ich vergessen. «Vics Augenbrauen schnellten in die Höhe.
«Das wird sie stoppen. «Chris schrieb auf ein neues Blatt Papier:»Ich geh jetzt schlafen. Wir sehen uns morgen.«
Vic schob es unter der Tür hindurch. Zur Sicherheit hob sie vorsichtig den Stuhl hinter dem kleinen Sekretär hervor und klemmte ihn unter den Knauf der Verbindungstür. Sie knipste die Nachttischlampe aus, zog die Bettdecke hoch, fühlte die kühlen, sauberen Laken.
«Komm her. «Chris zog Vic auf sich, schlang die Arme um ihren Hals und küßte sie.
So sehr sie sich auch vorsahen, hin und wieder entwich ihnen ein ersticktes Stöhnen, immerhin laut genug, um Mignon aufmerksam zu machen. Sie drückte ein Auge ans Schlüsselloch, konnte aber wegen der Dunkelheit nichts sehen. Sie lauschte angestrengt. Da war jemand bei Chris. Sie öffnete die Tür zum Flur, schlich auf Zehenspitzen zum Gästezimmer, spähte durchs Schlüsselloch. Von hier war es auch nicht heller.
Sie ging über den Flur, vorsichtig, um nicht auf die knarzenden Dielenbretter zu treten, und öffnete die Tür zu Vics Schlafzimmer. Jinx schlief tief und fest. Vics Bett war leer.
Zuerst war Mignon schockiert, weil ihre Schwester in Chris' Zimmer war. Daß sie nicht Bridge spielten, war eindeutig. Rasch machte der Schock Neugierde Platz. Jetzt hatte Mignon ein weiteres Geheimnis für sich zu behalten.