Ein Gedankenduell zwischen Mensch und Maschine. Die Maschine ist präzise, unfehlbar, unerbittlich. Der Mensch dagegen nur vage in seiner Denkweise – aber gerade das kann seine Stärke sein.
Der Automat bewachte ihn. Die beiden Greifzangen ragten in seinen Glaskäfig. Sonst war der Raum leer.
Ben überlegte, wie er hier wieder herauskäme. Nur was er am Körper trug, hatten sie ihm gelassen. Alles andere lag draußen in der großen Halle. Auch die fliegende Plattform, mit der er hergekommen war. Die wenigen Meter bis zu ihr mußten doch zu überwinden sein!
Ben dachte an die Handgranate in seiner Hosentasche. Wenn er sie in die gegenüberliegende Ecke würfe...
In dem Moment schnellten die Greifer vor und entrissen ihm die Granate, die er schon in der Hand hatte. Eine Schiebetür in der Wand vor ihm öffnete sich, ein dritter Greifer langte von außen hinein und legte den Explosivkörper zum Haufen seiner anderen Requisiten. Ben erschrak. Sie überwachten seine Gedanken!
Er bemühte sich, nichts Wesentliches zu denken. Er konzentrierte sich auf Zahlen: 5 687 mal 11 ist 62 557, 5 687 mal 12 ist 68 244, 5 687 mal 13...
Immer wieder schossen andere Gedanken durch sein Hirn: Wann würde Kai nach ihm zu suchen beginnen? 5 687 mal 13 ist 73 931. Nur nichts anderes denken! 5 687 mal 14... Wenn er ihn nur rufen könnte! 5 687 mal 14 ist 79 618, 5 687... Der Sender fiel ihm ein. Das Kästchen trug er noch um den Leib geschnallt. Vielleicht reichte die Energie...
Kaltes Metall berührte ihn. Gefühllose Finger nestelten am Traggurt. Er wehrte sich verzweifelt. Er stemmte sich gegen die Greifarme, rüttelte an den Kugelgelenken, klammerte sich an seinen Sendeapparat. Der Erfolg war gleich Null. Unbeirrt, schnell und geschickt bewegten sich die stumpfen, biegsamen Fingerpaare – das Kästchen verschwand durch die Schleuse nach außen.
Ben hörte mit seinem Zahlenspiel auf. Es war sinnlos. Aber wie kam er hier heraus, wenn jeder seiner Gedanken registriert wurde? Er nahm Gegenstand um Gegenstand vor, der ihm noch verblieben war, aber nichts Geeignetes war dabei. Ihm fiel auf, daß sie offenbar nicht wußten, was zu seinem Organismus gehörte und was nicht – und er kam auf eine fast belustigende Idee. Mit allen geistigen Kräften konzentrierte er sich auf eine Überlegung.
Das, was in mir handelt, ist meine Seele. Mein Wille, die Fähigkeiten meines Denkens, mein Ich selbst – das alles ist nichts Körperliches, es ist meine Seele. Das Werkzeug meiner Befreiung wird mein Körper sein, die Kräfte meiner Muskeln, das Wissen meines Gehirns...
Schon wieder bewegte sich der Greifer. Die beiden Arme umklammerten Ben, die Schleuse öffnete sich, der dritte, äußere Arm nahm ihn in Empfang und schob ihn zu seinem Eigentum. Ben ergriff die Geländerstange der fliegenden Plattform und lief, diese hinter sich herziehend, aus dem Bereich der Greiferarme. Er bestieg den Flugkörper, ein Hebeldruck – und schon zog er in elegantem Bogen zum Eingang der Halle.
Sekunden später schwebte er hoch über den Gebäuden, die kleiner und kleiner wurden und bald im Dunst verschwanden.