27 Gewalt

Gewalt ist erst vollkommen, wenn sie neben dem Körper auch den Geist erfaßt. Das wußten sie.

Was mir passiert war, war schon vielen jungen Frauen geschehen... Ich verstehe nur nicht, wie sie den Dingen ihren Lauf lassen konnten. Aber ich bin anders als sie, ich werde eine Lösung finden. Jeder anständige Arzt muß wissen, was er zu tun hat. In jedem Spital wird man mir helfen...

Ich schlenderte wie so oft über die Via Veneto. Mein Dienst hatte ausnahmsweise rechtzeitig geendet, und mein Verlobter kommt erst morgen von Außenaufnahmen zurück.

Da traten sie auf mich zu. Sie schüttelten mir die Hände, lachten, plauderten. Sie sprachen vom angenehmen Abend und luden mich ein, in ihr Auto einzusteigen.

Sie sahen wie Menschen aus, aber ich wußte, daß es keine Menschen waren. Ich hatte zu oft von den Implantationen gehört. Ich ging mit, denn sie drückten mir etwas Hartes zwischen die Rippen. Es konnte eine Füllfeder oder ein Feuerzeug sein, aber auch etwas anderes. Darum ging ich mit. Sie zogen mich in den Fond ihres Wagens, der mit undurchsichtigen Vorhängen abgeschlossen war. Ich sah das Blitzen der Instrumente. Ich roch etwas Süßliches und verlor das Bewußtsein.

Gegen Mitternacht setzten sie mich an der Piazza Navona ab. Der Wagen rauschte fort, der Platz war menschenleer. Ich spürte die Naht, aber sie tat kaum weh. Sie sind Meister der Chirurgie. Ich werde einen Bastard zur Welt bringen.

Ich bin müde, sehr müde. Aber eigentlich weder erschreckt noch unglücklich. Ich bin erstaunt darüber. Ich gehe langsam durch die alten Gassen. Wohin will ich? Zum Ospedale S. Spirito? Was soll ich dort?

Sie sind eine überlegene Rasse. Sie wissen mehr als wir.

Ich werde eine Lösung finden. Alles wird geschehen, wie es geschehen muß. Niemand kann mich hindern zu tun, was ich will. Niemand darf wegnehmen, was mir gehört. Mein Kind wird intelligenter sein als alle Menschen. Ich werde glücklich mit ihm sein. Ich werde stolz sein.

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