Vorige. Buttler.
Terzky.
O sieh da! Buttler! Das ist noch ein Freund!
Wallenstein
(geht ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen und umfasst ihn mit Herzlichkeit)
Komm an mein Herz, du alter Kriegsgefaehrt'!
So wohl tut nicht der Sonne Blick im Lenz
Als Freundes Angesicht in solcher Stunde.
Buttler.
Mein General-Ich komme-
Wallenstein. (sich auf seine Schultern lehnend)
Weisst du's schon?
Der Alte hat dem Kaiser mich verraten.
Was sagst du? Dreissig Jahre haben wir
Zusammen ausgelebt und ausgehalten.
In einem Feldbett haben wir geschlafen,
Aus einem Glas getrunken, einen Bissen
Geteilt, ich stuetzte mich auf ihn, wie ich
Auf deine treue Schulter jetzt mich stuetze;
Und in dem Augenblick, da liebevoll
Vertrauend meine Brust an seiner schlaegt,
Ersieht er sich den Vorteil, sticht das Messer
Mir listig lauernd, langsam in das Herz!
(Er verbirgt das Gesicht an Buttlers Brust.)
Buttler.
Vergesst den Falschen. Sagt, was wollt Ihr tun?
Wallenstein.
Wohl, wohl gesprochen. Fahre hin! Ich bin
Noch immer reich an Freunden, bin ich nicht?
Das Schicksal liebt mich noch, denn eben jetzt,
Da es des Heuchlers Tuecke mir entlarvt,
Hat es ein treues Herz mir zugesendet.
Nichts mehr von ihm. Denkt nicht, dass sein Verlust
Mich schmerze, oh! mich schmerzt nur der Betrug.
Denn wert und teur waren mir die beiden,
Und jener Max, er liebte mich wahrhaftig,
Er hat mich nicht getaeuscht, er nicht-Genug,
Genug davon! Jetzt gilt es schnellen Rat-
Der Reitende, den mir Graf Kinsky schickt
Aus Prag, kann jeden Augenblick erscheinen.
Was er auch bringen mag, er darf den Meutern
Nicht in die Haende fallen. Drum geschwind,
Schickt einen sichern Boten ihm entgegen,
Der auf geheimem Weg ihn zu mir fuehre.
(Illo will gehen.)
Buttler. (haelt ihn zurueck)
Mein Feldherr, wen erwartet Ihr?
Wallenstein.
Den Eilenden, der mir die Nachricht bringt,
Wie es mit Prag gelungen.
Buttler.
Hum!
Wallenstein.
Was ist Euch?
Buttler.
So wisst Ihr's nicht?
Wallenstein.
Was denn?
Buttler.
Wie dieser Laermer
Ins Lager kam?-
Wallenstein.
Wie?
Buttler.
Jener Bote-
Wallenstein. (erwartungsvoll)
Nun?
Buttler.
Er ist herein.
Terzky und Illo.
Er ist herein?
Wallenstein.
Mein Bote?
Buttler.
Seit mehrern Stunden.
Wallenstein.
Und ich weiss es nicht?
Buttler.
Die Wache fing ihn auf.
Illo. (stampft mit dem Fuss)
Verdammt!
Buttler.
Sein Brief
Ist aufgebrochen, laeuft durchs ganze Lager-
Wallenstein. (gespannt)
Ihr wisst, was er enthaelt?
Buttler. (bedenklich)
Befragt mich nicht!
Terzky.
Oh-Weh uns, Illo! Alles stuerzt zusammen!
Wallenstein.
Verhehlt mir nichts. Ich kann das Schlimmste hoeren.
Prag ist verloren? Ist's? Gesteht mir's frei.
Buttler.
Es ist verloren. Alle Regimenter
Zu Budweis, Tabor, Braunau, Koenigingraetz,
Zu Bruenn und Znaym haben Euch verlassen,
Dem Kaiser neu gehuldigt-Ihr selbst
Mit Kinsky, Terzky, Illo seid geaechtet.
(Terzky und Illo zeigen Schrecken und Wut. Wallenstein bleibt fest und gefasst stehen.)
Wallenstein. (nach einer Pause)
Es ist entschieden, nun ist's gut-und schnell
Bin ich geheilt von allen Zweifelsqualen,
Die Brust ist wieder frei, der Geist ist hell:
Nacht muss es sein, wo Friedlands Sterne strahlen.
Mit zoegerndem Entschluss, mit wankendem Gemuet
Zog ich das Schwert, ich tat's mit Widerstreben,
Da es in meine Wahl noch war gegeben!
Notwendigkeit ist da, der Zweifel flieht,
Jetzt fecht ich fuer mein Haupt und fuer mein Leben.
(Er geht ab. Die andern folgen.)