Elfter Auftritt

Vorige ohne die Graefin. Octavio Piccolomini tritt herein mit Gefolge. Deveroux und Macdonald kommen zugleich aus dem Hintergrunde mit Hellebardierern. Wallensteins Leichnam wird in einem roten Teppich hinten ueber die Szene getragen.

Octavio. (rasch eintretend)

Es darf nicht sein! Es ist nicht moeglich! Buttler!

Gordon! Ich will's nicht glauben. Saget nein.

Gordon. (ohne zu antworten, weist mit der Hand nach hinten. Octavio sieht hin und steht von Entsetzen ergriffen).

Deveroux. (zu Buttler).

Hier ist das goldne Vlies, des Fuersten Degen!

Macdonald.

Befehlt Ihr, dass man die Kanzlei-

Buttler. (auf Octavio zeigend)

Hier steht er,

Der jetzt allein Befehle hat zu geben.

(Deveroux und Macdonald treten ehrerbietig zurueck; alles verliert sich still, dass nur allein Buttler, Octavio und Gordon auf der Szene bleiben.)

Octavio. (zu Buttlern gewendet).

War das die Meinung, Buttler, als wir schieden?

Gott der Gerechtigkeit! Ich hebe meine Hand auf.

Ich bin an dieser ungeheuren Tat

Nicht schuldig.

Buttler.

Eure Hand ist rein. Ihr habt

Die meinige dazu gebraucht.

Octavio.

Ruchloser!

So musstest du des Herrn Befehl missbrauchen

Und blutig grauenvollen Meuchelmord

Auf deines Kaisers heil'gen Namen waelzen?

Buttler. (gelassen)

Ich hab des Kaisers Urtel nur vollstreckt.

Octavio.

O Fluch der Koenige, der ihren Worten

Das fuerchterliche Leben gibt, dem schnell

Vergaenglichen Gedanken gleich die Tat,

Die fest unwiderrufliche, ankettet!

Musst' es so rasch gehorcht sein? Konntest du

Dem Gnaedigen nicht Zeit zur Gnade goennen?

Des Menschen Engel ist die Zeit-die rasche

Vollstreckung an das Urteil anzuheften,

Ziemt nur dem unveraenderlichen Gott!

Buttler.

Was scheltet Ihr mich? Was ist mein Verbrechen?

Ich habe eine gute Tat getan,

Ich hab das Reich von einem furchtbarn Feinde

Befreit und mache Anspruch auf Belohnung.

Der einz'ge Unterschied ist zwischen Eurem

Und meinem Tun: Ihr habt den Pfeil geschaerft,

Ich hab ihn abgedrueckt. Ihr saetet Blut

Und steht bestuerzt, dass Blut ist aufgegangen.

Ich wusst immer, was ich tat, und so

Erschreckt und ueberrascht mich kein Erfolg.

Habt Ihr sonst einen Auftrag mir zu geben?

Denn stehnden Fusses reis ich ab nach Wien,

Mein blutend Schwert vor meines Kaisers Thron

Zu legen und den Beifall mir zu holen,

Den der geschwinde, puenktliche Gehorsam

Von dem gerechten Richter fordern darf.

(Geht ab.)

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