Mrs. Murphy streckte sich. Aus dem Augenwinkel sah sie Papst Ratte aus der Richtung des Waggons kommen und mit einer Tüte Popcorn zur Werkstatt huschen.»Hey, Tucker, da ist die Ratte.«
Tucker sprang aus dem Volvo und raste auf die große glänzende Ratte zu.
»Diekann sich bewegen«, sagte Pewter bewundernd.
»Ja, vielleicht sollten wir ihr beispringen.« Die Tigerkatze hielt inne. »Dakommen Rick und Coop.«
»Sie behalten Lottie im Auge, ich Sean«, wies Rick sie an, als sie zurück zum Ballsaal rannten.
»H-m-m, Mom ist da drin.« Murphy sah dem Hund hinterher, der der Ratte nachrannte, die nicht gewillt war, sich von dem Popcorn zu trennen. Weswegen Papst Ratte kehrtmachte und wieder in den Waggon flitzte. Geschickt hatte er unmittelbar über der Wagenkupplung, gleich rechts von der mannshohen Tür, einen Eingang genagt.
Tucker war schon einmal in diese Sackgasse geraten, deswegen lief sie um den Waggon herum, zog sich mit großer Anstrengung auf die erste Trittstufe und war an der hinteren Waggontür, die das Letzte ist, was man sieht, wenn der Zug vorbeifährt. Aber diesmal war die Tür nicht abgeschlossen. Tucker stieß sie auf und überraschte das unverschämte Geschöpf, das vor dem Holzofen saß.
Papst Ratte entblößte seine Reißzähne. Er hob die Popcorntüte auf und bewegte sich langsam rückwärts auf sein Loch zu.
Tucker verhielt einen Moment. Auf dem Fußboden stand ein Jutesack mit Geld. So gern sie Papst Ratte das Genick gebrochen hätte, sie kehrte um, sprang die Stufen hinunter und rannte schnurstracks zu dem Volvo. »Murphy, Pewter, das Spielgeld ist in dem Waggon!«
»Wir müssen Mom holen.« Murphy begab sich mit entschlossenem Schritt zum Hauptgebäude. Sie hatten Autos kommen und ein paar wegfahren gesehen, als sie sich hinten in dem Volvo lümmelten, aber ihnen war nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Jetzt wünschten alle drei Tiere, sie wären aufs Dach des Autos gestiegen, um genau sehen zu können, wer angefahren kam und wer wegfuhr.
Die Kapelle spielte alte Weisen, neue Weisen. Die Tanzfläche war gedrängt voll. Rick und Cooper betraten das Gebäude im Abstand von ein paar Sekunden. Mrs. Murphy, Pewter und Tucker folgten Cooper.
Harry, die diesen Tanz ausließ, um eine Tasse Tee zu trinken, erblickte ihre drei Lieblinge. »O nein.« Sie stand auf, dann sah sie Coops Gesicht. »Alles in Ordnung?«
»Ja.«
»Hey, du hast mir noch nicht von dem Streichholzbriefchen erzählt.«
»Diego hat dir die Wahrheit gesagt.« Sie suchte den Raum nach Lottie ab, die, sehr zu Tante Tallys Missfallen, mit dem Marinemenschen auf der Tanzfläche war.
»Da bin ich aber froh.« Harry atmete erleichtert auf.
»Kommt jetzt, ihr Halunken, zurück ins Auto mit euch.«
Sie ging nach draußen, die drei folgten ihr viel zu gefügig. Als sie beim Auto ankam, nahmen alle drei Richtung Waggon Reißaus.
»Verdammt.« Harry spürte die kalte Abendluft und wünschte, sie hätte einen Umhang. In ihren hochhackigen Schuhen, diesen Folterinstrumenten, stakste sie zu dem Waggon.
Tucker und die Katzen stießen die Tür auf und trieben Papst Ratte wieder einmal in sein Loch.
»Schisser-«, höhnte er.
»Wer hört schon auf dich?« Tuckers Stimme kündete von großem Selbstbewusstsein.
Harry stieg vorsichtig die Stufen hinauf und betrat den Waggon. Ihre Augen brauchten einen Moment, um sich an das trübe Licht zu gewöhnen. Dann sah sie den offenen Sack. Als sie sich hinkniete, knackten ihre Knie, was sie zusammenzucken ließ. Sie griff in den Sack und zog einen säuberlich gebündelten Packen Einhundertdollarscheine heraus.
Sie hielt sich das Geld dicht vor die Augen und stieß einen Pfiff aus. »Das Falschgeld? Herrgott.«
Sie steckte einen falschen Schein in ihren Ausschnitt und eilte zum Ballsaal zurück. Sie war klug genug, nicht hineinzuplatzen. Einige Leute riefen ihr zu, sie lächelte und rief zurück. Ihr Gefolge kam ihr nach, Murphy vorneweg.
Fair trat zu ihr. »Ich hab dich gesucht.«
»Fair, Cooper ist auf der Tanzfläche. Du kannst dich besser durch das Gewühl schieben als ich. Kannst du sie zu mir bringen? Es ist wichtig.« Sie nahm den Hundertdollarschein aus ihrem Ausschnitt.
»Sieht ganz so aus.« Seine großen Schritte brachten ihn in einer Sekunde auf die Tanzfläche, obwohl er einer erotischen Nymphe ausweichen musste.
Cynthia Cooper, die mit Reverend Herb Jones tanzte, behielt Lottie im Blick. Rick, der mit seiner Frau tanzte, ließ Sean nicht aus den Augen.
Fair flüsterte Coop etwas ins Ohr, sie zögerte, er flüsterte wieder, sie dankte Herb für den Tanz, entfernte sich so unauffällig wie möglich und trat zu Harry, die ihr das Geld zeigte.
Coop versuchte Rick auf sich aufmerksam zu machen, aber er war auf Sean fixiert. »Fair, fordere Lottie zum Tanzen auf. Halt sie fest«, wies Coop den Tierarzt an. »Sag Rick, ich gehe zu dem Eisenbahnwaggon.«
»Ich komme mit«, erbot sich Harry munter.
»Du hältst Lottie fest.« Fair wollte nicht, dass Harry sich in Gefahr begab. »Coop, ich komme lieber mit dir.«
»Ich fordere sie nicht zum Tanzen auf«, sagte Harry starrköpfig und schob den alles andere als willigen Fair zur Tanzfläche.
Die zwei Frauen eilten nach draußen, die Tiere kamen wieder mit, doch ehe Fair zu Lottie gelangen konnte, hatte sie sich still von dem Marinemenschen gelöst, war hinter die Kapelle und zur Hintertür hinausgegangen. Sie sah die Tiere und Menschen zu dem Waggon gehen. Lottie warf einen Blick über die Schulter und begab sich zu ihrem Auto.
»Hier drüben.« Tucker umrundete aufgeregt den Jutesack in dem Waggon.
»Was ist das hier, ein Hauptbahnhof?«, klagte Papst Ratte in seiner Unterkunft. Nachdem er sein Popcorn verputzt hatte, besserte sich seine Laune beträchtlich. Der einzige Grund, weswegen er das Popcorn überhaupt mit in den Waggon genommen hatte, war der, dass er die Musik leid war und die Menschen nicht mehr hören wollte. Er hatte sich damit abgefunden, in dem Waggon zu bleiben, bis das lästige Haustiertrio ihn in Frieden ließ.
Harry, die unmittelbar hinter Coop war, kniete sich zu ihr. Keine von ihnen hatte eine Taschenlampe, aber Coop angelte ein Feuerzeug aus einer kleinen versteckten Tasche in ihrem Kleid. Sie knipste es an, und eine hohe Flamme schoss aus dem billigen Plastikfeuerzeug.
»Sieh mal an, unsere Trickkiste.«
»Meinst du, er weiß, dass es Falschgeld ist?«
»Keine Ahnung, aber wer es hier reingeschafft hat, der hat die Tür nicht abgeschlossen, entweder weil er wusste, dass dieses Geld nichts wert ist, oder weil er keinen Schlüssel hatte.«
Mit langsamen Schritten kam Fair aus dem Hauptgebäude. Er sah sich auf dem Parkplatz um und fand Lottie, als sie ihre Wagentür öffnete.
»Lottie.«
»Fair, ein bisschen frische Luft schnappen?« Sie lächelte. »Ich hoffe, dass Sie den nächsten Tanz mit mir tanzen.«
»Natürlich.« Sie steckte ein frisches Päckchen Zigaretten in ihre Abendtasche, schloss die Tür und ging mit ihm zurück.
Wieder im Ballsaal, fingen sie gerade an zu tanzen, als die Kapelle verstummte. Jim Sanburne stieg auf das Podest und nahm das Mikrophon, das der Lead-Sänger ihm reichte.
Thomas stöhnte BoomBoom ins Ohr: »Man verschone uns mit einer langen, gewundenen Rede. Davon bekomme ich genug zu hören.«
»Als Bürgermeister möchte ich ein paar Worte sagen. Ich bin ja nie sehr gesprächig. Wenn nun Little Mim als Vizebürgermeisterin das Mikro in die Hand kriegt, werden wir wohl eine ganze Weile hier sein.« Er zwinkerte Little Mim zu, und alle lachten.
»Ich schleiche nach draußen, eine rauchen.« Thomas küsste BoomBoom auf die Wange, stand auf, bewegte sich dann behende am Rand der Menge entlang, bis er vorne hinausging. Er atmete die kühlende Abendluft ein und zog eine aromatische Portages-Zigarre aus seiner Tasche.
Er konnte hören, wie Jim den Direktor von »Bauen für das Leben« pries und dann fortfuhr: »Ich bin sehr froh, dass so viele von Ihnen gekommen sind, um >Bauen für das Leben< zu unterstützen. Diejenigen von Ihnen, die den Abbruchball früher schon besucht haben, wissen, dass alles möglich ist ...«
»Schritte«, warnte Mrs. Murphy.
»Komm.« Tucker zwickte Harry ins Fußgelenk.
Harry machte den Mund auf, um den Corgi zu schimpfen, als auch sie die knirschenden Schritte auf dem Perlkies hörte. Den Finger an die Lippen gelegt, winkte sie Cooper ihr zu folgen. Rasch öffneten sie die Tür auf der Kupplungsseite des Waggons, packten den eisernen Handlauf, der jetzt kalt war, da die Temperatur ständig sank, und schwangen sich hinaus; Harry drückte sich flach rechts an den Waggon, Coop links.
Die Schritte gingen an ihnen vorbei, die Metallstufen vibrierten, als das Individuum auf die hintere Plattform stieg und sodann die Tür öffnete, um den Waggon zu betreten.
Mrs. Murphy und Tucker sprangen mühelos herunter. Tucker landete mit einem Plumps auf der Erde, rollte sich herum, rappelte sich auf und folgte den Katzen unter den Waggon. Harry und Coop ließen sich auf die Erde fallen. Die zwei Frauen krochen leise an der dem Hauptgebäude entgegengesetzten Seite des Waggons entlang. Auf dieser Seite war es noch dunkler.
Sie hörten eine weitere Person aus der Richtung des Ballsaals kommen und zu dem Waggon gehen.
Die zwei Frauen sahen sich an. Sie hofften, dass ihre Füße nicht zu sehen waren.
Mrs. Murphy lugte unter dem Waggon hervor.»Sean.«
»Ich hab's gewusst«, triumphierte Pewter.
Keine Sekunde später rief Lotties Stimme: »Sean, wo gehst du hin?«
Wer immer in dem Waggon war, erstarrte.
»Eine rauchen. Dachte, ich geh mal auf dem Gelände herum.«
Fair kam nach draußen, bemüht, Lottie zu beschatten, aber für einen einsneunzig großen Mann ist es schwer, unauffällig zu sein.
Lottie wandte sich an ihn: »Fair, was ist?«
»Wir haben unseren Tanz noch nicht getanzt.«
»Oh.« Sie sah Sean an. »Aus einem unerfindlichen Grund findet Fair mich attraktiv.« Dies sagte sie in ironischem Ton.
»Darf ich dann um diesen Tanz bitten?« Fair blieb beharrlich.
»Ich rauche schnell mit Sean eine Zigarette, dann komme ich gleich rein.«
Fair räumte das Feld und zog sich wieder in den Ballsaal zurück, wobei er sich die ganze Zeit den Kopf nach einem Versteck zerbrach, von wo er Lottie beobachten konnte. Rick lehnte mittlerweile an seinem Wagen, um eine zu rauchen, und warf von Zeit zu Zeit einen Blick auf Sean. Diego kam heraus und fragte Fair, wo Harry sei. Fair zuckte mit den Achseln. Er dachte nicht daran Diego zu helfen. Diego ging wieder hinein.
»Möchtest du mit mir kommen?«, fragte Sean Lottie seelenruhig. »Als Erstes schauen wir beim Waggon vorbei. Ich glaube nicht, dass ich ihn dir schon mal gezeigt habe.«
»Das wäre reizend.« Sie hob auf diese falsche weibliche Art die Stimme.
Cooper und Harry hörten denjenigen, der im Waggon war, auf Zehenspitzen nach hinten zu der Kupplungstür schleichen, derselben, die sie genommen hatten. Die Tür ging auf und zu, aber es folgten keine Schritte. Wer immer es war, hielt sich am Handlauf fest. Die zwei Frauen sahen sich an. Cooper verfluchte sich im Stillen, weil sie ihre Abendtasche in Ricks Wagen gelassen hatte, in der eine kleine Pistole war.
Gerade als Sean und Lottie die Waggontreppe erreichten, sagte Lottie: »Sean, ich friere so. Ich lauf schnell zu meinem Auto und hol meinen Umhang.«
»Ich kann schneller laufen als du. Hohe Absätze.« Lächelnd zeigte er auf ihre Füße, dann spurtete er zu Lotties Auto, das knapp hundert Meter entfernt stand.
Es war nicht nötig, dass sie ihm ihr Auto beschrieb. In Crozet kannte jeder jedermanns fahrbaren Untersatz.
In Windeseile stieg Lottie die Stufen hinauf, stieß die Tür auf, packte den Sack und ging wieder hinaus, den Sack über der Schulter. Sie schob ihn unter den Waggon, und da sah sie Harrys und Coopers Schuhe. Sie rannte zu ihrem Auto.
Wer immer sich an dem Waggon festhielt, ließ sich fallen.
»Thomas!«, rief Pewter.
»Nein, das lässt du schön bleiben.« Er packte Lottie, just als Sean Lotties Autotür öffnete, ohne etwas von dem Drama bei dem Waggon zu ahnen.
»Das Geld ist unter dem Waggon«, zischte sie flüsternd in der Hoffnung, dass Cooper ihn schnappen würde. Er ließ sie los. Sie lief hastig zu ihrem Auto, Tucker hinterher.
Thomas bückte sich und packte den Sack, gerade als Cooper hinter dem Waggon hervortrat.
»Hände hoch, Sie sind verhaftet.«
Er sah, dass Cooper unbewaffnet war, schlug sie mit dem Sack aufs Zwerchfell und stürmte Lottie nach, die Sean aus dem Weg stieß, während sie die Schlüssel aus ihrer Tasche kramte.
»Halt, stehen geblieben.« Tucker biss sie ins Fußgelenk.
Lottie schrie auf, schaffte es aber, den Hund abzuschütteln, indem sie Tucker ihre Handtasche auf den Kopf knallte. Sie stieg ins Auto und schlug die Tür zu, während Tucker aus Leibeskräften bellte.
»Alles in Ordnung mit dir?« Harry beugte sich über Cooper.
»Halt sie auf«, keuchte die groß gewachsene Frau.
Sie hörten weitere rennende Schritte und hofften, dass welche davon zu Rick und Fair gehörten.
Harry, die nicht bewaffnet war, hörte einen Schuss, fühlte einen Lufthauch an der Schläfe und schlug auf die Erde.
Die Katzen waren sogleich bei ihr. Ein vernünftiger Mensch wäre unter den Autos in Deckung gegangen. Nicht so Harry. Sie rannte so schnell sie konnte zur Vorderseite des Hauptgebäudes.
»Wasmacht sie da?« Pewter hielt mit dem Menschen Schritt. Da Menschen nicht so schnell zu Fuß sind, musste die Katze sich nicht überanstrengen, aber sie war nicht gut in Form.
»Es gibt nur einen Ausgang. Sie will ihn blockieren.« Murphy wusste, wie ihr Mensch dachte.
»Die wollen durch das Maschendrahttor preschen.« Die graue Katze war jetzt wirklich besorgt. Sie hatte eine Vision, dass Harry überfahren würde, und dann wurde ihr klar, dass ihr selbst dasselbe Schicksal beschieden sein könnte.
Am Tor angekommen, schob Harry es zu, dann kletterte sie auf den Kran. Sie setzte sich hoch oben in die Kabine. Sie konnte Sean aus dem Weg kriechen sehen, mit Hilfe von Tucker, die an Seans Kragen zerrte, während Lottie ihren Motor anließ. Sie war drauf und dran, die beiden zu überfahren.
Thomas war zu seinem Auto gesprintet, einem Mercedes-Sportwagen. Er drohte Lottie mit der Faust, als sie an ihm vorbeibrauste. Sie mussten um den vollen Parkplatz herum, seitlich um das Gebäude und dann die vordere Auffahrt entlang zum Tor fahren.
Das hatte Rick erkannt. Er lief zwischen den Autos hindurch zum vorderen Tor.
»Stoß Blumentöpfe um, Pewter, alles, was sie aufhält«, brüllte Mrs. Murphy.
Tucker, die wie ein geölter Blitz um die Ecke sauste, hörte die Tigerkatze und begann einen Holzstoß aus Whiskyfässern, alten leeren Milchkisten in den Weg zu werfen.»Ich hab sie ins Fußgelenk gebissen!«, bellte der kräftige kleine Hund.
Auch Fair Haristeen hatte erkannt, wo es zur Krise kommen würde. Er rannte ebenfalls zwischen den geparkten Autos hindurch, so schnell ihn seine Füße trugen.
»Es kann losgehen!« Harry ließ den Kran an, der schwere Dieselmotor ratterte.
Als die Leute das laute Durcheinander hörten, strömten sie aus dem Gebäude. Einige waren unsicher auf den Beinen. Sie mochten gedacht haben, es sei der Geist von Roger O'Bannon, der wieder voll geladen war und im Suff eine denkwürdige Szene hinlegte.
Nervös wie sie war, vergaß Harry, welche Greifer wofür dienten. Sie schwenkte die Birne über das festlich geschmückte Gebäude, worauf die Leute draußen kreischten und sich in den Dreck warfen.
»Verdammt!«, fluchte Harry, holte tief Luft, drückte vorsichtig die richtigen Greifer und schwenkte die Birne zurück.
Big Mim, wieder auf den Beinen, erkannte, was Harry tat.
Motordröhnen und Reifenquietschen waren hinter dem Gebäude zu hören. Die Leute stoben wieder auseinander.
Harry holte die Birne zur Spitze des Krans hoch und hielt sie genau über dem Tor an. Sie segnete Sean dafür, dass er die bunten Scheinwerfer angebracht hatte.
Sie wusste nicht genau, wie viel Zeit vergehen würde von dem Augenblick, wenn sie die Greifer drückte, bis zu dem Moment, wenn die horizontal heruntergelassene Birne auftraf. Die Hand an den Greifern, betete sie, dass sie es richtig machen würde.
Lottie nahm die Ecke um das Hauptgebäude auf zwei Rädern. Sie krachte in den Holzstoß. Tucker sprang aus dem Weg. Die Katzen begaben sich in Sicherheit, indem sie sich unter dem Kran versteckten.
»Mach schnell, Tucker, Thomas kommt gleich hinterher«, rief Mrs. Murphy ihrer lieben Freundin zu.
Tucker rannte, so schnell sie konnte.
Die Pistole in der Hand, langte Rick ebenfalls an der Ecke des Gebäudes an. Er schoss auf Lotties Reifen, aber sie sah ihn und riss das Steuer herum. Thomas, der jetzt keine drei Meter hinter ihr war, sah Rick ebenfalls und lenkte seinen Wagen direkt auf den Sheriff zu, der sich fortrollte, während Thomas ausscherte, um nicht in das Gebäude zu krachen, wobei er Fair knapp verfehlte, der auf eine Motorhaube und von da auf die nächste sprang.
Die Gäste sahen wie gebannt zu.
Als Diego erkannte, dass Thomas ein Mitwirkender des dramatischen Geschehens war, entfernte er sich von der Menge und schob sich zu den Autos, die am nächsten am Tor parkten.
Tucker war im Nu bei dem Kran.
Cooper hatte die Schuhe ausgezogen und rannte auf Strümpfen über den Perlkies. Sie hatte sich ihre Pistole geschnappt und lief um die andere Seite des Gebäudes herum.
»Mein Gott, sie will das Tor rammen!«, schrie Big Mim.
Gerade als die Schnauze von Lotties Auto auf das Tor traf, drückte Harry die Auslösegreifer, und die Abrissbirne fiel nach unten.
Krach! Die Birne knallte auf die Kühlerhaube und quetschte den Motor zum Boden raus. Lottie, die nicht angeschnallt war, flog mit solcher Wucht durch die Windschutzscheibe, dass sie in das eingedrückte Tor knallte und von dem Aufprall getötet wurde.
Harry holte die Birne hoch und schwenkte sie zu Thomas hinüber. Sie ließ die Birne herunter. Er hatte kaum Platz für ein Ausweichmanöver, da Lottie vor ihm am Tor lag. Die Birne krachte in die Beifahrerseite des Mercedes, dass das Metall nur so splitterte.
Diego Aybar lief zu dem Wagen und zog den benommenen und blutenden Thomas heraus.