Wallenstein im Gespraech mit dem Buergermeister von Eger. Die Vorigen.
Wallenstein.
Ihr wart sonst eine freie Stadt? Ich seh,
Ihr fuehrt den halben Adler in dem Wappen.
Warum den halben nur?
Buergermeister.
Wir waren reichsfrei,
Doch seit zweihundert Jahren ist die Stadt
Der boehm'schen Kron' verpfaendet. Daher ruehrt's,
Dass wir nur noch den halben Adler fuehren.
Der untre Teil ist kanzelliert, bis etwa
Das Reich uns wieder einloest.
Wallenstein.
Ihr verdientet
Die Freiheit. Haltet euch nur brav. Gebt keinem
Aufwieglervolk Gehoer. Wie hoch seid ihr
Besteuert?
Buergermeister. (zuckt die Achseln)
Dass wir's kaum erschwingen koennen.
Die Garnison lebt auch auf unsre Kosten.
Wallenstein.
Ihr sollt erleichtert werden. Sagt mir an,
Es sind noch Protestanten in der Stadt?
(Buergermeister stutzt.)
Ja, ja. Ich weiss es. Es verbergen sich noch viele
In diesen Mauern-ja! gesteht's nur frei-
Ihr selbst-Nicht wahr?
(Fixiert ihn mit den Augen. Buergermeister erschrickt.)
Seid ohne Furcht. Ich hasse
Die Jesuiten-Laeg's an mir, sie waeren laengst
Aus Reiches Grenzen-Messbuch oder Bibel!
Mir ist's all eins-Ich hab's der Welt bewiesen-
In Glogau hab ich selber eine Kirch'
Den Evangelischen erbauen lassen.
-Hoert, Buergermeister-wie ist Euer Name?
Buergermeister.
Pachhaelbel, mein erlauchter Fuerst.
Wallenstein.
Hoert-aber sagt's nicht weiter, was ich Euch
Jetzt im Vertraun eroeffne.
(Ihm die Hand auf die Achsel legend, mit einer gewissen Feierlichkeit.)
Die Erfuellung
Der Zeiten ist gekommen, Buergermeister.
Die Hohen werden fallen, und die Niedrigen
Erheben sich-Behaltet's aber bei Euch!
Die spanische Doppelherrschaft neiget sich
Zu ihrem Ende, eine neue Ordnung
Der Dinge fuehrt sich ein-Ihr saht doch juengst
Am Himmel die drei Monde?
Buergermeister.
Mit Entsetzen.
Wallenstein.
Davon sich zwei in blut'ge Dolchgestalt
Verzogen und und verwandelten. Nur einer,
Der mittlere blieb stehn in seiner Klarheit.
Buergermeister.
Wir zogen's auf den Tuerken.
Wallenstein.
Tuerken! Was?
Zwei Reiche werden blutig untergehen
Im Osten und im Westen, sag ich Euch,
Und nur der lutherischen Glaub' wird bleiben.
(Er bemerkt die zwei andern.)
Ein starkes Schiessen war ja diesen Abend
Zur linken Hand, als wir den Weg hieher
Gemacht. Vernahm man's auch hier in der Festung?
Gordon.
Wohl hoerten wir's, mein General. Es brachte
Der Wind den Schall gerad von Sueden her.
Buttler.
Von Neustadt oder Weiden schien's zu kommen.
Wallenstein.
Das ist der Weg, auf dem die Schweden nahn.
Wie stark ist die Besatzung?
Gordon.
Hundertachtzig
Dienstfaehige Mann, der Rest sind Invaliden.
Wallenstein.
Und wieviel stehn im Jochimstal?
Gordon.
Zweihundert
Arkebusierer hab ich hingeschickt,
Den Posten zu verstaerken gegen die Schweden.
Wallenstein.
Ich lobe Eure Vorsicht. An den Werken
Wird auch gebaut. Ich sah's bei der Hereinfahrt.
Gordon.
Weil uns der Rheingraf jetzt so nah bedraengt,
Liess ich noch zwei Pasteien schnell errichten.
Wallenstein.
Ihr seid genau in Eures Kaisers Dienst.
Ich bin mit Euch zufrieden, Oberstleutnant.
(Zu Buttlern.)
Der Posten in dem Jochimstal soll abziehn
Samt allen, die dem Feind entgegenstehn.
(Zu Gordon.)
In Euren treuen Haenden, Kommendant,
Lass ich mein Weib, mein Kind und meine Schwester.
Denn hier ist meines Bleibens nicht; nur Briefe
Erwart ich, mit dem fruehesten die Festung
Samt allen Regimentern zu verlassen.