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Es gibt Zeiten im Leben, die so herrlich, so vollkommen sind, daß sie sich dem Gedächtnis für immer einprägen. Wir lächeln bei der Erinnerung in dem Wissen, daß wir nie genau ergründen können, warum diese Zeiten so fantastisch waren; sie waren es eben.

Dieses Erntedankfest in Surry Crossing war so ein Tag. R. J. Bunny, Vic, Mignon und Chris saßen lachend am Küchentisch. Von Don assistiert, tranchierte Frank den Truthahn. Jinx war ihrer Mutter entwischt, um bei den Savedges zu sein. Die Wallaces kamen herüber und lieferten wie gewöhnlich ihre improvisierte Unterhaltungsshow. Piper fraß so viele Truthahnreste, wie sie nur verdrücken konnte.

In drei Autos gezwängt, fuhren sie alle miteinander zu dem Footballspiel. Die kühle Luft in dem alten Backsteinstadion förderte die Aufregung. Cheerleader, die grün-gelbe Pompons schwenkten, brachten die Menge zur Raserei. Die Mannschaftsfans schwenkten Wimpel, ihre eigenen Pompons. Einige trugen grün-gelbe Baseballkappen, andere hatten sich die Gesichter grün und gelb geschminkt. Bunny lieh ihren Feldstecher an alle aus, bis zum letzten Spielabschnitt. Dann konnte sie sich nicht mehr von ihrem Glas trennen.

Charly erzielte den letzten Touchdown. Das Stadion verwandelte sich in ein Meer von grün-goldenen Pompons; das Geschrei erschütterte die Grundfesten.

Nach dem Spiel warteten die Savedges samt Anhang sowie Charlys Eltern vor dem Umkleideraum. Als Charly herauskam, löste er neuerliches Triumphgeschrei aus. Er gab zuerst seiner Mutter einen Kuß, dann Vic, dann Mignon, dann Bunny und schließlich Chris. Er umarmte seinen Vater und schüttelte Frank und Don die Hand. Er fuhr mit seinen Eltern nach Hause, weil sie ihre Thanksgiving-Feier noch vor sich hatten.

Freudige Erwartung umstrahlte sie allesamt. Bunny lächelte unentwegt. Die Harrisons machten viel Aufhebens um Vic. Wenngleich es nicht ausgesprochen wurde, wußten alle, daß Charly bald die gewisse Frage stellen würde.

Die Einzige, die sich nicht von der Erwartung anstecken ließ, war Vic. Sogar Chris war von ihr ergriffen — allerdings mit Bangen. Was, wenn Vic es sich anders überlegte?

Als in dieser Nacht alles schlief, hielten Vic und Chris sich eng umschlungen. Auf dem Nachttisch lag ein kleiner Stapel Zettel von Mignon.

«Vic, bist du sicher, daß du nein sagen kannst?«

«Hmm?«Vic liebkoste Chris' Hals.

«Es wird schwer sein, Charlys Heiratsantrag abzulehnen.«

«Nein. Es wird schwer sein, ihm weh zu tun, aber ich kann nicht lügen. Ich kann's einfach nicht.«

«Du klingst so sicher.«

«Chris, hab keine Angst. Ich schaff das schon. Nicht daß ich mich drauf freue, aber ich werde nicht kneifen. Ich liebe dich.«

Ein bißchen erleichtert küßte Chris Vic auf die Wange.»Weißt du, ich habe nie daran gedacht, mit einer Frau zusammenzuleben. Ich weiß ja nicht, was mich erwartet. Ich weiß wohl, daß die Menschen verstört sein werden, aber wissen und spüren ist zweierlei. «Sie hielt inne.»Ich vermute, wir werden herausfinden, wer unsere Freunde sind.«

«Homo sein ist ein Segen. Man sondert den Schrott zeitig aus. «Sie küßte sie wieder.»Ich schlaf jetzt. Um halb sechs wach ich auf und geh in mein Zimmer.«

«Ich weiß nicht, wie du das kannst.«

«Ganz einfach. Als Letztes vorm Einschlafen sagst du dir, wann du aufwachen willst, und dann tust du's.«

Und sie wachte auf. Chris schlief fest, als Vic am nächsten Morgen auf Zehenspitzen aus dem Zimmer schlich. Sie bemerkte, daß wieder ein Zettel unter der Tür durchgeschoben worden war und wollte ihn schon ignorieren, als sie in dem trüben Licht sah, daß ihr Name außen draufstand.

Sie hob ihn auf und steckte ihn in die Tasche ihres Morgenrocks. In ihrem Zimmer angekommen, knipste sie die Nachttischlampe an.

Auf dem Zettel stand: Ich weiß, daß du da drin bist.

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