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Kaffee mit Zimtgeschmack, richtig gefiltert, weckte Harrys Lebensgeister. Sie hatte die Krups-Kaffeemaschine aus dem Stall in die Küche geholt. Das Gerät war so schick, sie fand es zu schade für den Stall. Mrs. Murphy und Tucker nahmen mit ihr ein frühes Frühstück ein. Die Eule, aufs neue erzürnt über die Störung, segelte tief über Fairs Kopf, als er schweren Schrit­tes zur Hintertür ging.

»Was ist passiert?« fragte Harry, während sie ihm eine Tasse Kaffee einschenkte und Muffins auf den Tisch stellte.

Mit kreidebleichem Gesicht setzte er sich langsam hin. »Schwerer Fall von Kolik. Steve Altons große Hanno veraner­stute. Er hat sie in die Klinik gebracht, und ich hab operiert. Ich war erst gegen drei, halb vier fertig. Steve wollte bei ihr blei­ben, aber ich hab ihn nach Hause geschickt, damit er ein biß­chen Schlaf kriegt. Ich bin durch die Stadt zurückgefahren und an der Railroad Avenue links abgebogen. Keine Menschenseele in Sicht. Als ich an der alten Del-Monte-Fabrik vorbeikam, sah ich Norman Cramer in seinem Wagen sitzen. Die Scheinwerfer brannten, und der Motor lief. Norman starrte ins Leere, und seine Zunge hing so komisch raus. Ich hab angehalten und bin ausgestiegen, und als ich näher kam, sah ich schlimme Quet­schungen an seinem Hals. Da hab ich die Tür aufgemacht, und er ist rausgekippt aufs Pflaster. Hab sofort Rick angerufen. Er war in weniger als zehn Minuten da - er muß hundertsechzig gefahren sein. Cynthia hat es in zwanzig Minuten geschafft. Ich hatte bloß auf dem Türgriff Fingerabdrücke hinterlassen, die Leiche habe ich nicht angerührt. Ich hab ihnen erzählt, was ich wußte, bin ein bißchen dageblieben, dann hat Rick mich nach Hause geschickt.«

»Fair, es tut mir so leid.« Harrys Hände zitterten. »Wärst du früher dort gewesen, wäre der Mörder womöglich auf dich los­gegangen.«

»Diese toten Augen, die mich angestarrt haben, werde ich noch lange, lange Zeit sehen. Rick sagte, die Leiche war noch warm.« Er nahm ihre Hand.

»Wenn ich das Bett im Gästezimmer beziehe, glaubst du, daß du schlafen kannst?«

»Nein. Laß mich auf dem Sofa dösen. Ich muß um halb acht wieder in der Klinik sein.«

Sie holte ein paar Kissen und eine leichte Decke für das Sofa. Fair streifte seine Schuhe ab und streckte sich aus. Er sah Harry wehmütig an, als sie zum Schalter griff, um das Licht auszuma­chen. »Ich bin gern in diesem Haus.«

»Es ist schön, dich hierzuhaben. Ich weck dich um halb sie­ben.«

»Gehst du wieder schlafen?«

»Nein, ich muß über einiges nachdenken.« Er war eingeschla­fen, bevor sie den Satz beendet hatte.

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