Die fernsten Fernen in Zeit und Raum – wie sehen sie aus? Eins steht fest: Sie haben nichts Menschliches an sich. Vielleicht werden es Verteilungen sein, Strukturen, durch die Materie und Energie, Masse und Kraft in einen Gleichgewichtszustand geführt sind, in denen sich Physik und Geometrie vereinigen.
Als schwereloser diffuser Ring schwebte er im Mittelpunkt seines achtdimensionalen Kontinuums und drehte sich langsam um die eigene Symmetrieachse. Die Negatronenströme kreisten in einer festen Ebene und bauten ein Feld auf, gerade stark genug, um Veränderungen der Raumkrümmung in den Pararäumen anzuzeigen. Aus seinem eigenen Raum waren keine Störungen zu erwarten. Längst hatte er alle Materie in sich aufgenommen und in das Gleichmaß seiner Nullwertsstruktur überführt.
Die Impulse waren unerwartet stark. Zuerst transformierte er sich in eine kugelsymmetrische Verteilung mit abfallender Ausstrahlung gegen den unendlich fernen Punkt, um die Koordination festzustellen. Dann zog er sich zusammen und schwang sich über den Pararaum in das sechsdimensionale hyperbolische Universum, aus dem die Schwingungen kamen. Er ließ sich in Form einer weitausladenden Zykloide niedergleiten. Jede elektrische Erscheinung, selbst abgesättigte Kreisströme der Atomhülle, jede Kraftwirkung überhaupt, veränderte die Form.
In dieser Region des Pararaums rieben noch Klumpen metastabiler Materie. Er hatte vor, sie zu gegebener Zeit aufzunehmen. Aber nicht von ihnen kam die Störung. In einem Winkel entdeckte er eine hochorganisierte Struktur, ihm selbst nicht unähnlich, in der Gestalt einer Rotationszissoide. Es war ihm rätselhaft, woher sie gekommen sein konnte. Er streckte Akzeptoren aus, um sich über den Ordnungszustand des Fremden näher zu orientieren, zog sie aber eilends zurück, denn er vernahm niederwertige Zitterbewegungen. Hier gab es keine friedliche Verschmelzung, nicht einmal glatte Vereinigung.
Er umfaßte den Gegner als gestrecktes Hohlellipsoid, doch der wich in den Pararaum aus und umklammerte den Angreifer, so daß sie ineinanderhingen wie zwei Glieder einer Kette. Er überzog den Gegner als Oberflächenschicht, doch diesem gelang eine inverse Transformation, so daß der Angreifer selbst eingeschlossen war. Er wich in einen parallelen Nachbarraum aus, nahm die Gestalt des Gegners an und trat so zurück, daß er mit ihm zur Deckung kam. So zwang er ihn zur Entscheidung. Er wußte, daß eine Struktur, die Materie in hochentropischen Zustand überführt, seiner nullstabilisierten Organisation nicht gewachsen war. Quant um Quant zerschmolz er und wandelte sie in negatronische Singularitäten um. Er wuchs dadurch fast um ein Viertel seines Durchmessers.
Ihn interessierte der Weg seines Widersachers. Er breitete sich aus und holte die davoneilenden alten Impulse ein, um die Emissionszentren zu erfahren. Er fand die Übergangskoordinaten und tauchte in einen Raum, der ihm bisher entgangen war. Es war ein dreidimensionales Kontinuum, in einer vierten Dimension gekrümmt und geschlossen, und es war voll von primitiver Materie. Diesen Zustand durfte er nicht andauern lassen, er mußte die Substanz, die hier noch zwischen Energie und Masse hin und her schwankte, befrieden, in das wunderbare Gleichmaß der negatronischen Ordnung einbeziehen. Er zog sich in dreidimensionale Form zusammen und flog als riesiger leuchtender Tropfen, eine grüne Spur hinter sich, auf die nächste Materiezusammenballung zu – einem Haufen von Körpern, die längs einer Spirale angeordnet waren.
ENDE