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Eine Minute später sprach Giuseppe mit Oberst Cesare.»Richtig«, bestätigte dieser,»das könnte unser Mann sein. Hören Sie jetzt gut zu: Der Kerl ist gefährlich, deshalb müssen Sie genau das tun, was ich Ihnen sage. Haben Sie verstanden?«

«Ja, Colonnello

«Von wo aus rufen Sie an?«

«Aus der Agip-Raststätte an der Straße nach Viterbo.«

«Und er schläft hinten in Ihrem Lastwagen?«

«Ja. «Dieses Telefongespräch machte Giuseppe langsam nervös. Vielleicht hätte ich die Polizei doch aus dem Spiel lassen sollen.

«Unterlassen Sie alles, was ihn mißtrauisch machen könnte. Setzen Sie sich in Ihren Wagen, und fahren Sie weiter in Richtung Viterbo. Ich brauche Ihr Kennzeichen und eine Beschreibung Ihres Fahrzeugs.«

Giuseppe nannte das Kennzeichen und beschrieb seinen Lastwagen.

«Gut. Alles weitere veranlassen wir. Fahren Sie jetzt los.«

In Rom wandte Oberst Cesare sich an Oberst Johnson.»Wir haben ihn!«sagte er triumphierend.»Ich lasse eine Straßensperre errichten. Mit dem Hubschrauber sind wir in einer halben Stunde dort.«

«Dann los!«

Giuseppe hängte den Hörer ein, wischte sich die schweißnassen Handflächen an seinem Hemd ab und ging zum Wagen zurück. Auf was habe ich mich da eingelassen? Na ja, wenn die Belohnung hoch genug ist… Er kletterte ins Fahrerhaus und fuhr in Richtung Viterbo weiter.

Vierzig Minuten später hörte Giuseppe das Geräusch eines Hubschraubers. Er sah aus dem Fenster und erblickte einen Polizeihubschrauber, der über dem Lastwagen schwebte.

Wenig später tauchten vor ihm mehrere quergestellte Streifenwagen auf, die die Straße blockierten. Hinter den Fahrzeugen standen Uniformierte mit schußbereiten Maschinenpistolen.

Der Hubschrauber landete neben der Straße. Cesare und Johnson stiegen aus. Giuseppe bremste vor der Straßensperre, stellte den Motor ab, sprang aus dem Fahrzeug und rannte auf die Polizisten zu.»Er ist hinten drin!«rief er.

«Vorwärts!«befahl Cesare den Uniformierten. Die Polizisten mit den Maschinengewehren umstellten den Lastwagen.

«Nicht schießen!«rief Oberst Johnson.»Ich hole ihn dort raus!«Er trat an die Heckklappe des Fahrzeugs.»Kommen Sie lieber freiwillig raus, Robert«, rief er.»Ihr Spiel ist aus!«

Keine Antwort.

«Ich gebe Ihnen fünf Sekunden Zeit, Robert.«

Schweigen. Sie warteten.

Cesare drehte sich um und nickte seinen Leuten zu.

«Noch nicht!«brüllte Oberst Johnson, doch es war bereits zu spät.

Mit ohrenbetäubendem Geknatter durchlöcherten die Salven der Maschinenpistolen die Bordwand und die Kisten auf der Ladefläche. Nach zehn Sekunden wurde das Feuer auf Befehl Cesares eingestellt. Oberst Frank Johnson kletterte auf die Ladefläche und arbeitete sich über Kartons und Kisten bis nach hinten vor. Dann drehte er sich zu Cesare um, der ihm gefolgt war.»Hier ist er nicht.«

Neunzehnter Tag Civitavecchia, Italien

Civitavecchia, der alte Hafen von Rom, wird von einer Befestigungsanlage beherrscht, die im Jahre 1537 von Michelangelo fertiggestellt wurde. Der Hafen dient heute noch der italienischen Hauptstadt und ist zugleich Ausgangspunkt für den

Fährverkehr nach Sardinien. Es war noch früh am Morgen, doch im Hafen herrschte schon reges Treiben. Robert schlen-derte durch die Gassen und betrat eine kleine Trattoria, in der es schon nach allen Köstlichkeiten der italienischen Küche duftete. Er bestellte einen Cappuccino.

Die Halcyon würde vor Elba auf ihn warten. Er war Susan dankbar, daß sie sich an das Wortspiel erinnert hatte. Von Elba hatten sie auf ihrer Hochzeitsreise nicht viel gesehen, denn sie waren dort drei Tage und drei Nächte in ihrem Hotelzimmer geblieben und hatten sich immer wieder geliebt. Schließlich hatte Susan gefragt:»Möchtest du schwimmen gehen?«

Robert hatte den Kopf geschüttelt.»Nein, ich bin völlig erschossen. Schon Napoleon soll gesagt haben: >Able was I, ere I saw Elba.< Man nennt so was ein Palindrom, glaub’ ich. «Susan hatte gelacht, und sie hatten sich noch einmal geliebt. Ein Glück, daß sie sich an das Palindrom erinnert hat!

Jetzt brauchte Robert nur noch ein Boot zu finden, das ihn nach Elba brachte. Er ging die gepflasterten Straßen zum Hafen hinunter, in dem es von Fischern und Touristen wimmelte. Am Ende des Kais, an dem Motorboote und Privatjachten lagen, befand sich die Anlegestelle einer Fähre. Das ist das sicherste Mittel, um nach Elba zu kommen. An Bord konnte er sich unauffällig unter die Menge mischen.

Auf dem Weg zur Anlegestelle fiel Robert eine dunkelgraue Limousine auf, die etwa hundert Meter von der Pier entfernt in der Einmündung einer Seitenstraße stand. In dem Wagen saßen zwei Männer, die den Kai mit der Anlegestelle beobachteten. Robert machte kehrt und ging in Gegenrichtung davon.

Zwischen Fischern und Touristen entdeckte er jetzt überall» unauffällige «Kriminalbeamte. Roberts Herz hämmerte. Wie konnten die Fahnder seine Spur hierher verfolgt haben? Dann wurde ihm klar, was passiert war. Verdammt noch mal, ich habe dem Lastwagenfahrer gesagt, wohin ich will! Wie kann man bloß so dämlich sein? Ich bin wirklich übermüdet.

Irgendwann war Robert auf der Ladefläche des Lastwagens aufgewacht und hatte bemerkt, daß das Fahrzeug stand. Beunruhigt hatte er sich aufgerichtet und gesehen, daß Giuseppe in der Tankstelle telefonierte. Dann war er hastig vom Wagen geklettert und eine Stunde später auf die Ladefläche eines anderen Lastwagens gestiegen, der ebenfalls nach Viterbo fuhr.

Jetzt saß er durch eigene Schuld in der Falle. Die Jäger waren ausgeschwärmt, um ihn hier abzufangen. Nur wenige hundert Meter von ihm entfernt lagen Dutzende von Booten. Doch jetzt war der Fluchtweg abgeschnitten.

Robert ließ den Hafen hinter sich und ging auf einer Seitenstraße in Richtung Innenstadt. An einer Hauswand fiel ihm ein großes buntes Plakat auf, das marktschreierisch eine Attraktion anpries:»Besucht den Festplatz! Spaß für die ganze Familie! Erfrischungen! Spiele! Start zur großen Wettfahrt!«Wie angenagelt blieb Robert stehen und betrachtete die Abbildung auf dem Plakat. Er hatte eine Fluchtmöglichkeit gefunden.

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