Pünktlich um 18.20 Uhr landete der Schweizer Airbus auf dem Londoner Flughafen Heathrow. Robert fuhr mit einem Taxi ins Zentrum der britischen Hauptstadt. Die bekannten Baudenkmäler flogen an ihm vorbei, und er glaubte Susans Stimme und ihre begeisterten Kommentare zu hören.
Doch diese Zeit gehörte der Vergangenheit an.
Ihre Probleme hatten begonnen, als Robert auf einer Thailandreise mit Susan einen Anruf von Admiral Whittaker bekam. Vor einem halben Jahr war Robert aus der Navy ausgeschieden und hatte seither nicht mehr mit dem Admiral gesprochen. Umso überraschter war er über diesen Anruf, der sie im Hotel Oriental in Bangkok erreichte.
«Es war nicht leicht, Sie aufzuspüren«, sagte Whittaker.»Was treiben Sie in Thailand?«
«Nicht viel. Verlängerte Flitterwochen, könnte man sagen.«
«Wie geht’s Susan? Sie sind doch mit Susan unterwegs?«
«Ja. Danke, ihr geht’s gut.«
«Wie schnell können Sie nach Washington zurückkommen?«
«Wie bitte?«
«Die Ernennung ist noch nicht bekanntgegeben worden, aber ich habe eine neue Aufgabe übernommen, Robert. Ich werde Direktor des Marinenachrichtendienstes. Und ich möchte Sie mit an Bord haben.«
Robert war verblüfft.»Marinenachrichtendienst? Admiral, ich habe keine Ahnung von…«
«Das können Sie alles lernen. Sie würden Ihrem Land damit einen wertvollen Dienst erweisen, Robert. Besuchen Sie mich, damit wir darüber reden können?«
«Nun, ich…«
«Gut. Ich erwarte Sie am Montagmorgen um neun Uhr in meinem Büro. Grüßen Sie Susan von mir.«
Robert erzählte Susan, was der Admiral gesagt hatte.
«Marinenachrichtendienst? Das klingt aufregend!«
«Schon möglich«, meinte Robert zweifelnd.»Bloß habe ich keine Ahnung, worauf’s dabei ankommt.«
«Das wirst du schon rauskriegen!«
Er musterte sie prüfend.»Du möchtest, daß ich den Job annehme, stimmt’s?«
Sie schlang ihm die Arme um den Hals.»Ich möchte, daß du einen interessanten Job bekommst. Mir ist aufgefallen, wie unruhig du in den letzten Wochen gewesen bist.«
«Ach, du willst mich bloß loswerden«, neckte Robert sie.
Susans Lippen streiften seine.»Niemals! Weißt du nicht, wie verrückt ich nach dir bin, Seemann? Komm, ich will’s dir beweisen…«
Als Robert später — zu spät! — darüber nachgedacht hatte, war ihm klargeworden, daß dies der Anfang vom Ende ihrer Ehe gewesen war. Damals war ihm das Angebot verlockend erschienen, und er war nach Washington zurückgeflogen, um mit Admiral Whittaker darüber zu sprechen.
«Für diesen Job braucht man Intelligenz, Mut und Tatkraft, Robert. Sie erfüllen alle drei Voraussetzungen. Unser Land ist zur Zielscheibe aller Diktaturen geworden, die eine Terroristengruppe ausbilden oder chemische Waffen herstellen können. Ein halbes Dutzend dieser Staaten entwickelt gegenwärtig Atombomben, um uns erpressen zu können. Unsere Geheimdienste — auch der Marinenachrichtendienst — haben den Auftrag, sie zu überwachen und zu versuchen, ihre Pläne zu durchkreuzen. Ich möchte, daß Sie mir dabei helfen.«
Und so nahm Robert den Job beim Marinenachrichtendienst an und fand rasch Gefallen an seiner neuen Tätigkeit. Susan mietete unweit seiner Dienststelle ein hübsches Apartment in Rosslyn, Virginia, und machte sich daran, es einzurichten, während Robert auf der» Farm «der CIA ausgebildet wurde.
Die» Farm «liegt auf einer Lichtung inmitten eines 50 Quadratkilometer großen Waldgebiets im Staate Virginia.
Am Tag seiner Ankunft fand Robert sich gemeinsam mit etwa 30 weiteren Neulingen in einem Hörsaal ein. Dort erteilte ihnen Colonel Frank Johnson, ein hünenhafter schwarzer Oberst in Luftwaffenuniform, die ersten Instruktionen.
«Gentlemen, ich freue mich, Sie hier begrüßen zu können. Während Ihres Aufenthalts sprechen Sie einander nur mit Vornamen an. Ab sofort unterliegt Ihre berufliche Tätigkeit striktester Geheimhaltung. Sie alle haben sich mit einem Eid zur Verschwiegenheit verpflichtet. Über Ihre Tätigkeit dürfen Sie mit niemandem sprechen — weder mit Freunden noch mit Ihrer Frau, ja nicht einmal mit Kollegen.
Sie sind für diesen Lehrgang ausgewählt worden, Gentlemen, weil Sie spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen. Zur Weiterentwicklung dieser Qualifikationen liegt viel harte Arbeit vor Ihnen — und nicht alle werden es schaffen. Zu Ihrer Ausbildung werden Dinge gehören, von deren Existenz Sie bis dahin nicht einmal etwas geahnt haben.
In bestimmten liberalen Kreisen ist es Mode geworden, die Tätigkeit unserer Geheimdienste in den Schmutz zu ziehen, aber ich kann Ihnen versichern, Gentlemen, daß dieses Land ohne die hingebungsvolle Arbeit von Leuten wie Ihnen schön in der Scheiße säße.
Jeder von Ihnen, der diesen Lehrgang besteht, wird später Führungsoffizier. Um es ganz deutlich zu sagen: Als Führungsoffizier sind Sie zugleich Spion und Agentenführer. Und Ihre Arbeit unterliegt strengster Geheimhaltung.
Hier bei uns bekommen Sie die beste Ausbildung der Welt: Abschirmung, Überwachung, Tätigkeit als Funker, Schußwaffengebrauch.
Außerdem werden Sie lernen, wie man Leute für sich gewinnt, ihre persönlichen Motive erforscht und sie in entspannter Atmosphäre aushorcht. Sie werden lernen, wie man einen Agenten ausfindig macht, wie man Tote Briefkästen anlegt und wie man unauffällig mit seinen Agenten in Verbindung bleibt. Manche von Ihnen werden in offizieller Funktion arbeiten — im diplomatischen Dienst oder bei militärischen Dienststellen im Ausland. Andere werden sich als Privatleute tarnen — als Geschäftsmann, Archäologe oder Künstler —, um so an Personen heranzukommen, von denen Sie Informationen brauchen. Und jetzt überlasse ich Sie Ihren Ausbildern. Viel Erfolg!«