25 Verdoppelt

Mit Maskierung zu arbeiten ist nichts Neues für Saboteure. Eine neue Situation ergibt sich aber, wenn die Maskierung vollkommen ist.

Genau 20 kg durfte der Koffer wiegen. Nicht mehr. Alles Wichtige war darin. Als ich mich verabschiedete, wischte sich meine Wirtin eine Träne aus dem Auge. Als ich an Catharine vorbeiging, tat ich, als sähe ich sie nicht. Als ich vor das Tor trat, knallte etwas neben mir auf den Boden und zersplitterte.

Ich verstand nicht, warum mich der Posten am Eingang entgeistert anstarrte. Ich verstand nicht, warum mich der Adjutant nicht grüßte. Ich verstand es erst, als ich beim Major eintrat. Vor ihm saß ich selbst. Oder zumindest ein Mann, der haargenau so aussah wie ich.

Der Major reagierte schnell. Er drückte aufs Knöpfchen, und die Ordonnanz schoß herein.

»Meine Herren«, sagte er zu uns, »einer von Ihnen ist ein Agent. Das wissen Sie beide. Ich habe etwas Ähnliches erwartet. Meinen Widersachern muß allerdings irgend etwas mißlungen sein. Sonst säße hier nur einer. Ich möchte auf Leutnant Steljen nicht gern verzichten. Ich gebe ihm daher eine Stunde Zeit, mir einen Beweis für seine Identität zu geben. Inzwischen werden Sie bewacht. Sonst können Sie sich frei bewegen.«

Ich sah meinen Doppelgänger an und er mich. Es war, als sähe ich in einen Spiegel. Ich ergriff ein Stück Papier und notierte die geheimgehaltene Abfahrtszeit, die Tonnage des Raumschiffs, die Teilnehmer der Expedition, die Armierung. Ich reichte es dem Major.

Zur gleichen Sekunde reichte ihm auch mein Nachbar ein Stück Papier.

Der Major ergriff beide und warf einen Blick darauf: »... Daten stimmen, meine Herren, Sie müssen sich etwas Besseres ausdenken!« und zur Ordonnanz gewandt: »Abführen!«

Sie brachten uns in zwei nebeneinanderliegende Wachzimmer. Ich zermarterte mein Gehirn. Das Problem schien zu hoch für mich. Eine unbändige Wut packte mich. Ich zog meine Waffe, riß die Tür auf, rannte am erstaunten Posten vorbei zur benachbarten Tür...

Im selben Moment sprang auch diese Tür auf. Mein zweites Ich stand vor mir, die Pistole in der erhobenen Hand. Einen Augenblick sah ich ihm in die Augen. Es waren meine Augen. Wir ließen die Waffen sinken und traten in unsere Zimmer zurück.

Dann verlangte ich einen Arzt. Es dauerte lang. Ungeduldig trat ich vor die Tür. Endlich kam er. Er kam aus dem Nebenzimmer. Er untersuchte mich genau. Blutbild, Puls, Fingerabdruck, Reaktion und so weiter. Schließlich lächelte er, zuckte die Schultern und verschwand ohne ein Wort.

Ein Gedanke zuckte durch meinen Kopf: Catharine! Sie holten sie und stellten sie uns gegenüber.

»Erkennst du mich nicht, Cat?« fragte mein Gegenspieler. Eben hatte ich dasselbe aussprechen wollen.

Catharine preßte eine Hand auf die Brust. Sie sah von einem zum andern.

»Es tut mir leid, Rob!« sagte sie. Sie hielt den Kopf dabei gesenkt.

Der Major stand dabei und sah auf die Uhr: »... haben noch zehn Minuten«, erinnerte er.

In diesen zehn Minuten faßte ich tausend Entschlüsse und verwarf sie wieder. Der Zeiger meiner Uhr rückte unaufhaltsam vor. Ich fand keinen Ausweg. Vor mir lag die Pistole. Ich schloß meine Hand um den Griff, legte den Zeigefinger um den Abzug, hob sie hoch – da tönte im Nebenzimmer ein Schuß...

»... ist kein Beweis«, sagte später der Major zu mir. »... dürfen nicht mitfliegen. Sie bleiben noch vier Stunden interniert. Dann bekommen Sie eine ruhige Beschäftigung im Zivildienst.« Und zur Wache gewandt: »Führen Sie ihn ab!«

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