27

»Wir kommen zu spät.« Norman sah auf die Uhr und ging ner­vös auf und ab.

»Ich bin fast fertig. Ich hab Kate Bittner im Golfrestaurant ge­troffen, und du weißt ja, wie sie quasseln kann.«

Er biß sich auf die Zunge. Sie war immer zu spät dran. Je­manden zufällig im Supermarkt getroffen zu haben war eine von ihren Standardausreden. Ein Auto, das in die Zufahrt ein­bog, lenkte ihn davon ab, Aysha anzutreiben.

Ottoline stieg in vollem Staat aus ihrem Volvo Kombi.

»O nein«, sagte er leise vor sich hin.

Ottoline kam ohne anzuklopfen zur Haustür herein.

»Norman, du siehst elend aus.«

»Ich bin vollkommen erledigt, Ottoline.«

»Wo ist mein Engel?«

»Im Badezimmer, wo sonst?«

Sie blinzelte ihn an, das spitze Kinn vorgeschoben. »Eine Frau muß immer das Beste aus sich machen. Ihr Männer begreift nicht, daß so etwas seine Zeit braucht. Den Mann möchte ich sehen, der sich eine häßliche Frau an seiner Seite wünscht.«

»Aysha könnte niemals häßlich sein.«

»Allerdings.« Sie klapperte durch den Flur. Die Badezimmer­tür war offen. »Du brauchst andere Ohrringe.«

»Aber Mummy, ich trag diese so gern.«

»Zu bunt. Wir machen einen Beileidsbesuch. Das mag zwar ein gesellschaftliches Ereignis sein, aber es ist keine Party.«

»Aber. «

»Nimm die Tropfenperlen. Sie sind diskret und machen doch etwas her.«

»Na gut.« Aysha marschierte ins Schlafzimmer, nahm ihre emaillierten Ohrringe ab und griff nach den Perlengehängen. »Die hier?«

Norman kam aufgebracht zu ihnen. »Aysha - bitte.«

»Schon gut, schon gut«, erwiderte sie mürrisch.

»Ich hoffe, du wirst jetzt Zweigstellendirektor.« Ottoline in­spizierte den Anzug ihres Schwiegersohnes. Er wurde für pas­sabel befunden.

»Jetzt ist nicht die richtige Zeit, daran zu denken.«

Sie schürzte die Lippen. »Glaub mir, andere haben nicht an­nähernd so viele Skrupel. Du mußt nach Charlottesville und mit Donald Petrus sprechen. Du bist jung, aber für den Job kommt kein anderer in Frage.«

»Ich weiß nicht, ob das stimmt.«

»Tu, was ich dir sage«, schnauzte sie ihn an.

»Es gibt andere mit mehr Dienstjahren«, schnauzte er zurück.

»Alte Weiber.«

»Kerry McCray.«

»Ha!« Damit schaltete sich Aysha in das Gespräch ein. »Sie hat Hogan Freely ermordet.«

»Verdammt, das hat sie nicht. Es wird sich herausstellen, daß sie unschuldig ist.«

Ottoline tappte mit dem Fuß. »Unschuldig oder schuldig. sie ist unerheblich. Du mußt die Chance nutzen, Norman.«

Er sah von seiner Schwiegermutter zu seiner Ehefrau und seufzte.

Загрузка...