13

Tracy ging kein Risiko ein, als er den jungen Mann zum Haus beförderte. Er hatte ihn fest im Griff, indem er seinen linken Arm nach hinten gedreht hielt und ihn mit der anderen Hand am Kragen hatte. Jedes Mal, wenn der Junge sich losreißen wollte, riss Tracy ihm den linken Arm hoch, was ein Jaulen hervorrief. In der kühlen Abendluft kündete Donner über den Bergen ein nahendes Frühjahrsgewitter an.

Der Chef-Parkplatzwächter besaß die Geistesgegenwart Big Mim zu holen, die sich wiederum Cynthia Cooper schnappte. Die zwei Frauen warteten mit Miranda Hogendobber, als Tracy seine Beute ablieferte.

»Das ist der Mann, den Sean beschrieben hat«, sagte Miranda. Besonders beunruhigte sie die Tatsache, dass ein junger Mensch stahl.

Cynthia trat einen Schritt vor. »Ich bin Cynthia Cooper, Polizistin. Wenn Sie kooperieren, wird die Sache vielleicht etwas weniger unerfreulich.«

»Ich hab nix gestohlen«, verteidigte er sich störrisch.

»Wollen wir nicht mit Ihrem Namen anfangen?« Dann wandte Cynthia sich an Tracy: »Sie können ihn loslassen. Und danke.«

Der verängstigte Junge murrte: »Fix für 'n alten Mann.«

Miranda musste unwillkürlich lächeln. »Junge, Sie sind von einem der besten Läufer überwältigt worden, die dieser Staat je hervorgebracht hat.«

Der Junge musterte Tracy argwöhnisch, der Miranda zum Dank für ihr Lob anstrahlte.

»Wie heißen Sie?« Big Mim ließ sich ihre Verärgerung anmerken.

»Wesley Partlow.«

»Ihre Anschrift, Mr. Partlow?«, fragte Cooper routinemäßig.

»Hab keine.«

»Sie müssen doch irgendwo schlafen.« Sie ließ nicht locker.

Er zuckte mit den Schultern. »Wenn ich müde bin, geh ich ...«

»Nun machen Sie schon, wo wohnen Sie? Sie sind ordentlich angezogen. Sie tragen ein weißes Hemd und eine schwarze Hose«, sagte Big Mim.

»Das Hemd haben die mir gegeben.« Er nickte zu seinem Chef hinüber. »Alle angeheuerten Parkplatzwächter tragen weiße Hemden und schwarze Hosen. Das Logo ist über der Tasche.«

»So ist es.« Big Mim verschränkte die Arme.

»Versuchen wir's noch mal. Wo wohnen Sie?« Geduldig wiederholte Cooper ihre Frage, wohl wissend, dass sie nur Lügen zu hören bekommen würde. Sie hatte diesen Typ schon so oft gesehen: jung, störrisch, aufsässig.

»Nirgends.«

»Sie sind obdachlos?«

Er grinste. »Ja.«

»Wo ist der 1987er GMC-Transporter, mit dem Sie zu O'Bannon's Salvage gefahren sind? Der mit der Dallas­Cowboys-Jacke drin.«

Er riss die Augen weit auf.

»Wo ist er?« Cooper hätte ihm zu gerne das Grinsen aus dem Gesicht geschlagen.

Er senkte den Blick.

»Sind Sie hungrig?« Miranda, sogar unter diesen Umständen die Güte selbst, dachte, mit etwas zu essen sei ihm vielleicht geholfen.

»Nein, Ma'am.«

»Ich weiß, Sie wollten mich nicht in Harnisch bringen, aber mein Falcon ist mein Ein und Alles. Wenn Sie mit uns kooperieren, können wir das klären und .« Mirandas Stimme verlor sich.

Tracy legte Miranda seinen Arm um die Taille. »Schatz, reg dich nicht auf deswegen.«

»Die Sache lässt sich ganz schnell klären, bevor ich Mr. Partlow in Gewahrsam nehme. Ich fahre mit ihm zu Sean O'Bannon.«

Wesleys Blick verfinsterte sich, seine Kinnlade klappte zu.

Big Mim, die nicht merkte, dass Cooper eine Falle stellte, sagte: »Cynthia, das können Sie nicht tun. Nicht heute Abend. Nicht jetzt. Roger ist noch nicht mal kalt. Ich glaube nicht, dass Sean in der Verfassung ist, einen Dieb zu identifizieren.«

Wesley hob ruckartig den Kopf, alle Sinne in Alarmbereitschaft, Angst flackerte jetzt in seinen Augen. »Wer ist tot?«

»Roger O'Bannon. Haben Sie ihn gekannt?«, fragte Cooper.

»Nein«, antwortete er nicht überzeugend. Er wurde noch misstrauischer.

Cooper seufzte. Für sie war der Ball zu Ende. »Ich hab das ganz komische Gefühl, Mr. Partlow, dass Sie und Ärger gute Bekannte sind. Tracy, bleiben Sie bei ihm, während ich nach einem Streifenwagen telefoniere? Im Jeep ist es mir zu unsicher. Er würde bei der ersten roten Ampel türmen.«

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