Atanas Stavitsch fühlte sich quälend stark erregt. Er hatte es sich zur Regel gemacht, seine männlichen oder weiblichen Opfer zu vergewaltigen, bevor er sie umbrachte, und fand dieses Vorspiel stets aufregend. Jetzt war er frustriert, weil er nicht die Zeit gehabt hatte, Catherine dieser Prozedur zu unterziehen.
Er sah auf seine Armbanduhr. Sein Flugzeug ging erst um 23 Uhr, und er hatte noch reichlich Zeit. Mit einem Taxi fuhr er zum Shepherd's Market und schlenderte durch das Labyrinth aus engen Straßen und Gassen. An vielen Straßenecken standen Mädchen, die vorbeigehende Männer ansprachen.
«Hallo, Schätzchen, wie war's heute abend mit 'ner Französischstunde?«
«Hast du Lust auf 'ne kleine Party?«
«Interessiert dich Griechisch?«
Keine der Frauen sprach Atanas an. Er näherte sich einer hochgewachsenen Blondine, die ein Lederkostüm mit kurzem Rock und hochhackige Pumps trug.
«Guten Abend«, sagte Atanas höflich.
Sie sah amüsiert auf ihn herab.»Hallo, Kleiner. Weiß deine Mami, daß du hier unterwegs bist?«
Atanas lächelte schüchtern.»Ja, Ma'am. Ich dachte, wenn Sie gerade nichts zu tun hätten…»
Die Prostituierte lachte.»Ach, tatsächlich? Und was würdest du tun, wenn ich nichts zu tun hätte? Hast du's überhaupt schon mal mit 'ner Frau gemacht?«
«Einmal«, sagte Atanas leise.»Es war schön.«
«Du bist ein verdammt kleiner Fisch«, stellte die Nutte lachend fest.»So kleine werfe ich sonst zurück, aber heute abend ist nicht viel los. Hast du zehn Shilling?«
«Ja, Ma'am.«
«Na, komm, Süßer, geh'n wir rauf zu mir.«
Sie führte Atanas ins übernächste Haus und zwei Treppen hinauf in ein winziges Apartment.
Atanas gab ihr das Geld.
«Gut, dann wollen wir mal sehen, ob du was damit anfangen kannst, Schätzchen. «Sie streifte ihre Sachen ab und sah zu, wie Atanas sich auszog. Sie starrte ihn verblüfft an.»Mein Gott, du bist ja riesig!«
«Findest du?«
Sie streckte sich auf dem Bett aus.»Vorsichtig!«mahnte sie.»Tu mir nicht weh.«
Atanas trat ans Bett. Im allgemeinen machte es ihm Spaß, Nutten zu mißhandeln. Das steigerte seine Lust. Aber er wußte nur allzugut, daß er heute nichts Verdächtiges tun oder gar eine Fährte für die Polizei hinterlassen durfte. Deshalb lächelte er auf sie hinunter und sagte:»Heute ist dein Glückstag.«
«Was?«
«Nichts. «Er wälzte sich über sie, schloß die Augen und drang in sie ein. Er tat ihr weh und stellte sich vor, sie sei Catherine, die um Gnade bat und ihn anflehte, er solle aufhören. Und während ihre Schreie ihn erregten, stieß er immer fester und wilder in sie hinein, bis schließlich alles explodierte und er befriedigt zusammensank.
«Mein Gott«, sagte die Frau.»Du bist unglaublich!«
Atanas öffnete die Augen und sah, daß es nicht Catherine war. Er war bei einer aufgedonnerten Nutte in ihrem schäbigen Zimmer. Er zog sich an, verließ das Haus und fuhr mit einem Taxi ins Hotel, wo er packte und seine Rechnung beglich.
Als er dann zum Flughafen unterwegs war, zeigte seine Armbanduhr 21.40 Uhr — reichlich Zeit, um sein Flugzeug zu erwischen.
Vor dem Schalter der Olympic Airways hatte sich eine kleine Schlange gebildet. Als Atanas an der Reihe war, übergab er der Hosteß sein Flugticket.»Fliegt die Maschine pünktlich ab?«
«Ja. «Die Hosteß warf einen Blick auf den Namen des Passagiers: Mr. Atanas Stavitsch. Sie sah erneut zu Atanas auf und nickte dann einem in der Nähe stehenden Mann zu. Der Mann kam an den Schalter.
«Darf ich bitte mal Ihr Ticket sehen?«
Atanas hielt es ihm hin.»Ist was nicht in Ordnung?«erkundigte er sich.
«Tut mir leid, aber ich fürchte, daß dieser Flug überbucht worden ist«, sagte der Mann.»Wenn Sie bitte mit ins Büro kommen würden. Ich kann versuchen, die Sache zu regeln.«
Atanas zuckte mit den Schultern.»Meinetwegen. «Während er dem Mann ins Büro folgte, überließ er sich seiner Euphorie. Demiris war vermutlich längst wieder frei. Einer so wichtigen Persönlichkeit konnte die Justiz nichts anhaben. Alles hatte wunderbar geklappt. Er würde die 50.000 Dollar kassieren und auf eines seiner Nummernkonten in der Schweiz überweisen. Danach ein kleiner Urlaub. Vielleicht an der Riviera — oder in Rio. Die Strichjungen in Rio gefielen ihm.
Atanas betrat das Büro, blieb ruckartig stehen und riß die Augen auf! Er wurde aschfahl.»Du bist tot!«kreischte er.»Du bist tot! Ich hab' dich umgebracht!«
Atanas kreischte noch immer, als er nach draußen zu einem Polizeibus mit vergitterten Fenstern geführt wurde. Nachdem er den Raum verlassen hatte, wandte Alan Hamilton sich an Catherine.»Es ist vorbei, Liebling. Es ist endlich vorbei.«