«Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich Ihnen für Ihre Einladung danke.»
Mr. Entwhistle drückte seinem Gastgeber fest die Hand.
Hercule Poirot deutete gastlich auf einen Sessel am Feuer.
Seufzend nahm Mr. Entwhistle Platz.
Auf der anderen Seite des Zimmers war ein Tisch für zwei Personen gedeckt.
«Ich bin heute Morgen von einer Landpartie zurückgekommen», begann er.
«Und Sie haben ein Problem, bei dem Sie mich um Rat fragen möchten?»
«Ja. Ich fürchte, es ist eine lange und umständliche Geschichte.»
«Dann hören wir sie erst nach dem Essen. Georges?»
Eilfertig erschien Georges mit zwei Scheiben pâté de foie gras und dazu heißem, in eine Serviette gewickeltem Toast.
«Unser pâté nehmen wir hier am Kamin», beschied Poirot. «Anschließend schreiten wir zu Tisch.»
Eineinhalb Stunden später reckte Mr. Entwhistle sich behaglich in seinem Stuhl und stöhnte zufrieden.
«Sie wissen zweifellos, wie man es sich gut gehen lässt, Poirot. Wie von einem Franzosen wohl nicht anders zu erwarten.»
«Ich bin Belgier. Aber sonst trifft Ihre Bemerkung zu. In meinem Alter besteht das Hauptvergnügen, wenn nicht das einzige noch verbliebene Vergnügen, in der Gaumenfreude. Zum Glück habe ich einen ausgezeichneten Magen.»
«Ah», murmelte Mr. Entwhistle.
Sie hatten Seezunge véronique gegessen, danach eine escalope de veau milanaise und schließlich poire flambée mit Eis. Dazu hatten sie zuerst einen Pouilly-Fuisse getrunken, dann einen Corton, und jetzt stand vor Mr. Entwhistle ein ausgezeichneter Port. Poirot, der sich aus Dessertwein nichts machte, trank eine Creme de Cacao. «Ich weiß nicht, wie Sie es schaffen, eine so gute escalope zu bekommen», seufzte Mr. Entwhistle, in Gedanken noch beim Essen verweilend. «Sie ist auf der Zunge zergangen!»
«Ich habe einen Bekannten, der ein Fleischer vom Kontinent ist. Ich habe ihm bei einem kleinen familiären Problem geholfen. Er war mir sehr dankbar - und seitdem ist er überaus verständnisvoll, wenn es um meinen Magen geht.»
«Ein familiäres Problem», stöhnte Mr Entwhistle. «Ich wünschte, Sie hätten mich nicht daran erinnert. Es ist gerade ein so wunderbarer Moment.»
«Verlängern Sie ihn noch ein wenig, mein Freund. In Kürze wird uns eine demi-tasse serviert und der Brandy, und dann, wenn die Verdauung einsetzt, dann werden Sie mir sagen, weshalb Sie mich um Rat ersuchen.»
Die Standuhr schlug halb zehn, als sich Mr Entwhistle schließlich in seinem Stuhl aufsetzte. Der psychologisch richtige Moment war gekommen. Jetzt widerstrebte es ihm nicht mehr, seine Gedanken und Zweifel zur Sprache zu bringen -im Gegenteil, er konnte es kaum noch erwarten. «Ich weiß nicht, vielleicht gebe ich mir die unverzeihlichste Blöße», begann er. «Und auf jeden Fall sehe ich nicht, dass man irgendetwas unternehmen kann. Aber ich würde gerne die Tatsachen vor Ihnen ausbreiten und hören, was Sie dazu zu sagen haben.»
Er machte eine kurze Pause, dann schilderte er auf seine trockene, präzise Art das bisher Vorgefallene. Juristisch geschult, wie er war, legte er die Tatsachen klar dar, ohne etwas auszulassen oder Überflüssiges hinzuzufügen. Es war eine kurze, knappe Darstellung und wurde als solche von dem kleinen, ältlichen Herrn mit dem eiförmigen Kopf schweigend und mit Wohlwollen aufgenommen.
Als Mr. Entwhistle geendet hatte, herrschte zunächst Stille.
Der Notar hatte mit einigen Fragen gerechnet, doch Hercule Poirot schwieg. Er dachte nach.
«Das klingt alles sehr schlüssig», meinte er schließlich. «Sie haben den Verdacht, dass Ihr Freund Richard Abernethie ermordet worden sein könnte. Dieser Verdacht, oder diese Vermutung, beruht nur auf einem - auf den Worten, die Cora Lansquenet bei Richard Abernethies Beerdigung sagte. Nehmen Sie diese Worte weg, und es bleibt nichts. Die Tatsache, dass sie selbst am folgenden Tag ermordet wurde, könnte reiner Zufall sein. Zweifellos, Richard Abernethie ist sehr plötzlich gestorben, aber er wurde von einem angesehenen Arzt betreut, der ihn gut kannte, und dieser Arzt wurde nicht misstrauisch, sondern stellte den Totenschein aus. Wurde Richard beerdigt oder verbrannt?»
«Verbrannt - auf eigenen Wunsch hin.»
«Ja, das ist das Gesetz. Und das heißt, dass ein zweiter Arzt die Urkunde bestätigen musste - aber das würde keine Schwierigkeiten bereiten. So kommen wir zum Ausschlaggebenden zurück - zu dem, was Cora Lansquenet sagte. Sie waren dabei und haben sie gehört. Sie sagte
«Ja.»
«Das Wesentliche ist - Sie glauben, dass sie die Wahrheit sagte.»
«Ja, das stimmt.»
«Warum?»
«Warum?» Mr. Entwhistle wiederholte das Wort etwas verwundert.
«Aber ja - warum? War es, weil Sie im tiefsten Innern bereits Zweifel an der Ursache für Richards Tod hatten?»
Der Notar schüttelte den Kopf. «Nein, nein, nicht im Mindesten.»
«Dann ist es wegen ihr - wegen Cora. Sie kannten sie gut?»
«Ich hatte sie seit ... sagen wir mal, zwanzig Jahren nicht mehr gesehen.»
«Hätten Sie sie erkannt, wenn Sie ihr auf der Straße begegnet wären?»
Mr. Entwhistle überlegte.
«Auf der Straße wäre ich vielleicht an ihr vorbeigegangen, ohne sie zu erkennen. Als Mädchen - und als das hatte ich sie das letzte Mal gesehen - war sie ein dünnes Ding gewesen, und jetzt war sie zu einer fülligen, etwas ungepflegten Frau mittleren Alters geworden. Aber ich glaube, ich hätte sie wiedererkannt, sobald ich direkt mit ihr gesprochen hätte. Sie trug die Haare noch wie früher, ein ganz gerade geschnittener Pony, und sie hatte die Eigenart, einen durch die Ponyfransen hindurch anzublicken wie ein scheues Reh. Und sie hatte eine sehr charakteristische, abrupte Art zu reden und dabei den Kopf zur Seite zu legen, ehe sie etwas ganz Unerhörtes sagte. Sie hatte Charakter, verstehen Sie, und Charakter ist immer sehr individuell.»
«Sie war also noch dieselbe Cora, die Sie vor Jahren gekannt hatten. Und sie sagte noch immer unerhörte Sachen! Die Sachen, diese unerhörten, die sie in der Vergangenheit gesagt hatte - waren sie meist ... gerechtfertigt?»
«Das war ja gerade das Unbequeme an Cora. Immer, wenn die Wahrheit besser ungesagt geblieben wäre, hat sie sie ausgesprochen.»
«Und diese Eigenart hatte sie beibehalten. Richard Abernethie wurde ermordet - und deswegen sagte Cora es auch.»
Mr. Entwhistle rutschte auf seinem Stuhl umher. «Sie glauben, dass er wirklich ermordet wurde?»
«O nein, mein Freund, so voreilig dürfen wir nicht sein. Wir halten fest - Cora glaubte, dass er ermordet worden war. Sie war davon überzeugt, dass er ermordet worden war. Es war für sie eher eine Feststellung als eine Vermutung. Und das führt uns zum Nächsten - sie muss einen Grund für ihre Überzeugung gehabt haben. Nach dem, was Sie von ihr wissen, gehen wir davon aus, dass sie nicht nur ein wenig Aufruhr stiften wollte. Sagen Sie mir - nachdem sie gesagt hatte, was sie sagte, erhob sich sofort ein Sturm des Protests - ist das korrekt?»
«Absolut.»
«Und dann wurde sie verwirrt, beschämt und nahm ihre Worte zurück - und sagte - soweit Sie sich erinnern - etwas wie:
Der Notar nickte.
«Ich wünschte, ich könnte mich genau erinnern. Aber ich bin mir ziemlich sicher. Sie verwendete die Worte
«Und die Sache wurde dann rasch überspielt und alle sprachen von anderen Dingen. Sie erinnern sich rückblickend nicht an einen besonderen Gesichtsausdruck bei jemandem? Irgendetwas, das Sie als - sagen wir ... ungewöhnlich speicherten?»
«Nein.»
«Und am Tag darauf wird Cora ermordet - und Sie fragen sich:
Der Notar wand sich wieder unbehaglich.
«Ihnen kommt das wahrscheinlich etwas weit hergeholt vor?»
«Keineswegs», antwortete Poirot. «Unter der Voraussetzung, dass die erste Annahme der Wahrheit entspricht, ist dieser Verdacht nur logisch. Der perfekte Mord, der Mord an Richard Abernethie, ist begangen worden, alles ist glatt abgelaufen -und plötzlich stellt sich heraus, dass eine Person die Wahrheit kennt! Selbstverständlich muss diese Person so schnell wie möglich zum Verstummen gebracht werden.»
«Dann glauben Sie doch, dass es ... Mord war?»
Poirot sprach mit getragener Stimme. «Mon cher, ich denke wie Sie - es gibt Grund zu ermitteln. Haben Sie schon irgendwelche Schritte unternommen? Sie haben mit der Polizei über diese Dinge gesprochen?»
«Nein.» Mr. Entwhistle schüttelte den Kopf. «Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich damit irgendetwas erreichen würde. Meine Rolle ist, die Familie zu vertreten. Wenn Richard Abernethie ermordet wurde, dann kann das nur auf eine einzige Art geschehen sein.»
«Gift?»
«Genau. Und die Leiche wurde verbrannt. Es ist unmöglich, jetzt noch einen Beweis zu finden. Aber ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich selbst in dieser Frage Gewissheit haben muss. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich an Sie gewendet habe, Poirot.»
«Wer war bei seinem Tod im Haus?»
«Ein betagter Butler, der seit Jahren für ihn arbeitete, eine Köchin und ein Dienstmädchen. Es scheint wohl, als müsste es einer von ihnen gewesen sein .»
«Ah! Versuchen Sie nicht, mir Sand in die Augen zu streuen. Diese Cora, sie weiß, dass Richard Abernethie ermordet wurde, aber sie willigt ein, die Tatsache zu vertuschen. Sie sagt: «Das war mein Gedankengang, ja», gab Mr. Entwhistle zu. «Aber wie jemand aus der Familie überhaupt -» Poirot unterbrach ihn. «Wenn Gift im Spiel ist, gibt es viele Möglichkeiten. Da er im Schlaf gestorben ist und niemand verdächtige Anzeichen feststellte, muss es wohl ein Narkotikum gewesen sein. Möglicherweise nahm er bereits ein Narkotikum.» «Nun ja», meinte Mr. Entwhistle, «das Wie ist relativ gleichgültig. Wir werden nie etwas beweisen können.» «Im Fall von Richard Abernethie - nein. Aber beim Mord an Cora Lansquenet, da verhält es sich anders. Wenn wir Antwort auf das Wer? haben, sollten sich Beweise finden lassen.» Mit einem scharfen Blick auf den Notar fügte er hinzu: «Sie haben vielleicht schon etwas unternommen?» «Sehr wenig. Ich glaube, es ging mir vor allem um Elimination. Es ist ein übler Gedanke, jemand von den Abernethies könnte ein Mörder sein. Die Idee will mir immer noch nicht ganz in den Kopf. Ich hatte gehofft, mit ein paar scheinbar belanglosen Fragen bestimmte Familienmitglieder eindeutig ausschließen zu können. Vielleicht sogar alle. In dem Fall hätte Cora mit ihrer Vermutung Unrecht gehabt, und ihr eigener Tod wäre auf einen Taugenichts zurückzuführen, der in das Haus eingebrochen ist. Die Fragestellung war einfach genug: Wo waren die Mitglieder der Familie Abernethie an dem Nachmittag, an dem Cora Lansquenet starb?» «Eh bien», sagte Poirot. «Wo waren sie?» «George Crossfield war beim Pferderennen in Hurst Park. Rosamund Shane war in London beim Einkaufen. Ihr Mann -denn man darf die Ehemänner nicht vergessen ...» «Exakt.» «Ihr Mann hatte eine Verabredung, um die Option auf ein Theaterstück zu besprechen. Susan und Gregory Banks waren den ganzen Tag zu Hause. Timothy Abernethie, der gebrechlich ist, war zu Hause in Yorkshire, und seine Frau befand sich auf der Rückfahrt von Enderby.» Er verstummte. Hercule Poirot sah ihn an und nickte verständnisvoll. «Ja, das sagen sie. Aber sagen sie die Wahrheit?» «Das weiß ich einfach nicht, Poirot. Bei einigen Aussagen wäre es relativ leicht zu überprüfen, ob sie stimmen - aber es wäre ziemlich schwierig, das unter der Hand zu tun, ohne sich zu verraten. Und wenn es herauskäme, würde es auf eine Anschuldigung hinauslaufen. Ich erzähle Ihnen nur die wenigen Dinge, die ich herausgefunden habe. Es ist möglich, dass George wirklich beim Rennen in Hurst Park war, aber ich glaube es nicht. Er hat damit geprahlt, dass er auf zwei Sieger gesetzt hatte. Meiner Erfahrung nach graben sich viele Gesetzesbrecher ihr eigenes Grab, indem sie zu viel sagen. Ich fragte ihn nach dem Namen der Sieger, und er nannte ohne zu zögern zwei. Wie ich herausfand, waren beide am fraglichen Tag große Favoriten gewesen und eines hat tatsächlich auch gewonnen. Das andere Pferd galt zwar als sehr aussichtsreich, hat aber unerklärlicherweise nicht einmal den dritten Platz gemacht.» «Interessant. War dieser George in Geldnöten, als sein Onkel starb?» «Meinem Eindruck nach war er in großen Geldnöten. Ich habe keinen Beweis dafür, aber ich vermute stark, dass er mit Geldern von Klienten spekuliert hatte und dass ihm eine Anklage ins Haus stand. Das ist zwar nur eine Vermutung meinerseits, aber ich habe einige Erfahrung in diesen Dingen. Leider muss ich gestehen, dass unlautere Notare nicht unbekannt sind. Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich mein Vermögen George nicht anvertrauen würde, und ich habe den Verdacht, dass Richard Abernethie, der ein großer Menschenkenner war, von seinem Neffen enttäuscht war und ihm nicht vertraute. Seine Mutter», fuhr der Notar fort, «war ein gut aussehendes, aber etwas dummes Mädchen, und sie heiratete einen Mann von eher zweifelhaftem Charakter.» Er seufzte. «Die weiblichen Abernethies haben selten eine gute Wahl getroffen.» Er machte eine Pause. «Was Rosamund betrifft - sie ist bildhübsch, aber dumm», griff er seinen Bericht wieder auf. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Cora mit einem Beil den Kopf einschlägt! Ihr Mann, Michael Shane, ist ein unbeschriebenes Blatt - er ist ehrgeizig, denke ich, und eitel wie ein Pfau. Aber ich weiß sehr wenig über ihn. Ich habe keinen Grund, ihn eines brutalen Mords zu verdächtigen, oder auch eines sorgfältig geplanten Giftmords, aber bis ich weiß, dass er am fraglichen Tag wirklich getan hat, was er sagte, kann ich ihn nicht ausschließen.» «Aber bei der Frau sind Sie sich sicher?» «Nein, nein - sie wirkt oft völlig gleichgültig, beinahe erschreckend gleichgültig ... aber nein, mit einem Beil kann ich mir sie einfach nicht vorstellen. Sie sieht sehr zerbrechlich aus.» «Und bildschön!», ergänzte Poirot mit einem etwas zynischen Lächeln. «Und die andere Nichte?» «Susan? Sie ist ein völlig anderer Typ als Rosamund - sehr zupackend, muss ich sagen. Sie und ihr Mann waren an dem Tag zu Hause. Ich sagte - nicht ganz aufrichtig -, ich hätte versucht, sie an dem bewussten Nachmittag anzurufen. Greg erklärte sofort, an dem Tag müsse das Telefon kaputt gewesen sein. Er hätte versucht, jemanden anzurufen, sei aber nicht durchgekommen.» «Also wieder keine Eindeutigkeit. Sie können niemanden eliminieren, wie Sie es gehofft hatten ... Wie ist der Mann?» «Er ist schwer einzuschätzen. Er hat etwas Unangenehmes, obwohl ich nicht sagen kann, woran es genau liegt. Und was Susan betrifft ...» «Ja?» «Susan erinnert mich an ihren Onkel. Sie hat dieselbe Tatkraft, dieselbe Energie und denselben Verstand wie Richard Abernethie. Möglicherweise fehlt ihr ein wenig seine Herzlichkeit und Wärme, aber das könnte ich mir auch nur einbilden.» «Frauen sind nie herzlich», warf Poirot ein. «Obwohl sie gelegentlich liebevoll sein können. Liebt sie ihren Mann?» «Abgöttisch, würde ich sagen. Aber wirklich, Poirot, ich kann mir nicht vorstellen - ich will mir nicht vorstellen, dass Susan .» «George wäre Ihnen lieber?», fragte Poirot. «Das ist nachvollziehbar! Ich meinerseits bin nicht so sentimental, wenn es um hübsche junge Damen geht. Jetzt erzählen Sie mir von Ihrer Visite bei der älteren Generation.» Mr. Entwhistle schilderte seinem Freund ausführlich den Besuch bei Timothy und Maude. Poirot fasste den Bericht zusammen. «Also, Mrs. Abernethie ist in mechanischen Dingen geschickt. Sie kennt sich mit dem Innenleben eines Autos aus. Und Mr. Abernethie ist nicht so gebrechlich, wie er gerne glauben möchte. Er geht spazieren und ist, Ihren Worten zufolge, durchaus zu körperlichen Leistungen fähig. Außerdem ist er in gewisser Weise egoman und neidete seinem Bruder den Erfolg und den besseren Charakter.» «Er hat sehr freundlich über Cora gesprochen.» «Und sich über ihre dumme Bemerkung nach der Beerdigung lustig gemacht. Was ist mit dem sechsten Erben?» «Mit Helen? Mrs. Leo? Sie ist für mich über jeden Verdacht erhaben. Außerdem wird ihre Unschuld leicht nachzuweisen sein. Sie war in Enderby, mit drei Dienstboten im Haus.» «Eh bien, mein Freund», sagte Poirot. «Werden wir konkret. Was soll ich tun?» «Ich will die Wahrheit wissen, Poirot.» «Ja. Mir würde es an Ihrer Stelle ebenso ergehen.» «Und Sie sind genau der Richtige, um die Wahrheit für mich herauszufinden. Ich weiß, dass Sie keine Fälle mehr übernehmen, aber ich bitte Sie, hier eine Ausnahme zu machen. Es ist natürlich ein bezahlter Auftrag. Ich bin für Ihr Honorar zuständig. Jetzt kommen Sie, Geld kann jeder brauchen.» Poirot grinste. «Aber nicht, wenn alles ans Finanzamt geht! Doch ich gebe zu, Ihr Problem interessiert mich. Weil es nicht einfach ist ... alles ist sehr nebulös ... Eine Sache, mein Freund, sollten allerdings Sie noch tun. Danach bin ich für alles zuständig. Aber ich glaube, es ist besser, wenn Sie den Arzt aufsuchen, der Mr. Richard Abernethie behandelte. Kennen Sie ihn?» «Ein wenig.» «Was für ein Mann ist er?» «Ein Hausarzt mittleren Alters. Recht fähig. Er verstand sich gut mit Richard. Ein durch und durch guter Kerl.» «Dann suchen Sie ihn auf. Mit Ihnen wird er offener reden als mit mir. Fragen Sie ihn nach Mr. Abernethies Krankheit. Finden Sie heraus, welche Medikamente er nahm, zum Zeitpunkt seines Todes und in den Wochen und Monaten zuvor. Finden Sie heraus, ob Richard Abernethie seinem Arzt gegenüber je erwähnte, dass er glaubte, vergiftet zu werden. Übrigens - diese Miss Gilchrist ist sicher, dass er den Ausdruck vergiftet verwendete, als er sich mit seiner Schwester unterhielt?» Mr. Entwhistle überlegte. «Doch, das Wort hat sie gebraucht - allerdings gehört sie zu der Art von Zeugen, die die tatsächlich gesagten Worte oft verändern, aber davon überzeugt sind, dass sie den Sinn nicht verdrehen. Wenn Richard sagte, dass er glaube, jemand wolle ihn töten, hätte Miss Gilchrist möglicherweise sofort an Gift gedacht, weil sie seine Befürchtung mit der ihrer Tante in Verbindung brachte, die glaubte, man würde ihr Gift ins Essen tun. Ich könnte noch mal mit ihr darüber reden.» «Ja. Oder ich.» Poirot verstummte, bevor er in weniger nüchternem Tonfall fortfuhr. «Haben Sie sich schon überlegt, dass Ihre Miss Gilchrist selbst auch in Gefahr sein könnte, mein Freund?» Mr. Entwhistle schaute überrascht auf. «Eigentlich nicht.» «Aber ja. Cora hat am Tag der Beerdigung ihren Verdacht geäußert. Die Frage, die sich der Mörder stellt, wird lauten -hat sie ihren Verdacht auch jemand anders gegenüber geäußert, gleich als sie von Richards Tod erfuhr? Und am wahrscheinlichsten ist, dass sie mit Miss Gilchrist darüber sprach. Ich glaube, mon cher, sie sollte nicht allein in dem Cottage bleiben.» «Soweit ich weiß, will Susan nach Lytchett St. Mary fahren.» «Ach, Mrs. Banks fährt hin?» «Sie möchte Coras Sachen sichten.» «Ah ja ... ah ja ... Nun, mein Freund, tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Sie können auch Mrs. Abernethie - Mrs. Leo Abernethie - darauf vorbereiten, dass ich sie möglicherweise aufsuchen werde. Wir werden sehen. Von nun an bin ich für alles zuständig.» Und energisch zwirbelte Poirot seinen Schnurrbart.