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VERTRAULICH!

WORTPROTOKOLL EINER THERAPIESITZUNG MIT CATHERINE DOUGLAS

C.: Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe, Alan. Im Büro ist in letzter Minute eine Besprechung angesetzt worden.

A. Kein Problem, Catherine. Ist die Athener Delegation noch immer in London?

C. Ja. Sie… Die drei wollen Ende nächster Woche abreisen.

A. Das klingt erleichtert. Waren sie schwierig?

C. Nicht direkt schwierig, aber ich habe ein… ein merkwürdiges Gefühl bei ihnen.

A. Merkwürdig?

C. Das ist schwer zu erklären. Ich weiß, daß das verrückt klingt, aber… alle drei haben irgend etwas Seltsames an sich.

A.: Haben sie etwas getan, um…?

C.: Nein, aber sie sind mir irgendwie unheimlich. Vergangene Nacht habe ich wieder den Alptraum gehabt.

A.: Den Traum, in dem jemand versucht, Sie zu ertränken?

C.: Ja. Ich habe ihn schon längere Zeit nicht mehr gehabt. Und diesmal war er anders…

A.: In welcher Beziehung?

C.: Er war… realistischer. Und er hat nicht aufgehört, wo er sonst immer aufgehört hat.

A.: Er ist über den Punkt hinausgegangen, wo jemand versucht hat, Sie zu ertränken?

C.: Ja. Sie haben versucht, mich zu ertränken, und dann war ich plötzlich an einem sicheren Ort.

A.: Im Kloster?

C.: Das weiß ich nicht bestimmt. Möglicherweise. Ich befand mich in einem Garten. Ein Mann besuchte mich dort. Soweit ich mich erinnere, habe ich das schon früher geträumt — aber diesmal konnte ich sein Gesicht sehen.

A.: Haben Sie ihn erkannt?

C.: Ja. Es war Constantin Demiris.

A.: In Ihrem Traum haben Sie also…

C.: Alan, es war nicht nur ein Traum! Ich habe mich wirklich daran erinnert. Und mir ist plötzlich eingefallen, daß Constantin Demiris mir meine goldene Anstecknadel geschenkt hat.

A.: Glauben Sie, daß Ihr Unterbewußtsein Ihnen etwas gezeigt hat, das sich tatsächlich ereignet hat? Wissen Sie bestimmt, daß Sie nicht…

C. Ich weiß, daß es so gewesen ist: Constantin Demiris hat mir diese Nadel im Kloster geschenkt.

A. Sie haben erzählt, Sie seien von Nonnen aus dem See gerettet und ins Kloster gebracht worden?

C. Ganz recht.

A. Catherine, hat irgendein Außenstehender gewußt, daß Sie sich im Kloster aufhalten?

C. Nein, das glaube ich nicht.

A. Wie hat es dann Constantin Demiris wissen können?

C. Ich… Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, was geschehen ist. Ich bin zu Tode erschrocken aufgewacht. Als wäre der Traum eine Art Warnung gewesen. Ich fühle, daß sich etwas Schreckliches ereignen wird.

A.: Manche Alpträume haben diese Wirkung auf uns. Alpträume gehören zu den ältesten Feinden des Menschen. Im Volksglauben ist der Alp ein gespenstisches Wesen, das bevorzugt nach vier Uhr morgens jenes >Alpdrücken< verursacht.

C.: Sie glauben also nicht, daß sie eine reale Bedeutung haben können?

A.: Manchmal haben sie sicher eine. Coleridge hat geschrieben:»Träume sind keine Schemen, sondern die eigentliche Substanz und Kalamität meines Lebens.«

C.: Wahrscheinlich nehme ich die ganze Sache zu ernst. Abgesehen von meinen verrückten Träumen geht's mir gut… Oh, da fällt mir jemand ein, über den ich mit Ihnen reden wollte, Alan.

A.: Ja?

C.: Es geht um einen Jungen. Er heißt Atanas Stavitsch und ist nach London gekommen, um Medizin zu studieren. Er hat eine schlimme Kindheit hinter sich. Ich dachte, Sie könnten mal mit ihm reden und ihm ein paar Ratschläge geben.

A.: Das tue ich gern. Weshalb runzeln Sie die Stirn?

C.:Mir ist eben etwas eingefallen.

A.: Ja?

C.: Es klingt aber verrückt.

A.: Das Unterbewußtsein differenziert nicht zwischen» verrückt «und» normal«.

C. Als Mr. Demiris mir im Traum die goldene Anstecknadel schenkte A.: Ja?

C. Als er sie mir schenkte, habe ich eine Stimme sagen hören:»Er wird dich umbringen«.

Das Ganze muß wie ein Unfall aussehen. Können Sie das arrangieren? Ich will, daß die Verunglückte nicht mehr identifiziert werden kann.

Es gab viele Methoden, sie zu ermorden. Er würde allmählich mit den Vorbereitungen beginnen müssen. Während er auf seinem Bett lag und darüber nachdachte, spürte er, daß er eine Erektion bekam. Der Tod war der äußerste Orgasmus. Dann wußte er plötzlich, wie er es tun würde. Wunderbar einfach! Und es wird nichts übrigbleiben, das zuidentifizieren wäre. Constantin Demiris wird sehr zufrieden sein.

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