III


Miss Gilchrist war eine magere, verwelkte Frau mit kurzen, eisengrauen Haaren. Ihr Gesicht war von der unscheinbaren Art, wie man sie bei Frauen um die fünfzig oft sieht.

Sie begrüßte Mr. Entwhistle aufs Herzlichste.

«Ich bin ja so froh, dass Sie gekommen sind, Mr. Entwhistle. Ich weiß so wenig über Mrs. Lansquenets Familie, und natürlich habe ich noch nie im Leben etwas mit einem Mord zu tun gehabt. Es ist einfach entsetzlich!»

Mr. Entwhistle glaubte gern, dass Miss Gilchrist noch nie im Leben etwas mit einem Mord zu tun gehabt hatte. Ihre Reaktion war der seines Partners ganz ähnlich.

«Natürlich liest man über solche Sachen», fuhr Miss Gil-christ fort und verwies Verbrechen damit in die Welt, in die sie gehörten. «Aber selbst das tue ich nicht gerne. Die meisten sind doch so abscheulich.»

Während Mr. Entwhistle ihr ins Wohnzimmer folgte, sah er sich um. Im Haus hing unverkennbar der Geruch von Ölfarbe.

Das Cottage war überladen, weniger mit Möbeln - die ziemlich genau der Beschreibung Inspector Mortons entsprachen - als vielmehr mit Bildern. Die Wände wirkten wie tapeziert mit Gemälden, vorwiegend sehr dunklen und schmutzigen Ölbildern. Aber es gab auch Aquarell skizzen und ein oder zwei Stillleben. Auf der Fensterbank lagen Stapel kleinerer Gemälde.

«Mrs. Lansquenet hat sie auf Flohmärkten gekauft», erklärte Miss Gilchrist. «Das war ihr Steckenpferd. Die arme Seele. Sie hat alle Flohmärkte in der Umgebung abgegrast. Heutzutage sind Bilder billig zu haben, für ein Butterbrot. Sie hat nie mehr als ein Pfund bezahlt, manchmal nur ein paar Shilling, und sie meinte immer, vielleicht würde sie einmal was wirklich Wertvolles finden. Bei dem hier sagte sie, es wäre ein italienischer Primitiver, der sehr viel wert sein könnte.»

Skeptisch betrachtete Mr. Entwhistle den italienischen Primitiven, den Miss Gilchrist ihm zeigte. Im Grunde hatte Cora von Malerei überhaupt nichts verstanden, dachte er sich. Er würde einen Besen fressen, wenn irgendeine dieser Klecksereien mehr als fünf Pfund wert wäre!

«Ich persönlich kenne mich damit nicht aus», plauderte Miss Gilchrist weiter. Sie hatte seinen zweifelnden Gesichtsausdruck bemerkt. «Obwohl mein Vater Maler war - kein sehr erfolgreicher, wie ich leider sagen muss. Aber als junges Mädchen habe ich selbst Aquarelle gemalt, und ich habe viele Leute über Malerei reden hören. Für Mrs. Lansquenet war es schön, jemanden zu haben, mit dem sie sich über Kunst unterhalten konnte und der etwas davon verstand. Die Arme, sie hat sich für alles interessiert, was mit Kunst zusammenhing.»

«Sie mochten sie gerne?»

Eine dumme Frage, schalt er sich. Undenkbar, dass sie mit Nein antworten würde! Es war sicher nicht leicht gewesen, mit Cora zusammenzuleben.

«Aber ja», beteuerte Miss Gilchrist. «Wir haben uns großartig verstanden. Wissen Sie, in mancher Hinsicht war Mrs. Lansquenet wie ein Kind. Sie sagte alles, was ihr in den Kopf kam. Ihr Urteil war vielleicht nicht immer das sicherste ...»

Man sagt nicht von einer Toten: «Sie war eine durch und durch törichte Frau.» Mr. Entwhistle begnügte sich mit: «Sie war bestimmt keine Intellektuelle.»

«Nein, vielleicht nicht. Aber sie war sehr schlau, Mr. Entwhistle. Wirklich sehr schlau. Manchmal hat sie mich regelrecht überrascht - wie sie oft den Nagel auf den Kopf getroffen hat.»

Mr. Entwhistle betrachtete Miss Gilchrist aufmerksam. Sie war auch nicht auf den Kopf gefallen, dachte er sich.

«Sie waren schon seit einigen Jahren bei Mrs. Lansquenet, nicht wahr?»

«Dreieinhalb Jahre.»

«Sie ... äh ... Sie waren ihre Hausdame und haben sich auch ... äh ... um den Haushalt gekümmert?»

Es war unverkennbar, dass er damit ein heikles Thema angesprochen hatte. Miss Gilchrist errötete ein wenig.

«Aber ja. Ich habe meistens gekocht - ich koche sehr gerne -, gelegentlich Staub gewischt und leichte Hausarbeiten gemacht. Nichts Grobes, verstehen Sie.» Miss Gilchrists Tonfall war zu entnehmen, dass es ihr dabei um ein Prinzip ging. Mr. Entwhistle wusste zwar nicht, was sie mit «Grobem» meinte, murmelte aber begütigend.

«Dafür ist Mrs. Panter aus dem Dorf gekommen, regelmäßig zweimal die Woche. Wissen Sie, Mr. Entwhistle, ich hätte mir nie vorstellen können, eine Dienststelle anzunehmen. Als ich meinen kleinen Teesalon aufgeben musste ... das war eine Katastrophe. Der Krieg, wissen Sie. Ein reizender Salon. Er hieß Willow Tree, so habe ich ihn genannt, und das ganze Geschirr hatte ein blaues Weiden-Muster - wirklich entzückend -, und die Kuchen waren einfach köstlich. Kuchen backen, das konnte ich immer schon gut. Doch, der Salon lief sehr gut, aber dann ist der Krieg gekommen, die Lebensmittel wurden knapp und der Salon ging Bankrott - ein Kriegsopfer, sage ich immer und versuche auch, es als Kriegsopfer zu sehen. Ich hatte das bisschen Geld, die Erbschaft von meinem Vater, in den Salon gesteckt, und das war dann natürlich alles weg, und so musste ich mich nach etwas anderem umsehen. Ich habe keine Ausbildung bekommen. Also bin ich zu einer Dame ins Haus gegangen, aber das sagte mir überhaupt nicht zu - sie war ausgesprochen unhöflich und anmaßend -, und dann habe ich eine Zeit lang im Büro gearbeitet, aber das gefiel mir nicht. Und dann bin ich zu Mrs. Lansquenet gekommen, und wir haben uns auf Anhieb verstanden - ihr Mann war ja auch Maler gewesen.» Miss Gilchrist brach atemlos ab und fügte dann traurig hinzu: «Aber mein schöner kleiner Teesalon, ach, ich habe ihn geliebt. Und die Gäste waren immer so fein!»

Während Mr. Entwhistle Miss Gilchrist betrachtete, sah er plötzlich eine ganze Welt vor sich auferstehen - eine Welt von Hunderten damenhafter Gestalten, die ihn in unzähligen Teesalons mit Namen wie Bay Tree, Ginger Cat, Blue Parrot, Willow Tree und Cosy Corner bedienten, alle adrett in blaue, rosaoder orangefarbene Kittel gekleidet, und Bestellungen für ein Kännchen grünen Tee und Gebäck entgegennahmen. Miss Gilchrist hatte ein spirituelles Zuhause gehabt - einen damenhaften Teesalon mit altmodischem Charme und entsprechend kultivierten Gästen. Es musste in England eine große Zahl von Miss Gilchrists geben, überlegte er, die sich alle ähnlich sahen, mit geduldigem, langmütigem Gesicht, unbeugsamer Oberlippe und etwas dünnem grauem Haar.

«Aber ich sollte nicht so viel über mich reden», fuhr Miss Gilchrist fort. «Die Polizei ist sehr freundlich und rücksichtsvoll gewesen. Wirklich sehr freundlich. Ein Inspector Morton vom Hauptrevier war hier und war überaus verständnisvoll. Er wollte sogar, dass ich die Nacht bei Mrs. Lake hier in der Straße verbringe, aber das habe ich abgelehnt. Ich empfand es als meine Pflicht, hier im Haus zu bleiben, bei all den hübschen Sachen von Mrs. Lansquenet. Sie haben die ... die ...», Miss Gilchrist schluckte ein wenig, «die Leiche weggeholt und das Zimmer versiegelt, und der Inspector sagte mir, dass ein Polizeibeamter die ganze Nacht in der Küche Wache stehen würde - wegen des eingeschlagenen Fensters ... heute Morgen ist es ersetzt worden, Gott sei Dank! ... Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, also sagte ich, ich wäre in meinem Zimmer gut aufgehoben, obwohl ich gestehen muss, ich habe die Kommode vor die Tür geschoben und einen großen Krug Wasser aufs Fensterbrett gestellt. Man weiß ja nie ... und wenn es wirklich ein Verrückter war . man hört ja immer wieder von solchen Sachen .»

Hier erlahmte Miss Gilchrists Redeschwall.

Mr. Entwhistle nutzte die Gunst des Moments. «Alle wesentlichen Tatsachen habe ich bereits von Inspector Morton erfahren. Aber wenn es Sie nicht zu sehr belastet, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir alles selbst noch einmal berichten könnten .»

«Aber natürlich, Mr. Entwhistle. Ich weiß genau, was Sie meinen. Die Polizei ist immer so unpersönlich, nicht? Und natürlich zu Recht.»

«Am Abend zuvor war Mrs. Lansquenet also von der Beerdigung nach Hause gekommen.» Mr. Entwhistle gab ihr das Stichwort.

«Ja, der Zug kam erst sehr spät. Ich hatte ihr ein Taxi bestellt, das sie am Bahnhof abholte; darum hatte sie mich gebeten. Sie war sehr müde, die Arme - kein Wunder -, aber sonst war sie guter Dinge.»

«Ja, ja. Hat sie etwas von der Beerdigung erzählt?»

«Nur kurz. Ich habe ihr einen Becher heiße Milch gemacht -sonst wollte sie nichts -, und sie erzählte mir, dass die Kirche sehr voll gewesen war und lauter Blumen überall. Ach ja, und sie sagte, es täte ihr sehr Leid, dass sie ihren anderen Bruder nicht gesehen hatte - Timothy heißt er, nicht?»

«Ja, Timothy.»

«Sie sagte, sie hätte ihn seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen und hätte gehofft, dass er kommen würde; aber dann hat sie verstanden, dass es für ihn unter den Umständen viel besser war, nicht zu kommen, aber dass seine Frau da gewesen war und dass sie Maude nie hatte leiden können - ach du meine Güte, bitte verzeihen Sie, Mr. Entwhistle ... das ist mir so herausgerutscht - ich wollte nicht ...»

«Das macht gar nichts», beschwichtigte Mr. Entwhistle. «Ich gehöre nicht zur Familie. Und soweit ich weiß, haben Cora und ihre Schwägerin sich nie besonders gut verstanden.»

«Das hat sie in etwa auch gesagt.

«Sonst hat sie, soweit Sie sich erinnern, nichts Besonderes gesagt?»

«Sie hatte keine Vorahnung, wenn Sie das meinen, Mr. Entwhistle. Da bin ich mir sicher. Sie war bester Laune - von ihrer Müdigkeit einmal abgesehen, und von - nun ja, dem traurigen Anlass. Sie fragte mich, ob ich Lust hätte, nach Capri zu fahren. Nach Capri! Ich sagte natürlich, das wäre wunderbar -das hätte ich mir nie träumen lassen, eine solche Reise zu machen -, und sie sagte: Einfach so. Ich habe vermutet - obwohl sie es nicht ausdrücklich sagte -, dass ihr Bruder ihr eine Leibrente oder so vermacht hat.»

Mr. Entwhistle nickte.

«Die Arme. Aber zumindest hat sie sich noch freuen und Pläne machen können ...» Miss Gilchrist seufzte. «Jetzt werde ich wohl nie nach Capri kommen ...», murmelte sie wehmütig.

«Und am nächsten Morgen?», fragte Mr. Entwhistle weiter, ohne auf Miss Gilchrists Enttäuschung einzugehen.

«Am nächsten Morgen fühlte Mrs. Lansquenet sich gar nicht wohl. Sie sah auch schrecklich aus. Sie sagte, sie hätte kaum ein Auge zugetan. Alpträume. , sagte ich ihr, und sie meinte, ich könnte Recht haben. Sie wollte im Bett frühstücken und ist gar nicht aufgestanden, und mittags sagte sie mir, sie habe immer noch nicht schlafen können. , sagte sie mir. Und dann meinte sie, sie würde ein paar Schlaftabletten nehmen und versuchen, am Nachmittag zu schlafen. Sie bat mich, mit dem Bus nach Reading zu fahren, ihre zwei Bücher in der Bücherei abzugeben und zwei neue zu holen, weil sie die beiden auf der Zugfahrt ausgelesen hatte und nichts mehr hatte. Normalerweise reichten ihr zwei Bücher für eine Woche. Also bin ich kurz nach zwei aus dem Haus und das ... das ... das war das letzte Mal .»

Miss Gilchrist schniefte dezent. «Wissen Sie, sie muss geschlafen haben. Sie wird nichts gehört haben, und der Inspector hat mir versichert, dass sie nicht gelitten hat ... Er glaubt, dass schon der erste Schlag tödlich war. Ach, mir wird ganz anders, wenn ich nur daran denke!»

«Bitte, beruhigen Sie sich. Es liegt mir fern, Sie mit der Bitte um weitere Einzelheiten zu behelligen. Ich wollte nur hören, was für einen Eindruck Sie von Mrs. Lansquenet hatten, bevor die Tragödie passierte.»

«Das kann ich verstehen. Sagen Sie ihrer Familie doch bitte, dass sie abgesehen von der schlimmen Nacht sehr glücklich war und sich auf die Zukunft freute.»

Bevor Mr. Entwhistle weitersprach, zögerte er ein wenig. Er wollte der Zeugin keine Suggestivfrage stellen.

«Sie hat keinen ihrer Verwandten besonders erwähnt?»

«Nein, nicht, dass ich wüsste», antwortete Miss Gilchrist langsam. «Außer, dass sie sagte, es täte ihr Leid, ihren Bruder Timothy nicht gesehen zu haben.»

«Über den Tod ihres Bruders hat sie nichts gesagt? Über ...

äh ... die Todesursache? Etwas in der Richtung?»

«Nein.»

Auf Miss Gilchrists Gesicht war kein Aufblitzen zu sehen, was sicher der Fall gewesen wäre, wenn Cora ihr von ihrer Mordtheorie erzählt hätte, dachte Mr. Entwhistle.

«Soweit ich weiß, war er schon einige Zeit krank», fuhr Miss Gilchrist fort. «Obwohl ich überrascht war, das zu hören. Er sah völlig gesund aus.»

«Wann haben Sie ihn gesehen?», fragte Mr. Entwhistle rasch.

«Als er Mrs. Lansquenet besuchen kam.»

«Wann war das?»

«Vor ungefähr drei Wochen.»

«Hat er hier übernachtet?»

«Aber nein, er ist nur zum Mittagessen gekommen. Ganz überraschend. Mrs. Lansquenet hatte ihn gar nicht erwartet. Soweit ich weiß, hatte es in der Familie Streit gegeben. Sie sagte mir, sie hätte ihn seit Jahren nicht gesehen.»

«Ja, das stimmt.»

«Es hat sie sehr aufgewühlt - ihn zu sehen, meine ich ... und wahrscheinlich zu sehen, wie krank er war ...»

«Wusste sie, dass er krank war?»

«Oh ja, daran erinnere ich mich genau. Weil ich mich fragte - nur im Stillen, verstehen Sie mich recht -, ob Mr. Abernethie vielleicht an Gehirnerweichung litt. Eine Tante von mir ...»

Geschickt lenkte Mr. Entwhistle von der Tante ab.

«Etwas, das Mrs. Lansquenet sagte, ließ Sie also denken, dass er an Gehirnerweichung litt?»

«Ja. Mrs. Lansquenet sagte etwas wie: Und ich weiß, das stimmt wirklich. Die Tante, von der ich Ihnen erzählt habe - sie war überzeugt, die Dienstboten würden ihr Gift ins Essen tun, und zum Schluss hat sie nur noch gekochte Eier gegessen - weil man Eier nicht vergiften kann, meinte sie. Wir haben mitgespielt, obwohl ich nicht weiß, was wir heute tun würden, wo doch Eier so knapp sind und fast alle aus dem Ausland kommen. Deswegen sind weiche Eier höchst bedenklich.»

Mr. Entwhistle ließ die Saga von Miss Gilchrists Tante über sich ergehen, ohne weiter darauf zu achten. Dafür war er zu aufgewühlt.

Schließlich erstarb Miss Gilchrists Erzählstrom.

«Aber ich nehme an, Mrs. Lansquenet hat das alles nicht ernst genommen, oder?», fragte der Notar.

«Überhaupt nicht, Mr. Entwhistle, sie hat ihn gut verstanden.»

Auch diese Bemerkung gab Mr. Entwhistle zu denken, wenn auch nicht ganz in dem Sinn, wie Miss Gilchrist sie gemeint hatte.

Hatte Cora Lansquenet ihn wirklich verstanden? Vielleicht damals nicht, aber später. Hatte sie ihn nur allzu gut verstanden?

Mr. Entwhistle wusste, dass Richard Abernethie keineswegs senil gewesen war, sondern ganz im Gegenteil im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Und er war kein Mensch, der unter Verfolgungswahn litt. Er war, was er immer gewesen war - ein nüchterner Geschäftsmann -, und daran hatte auch seine Krankheit nichts geändert.

Seltsam, dass er seiner Schwester so etwas gesagt haben sollte. Aber vielleicht hatte Cora mit ihrem kindlichen Vorwitz zwischen den Zeilen gelesen und sich einen eigenen Reim gemacht auf das, was ihr Bruder tatsächlich gesagt hatte.

Im Großen und Ganzen, dachte Mr. Entwhistle, war Cora sehr dumm und einfältig gewesen. Sie war labil gewesen, ohne jedes Urteilsvermögen, und hatte vieles vom simplen Standpunkt eines Kindes aus betrachtet, aber wie ein Kind hatte sie auch die frappante Fähigkeit besessen, manchmal den Nagel auf den Kopf zu treffen.

Dabei ließ Mr. Entwhistle es bewenden. Er war überzeugt, dass Miss Gilchrist ihm alles erzählt hatte, was sie wusste. Auf seine Frage, ob Cora Lansquenet womöglich ein Testament hinterlassen habe, erklärte Miss Gilchrist ohne Umschweife, das Testament liege bei der Bank.

Nachdem Mr. Entwhistle noch einige Vorkehrungen getroffen hatte, wollte er sich von Miss Gilchrist verabschieden. Er bestand darauf, ihr etwas Bargeld zu geben, um ihre laufenden Unkosten zu decken, und sagte ihr, er werde sich bald wieder bei ihr melden. Er würde sich freuen, wenn sie im Cottage wohnen bleiben würde, während sie sich nach einer neuen Stellung umsah. Das wäre ihr eine große Hilfe, meinte Miss Gilchrist, und sie habe auch überhaupt keine Angst.

Doch er entkam Miss Gilchrist nicht, ohne mit ihr noch einen Rundgang durch das kleine Haus zu machen und eine Anzahl von Bildern des verstorbenen Pierre Lansquenet zu betrachten, die alle im kleinen Esszimmer hingen. Ihn schauderte, als er sie sah - es waren vorwiegend Akte, gemalt von einem ebenso untalentierten wie detailversessenen Künstler. Außerdem musste der Notar mehrere kleine Ölbilder von hübschen Fischerdörfern bewundern, die Cora selbst angefertigt hatte.

«Polperro», sagte Miss Gilchrist stolz. «Da waren wir im letzten Jahr. Mrs. Lansquenet war entzückt, weil das Dorf so malerisch ist.»

Mr. Entwhistle betrachtete Ansichten von Polperro aus dem Südwesten, dem Nordwesten und vermutlich aus allen anderen Himmelsrichtungen. Mrs. Lansquenet sei zweifellos hingerissen gewesen, pflichtete er bei.

«Mrs. Lansquenet hatte versprochen, mir ihre Bilder zu vermachen», meinte Miss Gilchrist wehmütig. «Ich habe sie so bewundert. Auf diesem hier zum Beispiel kann man doch richtig sehen, wie die Wellen sich brechen, finden Sie nicht? Selbst wenn sie es vergessen hat - glauben Sie, ich könnte wenigstens eines zur Erinnerung behalten?»

«Das lässt sich bestimmt arrangieren», antwortete Mr. Entwhistle wohlwollend.

Dann konnte er sich verabschieden und ging zu einem Gespräch mit dem Bankmanager, auf das eine Unterredung mit Inspector Morton folgte.

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