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Obwohl das Imperium, das Constantin Demiris aufgebaut hatte, auf keiner Landkarte eingetragen war, herrschte er über ein Reich, das größer und mächtiger war als viele Staaten. Er gehörte zu den reichsten Männern der Welt, und sein Einfluß war unermeßlich groß. Er besaß weder Titel noch bekleidete er ein offizielles Amt, doch er kaufte und verkaufte regelmäßig Botschafter, Kardinale, Ministerpräsidenten und Staatsoberhäupter. Demiris hatte seine Tentakel überallhin ausgestreckt und entschied mit über das Wohl und Weh Dutzender von Staaten.

Constantin Demiris war eine charismatische Gestalt: hochintelligent, von imposanter Statur, relativ groß, breitschultrig und muskelbepackt. Sein Gesicht mit dem dunklen Teint beherrschten eine kräftige griechische Nase und pechschwarze Augen. Er sah wie ein Habicht aus, ein Raubvogel. Wenn er wollte, konnte er unwiderstehlich charmant sein. Er beherrschte acht Sprachen und war ein glänzender Erzähler. Er besaß eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt, mehrere Privatflugzeuge und ein Dutzend Luxusapartments, Villen und Schlösser in aller Herren Ländern. Er war ein Kenner und Genießer schöner Dinge und schöner Frauen. Als Liebhaber schien er für jede Überraschung gut zu sein, und seine Liebesaffären waren so farbig wie seine finanziellen Abenteuer.

Constantin Demiris war stolz darauf, ein Patriot zu sein. Vor seiner Villa in Kolonaki und auf seiner Privatinsel Psara war stets die blau-weiße griechische Fahne aufgezogen — aber er zahlte keine Steuern. Demiris fühlte sich in keiner Weise verpflichtet, sich an die für gewöhnliche Sterbliche geltenden Gesetze zu halten. In seinen Adern floß Ichor — das Blut der Götter.

Fast alle Menschen, auf die Demiris traf, wollten etwas von ihm: Kapital für ein geschäftliches Projekt, eine Spende für wohltätige Zwecke oder einfach nur die Macht, die ihnen seine Freundschaft verleihen würde. Demiris machte sich einen Spaß daraus herauszubekommen, was diese Leute wirklich wollten — meistens etwas ganz anderes, als sie vorgaben. Sein analytischer Verstand mißtraute jedem äußeren Anschein, so daß er nichts glaubte, was ihm erzählt wurde, und keinem Menschen traute. Journalisten, die aus seinem Leben berichteten, bekamen nur den liebenswürdigen Charme eines kultivierten Mannes von Welt zu sehen. Sie hatten keinen Grund, hinter dieser Fassade den Killer, den Instinkt des Raubtiers zu vermuten.

Er war ein unbarmherziger Mann, der eine Kränkung niemals vergaß. Bei den alten Griechen war das Wort Dikeossini, Gerechtigkeit, oft gleichbedeutend mit Ekdikissis, Rache, gewesen, und Demiris war von beiden besessen. Nie vergaß er eine Beleidigung, die er jemals erlitten hatte, und wer das Unglück hatte, sich seine Feindschaft zuzuziehen, mußte dafür hundertfach büßen. Doch der Betroffene merkte es nicht gleich, denn Constantin Demiris machte seine Rache zu einem Spiel, bei dem er geduldig und voller Genuß komplizierte Fallen konstruierte und raffinierte Netze wob, in denen sich seine Feinde verfingen und zugrunde gingen.

Er studierte seine Opfer sorgfältig, analysierte ihre Persönlichkeit und wog ihre Stärken und Schwächen ab.

Auf einer Abendgesellschaft hatte Demiris einmal zufällig mitbekommen, wie ein Filmproduzent ihn als» diesen schmierigen Griechen «bezeichnete. Demiris wartete geduldig. Zwei Jahre später nahm der Produzent für eine Großproduktion, die er mit eigenen Mitteln drehte, eine weltbekannte Filmschauspielerin unter Vertrag. Demiris wartete, bis der Film zur Hälfte fertig war, dann brachte er die Hauptdarstellerin mit seinem beträchtlichen Charme dazu, die Dreharbeiten abzubrechen, um ihm auf seiner Jacht Gesellschaft zu leisten.

«Das werden unsere Flitterwochen«, versprach Demiris ihr.

Sie bekam die Flitterwochen, aber nicht die Hochzeit. Der Film konnte nicht zu Ende gedreht werden, und der Produzent mußte schließlich Konkurs anmelden.

Es gab einige Figuren in Demiris' Spiel, mit denen er noch alte Rechnungen zu begleichen hatte, aber er hatte es damit nicht eilig. Er genoß die Vorfreude, die Planung und die Ausführung. Heutzutage machte er sich keine Feinde mehr, weil niemand es sich leisten konnte, sein Feind zu sein, deshalb waren seine Opfer ausschließlich Menschen, die früher seine Wege gekreuzt hatten.

Aber Constantin Demiris' Sinn für Dikeossini war ambivalent. So wie er niemals eine Kränkung vergaß, so vergaß er auch nie einen Gefallen. Ein armer Fischer, der ihn als Jungen einmal für kurze Zeit bei sich aufgenommen hatte, fand sich als Eigner einer Fischfangflotte wieder. Eine Prostituierte, die den jungen Mann zum Abendessen eingeladen hatte, als er zu arm gewesen war, um sie zu bezahlen, erbte auf geheimnisvolle Weise ein Mietshaus, ohne jemals zu erfahren, wer ihr Wohltäter gewesen war.

Demiris war als Sohn eines Hafenarbeiters in Piräus auf die Welt gekommen. Er hatte 14 Brüder und Schwestern, für die es daheim nie genug zu essen gab.

Schon in frühester Jugend bewies Constantin Demiris seine geradezu unheimliche Geschäftstüchtigkeit. Das mit Gelegenheitsarbeiten nach der Schule verdiente Geld hielt er so eisern zusammen, daß er schon als Sechzehnjähriger mit einem älteren Partner einen Imbißstand im Hafen aufmachen konnte. Das

Geschäft florierte, aber sein Partner brachte ihn durch Betrug um seinen Anteil. Demiris brauchte zehn Jahre, um den Mann zu vernichten. Der Junge brannte förmlich vor Ehrgeiz. Oft lag er nachts wach und starrte mit leuchtenden Augen in die Dunkelheit. Ich werde reich sein. Ich werde berühmt sein. Eines Tages wird jeder meinen Namen kennen. Das war das einzige Wiegenlied, bei dem er Schlaf fand. Er hatte keine Ahnung, wie es dazu kommen würde. Er wußte nur, daß es geschehen würde.

Als Constantin Demiris an seinem 17. Geburtstag auf einen Zeitungsartikel über die Ölfelder Saudi-Arabiens stieß, hatte er das Gefühl, ihm würde sich plötzlich ein Zaubertor in die Zukunft öffnen.

«Ich gehe nach Saudi-Arabien«, erklärte er seinem Vater.»Ich werde auf den Ölfeldern arbeiten.«

«Stasou! Was verstehst du schon von Ölfeldern?«

«Nichts, Vater. Aber ich werde es lernen.«

Einen Monat später war Constantin Demiris unterwegs nach Saudi-Arabien.

Bei der Trans-Continental Oil Corporation war es üblich, daß ausländische Angestellte einen Zweijahresvertrag unterschrieben, aber das störte Demiris nicht weiter. Er hatte die Absicht, in SaudiArabien zu bleiben, bis er sein Glück gemacht hatte. Er hatte sich wundervolle Abenteuer aus 1001 Nacht und ein geheimnisvolles Märchenland mit exotischen Schönheiten und aus der Erde sprudelndem schwarzem Gold vorgestellt. Die Wirklichkeit war ein Schock.

Frühmorgens an einem Sommertag kam Demiris in Fadhili an, einem trostlosen Camp mitten in der Wüste, dessen häßliche Steingebäude von Barastis umgeben waren. In diesen kleinen Hütten aus Ästen und Zweigen hausten rund tausend einfache Arbeiter, die meisten von ihnen Saudis. Die wenigen Frauen, die über die staubigen Straßen schlurften, waren tief verschleiert.

Demiris betrat das Gebäude, in dem J.J. McIntyre, der Personalchef, sein Büro hatte.

Mclntyre hob den Kopf, als der junge Mann hereinkam.»So, Sie sind von der Zentrale angestellt worden, was?«

«Ja, Sir.«

«Schon mal auf Ölfeldern gearbeitet, Sohn?«

Demiris war sekundenlang versucht zu lügen.»Nein, Sir.«

Mclntyre grinste.»Hier wird's Ihnen gefallen! Eine Million Meilen von jeglicher Zivilisation entfernt, schlechtes Essen, keine Frauen, die Sie anfassen dürfen, ohne den Pimmel abgeschnitten zu kriegen, und Abend für Abend diese gottverdammte Langeweile. Aber die Bezahlung ist gut, was?«

«Ich bin hier, um zu lernen«, sagte Demiris ernsthaft.

«Ach wirklich? Dann erzähle ich Ihnen am besten, was Sie als erstes lernen müssen. Sie sind jetzt in einem islamischen Land. Das bedeutet absolutes Alkoholverbot. Wer beim Stehlen erwischt wird, kriegt die rechte Hand abgehackt. Beim zweiten Mal die linke. Beim dritten Mal einen Fuß. Mörder werden geköpft.«

«Ich habe nicht vor, jemanden zu ermorden.«

«Warten Sie's ab«, grunzte Mclntyre.»Sie sind eben erst angekommen.«

Im Lager herrschte ein babylonisches Sprachgewirr, weil die Arbeiter und Angestellten aus aller Herren Ländern sich ihrer Muttersprache bedienten. Mit seinem guten Ohr für Sprachen war Demiris bald in der Lage, ihren Unterhaltungen zu folgen. Die Männer bauten Straßen durch die Wüste, errichteten Unterkünfte, stellten Generatoren auf, verlegten Telefonkabel, richteten Werkstätten ein, Wasserleitungen und Drainagen und erfüllten Hunderte von weiteren Aufgaben. Sie schufteten bei Temperaturen von über 40 °C im Schatten und litten unter Fliegen, Moskitos, Sandstürmen, Fieber und Ruhr.

Selbst hier in der Wüste gab es eine gesellschaftliche Hierarchie. Ganz oben standen die Männer, die nach Öl suchten, und unten waren die Bauarbeiter zu finden, die» Holzköpfe «hießen, und das als» Glanzhosen «bezeichnete Büropersonal.

Fast alle Männer, die mit der eigentlichen Ölsuche zu tun hatten — die Geologen, Vermesser, Ingenieure und Petrolchemiker —, waren Amerikaner, denn der neue Gestängebohrer war in den Vereinigten

Staaten entwickelt worden, und die Amerikaner beherrschten seine Handhabung am besten. Constantin Demiris bemühte sich sehr um ihre Freundschaft.

Der junge Mann verbrachte möglichst viel Zeit in Gesellschaft der Bohrleute und bestürmte sie unermüdlich mit Fragen. Die so gewonnenen Informationen sog er auf wie der heiße Wüstensand das Wasser.

«Wird der Bohrmeißel nicht stumpf, wenn er ständig arbeitet?«

«Natürlich. Dann müssen wir das gottverdammte Bohrgestänge raufziehen, unten einen neuen Bohrmeißel dranschrauben und das Gestänge wieder runterlassen. Willst du auch mal Driller werden?«

«Nein, Sir. Ich werde Ölquellen besitzen.«

«Glückwunsch. Kann ich jetzt weiterarbeiten?«

«Entschuldigung, woher wissen Sie, wo Sie bohren müssen?«

«Wir haben viele Geologen — Steinschnüffler —, die unterirdische Schichten vermessen und Gesteinsproben analysieren. Danach sind die Seilwürger an der Reihe, um

«Entschuldigung, was ist ein Seilwürger?«

«Ein Driller. Sobald sie…«

Constantin Demiris arbeitete vom frühen Morgen bis Sonnenuntergang, transportierte Bohrtürme durch die glutheiße Wüste, säuberte Bohrausrüstungen und lenkte Lastwagen an aus felsigen Hügeln austretenden Flammenzungen vorbei. Diese Flammen brannten Tag und Nacht und fackelten die austretenden giftigen Gase ab.

J. J. Mclntyre hatte Demiris die Wahrheit gesagt. Das Essen war schlecht, die Unterkünfte waren elend, und abends gab es keinerlei Unterhaltung. Noch schlimmer war, daß Demiris das Gefühl hatte, alle Poren seines Körpers wären mit Sandkörnern verstopft. Die Wüste lebte, und niemand konnte ihr entrinnen. Der Sand drang in die Hütte, durch seine Kleidung und in seinen Körper, bis er glaubte zu verzweifeln. Aber es sollte alles noch schlimmer kommen.

Der Schamal brach los. Einen Monat lang heulten Tag für Tag Sandstürme mit einer Intensität über das Lager hinweg, die einen

Mann zum Wahnsinn treiben konnte.

Demiris starrte durch einen Türspalt seines Barasti in die wirbelnden Sandschwaden hinaus.»Sollen wir etwa dort draußen arbeiten?«

«Da hast du verdammt recht, Charlie-Boy! Du bist hier nicht auf Kur!«

Überall um sie herum wurde Öl entdeckt. Aus Abu Hadriya, aber auch aus Quatif und Haradh meldete man neue Funde, und die Arbeiter mußten Überstunden machen.

Zu den Neuankömmlingen im Lager gehörten ein englischer Geologe und seine Frau. Henry Potter war Ende Sechzig und seine Frau Sybil Anfang Dreißig. In jeder anderen Umgebung hätte Sybil Potter als durchschnittlich aussehende, übergewichtige Frau mit hoher, schriller Stimme gegolten. Aber in Fadhili war sie eine atemberaubende Schönheit. Da Henry Potter ständig unterwegs war, um neue Öllagerstätten zu erkunden, blieb seine Frau viel allein.

Der junge Demiris wurde ihr zugeteilt, um ihr beim Einzug zu helfen und die Eingewöhnung zu erleichtern.

«Dies ist das elendste Nest, das ich in meinem Leben gesehen habe«, jammerte Sybil Potter schrill.»Henry schleppt mich ständig in schreckliche Gegenden wie diese hier. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich das immer wieder mitmache.«

«Ihr Mann leistet sehr wichtige Arbeit«, erklärte Demiris ihr.

Sie betrachtete den attraktiven jungen Mann abschätzend.»Mein Mann leistet nicht auf allen Gebieten das, was er leisten sollte. Verstehst du, was ich meine?«

Demiris verstand nur allzugut.»Nein, Ma'am.«

«Wie heißt du?«

«Demiris, Ma'am. Constantin Demiris.«

«Wie nennen deine Freunde dich?«

«Costa.«

«Nun, Costa, ich glaube, wir werden sehr gute Freunde werden. Jedenfalls haben wir nichts mit diesen Bimbos gemeinsam, nicht wahr?«

«Bimbos?«

«Du weißt schon — mit diesen Ausländern.«

«Ich muß weiterarbeiten«, sagte Demiris.

In den Wochen darauf erfand Sybil Potter ständig Gründe, um den jungen Mann zu sich zu rufen.

«Henry ist seit heute morgen unterwegs«, erklärte sie ihm.»Wieder zu seiner blöden Bohrerei. «Sie fügte kokett hinzu:»Er sollte mehr zu Hause bohren.«

Demiris wußte nicht, was er sagen sollte. In der Firmenhierarchie war der Geologe ein sehr wichtiger Mann, und Demiris hatte nicht die Absicht, sich mit seiner Frau einzulassen und dadurch seinen Job zu gefährden. Ohne es begründen zu können, wußte er bestimmt, daß dieser Job der Schlüssel zu allem war, was er sich erträumt hatte. Die Zukunftgehörte dem Öl, und Demiris war entschlossen, daran teilzuhaben.

Eines Nachts ließ Sybil Potter ihn aus dem Bett holen. Demiris betrat die Siedlung, in der sie wohnte, und klopfte an die Tür ihres kleinen Hauses.

«Herein!«Sybil trug ein hauchdünnes Nachthemd, das unglücklicherweise nichts verbarg.

«Ich… Sie haben nach mir geschickt, Ma'am?«

«Ja, komm herein, Costa. Diese Nachttischlampe scheint defekt zu sein.«

Demiris trat mit abgewandtem Blick an den Nachttisch und griff nach der Lampe, um sie zu begutachten.»Die Glühbirne ist locker, darum…«Er spürte, wie ihr Leib sich gegen seinen Rücken drängte und ihre Hände über seinen Körper glitten.»Mrs. Potter…«Sie küßte ihn heißhungrig und drückte ihn aufs Bett. Von diesem Augenblick an verlor er endgültig die Kontrolle über den Gang der Dinge.

Seine Sachen lagen auf dem Fußboden, und er stieß in sie hinein, und sie kreischte vor Lust.»So ist's richtig! Ja, so! Mein Gott, wie lange hab' ich das entbehren müssen!«

Zuletzt stöhnte sie auf, und ein Zittern durchlief ihren Körper.»Oh, Darling, ich liebe dich!«

Demiris war kurz davor, in Panik zu geraten. Was hast du getan? Wenn Potter das rauskriegt, bist du erledigt!

Sybil Potter kicherte, als habe sie seine Gedanken erraten.»Das bleibt unser kleines Geheimnis, nicht wahr, Darling?«

Ihr kleines Geheimnis existierte noch einige Monate weiter. Demiris konnte ihr nicht aus dem Weg gehen, und da ihr Mann jeweils für einige Tage unterwegs war, gab es keine Ausrede, die ihn davor hätte bewahren können, mit ihr ins Bett gehen zu müssen. Erschwerend kam hinzu, daß Sybil Potter sich sinnlos in ihn verliebt hatte.

«Du bist viel zu gut, um hier zu arbeiten, Darling«, erklärte sie ihm.»Du und ich, wir gehen nach England zurück.«

«Meine Heimat ist Griechenland.«

«Jetzt nicht mehr. «Sie streichelte seinen schlanken, sehnigen Körper.»Du kommst mit mir nach Hause. Ich lass' mich von Henry scheiden, und wir heiraten.«

Demiris wurde von panikartiger Angst erfaßt.»Sybil, ich… ich habe kein Geld. Ich

Sie ließ ihre Lippen über seine Brust wandern.»Das ist kein Problem. Ich weiß, wie du zu Geld kommen kannst, Sweetheart.«

«Wie denn?«

Sie setzte sich im Bett auf.»Gestern abend hat Henry mir erzählt, daß er gerade ein neues großes Ölvorkommen entdeckt hat. Darauf versteht er sich wirklich, weißt du. Jedenfalls war er ganz aufgeregt! Bevor er wieder losfuhr, hat er seinen Bericht geschrieben und mich gebeten, ihn morgen dem Kurier mitzugeben. Ich habe ihn hier. Willst du ihn lesen?«

Demiris spürte sein Herz rascher schlagen.»Ja. Ich… ich würde ihn gern lesen. «Er beobachtete, wie sie aufstand und zu dem verkratzten Tischchen unter dem Fenster hinüberwatschelte. Sie griff nach einem großen braunen Umschlag und kam damit ins Bett zurück.

«Mach ihn auf!«

Demiris zögerte nur einen Augenblick. Er riß den Umschlag auf und zog Potters fünf Seiten langen Bericht heraus. Nachdem er ihn rasch überflogen hatte, las er ihn nochmals Wort für Wort.

«Sind diese Informationen was wert?«

Sind diese Informationen was wert! Dieser Bericht betraf ein neues Ölfeld, das wahrscheinlich zu den ergiebigsten aller bisher

entdeckten Felder gehören würde.

Demiris schluckte trocken.»Ja. Sie… sie könnten wertvoll sein.«

«Da hast du's!«meinte Sybil zufrieden.»Jetzt haben wir Geld.«

Er seufzte.»So einfach ist es leider nicht.«

«Warum nicht?«

Demiris erklärte es ihr.»Damit ist nur jemandem geholfen, der es sich leisten kann, Optionen auf das Land über den Öllagerstätten zu kaufen. Und die kosten viel Geld, sehr viel Geld. «Er hatte knapp 300 Dollar auf seinem Bankkonto.

«Oh, deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Henry hat Geld. Ich schreibe dir einen Scheck. Genügen fünftausend Dollar?«

Constantin Demiris wollte seinen Ohren nicht trauen.»Ja. Ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

«Es ist für uns, Darling. Für unsere Zukunft.«

Er setzte sich im Bett auf und überlegte angestrengt.»Sybil, glaubst du, daß du diesen Bericht noch ein bis zwei Tage hierbehalten kannst?«

«Natürlich. Ich lasse ihn bis Freitag liegen. Reicht das, Darling?«

Er nickte langsam.»Das müßte reichen.«

Mit den 5000 Dollar von Sybil — Nein, das ist kein Geschenk, sondern ein Darlehen, sagte er sich — sicherte sich Constantin Demiris die Optionen auf das Land über den vermuteten Lagerstätten. Als dann einige Monate später die ersten Ölquellen zu sprudeln begannen, war er über Nacht zum Millionär geworden.

Er zahlte Sybil Potter ihre 5000 Dollar zurück, schickte ihr ein neues Nachthemd und kehrte nach Griechenland heim.

Sie sah ihn nie wieder.

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