23

Sie verbrachten den Rest der Nacht in einem Hain weißer Eichen, die den Mermidon wenige Meilen unterhalb des Kennonpasses säumten. Es war kühl und schattig, wo sie schliefen, geschützt vor der späten Sommerhitze, die sich früh auf dem offenen Grasland sammelte, und sie wachten erst weit nach Sonnenaufgang auf. Sie wuschen sich und aßen etwas von den Vorräten, die Damson mit sich trug, lauschten auf den stetigen Fluß des Stroms und den überschäumenden Vogelgesang. Morgan rieb sich den Schlaf aus den Augen und versuchte sich alles in Erinnerung zu rufen, was am vorangegangenen Tag geschehen war, aber es verschwamm in seinem Geist bereits wie eine Erinnerung, die vor langer Zeit gespeichert worden war. Daß Padishar Creel wieder in Sicherheit war, wie lange her dieses Ereignis auch sein mochte, war das einzig Wichtige, sagte er sich mißmutig und ließ die Angelegenheit in die Tiefen des Gestern entgleiten.

Er zog sich die Stiefel an, während er Brot und Käse aß und überlegte, was vor ihnen lag. Das Heute war eine heiße, drückende Hoffnung, die durch die gefleckten Schatten der Blätter und Zweige hindurchschimmerte, und konnte ihn überall hinführen. Die Vergangenheit war eine Mahnung an die Wandelbarkeit des Lebens, an das Schicksal, das die Gelegenheit verspielte und zurückgab, was es wollte. Das Ungemach und die Verluste, die Morgan hatte erfahren müssen, hatten ihn gehärtet, und eine Leere hatte sich um ihn gebildet, von der er glaubte, daß nichts sie jemals wieder würde durchdringen können. Sie war ein unzugänglicher Ort, an dem Schmerz und Enttäuschung und Angst nicht überleben konnten, ein Schild, der es ihm erlaubte, alles von sich fernzuhalten, so daß er auch dann noch weitermachen konnte, wenn er manchmal glaubte, er könnte es nicht mehr. Das Problem dabei war natürlich, daß so auch andere Dinge ferngehalten wurden – wie Hoffnung und Sorge und Liebe. Er konnte sie zulassen, wenn er sich dazu entschloß, aber es bestand immer die Gefahr, daß die anderen Gefühle dann auch zurückkamen. Wenn man eines zuließ, riskierte man immer, auch die anderen zuzulassen. Es war sein Vermächtnis von Steff und Quickening, vom Jut und von Eldwist, von Druidengeistern und Schattenwesen. Es war eine Wahrheit, die ihn verfolgte.

Er schob die Überlegungen und Grübeleien beiseite, beendete seine Mahlzeit, erhob sich und streckte sich.

»Fertig?« fragte Damson Rhee. Ihr Gesicht war vom kalten Wasser gerötet, und ihr feuerrotes Haar glänzte, nachdem sie es ausgebürstet hatte. Sie war hübsch und lebenssprühend und von einer Entschlossenheit erfüllt, die von ihr abstrahlte wie Hitze von einer Flamme. Morgan betrachtete sie und dachte erneut, wie glücklich Par sein mußte, daß jemand wie sie ihn liebte.

Matty Roh wusch ihren Teller ab und gab ihn Damson, damit sie ihn einpacken konnte. »Wohin gehen wir von hier aus?« fragte sie in ihrer gewohnten, offenen Art. »Wie wollen wir darangehen, Par Ohmsford zu finden?«

Damson packte den Teller zusammen mit den anderen ein. »Wir werden ihn aufspüren.« Sie sicherte das Gepäck und stand auf. »Hiermit.«

Sie griff vorn in ihre Tunika und zog an einem Lederband etwas heraus, das wie die Hälfte eines Medaillons aussah. Morgan und Matty beugten sich nah heran. Das Medaillon, tatsächlich eine Metallscheibe, trug keine Zeichen oder Insignien, und die gezackte Schärfe des geraden Randes verriet deutlich, daß es kürzlich zerbrochen worden war.

»Man nennt dies ein Skree«, erklärte Damson und hielt es ins Licht, wo es kupfern schimmerte. »Ich hab die andere Hälfte Par gegeben, als wir uns trennten. Die Scheibe wurde aus einem Metall geformt, in einem Arbeitsgang geschmiedet und kann nur einmal gebraucht werden. Die Hälften ziehen die Besitzer zueinander. Sie strahlen ein Licht aus, wenn sie einander nahe gebracht werden.«

Matty Roh schaute skeptisch drein. »Wie nah muß man sich kommen?« Ihr schwarzes, kurzes Haar lag straff um ihr Elfengesicht, und ihre Augen blickten tiefgründig und durchdringend. Sie sah frisch, zerzaust und jung aus – jünger, als sie war, dachte Morgan, und es war nichts davon zu erkennen, wer sie sein konnte.

Damson lächelte. »Das Skree ist eine Straßenmagie. Ich habe sie arbeiten sehen. Ich weiß, was sie vollbringen kann.« Das Lächeln vertiefte sich. »Wollen wir sie ausprobieren?«

Sie hielt das Skree auf ihrer ausgestreckten Handfläche zuerst nach Westen, dann nach Norden und dann nach Osten. Es tat nichts. Damson sah sie schnell an. »Er ist gen Süden gezogen«, erklärte sie. »Das habe ich mir bis zuletzt aufgehoben.«

Sie richtete ihre Hand nach Süden aus. Die kupferartige Vorderseite des Skree begann möglicherweise schwach zu pulsieren, aber Morgan war sich dessen absolut nicht sicher. Damson nickte jedoch zufrieden.

»Er ist anscheinend nicht weit entfernt.« Ihr Lächeln war verhalten, als ihr Blick dem der anderen begegnete. »Man muß wissen, wie man es lesen muß.« Sie verbarg die Scheibe wieder in ihrer Tunika. »Wir sollten besser losgehen.«

Sie griff nach ihrem Gepäck und schwang es sich über die Schulter. Matty Roh sah Morgan von der Seite an, und ihr Kopfschütteln besagte: »Hast du etwas gesehen, was mir entgangen ist?« Morgan zuckte die Achseln. Er war sich nicht sicher.

Sie brachen in der Hitze auf, folgten dem Mermidon auf seinem gewundenen Weg östlich auf Varfleet zu und hielten sich dabei so weit wie möglich in den Schatten der Bäume. Eine Brise wehte vom Wasser heran und verschaffte ihnen ein wenig Kühlung, aber das umliegende Land lag bar aller Bewegung still in der Hitze vor ihnen. Die Gipfel der Drachenzähne im Norden waren in der Schwüle des Sommers kahl und grau, und das Auf und Ab aus Hügeln und niedrigen Bergen im Süden zeigte sich ausgebrannt und trocken. Die Sonne hob sich in den wolkenlosen Himmel, und die Hitze strömte in Wellen herab. Tote Tiere lagen auf den freien Ebenen verstreut, und ihre verdrehten Körper gingen bereits in Verwesung über. Weite Gebiete der Wälder Callahorns waren krank, und die Erde darunter war karg. Teiche stehenden, trüben grünen Wassers glitzerten träge und übelriechend. Die Bäume waren zerstört und verdorrt wie die zum Trocknen aufgehängten Kadaver von Tieren. Oft erstreckten sich die Flächen verdorrter Erde meilenweit. Morgan konnte den Verfall in der Luft riechen. Dies war mehr als die Sommerhitze und die Trockenheit. Dies war das Gift der Schattenwesen, dem er begegnete, seit er nordwärts zog. Überall sah er die Verwüstung des Landes, deren Ursache die dunklen Wesen waren. Und sie wurde schlimmer.

Der Mittag ging in den Nachmittag über, und sie kamen nördlich an Varfleet heran, folgten aber weiter dem Mermidon, der südwärts zu verlaufen begann. Sie trafen auf ihrem Weg eine Handvoll Hausierer, aber die Hitze hatte die meisten Reisenden aus der Sonne vertrieben, so daß sie den Weg am Fluß entlang ziemlich allein bewanderten. Sie erblickten die erste Föderationspatrouille, als sie sich Varfleet näherten, und zogen sich zwischen die Bäume zurück, um sie passieren zu lassen.

Damson gebrauchte erneut das Skree, während sie warteten, und das Ergebnis war das gleiche. Die Scheibe schimmerte schwach, als sie gen Süden gehalten wurde – aber vielleicht war es auch nur eine Reflexion des Sonnenlichts. Erneut wechselten Morgan und Matty Roh einen heimlichen Blick. Es war heiß, und sie waren müde. Sie fragten sich, ob dies wohl irgendwohin führen würde oder ob Damson es einfach nur hoffte. Es gab noch andere Möglichkeiten, Par aufzuspüren, wenn die Scheibe nicht funktionierte, aber keine von ihnen würde Damson gerade jetzt überzeugen.

Sie müßten ein Boot besorgen, um den Mermidon hinab zum Regenbogensee zu reisen, erklärte sie und versteckte das Skree wieder. So würden sie dreimal schneller sein, als wenn sie versuchten, die Strecke zu Fuß zurückzulegen. Matty zuckte die Achseln und sagte, sie würde in die Stadt hineingehen, denn es sei für sie weniger gefährlich als für die anderen, und sie würde sie hier wieder treffen, sobald sie gefunden hätte, was sie brauchten. Sie legte ihr Bündel mit dem Bettzeug ab, das sie mit sich getragen hatte, und verschwand in der Schwüle.

Morgan saß mit Damson im Schatten einer alten Weide nahe am Ufer, von wo aus sie jeden sehen konnten, der sich näherte. Der Fluß war schlammig und nach dem Unwetter der letzten Nacht von Schutt durchsetzt. Sie beobachteten, wie er träge und bedächtig vorüberfloß. Ein Träger von Abgelegtem und alten Neuigkeiten. Morgans Augen waren vom Schlafmangel schwer, und er schloß sie gegen das Licht.

»Ihr seid Euch meiner noch immer nicht sicher, nicht wahr?« hörte er Damson nach einiger Zeit fragen.

Er sah zu ihr hinüber. »Was meint Ihr?«

»Ich habe den Blick bemerkt, den Ihr mit Matty getauscht habt, als ich das Skree benutzt habe.«

Er seufzte. »Das bedeutet nicht, daß ich mir Euretwegen nicht sicher bin, Damson. Es bedeutet, daß ich nichts gesehen habe, und das beunruhigt mich.«

»Man muß wissen, wie man es benutzt.«

»Das sagtet Ihr bereits. Aber was ist, wenn Ihr Euch irrt? Ihr könnt es mir nicht verübeln, daß ich skeptisch bin.«

Sie lächelte ironisch. »Doch, das kann ich. Zu irgendeinem Zeitpunkt dieser Reise müssen wir beginnen, einander zu vertrauen, wir alle drei. Wenn wir es nicht tun, werden wir eine Menge Schwierigkeiten bekommen. Denkt darüber nach, Morgan.«

Das tat er und dachte noch immer darüber nach, als sich die Dämmerung über das Grenzland senkte und Matty mit müdem Gesichtsausdruck aus dem Dunst auftauchte.

»Wir haben ein Boot«, verkündete sie, ließ sich im Schatten der Weide erschöpft fallen und griff nach dem Wasserkrug, den Damson ihr anbot. Sie spritzte Wasser auf ihr staubbedecktes Gesicht und ließ es hinablaufen. »Ein Boot, Vorräte und Waffen, alles ist am Ufer versteckt. Wir können alles nach Einbruch der Dunkelheit einsammeln, wenn wir nicht gesehen werden können.«

»Irgendwelche Probleme?« fragte Morgan.

Sie sah ihn angespannt an. »Ich mußte niemanden töten, wenn du das meinst.« Sie blickte finster, setzte sich dann zurück und sagte nichts mehr.

Jetzt waren beide Frauen böse auf ihn, dachte er und beschloß, sich nicht darum zu kümmern.

Als die Nacht hereinbrach, folgten sie der Uferlinie hinab in die Stadt, bis sie die Docks nördlich der Stelle erreichten, an der Matty das Boot versteckt hatte. Es war ein älteres Fahrzeug, ein Flachbodenskiff mit Bootshaken, Rudern, einem Mast und einem Segel, und es war mit Nahrung und Waffen ausgestattet, wie Matty es versprochen hatte. Sie kletterten schweigend an Bord und stießen sich ab, lenkten das Skiff flußabwärts bis zur ersten unbewohnten Bucht, zogen ihr Fahrzeug dann an Land und zogen sich sofort zum Schlafen zurück. Bei Sonnenaufgang waren sie wieder auf den Beinen und brachen auf. Sie befuhren den Mermidon bis zum Sonnenuntergang in südlicher Richtung auf den Runne zu und lagerten dann in der Nähe eines Eschenhains in einem Gewirr von Felsen, das sich zu einer schmalen Sandbank hin öffnete. Sie nahmen ein kaltes Abendessen zu sich, rollten sich in ihre Decken und schliefen erneut. Zwei Tage waren vergangen, ohne daß viel gesprochen worden wäre. Die Gemüter waren gereizt, und die Unsicherheit über die Richtung, die sie eingeschlagen hatten, hatte jegliche wirkliche Bemühung um Kommunikation erstickt. In Tyrsis war eine Verbundenheit spürbar gewesen, die hier fehlte – vielleicht wegen der Zweifel, die sie gegenseitig hegten, vielleicht wegen ihres Unbehagens darüber, was ihnen bevorstehen könnte. In Tyrsis hatte es einen Plan gegeben – oder zumindest die Ansätze eines Plans. Hier war nur eine vage Entschlossenheit vorhanden, weiterhin nach Par Ohmsford zu suchen, bis sie ihn gefunden hätten. Sie hatten gewußt, wo Padishar war, und sie hatten das Gefühl gehabt, daß sie eine gewisse Kontrolle darüber hätten, wie sie ihn erreichen könnten. Aber Par konnte überall sein, und nichts ließ vermuten, daß sie nicht bereits zu spät kamen, um ihm zu helfen.

Daher machte sich außerordentliche Erleichterung breit, als Damson am nächsten Morgen das Skree herausnahm, ihre Hand nach Süden ausrichtete und das Kupfermetall sogar in den Schatten der Felsen, die sie ringsum einschlössen, hell leuchtete. Ein Moment des Zögerns entstand, und dann lächelten sie einander wie wiederentdeckte alte Freunde an und brachen mit neugewonnener Entschlossenheit auf.

Danach ließ die Spannung nach, und das Gefühl der Kameradschaft, das sie bei der Befreiung von Padishar geteilt hatten, kehrte erneut zurück. Das Skiff bahnte sich seinen Weg den Fluß hinab, und das Wasser, das wieder ruhig und glatt geworden war, trug sie stetig südwärts. Der Tag war heiß und windstill, und die Reise ging langsam voran, aber die beiden Frauen und der Hochländer verbrachten ihre Zeit damit, Gedanken und Träume auszutauschen, sich ihren Weg an den Schranken vorbei zu bahnen, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatten, und tauschten ihre Gedanken und Gefühle aus, bis sie sich wieder miteinander wohl fühlten.

Bei Einbruch der Nacht befanden sie sich tief im Runne. Die Berge erhoben sich als schattenhafte Mauer in der zunehmenden Dunkelheit, schlössen das Sternenlicht aus und ließen nur ein schmales Himmelsband über ihnen zurück. Sie lagerten auf einer Insel, die aus einem Sandstrand und gebleichtem Treibholz bestand, das eine Ansammlung verkümmerter Pinien umgab. Die Luft blieb drückend und war mit beißenden Flußgerüchen gesättigt – nach toten Fischen, Schlammstellen und Stromschnellen. Morgan angelte, und sie brieten seinen Fang über einem Feuer, aßen ihn, tranken von dem Bier, das Damson mit sich trug, und beobachteten, wie der Strom vorüberfloß. Damson gebrauchte das Skree, und es leuchtete hell kupferfarben, wenn es nach Süden gehalten wurde. Vorerst war damit alles gut. Sie waren weniger als einen Tag weit von der Stelle entfernt, an der sich der Mermidon in den Regenbogensee ergoß. Vielleicht würden sie dort etwas darüber erfahren, wo Par sich jetzt aufhielt.

Nach einiger Zeit streckten sich Damson und Matty auf ihren Decken aus, um zu schlafen, während Morgan an das Flußufer hinunterschlenderte, sich dort niederließ und an andere Zeiten und Orte dachte. Er wollte die Fäden von allem, was geschehen war, zusammenführen, um einen Sinn in dem zu entdecken, was kommen würde. Er war es müde, vor einem Feind davonzulaufen, über den er noch immer fast gar nichts wußte, und dachte wie so oft, daß er doch etwas erkennen müßte, wenn er nur lang genug über die Angelegenheit nachdachte. Aber die Fäden liefen vor ihm auseinander, als seien sie vom Winde verweht, und er konnte sie offenbar nicht zusammenführen. Sie trieben dahin und verstreuten sich, und die Fragen, die ihn seit Wochen quälten, blieben unbeantwortet.

Er grub mit einem Stock im Sand, als Matty erschien und sich neben ihn setzte.

»Ich konnte nicht schlafen«, sagte sie. Ihr Gesicht war blaß und wirkte im Sternenlicht abweisend. Ihre Augen waren unermeßlich tief. »Was machst du?«

Er schüttelte den Kopf. »Nachdenken.«

»Worüber?«

»Über alles und nichts.« Er lächelte sie schnell an. »Ich kann anscheinend zu keinem Schluß kommen. Ich dachte, ich könnte versuchen, einige Dinge zu ergründen, aber mein Geist wandert einfach umher.«

Sie sagte einen Moment lang gar nichts, hielt die Augen abgewandt und schaute über den Fluß hinweg. »Du versuchst alles zu erzwingen«, sagte sie schließlich.

Er sah sie an.

»Du gehst an alles heran, als hättest du das letzte Mal Gelegenheit dazu. Du bist wie ein kleiner Junge, der von seiner Mutter eine Aufgabe übertragen bekommen hat. Es bedeutet dir so viel, daß du es dir nicht leisten kannst, auch nur den kleinsten Fehler zu machen.«

Er zuckte die Achseln. »Nein, so bin ich nicht. Vielleicht scheine ich im Moment so zu sein, aber das bin nicht wirklich ich. Außerdem, wer ergründet jetzt wen?«

Sie begegnete seinem Blick direkt. »Ich ergründe dich nicht. Ich teile dir meinen Eindruck mit. Das unterscheidet sich von dem, was du getan hast. Du hast mich zu ergründen versucht.«

»Oh.« Er glaubte ihr keinen Moment lang. Sein Gesicht zeigte das, und er machte sich nicht die Mühe, es zu verbergen. »Wie dem auch sei, etwas intensiv zu wollen, ist doch nichts Schlechtes.«

»Erinnerst du dich daran, als ich dir erzählt habe, daß ich schon viele Männer getötet hätte?« Er nickte. »Das war eine Lüge. Oder zumindest eine Übertreibung. Ich habe das nur gesagt, weil du mich wahnsinnig gemacht hast.« Sie schaute nachdenklich fort. »Es gibt vieles an mir, was du nicht verstehst. Ich glaube nicht, daß ich dir alles erklären kann.«

Er sah sie fest an, aber sie weigerte sich, seinen Blick zu erwidern. »Ich habe dich aber nicht gebeten, etwas zu erklären«, erwiderte er abwehrend.

Sie ignorierte ihn. »Du bist sehr gut mit diesem Schwert. Fast so gut wie ich. Ich könnte dich lehren, noch besser zu sein, wenn du willst. Ich könnte dir eine Menge beibringen. Erinnere dich daran, was im Whistledown mit dir passiert ist, als du mich packen wolltest. Ich könnte dich lehren, das auch zu können.«

Er errötete. »Das wäre nicht geschehen, wenn...«

»... du bereit gewesen wärst.« Sie lächelte. »Ich weiß, das hast du schon mal gesagt. Aber der Punkt ist, daß du nicht bereit warst – und sieh, was geschehen ist. Außerdem zählt wirklich nur, daß man bereit ist. Padishar hat mich das gelehrt. Bereit zu sein ist sicherlich wichtiger, als etwas intensiv zu versuchen.«

Er preßte die Kiefer zusammen. »Bist du bald fertig damit, in allen Einzelheiten festzustellen, was ich anders machen sollte? Oder möchtest du vielleicht noch etwas hinzufügen?«

Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Sie sah ihn nicht an, sondern hielt ihren Blick auf den Fluß gerichtet. Er wollte noch etwas sagen, besann sich aber dann eines Besseren. Sie schien plötzlich seltsam verwundbar. Er beobachtete, wie sie die Knie hochzog und den Kopf darauflegte. Er konnte langsam und gleichmäßig das Geräusch ihres Atems hören.

»Ich mag dich sehr«, sagte sie schließlich. Sie hielt ihr Gesicht weiterhin gesenkt. »Ich wollte nicht, daß dir etwas geschieht.«

Er wußte nicht, was er sagen sollte. Er sah sie einfach nur an.

»Darum bin ich hier«, sagte sie. »Darum bin ich gekommen.« Sie hob den Kopf und sah ihn an. »Wie denkst du darüber?«

Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich denken soll.«

Sie atmete tief ein. »Damson hat mir von Quickening erzählt.«

Sie sagte dies so, als könnten die Worte in ihrem Mund Feuer fangen. Ihr Blick suchte den seinen, und er sah, daß sie Angst vor dem hatte, was er wohl denken mochte, aber auch entschlossen war, dies dennoch zu Ende zu führen. »Damson sagte, du hättest Quickening geliebt und daß dieser Verlust das Schlimmste war, was dir je widerfahren ist. Sie hat mir davon erzählt, weil ich sie gefragt habe. Ich wollte etwas über dich erfahren, was du mir nie selbst erzählt hättest. Dann wollte ich mit dir darüber sprechen, aber ich wußte nicht, wie ich das anfangen sollte. Ich bin eine sehr gute Zuhörerin, aber keine gute Fragerin.«

Morgan blinzelte. Er sah so flüchtig wie Rauch Quickening als eine makellose, silberhaarige Vision in seinem Geist. Der Schmerz, den er bei der Erinnerung empfand, hatte noch immer nicht nachgelassen. Er versuchte ihn auszuschließen, aber es war sinnlos. Er wollte sich nicht erinnern, aber die Erinnerung war immer da, gerade so, am Rande seines Denkens.

Matty Roh legte ihre Hände impulsiv über die seinen und sagte zögernd: »Ich könnte jetzt zuhören, wenn du es zulassen würdest. Ich fände es schön, wenn es dazu käme.«

Er dachte, nein, ich will nicht darüber sprechen, ich will nicht einmal darüber nachdenken, nicht mit dir, nicht mit irgend jemandem! Aber dann sah er sie erneut in seinem Geist, wie sie ihre verunstalteten Füße in dem Fluß badete und ihm erzählte, wie sie so mißgestaltet geworden waren, wie die Vergiftung des Landes ihr Leben für immer verändert hatte. War der Schmerz ihrer Erinnerungen denn geringer als seiner? Er dachte auch an Quickening, wie sie im Sterben lag und das zerstörte Schwert von Leah wieder heilte, ihm einen Teil von sich selbst gab, den er mit sich nehmen konnte, etwas, das ihren Tod überdauern würde. Was sie für ihn zurückgelassen hatte, war nicht dazu gedacht, geheim oder verborgen gehalten zu werden. Es sollte geteilt werden.

Und Erinnerungen waren keine Schätze aus Glas, die man in einer Schachtel verschlossen halten mußte. Sie waren helle Bänder, die man in den Wind hängen sollte.

Er wandte seine Hand um und faßte die ihre. Dann beugte er sich so nah heran, daß er ihr Gesicht deutlich sehen konnte, und begann zu sprechen. Er sprach lange Zeit, fand es zunächst schwierig und dann leichter, arbeitete sich durch das Labyrinth von Empfindungen, das in ihm aufstieg, suchte nach Worten, die manchmal nicht kommen wollten, zwang sich weiterzumachen, selbst wenn er dachte, daß er es wohl doch nicht könnte.

Als er geendet hatte, hielt sie ihn fest, und ein Teil des Schmerzes glitt von ihm ab.

In der Morgendämmerung brachen sie erneut auf. Das Tageslicht unter den Regenwolken war grau und dunstig. Sie rollten von Westen heran wie eine schwere, dunkle Lawine, die alles in ihrem Weg überrollte. Es war heiß und ruhig auf dem Fluß, und das Geräusch der Wellen, die gegen die Wände der Schlucht schlugen, hallte scharf wider, während sie sich ihren Weg flußabwärts bahnten. Morgan setzte die Segel, aber es war zu wenig Wind da, als daß es geholfen hätte, und nach einer Weile holte er es wieder ein und überließ das Boot der Strömung. Es war fast Mittag, als sie unterhalb der Südwache vorüberkamen, unterhalb des schwarzen Obelisken, der groß und still und undurchdringlich hoch über ihnen aufragte und seinen Schatten wie etwas Verbotenes über den Mermidon warf. Sie betrachteten ihn mit Widerwillen, während sie vorüberfuhren, denn sie dachten an die dunklen Wesen, die darin warteten, und verspürten Unbehagen, als sie daran dachten, daß sie vielleicht beobachtet wurden. Aber niemand erschien, und sie segelten unangefochten vorüber. Die Südwache verschwand in der Ferne, verschmolz mit dem Dunst und war fort.

Kurz darauf erreichten sie die Mündung des Flusses. Seine Oberfläche erstreckte sich in die Ferne und ging im Regenbogensee auf, dessen glasartiger Wasserspiegel in einem intensiveren Blau schimmerte. Der Regenbogen, der dem See seinen Namen gegeben hatte, war nur schwach zu sehen. Er glänzte in der Hitze und dem Dunst, schwebte über dem Wasser wie ein verwittertes, verblaßtes Banner, das frei in der Luft schwebt. Sie lenkten das Skiff zum Westufer, zogen es aufs Land und betraten eine kahle Fläche, die östlich und südlich zum Wasser hin abfiel und sich im Nordwesten über eine Ebene hinweg bis zu einer Hügelkette am Horizont erstreckte. Sie atmeten die Luft ein und sahen sich um, konnten aber, so weit sie sehen konnten, nur verkümmertes Gras und verkrüppelte, unbelaubte Eisenbäume entdecken.

Damson strich ihr feuerrotes Haar zurück, band es mit einem Tuch über ihrer Stirn fest und zog das Skree hervor. Sie hielt es auf ihrer geöffneten Handfläche vor sich und richtete es nach Süden. Morgan sah, daß die halbe Scheibe hell kupferrot zu leuchten begann.

Sie wollte es schon wegstecken, überlegte es sich dann aber offensichtlich anders und probierte noch einmal die anderen Himmelsrichtungen aus. Als sie sich gen Norden wandte, in die Richtung, aus der sie gekommen waren, schimmerte das Skree erneut. Diesmal war es ein kleines, schwaches Pulsieren. Damson betrachtete es ungläubig, schloß ihre Hand darüber, wandte sich ab und dann wieder zurück, um ihre Hand erneut zu öffnen. Wieder schimmerte das Skree unruhig.

»Warum tut es das?« fragte Matty sofort.

Damson schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe niemals davon gehört, daß es sich so verhalten könnte.«

Sie wandte sich erneut gen Süden und ließ ihre Handfläche dann den Horizont von Osten nach Westen und wieder zurück abtasten. Dann tat sie das gleiche, indem sie sich gen Norden wandte, und las die gehämmerte Oberfläche des Skree, während sie sich drehte. Es gab keinen Zweifel an dem, was sie sahen. Das Skree leuchtete in beiden Richtungen.

»Könnte es erneut gebrochen worden sein, so daß die Stücke in verschiedenen Richtungen zu finden sind?« fragte Morgan.

»Nein. Es kann nur einmal geteilt werden. Es ein weiteres Mal zu brechen, würde es nutzlos werden lassen. Das ist nicht geschehen.« Damson sah besorgt aus. »Aber da ist etwas anderes. Das Leuchten in Richtung Süden deutet auf das Silberflußgebiet westlich von Cullhaven oberhalb des Battlemound hin. Es ist das stärkere von beiden.« Sie schaute über die Schulter. »Das Leuchten in nördlicher Richtung zeigt auf die Südwache.«

Ein langes Schweigen entstand, während sie überlegten, was das bedeuten könnte. Ein Reiher schrie über dem See auf, strich als Blitz silberner Helligkeit aus dem Dunst heraus und verschwand wieder.

»Ein zweifaches Leuchten«, sagte Morgan und schüttelte den Kopf. »Und eines davon ist Schwindel.«

»Also, welchem glauben wir?« fragte Matty. Sie trat einige Schritte beiseite, als wäre ihr etwas eingefallen, wandte sich dann plötzlich um und kam wieder zurück. »Welches ist das richtige?«

Damson schüttelte erneut den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Mattys kobaltblaue Augen richteten sich auf den Horizont, über dem sich die Wolken aufbauten. »Dann werden wir beidem nachgehen müssen.«

Damson nickte. »Das denke ich auch. Ich weiß keine andere Möglichkeit.«

Morgan stieß enttäuscht den Atem aus. »In Ordnung. Wir werden zuerst nach Süden gehen. Das Leuchten ist das stärkere von beiden.«

»Und die Südwache außer acht lassen?« Matty schüttelte den Kopf. »Das dürfen wir nicht. Jemand muß hierbleiben, falls Par Ohmsford dort drinnen ist. Denke darüber nach, Hochländer. Was ist, wenn er dort drinnen ist und sie versuchen, ihn woanders hinzubringen? Was ist, wenn eine Gelegenheit kommt, ihn zu befreien, und niemand hier ist, um etwas zu unternehmen? Wir könnten ihn verlieren und müßten ganz von vorn anfangen. Ich glaube nicht, daß wir das riskieren sollten.«

»Sie hat recht«, stimmte Damson zu.

»Gut, du bleibst, und Damson und ich werden nach Süden gehen«, erklärte Morgan. Er war verärgert darüber, daß er nicht zuerst daran gedacht hatte.

Aber Matty schüttelte erneut den Kopf. »Du mußt derjenige sein, der bleibt. Dein Schwert ist die einzige Waffe gegen die Schattenwesen, die wir haben. Wenn eine Befreiung nötig wird, wenn irgendeine Art von Konfrontation bevorsteht, ist dein Schwert ein Talisman gegen ihre Magie. Ich weiß, was ich kann, Morgan Leah, aber ich weiß auch, wann mir jemand überlegen ist. Das alles gefällt mir nicht besser als dir, aber es hilft nichts. Damson und ich werden nach Süden gehen.«

Ein langes Schweigen entstand, während sie einander ansahen. Morgan kämpfte gegen einen fast unwiderstehlichen Zwang an, einfach zu verwerfen, was er als den Wahnsinn an ihrem Vorschlag erkannte, während Matty ihn mit ihren kobaltblauen Augen ruhig und entschlossen ansah, wobei sich das Gewicht ihrer Argumente in deren blauem Licht widerspiegelte.

Schließlich schaute Morgan fort, sein Verstand gewann die Oberhand über das Gefühl, und widerwillig ordnete er sich der Notwendigkeit unter und klammerte sich an die Hoffnung. »In Ordnung«, sagte er leise. Die Worte klangen bitter und hart. »In Ordnung. Es gefällt mir nicht, aber es ist in Ordnung.« Er schaute wieder zurück. »Aber wenn ihr Par findet und es zu einem Kampf kommt, dann holt ihr mich.«

Matty nickte. »Wenn wir können.«

Morgan zuckte bei dieser Einschränkung zusammen, schüttelte ärgerlich den Kopf und sah Damson herausfordernd an. Aber Damson nickte nur zustimmend. Morgan atmete langsam aus. »Wenn ihr könnt«, wiederholte er niedergeschlagen.

Sie diskutierten noch eine Weile länger und überlegten, was sie tun würden, wenn die Zeit und die Umstände es erlaubten. Morgan betrachtete kritisch die Landschaft und deutete dann westwärts zu einer Stelle gegenüber dem See, an der eine Klippe über das umliegende Land hinausragte. Von dort aus würde er alles sehen können, was zur Südwache zog oder von dort kam. Wenn in der Zwischenzeit nichts geschähe, würden sie ihn bei ihrer Rückkehr dort finden.

Er ging mit ihnen zu dem Skiff zurück und nahm für sich ausreichend Vorräte für eine Woche heraus. Dann umarmte er sie zögernd, zuerst Damson, dann Matty. Das Mädchen hielt ihn fest an sich gepreßt, fast so, als wolle sie ihm nachdrücklich klarmachen, daß sie nicht gern ging. Sie sagte nichts, aber sie preßte ihre Hände auf seinen Rücken, und ihre Lippen streiften seine Wange. Sie sah ihn fest an, als sie sich von ihm gelöst hatte, und er hatte das Gefühl, als ließe sie mit diesem Blick etwas von sich bei ihm zurück. Er wollte ihr als Antwort versichernd zulächeln, aber sie hatte sich bereits abgewandt.

Als sie im Dunst verschwunden waren, der sich über den Fluß gelegt hatte, wandte er sich westwärts seinem auserwählten Wachposten zu und zog in die zunehmende Dunkelheit hinein. Die Wolken bedeckten den Himmel von Horizont zu Horizont, und die Luft wurde allmählich kühler. Wind war aufgekommen, brach über die Ebenen herein und trieb ihm Staub und Sand in die Augen. Weit im Westen war der Regen als dunkler Vorhang zu erkennen, der sich auf ihn zubewegte. Er zog die Kapuze seines Umhangs hoch und senkte seinen Blick zu Boden.

Er hatte gerade seinen Bestimmungsort erreicht, als der Regen wie ein Sturzbach hereinbrach. Er rauschte über die Ebenen und bedeckte sie im Handumdrehen. Morgan verbarg sich tief im Schutz einer Tanne und ließ sich am Fuß des Stammes nieder. Dort war es trocken und geschützt, und das Unwetter zog vorbei, ohne ihn zu behelligen. Der Regen hielt mehrere Stunden lang an, wurde dann zu einem Nieseln und hörte schließlich ganz auf. Die Gewitterwolken zogen östlich vorbei, der Himmel klarte auf, und der Sonnenuntergang glühte im fahler werdenden Licht wie ein rotes und purpurfarbenes Feuer.

Morgan verließ den Schutz der Tanne und fand eine Gruppe großblättriger Ahornbäume, die es ihm erlauben würden, im Verborgenen zu bleiben, während er gleichzeitig einen klaren Ausblick auf die Südwache und den Mermidon im Osten, eine weite Fläche des Regenbogensees im Süden und einen Einschnitt durch die Hügel unterhalb des Runne haben würde. Es war eine ideale Position, um alles auf fast einem Dutzend Meilen zu beobachten, was sich dem Keep der Schattenwesen näherte. Gut genug, entschied er und machte es sich bequem, um die Nacht abzuwarten.

Er aß ein wenig und trank etwas Wasser. Er fragte sich, ob Damson und Matty den Regenbogensee wohl vor dem Unwetter zu überqueren begonnen hatten oder ob sie abgewartet hatten. Er fragte sich, ob sie irgendwo am Fluß lagerten und zu ihm zurückschauten.

Das Licht wurde zu Grau, und die Sterne erschienen allmählich. Morgan schaute auf die Südwache hinab und wünschte sich, hineinsehen zu können. Er versuchte, nicht zu intensiv daran zu denken, was dort vielleicht vor sich ging. Zuviel Vorstellungskraft konnte gefährlich sein. Er betrachtete die Ebenen im Osten, die sich karg und bar allen Lebens als Einöde brauner Erde und grauen, toten Holzes wie ein Fleck vom Turm der Schattenwesen aus ausbreitete. Die Ränder, so bemerkte er, verdunkelten sich bereits, wo sie von dem Gift infiziert waren. Bäume verrotteten, und Gräser verdorrten. Die Klippe, auf der er saß, war eine Insel, die bereits in Gefahr geriet.

Er band das Schwert von Leah von seinem Rücken und barg es in seinen Armen. Einen Talisman gegen die Schattenwesen hatte Matty Roh es genannt. Aber es war auch eine Macht, die die Seele stahl, und man konnte nur wenig tun, um sich davor zu schützen. Jedesmal, wenn er die Magie gebrauchte, wurde der Wille erneut auf die Probe gestellt, sowohl sein eigener als auch der des Schwertes, und beide kämpften um die Herrschaft und die Kontrolle über das Schwert. Vor dreihundert Jahren hatte Allanon Rone Leahs verzweifelten, ängstlichen Ruf beantwortet, indem er der alten Waffe einen kleinen Teil der Druidenmagie übertragen hatte, und das Vermächtnis dieses Geschenks oder Fluchs – treffe die Wahl – war ein bittersüßer Geschmack, nach dem einen immer wieder verlangte, wenn man es erst einmal gekostet hatte.

Ähnliches geschah Par mit dem Wunschgesang. Bei aller Magie, die jemals war oder jemals sein würde, war es ähnlich – Sirenengesänge der Macht, die alles in ihrer zwingenden Art überschritten und ein unerbittliches Bedürfnis äußerten, gesungen zu werden.

Er lächelte düster. Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst. War das nicht die alte Warnung für jene, die um etwas baten, was sie nicht hatten?

Das Lächeln verblaßte. Vielleicht würde er es herausfinden, wenn die Zeit gekommen war, die Magie des Schwertes erneut anzurufen – was er sicherlich früher oder später tun mußte. Vielleicht würde sich Quickenings heilsame Berührung, die Magie, die seinen Talisman wiederhergestellt hatte, am Ende als genauso tödlich erweisen wie die der Schattenwesen.

Dieser Gedanke verursachte ein Gefühl der Kälte und der Leere und unglaublicher Einsamkeit in ihm. Er saß regungslos in den Schatten, schaute über das Land hinaus und wartete darauf, daß die Dunkelheit es verschlang.

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