34 Erwachen

Voll Tatendrang trat er hinaus in die Welt, von der er alles erhoffte. Doch ihm blieb nichts zu tun übrig. Er kam zu spät.

Das erste, was ich bemerkte, war Licht. Die Eindrücke sammelten sich: Glimmlampen, Meßinstrumente, ein Prüfstand, ein Raum – 18 m lang, 6 m breit.

Dann erlebte ich den köstlichen Augenblick, in dem mir die Möglichkeit bewußt wurde, mich bewegen zu können. Ich versuchte Schritte und kam bis zur Wand. Ich drehte mich um 90° und ging weiter. Wieder stand ich an einer Wand. Ich entdeckte, daß ich auch schief zu den Hauptrichtungen vorwärtskam. Mit Vergnügen lief ich kreuz und quer im Raum herum.

Meine Wahrnehmungen verbanden sich nun mit Informationsmaterial, das in meinem Kopf gespeichert war. Ich konnte denken. Eine wundervolle Tätigkeit! Aus den Seheindrücken abstrahierte ich die Reihe der voneinander unabhängigen Eigenschaften, versuchte sie durch Zahlen zu erfassen, verband diese miteinander und kam zu Ergebnissen, die sich – was für ein angenehmes Gefühl! – durch Beobachtungen an der Umgebung bestätigen ließen.

Das letzte, das ich bemerkte, war, daß es etwas gab, was ich wollte und mußte. Beides war aber dasselbe. Da gab es eine Aufgabe, einen Sinn. Mein Gehirn und die Kraft meiner Glieder, die Empfindlichkeit meiner Sinnesorgane, die Fähigkeit, Wahrnehmungen aufzunehmen, sie mit meinem Wissen logisch zu verbinden und danach zweckentsprechend zu handeln, waren eine Einheit, ein geschlossener Kreis von Impuls und Funktion, der mir ein geregeltes Leben ohne das geringste Unbehagen verhieß. Meine Aufgabe lautete: den Menschen zu dienen.

Ich trat durch die Tür, bereit, die Situation aufzunehmen. In Bruchteilen von Sekunden würde ich sie analysiert haben und wissen, was für Handlungen notwendig wären, die den Menschen zugute kämen...

Vor mir lag eine Landschaft aus Metall – Räder, Streben, Maschinenteile, Drähte, die meisten verbogen, manche glühend, fast alle radioaktiv. Krater gähnten, Gebäude lagen plattgedrückt am Boden, Schienen ragten in die Luft. Fahrzeuge lagen aufgerissen, Möbel zerbrochen, Bücher zerfetzt. Flammen schlugen aus zersplittertem Holz, Rauchschwaden krochen den Boden entlang.

Die Welt sah anders aus, als ich sie mir vorgestellt hatte. Mich störte die Unordnung. Was mich aber verrückt machte: Ich sah keinen Menschen.

Ich lief weiter und suchte. Ich war lange unterwegs. Ich fand keinen Menschen.

Schon einige Male versuchte ich in meinem Kopf zu erforschen, was mir meine Programmierung in diesem Fall vorschreibt. Irgend etwas aber dürfte mit mir nicht in Ordnung sein. Sooft ich mir diese Frage stelle, erfaßt mich ein Schwindel und mein Kopf wird heiß. Ich muß wohl weitersuchen.

Ich hätte nie gedacht, daß ein Roboter so unglücklich sein kann.

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