DER ZIGEUNER AUS DEM KLOSTER

Grüß euch, Halunken! * Vikniksor * Balsam gegen Langeweile * Der erste Dichter der Republik * Block war mein Klassengefährte * Zigeuner im Ruhmesglanz.


Die Tage des süßen Nichtstuns dauerten nur kurze Zeit. Allmählich füllten sich die Reihen der Schkider; auswärtige Schüler, die nach dem Unterricht wieder nach Hause gingen, kamen hinzu. Es wurden drei Klassen gebildet, die der Schulleiter aus unerfindlichen Gründen „Abteilungen“ nannte. Der Unterricht begann. Es gab weniger freie Zeit zum Spazierengehen. Außerdem setzte strenger Frost ein. Abends hockten die Jungen meistens im Schlaf räum und verkürzten sich die Zeit auf harmlose Weise. An einem dieser Abende, als sie sich wärmesuchend um den Ofen gedrängt hatten, kam zusammen mit Viktor Nikolajewitsch ein Bursche in einem verschlissenen Uniformmantel in den Schlafraum. Ein Neuer! dachten die Schkider und musterten ihn kritisch. Der Schulleiter räusperte sich, nahm den Jungen am Arm und schob ihn vor.

„Da habt ihr noch einen Kameraden, Kinder“, sagte er. „Er heißt Kolka Gromonoszew. Ein gescheiter Junge, der etwas von Mathematik versteht. Hoffentlich freundet ihr euch bald mit ihm an.“ Damit ging Viktor Nikolajewitsch aus dem Zimmer und überließ es den Jungen, miteinander Bekanntschaft zu schließen. Kolka Gromonoszew betrachtete die Sitzenden ziemlich herausfordernd. Als er feststellte, daß darunter niemand stärker war als er, grüßte er selbstsicher: „Grüß euch, Halunken!“

„'n Abend!“ knurrte Spatz im Namen aller feindselig. Er merkte sofort, daß der Neue sehr bald die erste Geige in der Klasse spielen und damit seine eigene Macht dahinschwinden würde. Ein Blick hatte genügt, um das zu spüren, und darum mochte er den Neuen nicht.

Unterdessen trat Kolka sorglos zum Ofen, stieß die Jungen weg und setzte sich ans Feuer.

Sie rückten beiseite und starrten den Neuen schweigend an. Sein herausforderndes Benehmen, überhaupt sein ganzes Äußeres gefiel ihnen nicht.

Kolka machte einen bösartigen Eindruck. Störrisches Haar fiel ihm in die gerade Stirn. Unter den dunklen Brauen blickten die Augen listig und dreist hervor. Sein hagerer, muskulöser Körper verriet seine Kraft.

Kolka hatte den langen Weg eines Verwahrlosten hinter sich. Mit fünf Jahren hatte er den Vater verloren, später auch die Mutter. Bei entfernten Verwandten war er ohne Aufsicht aufgewachsen und vollständig verwildert. In dem Bestreben, ihn möglichst schnell loszuwerden, hatten ihn die Verwandten in das Gatschinski-Institut gegeben.

Die Verwandten waren erleichtert, aber das Institut hatte an der Neuerwerbung keine Freude. Der kleine Strolch entwickelte sich hemmungslos: Er prügelte sich, er fluchte, er stahl, und wer weiß, womit er seinen Heldentaten noch die Krone aufgesetzt hätte, wenn das Institut zu jener Zeit nicht aufgelöst worden wäre.

Da Kolka ein Waisenjunge war, brachte man ihn in eine andere Anstalt, dann in eine dritte. Er durchlief so viele staatliche Institute daß er sie nicht mehr aufzählen konnte, als ihn ein Diebstahl schließlich im Alexander-Newski-Kloster landen ließ.

Früher hatte das Kloster von schwarzen Mönchskappen und — kapuzen nur so gewimmelt, doch bei Kolkas Eintreffen sah die heilige Stätte schon wesentlich verändert aus. Die Mönche waren verschwunden, und in ihren Behausungen wohnten andere Menschen. Die stillen Klosterzellen hatten sich in Gefängniszellen verwandelt. Dort saßen nun minderjährige Verbrecher einzeln oder zu mehreren. Das Kloster war die letzte Stufe des Besserungssystems. Von hier gab es nur noch zwei Wege: entweder ins Gefängnis oder zurück in ein Heim für normale Kinder.

Im Kloster zu landen, wurde in jenen Jahren für das größte Unglück gehalten, für das Schrecklichste, was einem jungen Rechtsbrecher zustoßen konnte. Man drohte den Schülern und den Zöglingen von Kinderheimen, die sich etwas zuschulden kommen ließen, mit der Schkid. Fiel aber der Name „Kloster“, dann stand ihre Sache schlimm, dann hieß das: der betreffende Junge ist vollständig verdorben. Kolka Gromonoszew war also bis auf das Kloster heruntergekommen. Drei Monate lang war er von einer Zelle in die andere gewandert, hatte seinen Mitgefangenen zugesehen, wenn sie mit selbstgemachten Karten Glücksspielen frönten, hatte den Berichten der Ausgekochten gelauscht, mit seinen Nachbarn Klopfzeichen gewechselt und sogar einen Fluchtversuch gemacht. In einer dunklen Winternacht hatte er mit zwei Kumpanen das Zellengitter aufgebrochen und sich an Handtüchern in den Hof hinabgelassen. Doch als sie den Zaun überklettern wollten, waren sie gefaßt worden. Nachdem Kolka dreißig Tage im Karzer gesessen hatte, war er plötzlich zur Vernunft gekommen. „Ich liebe die Mathematik. Ich möchte Professor werden“, hatte er dem Direktor nachdrücklich erklärt.

Seine kategorische Versicherung hatte Eindruck gemacht. Er war in die Schkid versetzt worden.

Nachdem die Schkider den Neuen näher in Augenschein genommen hatten, hielten sie noch am gleichen Tage Kriegsrat. „Wie soll er heißen?“

„Nennen wir ihn Schornsteinfeger, so schwarz, wie er ist.“ „Oder Käfer?“

„Nein.“

„Na, dann soll er. Zigeuner' heißen.“

„Ja, das paßt!“ „Ein Zigeuner ist er.“

Kolka hörte herablassend zu, und als das Urteil gefällt war, verzog er das Gesicht zu einem hämischen Grinsen.

„Das ist mir gleich“, sagte er. „Meinetwegen Zigeuner.“ „Weshalb nennt ihr die Schule Schkid?“ fragte Kolka während des Unterrichts. Der merkwürdige Name interessierte ihn. „Weil das sowjetisch ist, Mann“, antwortete Spatz. „Eine Abkürzung von, Dostojewski-Schule'.“[4] Stolz fügte er hinzu: „Ich habe mir das ausgedacht.“ Kolka antwortete nicht.

„Und wie heißt der Direktor?“ forschte er dann plötzlich. „Viktor Nikolajewitsch.“

„Nein… wie nennt ihr ihn?“

„Wir? Wir nennen ihn Vitja.“

„Weshalb habt ihr seinen Namen nicht ebenfalls abgekürzt? Die Abkürzerei muß man doch konsequent durchführen. Wie lautet sein Nachname?“

„Sorokin.“

Spatz zwinkerte hilflos mit den Augen. „Na, bitte. Vik Nik Sor. Das klingt gut.“

„Wahrhaftig! Prima!“

„Hör dir den Zigeuner an.“

„Tatsächlich, wir wollen ihn Vikniksor nennen.“ Sie versuchten, auch die Namen der anderen abzukürzen, aber das gelang nur bei der deutschen Frau des Direktors. Aus ihrem Namen entstand das zärtlich klingende „Elanljum“. Beide Spitznamen wurden einstimmig angenommen.

Vikniksor — der ehemalige Viktor Nikolajewitsch Sorokin — liebte alles Neue und Originelle. Eines Tages kam er zu den Jungen herein und setzte sich auf das Fensterbrett.

„Ihr langweilt euch wohl, Kinder?“ erkundigte er sich mit väterlicher Sanftmut.

„Allerdings“, klang es niedergeschlagen zurück. „Ihr müßt euch zerstreuen!“

„Das müßten wir!“ murmelten die Schkider zustimmend. „Seht ihr, und darum habe ich einen Einfall. Unsere Schule wird immer größer, deshalb sollten wir eine Zeitung herausgeben.“ Die Jungen räusperten sich, aber niemand antwortete. Vikniksor mußte seinen Vorschlag wiederholen. „Wollen wir nicht eine Zeitung herausgeben?“

„Gern, Viktor Nikolajewitsch, aber…“ Kossar kam ins Stottern. „Aber das können wir nicht. Vielleicht machen Sie es?“ Das war ein kühner Vorschlag, doch Vikniksor ging darauf ein. „Gut, Kinder, ich will euch helfen. Im Anfang braucht ihr eine Anleitung. Abgemacht!“

Bald hatten die Jungen die Unterhaltung vergessen. Aber der Direktor hielt zähe an seinem Plan fest. Allabendlich klapperte in der kleinen Kanzlei die Schreibmaschine. Vikniksor arbeitete eigenhändig an der ersten Nummer der Schkider Zeitung.

Gleichzeitig stellten die Jungen fest, daß Zigeuners Beliebtheit beim Direktor ständig zunahm.

Zigeuner lief längst nicht mehr wie ein eben aus dem Ei geschlüpfter Neuling herum. Er plauderte unbefangen mit dem Schulleiter und hockte ganze Abende mit ihm am Schachbrett. „Das Biest schmiert sich bei Vikniksor an“, tuschelten die Jungen boshaft beim Anblick des gewandten Favoriten. Doch Zigeuner kümmerte sich nicht darum. Er wich dem Direktor nicht von der Seite. „Aus dem wird noch ein Denunziant!“ hetzte Spatz die anderen auf. Die Jungen ließen es sich einreden und wurden immer wütender, aber Zigeuner übersah ihre finsteren Gesichter, obgleich es ihn kränkte, daß bisher niemand Neigung zeigte, sich mit ihm anzufreunden oder sich von ihm befehlen zu lassen.

Die Schkider schätzten einen Kameraden nämlich erst dann, wenn sie an ihm etwas Besonderes entdeckten, das kein anderer auf zuweisen hatte. Bei Spatz war das der Fall. Er besaß eine Balalaika, wenn sie auch brüchig und verstimmt war, und konnte recht und schlecht darauf klimpern. Von den Zöglingen beherrschte sonst niemand diese Kunst, und deshalb wurde ihm als einzigem Musikanten Achtung entgegengebracht Zigeuner hatte noch keine Gelegenheit gehabt, die Gunst der Kameraden zu erringen, aber er suchte so lange und hartnäckig danach, bis er sie fand.

Als er eines Tages mit dem Direktor in dessen Zimmer am Schachbrett saß und drei Partien hintereinander gewonnen hatte, ließ er sich bei der vierten absichtlich schlagen. Vikniksors schlechte Laune besserte sich merklich. Obwohl erst fünfzehn Jahre, war Zigeuner schon ein guter Schachspieler, und der Direktor gewann gegen ihn nur selten. Deshalb freute er sich sehr, als sein König, dem schon dauernd Schach geboten worden war, plötzlich wieder Luft bekam, Zigeuner nach sechs Zügen einen entscheidenden Fehler machte und matt gesetz.1 wurde.

„Ein schönes Matt! Wir haben uns prächtig geschlagen“, meinte Zigeuner mit erheuchelter Begeisterung und lehnte sich in seinem Ledersessel zurück. „Ein ausgezeichnetes Matt, Viktor Nikolajewitsch!“ Vikniksor strahlte über das ganze Gesicht.

„Was? Habe ich es dir gegeben? Ja, mein Lieber, ich bin auch nicht von schlechten Eltern.“

Zigeuner schwieg aus taktischen Gründen eine Weile — er wollte Vikniksor Gelegenheit geben, seinen Sieg auszukosten. Dann wechselte er den Ton und fragte nachlässig: „Viktor Nikolajewitsch, was ist eigentlich mit der Zeitung? Geben Sie nun eine heraus oder nicht?“

„Aber selbstverständlich! Sie ist schon fast fertig“, antwortete Vikniksor lebhaft. „Das Material reicht nur nicht. Die Jungen bringen mir nichts. Ich muß alles allein schreiben.“ „Ja, das ist schlecht“, meinte Zigeuner mitfühlend. Vikniksor hatte Feuer gefangen.

„Weißt du, ich habe mir schon einen Titel ausgedacht und auch versucht, ihn zu zeichnen. Doch es ist nichts geworden, ich kann nicht malen. Dafür habe ich die ganze Nummer jedoch bereits abgeschrieben, nur eine Ecke ist noch frei. Ich wollte ein Gedicht verfassen, aber es gelingt mir nicht. Als Gymnasiast konnte ich gar nicht schlecht dichten.

Ich weiß noch, daß Block mich manchmal beneidete. Kennst du Block, den berühmten Lyriker?“

„Freilich, Viktor Nikolajewitsch. Er hat, Die Zwölf geschrieben. Das habe ich gelesen.“

„Siehst du. Im Gymnasium drückte ich mit ihm die gleiche Schulbank.

Einmal bedichteten wir die Damen unseres Herzens. Und stell dir vor — meine Verse wurden so gut, daß Block mich beneidete.“

„Tatsächlich?“ Zigeuner staunte.

„Ja. Aber jetzt kann ich nicht mehr dichten — ich habe es verlernt.“

„Darüber wollte ich gerade mit Ihnen reden, Viktor Nikolajewitsch“, setzte Zigeuner vorsichtig an.

Der Schulleiter blickte verwundert auf. „Dann sprich doch.“ Der Junge machte ein verlegenes Gesicht.

„Ja, wissen Sie, ich habe ebenfalls versucht, ein Gedicht zu machen. Ich hab' es mitgebracht und möchte es Ihnen zeigen.“

„Ein Gedicht? Du bist ein Prachtkerl! Zeig her!“

„Es ist mein erstes Gedicht, Viktor Nikolajewitsch. Ich habe es für die Wandzeitung geschrieben.“

„Das ist ja großartig.“

Aus der Stimme des Direktors klang so viel freundliche Ermunterung, daß Zigeuner sein Gedicht in aller Ruhe hervorholte, es auf den Tisch legte und zurücktrat.

Vikniksor betrachtete das Blatt ein Weilchen, nahm es dann in die Hand und las vor:

Hurra, ein Wunder ist geschehen!

In unsrer Schule, angepickt

am Wandbrett, kann man plötzlich sehen

'ne eigne Zeitung! — Einfach schick!

Nachdem er den ersten Vierzeiler gelesen hatte, zögerte er nachdenklich. „Hm, gar nicht schlecht“, meinte er dann. Freudestrahlend stürmte Zigeuner aus dem Zimmer. Gelassen kam er in den Schlafraum.

Die Jungen saßen wie immer am Ofen. Niemand sah sich bei seinem Eintritt um. Das erbitterte ihn mehr als alles andere. „Wartet nur, ihr Teufel, ihr werdet mich noch kennenlernen!“ brummte er und ging zu Bett.


Nach einigen Tagen lernten die Schkider ihren Zigeuner tatsächlich kennen.

„Hast du gesehen?“

„Was?“

„Idiotische Frage! Geh mal in die Kanzlei. Sperr die Augen auf. Die Schulzeitung ist erschienen. 'Der Schüler' heißt sie.“ „Na und?“

„Schau sie dir an, bevor du 'na und' fragst. Unser Zigeuner…“ „Was ist mit ihm?“

„Geh hin — dann siehst du es.“

Sie kamen scharenweise, um die beiden kleinen Blätter zu betrachten. Ein Viertel der gesamten Zeitung nahm der mit Bleistift gezeichnete Titelkopf ein.

Sie lasen die in blasser Schrift getippten Artikel über Erziehungsmethoden in der Schule (sie trugen keine Unterschrift) und überflogen dann das zweite Blatt.

„Der Zigeuner! Prima Junge! Der hat den Bogen raus!“ johlten sie verblüfft.

„Ein richtiger Dichter!“

Zigeuner selbst glaubte zuerst, seinen Augen nicht trauen zu können. Doch, wahrhaftig, neben einem langen Artikel Vikniksors erblickte er sein Gedicht, und darunter stand sein Name: Kolka Gromonoszew! Nun konnte er es glauben, und er triumphierte. Das Gedicht war allerdings ein wenig verbessert. Der erste Vierzeiler lautete jetzt:

Hurra, ein Wunder ist geschehen!

Am schwarzen Brett in der Kanzlei

könnt ihr jetzt unsre Zeitung sehen:

„Der Schüler“ — jede Woche neu.

Die Zeitung machte tiefen Eindruck. Sie wurde immer wieder gelesen. Der Titelkopf erregte Befremden. Er war in der Tat ziemlich absonderlich. Auf dem weißen Grund standen halbkreisförmig die Worte: „Der Schüler“. Darunter prangte ein rätselhaftes Bild — eine Sonnenblume, deren orangefarbene Blätter einen schwarz ausgemalten Kreis umgaben. In dem Kreis waren die weißen Buchstaben „D. Seh.“ zu einem Monogramm verschlungen.

Was das bedeutete, konnte niemand begreifen. Schließlich fragte der quecksilbrige Sorokin (er trug den Spitznamen „Soroka“, auf deutsch „Elster“) eines Tages beim Mittagessen den Schulleiter in Gegenwart aller: „Viktor Nikolajewitsch, was soll die Sonnenblume darstellen?“

„Die Sonnenblume? Ja, Kinder… ich vergaß, euch das zu sagen. Sie ist unser Wappen. Von nun an wollen wir es überall einführen. Seine Bedeutung will ich euch erklären. Jeder Staat — eine Republik oder eine Erbmonarchie — besitzt ein Staatswappen, Was ist das? Das ist ein Symbol, welches sozusagen den Charakter des betreffenden Landes, sein historisches und politisches Gesicht, seine Ziele und Absichten ausdrückt. Auch unsere Schule ist eine in sich geschlossene kleine Republik. Deshalb meine ich, daß wir ebenfalls ein eigenes Wappen haben müssen. Warum wählte ich die Sonnenblume? Weil sie unsere Ziele und Aufgaben genau charakterisiert. Unsere Schule besteht aus euch, den Zöglingen, wie die Sonnenblume aus hunderten von Kernen besteht. Ihr strebt zum Licht, denn ihr lernt, und Wissen ist Licht. Die Sonnenblume strebt ebenfalls zum Licht, zur Sonne — wie ihr.“ Einer kicherte höhnisch. Vikniksor runzelte die Stirn, musterte die Jungen, und als er den Schuldigen gefunden hatte, wies er ihm schweigend die Tür.

Der Sünder mußte daraufhin den Eßraum verlassen und durfte erst essen, wenn die anderen fertig waren.

Unter den teilnahmsvollen Blicken der Schülerschar ging der Bestrafte hinaus.

„Wir sind die Sonnenblumenkerne, und Vikniksor knackt uns!“ zischte jemand giftig.

Dem Schulleiter war die Laune verdorben. Er hatte offenbar keine Lust mehr, seine Erklärungen fortzusetzen, denn er schloß kurz: „Die Sonnenblume ist jetzt unser Wappen. Diensthabender! Läute zum Unterrichtsbeginn.“

Die Republik Schkid hatte also an einem einzigen Tage zwei wertvolle neue Errungenschaften auf zuweisen: das Wappen und den Nationaldichter Kolka Gromonoszew.

Die Sympathie aller Jungen konzentrierte sich nun auf ihn, und die erste Ratte, die Spatzens sinkendes Schiff verließ, war Goga, der den Balalaikaspieler eindeutig zum Teufel schickte und zum Dichter überlief.

Spatz kochte vor Wut, aber er fühlte, daß er diesem Gegner nicht gewachsen war.

Dennoch probierte er zähe alle Mittel: Er schrieb Gedichte, die er hinterher nicht ohne Abscheu lesen konnte; er versuchte es mit dem Zeichnen — aber seine Bemühungen ließen die Schkider kalt. So mußte er schließlich doch die Waffen strecken.

Zigeuner triumphierte. Sein Dichterruhm verließ ihn nicht, obgleich die Zeitung nach der ersten Nummer ihr Erscheinen einstellte und er selbst die lyrischen Versuche einstweilen aufgab.

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