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Sie näherten sich Spaccio Napoli, der Altstadt Neapels.

«Gleich dort vorn«, sagte Pier.»Wir biegen nach links in die Via Benedetto Croce ab.«

Robert bog ab. Der Verkehr wurde dichter, und das allgemeine Gehupe war ohrenbetäubend. Obwohl er nur langsam fuhr, mußte er einige Male bremsen, um nicht Fußgänger oder Hunde zu überfahren, die sich mit Todesverachtung durch den Verkehr schlängelten.

«Dort vorn rechts«, wies Pier ihn an,»auf die Piazza del Plebiscito. «Der Verkehr war hier noch dichter, und die Gebäude wirkten noch heruntergekommener.

«Halt!«rief Pier.

Robert hielt am Randstein vor einigen schäbigen Geschäften.»Hier wohnt deine Mutter?«fragte er.

«Nein«, sagte Pier,»natürlich nicht. «Sie beugte sich zu ihm hinüber und drückte auf die Hupe. Im nächsten Augenblick kam eine junge Frau aus einem der Läden. Pier stieg aus und lief ihr entgegen. Die beiden fielen sich in die Arme.

«Du siehst wundervoll aus!«rief die Neapolitanerin bewundernd.»Du verdienst wohl gut?«

«Allerdings. «Pier hob ihr Handgelenk in die Sonne.»Sieh nur — mein neues Armband!«

«Sind das echte Smaragde?«

«Natürlich sind sie echt.«

Die andere drehte sich nach dem Laden um, aus dem sie gekommen war.»Ilsa! Sieh mal, wer uns besucht!«

Erst jetzt fand Robert die Sprache wieder.»Pier…«

«Nur einen Augenblick, caro«, wehrte sie ab.»Ich muß meinen Freundinnen guten Tag sagen.«

Binnen kurzem umringten ein halbes Dutzend Frauen sie und bewunderten ihr neues Armband, während Robert in ohnmächtiger Wut zähneknirschend im Auto saß.

«Er ist verrückt nach mir«, verkündete Pier und drehte sich lächelnd zu Robert um.»Nicht wahr, caro?«

Robert hätte sie am liebsten erwürgt.»Ja«, sagte er.»Können wir jetzt weiterfahren, Pier?«

«In einer Minute.«

«Sofort!«knurrte Robert.

«Gut, meinetwegen. «Pier drehte sich nach den Frauen um.»Wir müssen weiter. Wir haben einen wichtigen Termin.

Ciao

«Ciao!«

Pier stieg neben Robert ein, und die Frauen drängten sich am Randstein zusammen, um ihnen nachzuwinken.

«Lauter alte Freundinnen«, sagte Pier glücklich.

«Wunderbar. Und wo lebt deine Mutter?«

«Oh, die wohnt nicht in der Stadt.«

«Wie bitte?«

«Sie wohnt in einem alten Bauernhaus am Stadtrand — eine Dreiviertelstunde von hier.«

Das ehemalige Bauernhaus am Südrand von Neapel war ein massives altes Steingebäude, das etwas abseits der Straße lag.»Wir sind da!«verkündete Pier.»Na, gefällt’s dir?«

«Ja. «Robert gefiel vor allem, daß das Haus weit von der Stadtmitte entfernt lag. Hier draußen würde ihn niemand suchen.

Als sie aufs Haus zugingen, wurde die Eingangstür aufgerissen, und Piers Mutter erschien lächelnd auf der Schwelle.

«Pier, cara! Mi sei mancata!«

«Du hast mir auch gefehlt, Mama. Dies ist mein amerikanischer Freund, von dem ich dir am Telefon erzählt habe.«

Piers Mama reagierte geistesgegenwärtig.»Ah? Herzlich willkommen, Mr…?«:

«Jones«, sagte Robert Bellamy.

«Kommt rein, kommt rein!«

Sie betraten das Wohnzimmer: ein großer, behaglicher Raum, der mit Möbeln vollgestopft war.

Nachdem sie sich gesetzt hatten, kam ein junger Mann Anfang Zwanzig ins Wohnzimmer geschlurft. Er war klein und schwarzhaarig und hatte ein schmales, mürrisches Gesicht mit unfreundlichen braunen Augen. Auf seiner roten Satinjacke war der Schriftzug Diavoli Rossi eingestickt. Seine Miene hellte sich auf, als er seine Schwester sah.»Pier!«

«Hallo, Carlo!«Sie umarmten sich.

«Was tust du hier?«

«Wir sind für ein paar Tage auf Besuch hier. «Sie wandte sich an Robert.»Dies ist mein Bruder Carlo. Carlo, das ist Mr. Jones.«

«Hallo, Carlo.«

Carlo musterte Robert prüfend.»Hallo.«

Mama ergriff das Wort.»Ich mache euch beiden Turteltäubchen das hübsche Zimmer nach hinten raus zurecht.«

«Wenn Sie nichts dagegen haben…«, begann Robert zögernd und sprach dann entschlossen weiter:»Falls Sie genug Platz haben, hätte ich lieber ein Zimmer für mich allein.«

Daraufhin entstand eine verlegene Pause. Die drei starrten Robert an.

Mama wandte sich an Pier. »Omosessuale?«

Ihre Tochter zuckte mit den Schultern. Keine Ahnung. Vielleicht ist er wirklich schwul.

Mama nickte Robert zu.»Ganz wie Sie wollen. «Sie umarmte Pier nochmals.»Ich bin so glücklich, daß du wieder da bist! Komm, wir gehen in die Küche. Ich koche uns einen Kaffee.«

In der Küche rief Mama begeistert aus: »Benissimo! Wo hast du ihn aufgegabelt? Er scheint ja wirklich sehr reich zu sein. Das Armband, das du trägst, muß ein Vermögen gekostet haben. Ach, ich freue mich so für dich, cara! Heut abend gibt’s ein großes Essen. Ich lade alle Nachbarn ein, damit sie deinen.«

«Nein, Mama, das darfst du nicht.«

«Aber warum sollen wir dein Glück nicht gemeinsam feiern, cara? Alle unsere Freunde werden sich mit dir freuen.«

«Mama, Mr. Jones möchte hier nur ein paar Tage ausspannen. Keine Einladung. Keine Nachbarn.«

Mama Valli seufzte.»Gut, wie du willst.«

Ich muß dafür sorgen, daß er außerhalb des Hauses verhaftet wird, damit Mama sich nicht aufregt.

Auch Piers Bruder war das Armband aufgefallen.»Ein Armband mit echten Smaragden, was? Hat meine Schwester das von Ihnen?«

Robert musterte Carlo und nickte dann langsam. Irgend etwas an dem Jungen gefiel ihm nicht.

Mutter und Tochter kamen aus der Küche zurück. Mama wandte sich an Robert.»Sie wollen wirklich nicht mit Pier schlafen?«

Robert war verlegen.»Nein.«

«Ich zeig’ dir dein Zimmer«, erbot sich Pier. Sie führte Robert nach hinten in ein gemütliches Schlafzimmer mit einem großen Doppelbett in der Mitte des Raums.

«Robert, hast du Angst davor, was Mama denken könnte, wenn wir zusammen schlafen? Sie weiß, womit ich mein Geld verdiene.«

«Nein, das ist’s nicht«, sagte Robert.»Aber ich…«Den wahren Grund konnte er ihr unmöglich erklären.»Tut mir leid, ich…«

«Schon gut. «Piers Stimme klang eisig.

Sie fühlte sich grundlos zurückgewiesen. Jetzt hatte Robert sich schon zweimal geweigert, mit ihr zu schlafen. Geschieht ihm ganz recht, wenn ich ihn der Polizei übergebe! dachte sie. Und trotzdem fühlte sie sich ein kleines bißchen schuldbewußt, denn Robert war wirklich sehr nett. Aber 50000 Dollar waren 50000 Dollar…

Beim Abendessen plapperte Mama Valli ununterbrochen, während Pier, Robert und Carlo schweigsam ihren eigenen Gedanken nachhingen.

Robert war mit seinem Fluchtplan beschäftigt. Morgen fahre ich zum Hafen hinunter und suche mir ein Schiff.

Pier dachte an das Telefongespräch, das sie noch zu führen hatte. Wenn ich von hier aus anrufe, kriegt die Polizei bestimmt mit Leichtigkeit unsere Nummer raus. Also werde ich in der Stadt telefonieren.

Carlo beobachtete den Fremden, den seine Schwester mit heimgebracht hatte.

Nach dem Essen gingen die beiden Frauen in die Küche hinaus. Robert blieb mit Carlo allein.

«Sie sind der erste Mann, den meine Schwester mitgebracht hat«, bemerkte Carlo.»Sie muß Sie sehr mögen.«

«Ich mag sie auch sehr.«

«Wirklich? Sie wollen also für sie sorgen?«

«Ich glaube, daß Ihre Schwester ganz gut allein zurechtkommt. «

Carlo grinste zustimmend.»Ja, das glaub ich auch. «Dieser Fremde war gut angezogen und offenbar reich. Warum war er dann hier, obwohl er sich doch jedes Luxushotel hätte leisten können? Dafür konnte es nur eine Erklärung geben: Der Mann war untergetaucht. Und aus so einer Situation ließ sich doch garantiert irgendwie Kapital schlagen…

«Woher sind Sie?«fragte Carlo.

«Eigentlich bin ich nirgendwo richtig zu Hause«, antwortete Robert freundlich.»Ich reise viel.«

Carlo nickte.»Aha.«Pier muß mir sagen, wer er ist. Vermutlich ist irgend jemand bereit, einen Haufen Geld für ihn zu bezahlen, das Pier und ich uns teilen können.

«Sind Sie Geschäftsmann?«fragte Carlo weiter.

«Im Ruhestand.«

Lucca, der Anführer der Diavoli Rossi, würde bestimmt keine fünf Minuten brauchen, um den zum Sprechen zu bringen, dachte Carlo.

«Wie lange bleiben Sie bei uns?«

«Schwer zu sagen. «Carlos neugierige Fragerei ging Robert allmählich auf die Nerven.

Pier und ihre Mutter kamen aus der Küche zurück.

«Möchten Sie noch etwas Kaffee?«fragte Mama.

«Nein, danke. Das Essen war wunderbar.«

Mama lächelte geschmeichelt.»Ach, das war nichts Besonderes. Aber morgen setze ich Ihnen ein Festmahl vor!«

Morgen würde er nicht mehr da sein. Er stand auf.»Tut mir leid, aber ich bin ziemlich müde. Ich gehe schlafen.«

«Natürlich«, sagte Mama.»Gute Nacht.«

«Gute Nacht.«

Schweigend blickten sie Robert nach, als er auf sein Zimmer ging.

Carlo sah feixend zu Pier hinüber. Sie funkelte ihn wütend an und blickte dann weg.

Es hätte ihr ja nichts ausgemacht, wenn Robert schwul gewesen wäre. Aber sie hatte gehört, wie er im Schlaf von dieser Susan geredet hatte, und wußte es besser. Dem Stronzo zeig’ ich’s!

Robert lag im Bett und dachte nach.

Vielleicht sind ja an dieser Verschwörung sogar Staats- und Regierungschefs beteiligt? Oder gibt es eine Organisation innerhalb der Geheimdienste, die auf eigene Faust handelt? Je länger Robert darüber nachdachte, um so wahrscheinlicher kam es ihm vor, daß die Staats- und Regierungschefs nicht eingeweiht waren. Und dann fiel ihm noch etwas anderes ein. Es war ihm immer merkwürdig vorgekommen, daß Admiral Whittaker plötzlich als ONI-Direktor abgelöst und irgendwo in die Pampas versetzt worden war. Aber vielleicht war er ja zum Rücktritt gezwungen worden, weil er niemals bei dieser Verschwörung mitgemacht hätte!

Ich muß den Admiral sprechen, nahm Robert sich vor. Whittaker war der einzige, dem er vertrauen konnte, wenn es darum ging, der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Morgen, dachte er. Dann schloß er die Augen und schlief ein.

Das leise Knarren der Schlafzimmertür weckte ihn. Er setzte sich augenblicklich hellwach im Bett auf. Irgend jemand kam aufs Bett zugeschlichen. Robert spannte seine Muskeln an, bereit, sich auf den Eindringling zu stürzen. Doch dann roch er ihr Parfüm und spürte, wie sie neben ihm unter die Decke schlüpfte.

«Pier… Was…?«

«Pst!«Ihr Körper drängte sich an seinen. Sie war nackt.»Ich habe mich so einsam gefühlt«, flüsterte sie und schmiegte sich noch enger an ihn.

«Tut mir leid, Pier, ich… kann nichts für dich tun.«

«Nein?«fragte Pier.»Dann laß mich was für dich tun. «Ihre Stimme klang sanft.

«Es hat keinen Zweck. Das kannst du nicht. «Robert war zutiefst frustriert. Er wollte ihnen beiden ein peinliches Erlebnis ersparen.

«Magst du mich etwa nicht, Robert? Findest du meinen Körper nicht schön?«

«Doch.«

Piers Fingerspitzen strichen sanft über seine Brust. Dann glitt ihre Hand allmählich tiefer herab.

Das mußte aufhören, bevor das demütige Fiasko sich wiederholte.»Pier, ich kann dich nicht lieben. Ich… ich habe schon lange mit keiner Frau mehr schlafen können.«

«Du brauchst nichts zu tun, Robert«, versicherte sie ihm.»Ich will nur spielen. Läßt du gern mit dir spielen?«

Bei ihm tat sich überhaupt nichts. Der Teufel soll Susan holen! Sie hatte ihn nicht nur verlassen, sondern auch seine Männlichkeit mitgenommen.

Piers Finger waren bei seinen Lenden angelangt.»Dreh dich um«, sagte sie.

«Es hat keinen Zweck, Pier. Ich.«

Sie drehte seinen Körper auf den Bauch. Schwer wie ein Sack lag er da und verfluchte Susan, verfluchte seine Impotenz. Er fühlte, wie Piers Zunge zarte kleine Kreise auf seinem Rücken beschrieb und sich dabei tiefer und tiefer bewegte. Ihre Fingerspitzen glitten mit sanften Bewegungen über seine Haut.

«Pier.«

«Pst!«

Ihre Zunge glitt in Spiralen an seinem Körper herab. und plötzlich fühlte er eine beginnende Erektion. Er bewegte sich, doch sie flüsterte:»Bleib ganz ruhig liegen.«

Ihre Zunge war weich und warm, und Robert erschauderte bei jeder Berührung ihrer Brustspitzen. Sein Puls beschleunigte sich. Ja, dachte er. Ja! O ja! Seine Erektion wuchs, bis sein Glied steinhart war, und als er die Spannung nicht mehr aushalten konnte, umfaßte er Pier und drehte sie um.

Sie ertastete sein Glied und holte überrascht Luft.»Mein Gott, du bist ja riesig! Ich will dich in mir haben.«

Im nächsten Augenblick stieß Robert wieder und wieder in sie hinein und fühlte sich wie neugeboren. Pier war erfahren und wild, und Robert genoß die dunkle Höhle ihrer samtigen Weichheit. In dieser Nacht liebten sie sich noch zweimal, bevor sie schließlich einschliefen.

Achtzehnter Tag Neapel, Italien

Als das erste Morgenlicht durchs Fenster fiel, wachte Robert auf. Er drückte Pier an sich und flüsterte:»Ich danke dir.«

Pier lächelte schelmisch.»Wie fühlst du dich?«

«Wunderbar«, sagte Robert. Und das stimmte.

Sie kuschelte sich an ihn und fragte naiv:»Du bist kein Drogenschmuggler, stimmt’s?«

«Nein.«

«Aber Interpol ist hinter dir her?«

«Ja.«

Ihre Miene hellte sich auf.»Jetzt weiß ich’s! Du bist ein Spion!«Sie war aufgeregt wie ein Kind.

Robert mußte lachen.»Glaubst du?«Und er dachte: Kindermund tut Wahrheit kund.

«Gib’s endlich zu«, drängte Pier.»Du bist ein Spion, hab’ ich recht?«

«Ja«, sagte Robert ernst.»Ich bin ein Spion.«

«Ich hab’s gewußt!«Piers Augen leuchteten.»Kannst du mir ein paar Tricks verraten?«

«Was für Tricks?«

«Du weißt schon… Tricks, wie Spione sie verwenden. Ich liebe Spionageromane. Ich lese andauernd welche.«

«Tatsächlich?«

«O ja! Aber das sind nur erfundene Geschichten. Du kennst alle wirklichen Tricks, nicht wahr? Verrätst du mir einen? Zum Beispiel irgendein Zeichen, das ein Spion einem anderen gibt, um ihn vor einer Gefahr zu warnen?«»Das darf ich eigentlich nicht«, antwortete Robert mit todernster Miene,»aber einen Trick kann ich dir schon verraten.«Was klingt einigermaßen glaubwürdig, wenn ich ’s ihr erzähle? »Da hätten wir zum Beispiel den alten Jalousientrick.«

Sie starrte ihn an.»Den alten Jalousientrick?«

«Ja. «Robert zeigte aufs Schlafzimmerfenster.»Ist alles in Ordnung, bleiben die Jalousien hochgezogen. Droht dagegen Gefahr, läßt man eine herunter. Das ist dann ein Warnsignal für Mitagenten.«

«Wundervoll!«sagte Pier aufgeregt.»Das hab’ ich noch in keinem Buch gelesen.«

«Das wäre auch unwahrscheinlich«, versicherte Robert ihr.»Dieser Trick ist ganz geheim.«

«Ich erzähl’ ihn nicht weiter«, versprach ihm Pier.»Verrätst du mir noch einen?«

Robert dachte kurz nach.»Dann gibt’s den Telefontrick.«

Pier schmiegte sich enger an ihn.»Erzähl mir davon.«

«Äh… nehmen wir mal an, ein Spion, mit dem du zusammenarbeitest, ruft dich an, um rauszukriegen, ob alles in Ordnung ist. Er verlangt natürlich Pier. Ist alles okay, antwortest du: >Am Apparat. < Gibt’s dagegen Probleme, behauptest du: >Sie müssen sich verwählt haben.««

«Klasse!«rief Pier begeistert aus.

Meine Ausbilder auf der Farm bekämen Anfälle, wenn sie hören könnten, was für einen Blödsinn ich hier verzapfe.

«Kannst du mir noch was erzählen?«bettelte Pier.

Robert lachte.»Das waren genügend Geheimnisse für einen Morgen, finde ich.«

«Gut, wie du meinst. «Sie drängte sich gegen ihn.»Möchtest du jetzt duschen?«

«Gern. «Sie seiften sich unter dem warmen Wasserstrahl ab, und als Pier Robert zwischen die Beine griff, um sein Glied zu waschen, bekam er wieder eine Erektion.

Sie liebten sich unter der Dusche.

Während Robert sich anzog, schlüpfte Pier in einen Bademantel und huschte hinaus, um Frühstück zu machen.

Carlo wartete in der Küche auf sie.

«Erzähl mir von deinem Freund«, sagte er.

«Was ist mit ihm?«

«Er muß verdammt reich sein, sonst hätte er dir kein Smaragdarmband kaufen können.«

Sie zuckte mit den Schultern.»Er mag mich eben.«

«Weißt du, was ich glaube?«fuhr Carlo fort.»Ich vermute, daß dein Freund auf der Flucht ist. Ein Tip an die richtige Adresse könnte uns ‘ne Menge Geld einbringen.«

Pier fuhr mit blitzenden Augen auf ihn los.»Halt dich da raus, Carlo!«

«Aha, er ist also auf der Flucht!«

«Hör zu, Piscialetto, ich warne dich: Komm mir bloß nicht in die Quere!«Sie hatte nicht die Absicht, sich die Belohnung mit irgend jemand zu teilen.

«Schwesterchen«, sagte Carlo vorwurfsvoll,»du willst bloß alles für dich allein.«

«Nein. Du bist auf dem falschen Dampfer, Carlo.«

«Glaubst du?«

«Ich will dir sagen, was dahintersteckt«, fuhr Pier fort.»Mr. Jones ist auf der Flucht vor seiner Frau. Sie hat einen Privatdetektiv engagiert, der ihn aufspüren soll — das ist alles.«

Carlo lächelte heimtückisch.»Warum hast du das nicht gleich gesagt? Das ist natürlich was anderes. Reden wir nicht mehr davon.«

Ich muß rauskriegen, wer er in Wirklichkeit ist, dachte er.

Mehrere Beamte des Einwohnermeldeamts von Neapel versuchten, die gegenwärtige Anschrift von Pier Vallis Mutter festzustellen.

Ein Dutzend SIFAR-Agenten und die dortige Polizei durchkämmten die Stadt nach Robert Bellamy.

Carlo überlegte, wie er es anstellen sollte, die Identität des Amerikaners herauszubekommen.

Pier dachte an ihr bevorstehendes Telefongespräch mit Interpol.

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