XXVI

Mittsommer verging, und keine Nachricht von der Shearwater erreichte Island. Vallon wurde missmutig vom Nichtstun, sodass sich Hero und Richard freuten, wenn sie Handelsgeschäfte von Ottarshall wegführten. Vallon blieb dann mit Garrick zurück, der sehr gut einschätzen konnte, wann man den Hauptmann ansprechen durfte und wann man ihm besser aus dem Weg ging. Der Juni wurde vom Juli abgelöst, und Vallons Laune verschlechterte sich noch. Solange er unterwegs gewesen war, hatte er seinen Dämonen immer einen Schritt voraus sein können. Doch jetzt stürzten sie sich auf ihn. Er stand jeden Tag später auf, verbrachte Stunden damit, über die öde Landschaft zu starren, und begann, sein Äußeres zu vernachlässigen.

Dann sickerten Gerüchte über ein norwegisches Schiff durch, das bei den Westmann-Inseln an den Klippen zerschellt war. Erst in der zweiten Juliwoche traf endlich ein Schiff aus Grönland ein und brachte die Nachricht von der sicheren Ankunft der Shearwater und ihrer Weiterfahrt zu den Jagdgebieten im Norden. Vallons Lebensgeister hoben sich wieder. Falls es keine Unfälle oder schlechtes Wetter gab, sollten die anderen Anfang August zurück sein, und sie würden nach Süden aufbrechen können. Mit der Aussicht, nur noch zwei Wochen Leerlauf überstehen zu müssen, konnte Vallon seine Trägheit abschütteln. Er nahm seine Englisch-Lektionen wieder auf und begann mit körperlichem Training. Es waren Wochen vergangen, seit er zuletzt mit dem Kampfschwert geübt hatte, und seine Muskeln waren schlaff geworden.

Garrick stopfte eine Robbenhaut mit Stroh aus und hängte sie in ein Gestell, das normalerweise für Wollsäcke vorgesehen war. Vallon schnitzte ein passend gewichtetes und ausbalanciertes Holzschwert, und am Ende der Woche griff er die Attrappe mit vierhundert Hieben täglich an, zweihundert mit jeder Hand. Vallons Stahlklinge war leichter als die meisten Schwerter, und er übte sich seit seiner Kindheit darin, mit jeder Hand gleichermaßen geschickt zu sein.

Von einem nahe gelegenen Bauerngehöft kamen Kinder, um sich das Schauspiel anzusehen. Eines Morgens, als Vallon gerade seine Strohattrappe angriff, liefen die Kinder plötzlich mit lauten Rufen weg, um vier Reiter auf dem Weg nach Reykjavík vorbeitraben zu sehen. Ihre Rufe lockten Gisla vor die Tür. Als sie die Reitergruppe sah, stieß sie einen entzückten Schrei aus und humpelte den Kindern nach.

«Wovon sind sie denn alle so begeistert?», fragte Vallon Garrick.

«Ich weiß es auch nicht genau, Herr. Die alte Frau hat etwas gerufen, das wie ‹die Prinzessin› geklungen hat. Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen.»

Vallon schlenderte in Kniehosen und bis zur Brust offenstehendem Hemd zum Weg hinüber. Die Reiter kamen näher. An der Spitze, auf einem sorgfältig gepflegten Grauen, ritt eine stolze Schönheit, die ein besticktes weißes Kleid und eine Pelerine mit Fellbesatz trug. Ihr hüftlanges Haar hatte die Farbe von Granatsteinen und umrahmte ein Antlitz so bleich wie Kreide und so kühl wie Marmor. Hinter ihr ritt eine Dienerin, und den Schluss bildeten zwei bewaffnete und gutgekleidete Beschützer.

Die Kinder verfielen in Schweigen und standen mit gesenkten Augen in einer Reihe, als die Reitergruppe vorbeitrabte. Gisla, die sich vor Begeisterung kaum beherrschen konnte, vollführte sogar, so gut es ging, einen Hofknicks.

Garrick zog seine Mütze vom Kopf und senkte das Kinn. Die ungewohnte Abwechslung genießend, verbeugte sich Vallon tief und schwang einen Handrücken vor sich über den Boden. Die Dame an der Spitze des Reiterzuges wandte ihm ihre rauchgrauen Augen zu, und ein beinahe angewiderter Ausdruck zog über ihr Gesicht. Dann schaute sie wieder nach vorn und schnalzte mit den Zügeln. Ihre Begleiter schlossen zu ihr auf. Einer von ihnen hatte die gleiche Haarfarbe und den gleichen Teint wie sie und war eindeutig ihr Bruder. Er gönnte Vallon kaum einen Seitenblick. Der andere grinste nur vor sich hin.

Vallon fand diese Arroganz eher belustigend. Er hob sein Holzschwert. «Guten Morgen, Ihr Herren.»

Keiner von ihnen erwiderte die Höflichkeit. Sie ritten weiter, und Vallon vernahm ein spöttisches Lachen. Die Kinder jubelten und rannten durcheinander. Gisla verschlang ihre Finger ineinander und hob die Augen, als sei ihr soeben ein Blick auf die Himmelskönigin gewährt worden.

Garrick grinste Vallon an. «Eine gutaussehende Frau.»

«Hochmütig», sagte Vallon. Er sah ihr nach, wie sie ihre Pferde graziös weitertänzeln ließ. «Frag doch die Witwe einmal, wie diese Leute dazu kommen, sich so herablassend zu benehmen.»

Garrick erzählte beim Essen, was er in Erfahrung gebracht hatte. «Die Dame heißt Caitlin Sigurdsdottir, aber alle nennen sie nur ‹die Prinzessin›. Weil sie so schön und so stolz ist. Caitlin ist ein irischer Name. Ihre Sippe gehört zu den Ersten, die sich in Island angesiedelt haben. Ihre Vorfahren gehen bis auf einen Krieger namens Aud zurück, der mit der ersten Flotte von Norwegen gekommen ist.»

Garrick nahm einen Bissen. «Jedenfalls», fuhr er fort, «stellte sich heraus, dass die Norweger nicht die ersten Siedler auf Island waren. Schon ein paar Jahre zuvor hatte eine Schiffsladung irische Mönche und Bauern eine Kolonie gegründet. Und dann hat sich dieser Aud in eine der Irinnen, Caitlin, verliebt und umgekehrt. Er hat ihren Ehemann umgebracht, um sie zu kriegen, allerdings ist sie bei der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter gestorben. Er nannte das Mädchen ebenfalls Caitlin, und seitdem trägt immer die älteste Tochter der Familie diesen Namen.»

«Und was macht diese Familie so bedeutend?»

«Ihr Reichtum und ihre Abstammung. Die ersten Siedler konnten sich das beste Land aussuchen. Ihre Besitzungen gehören zu den größten auf Island.» Garrick deutete nach Nordosten. «Ihr Gutshaus liegt etwa zwei Tagesritte von hier. Außerdem gelten sie als ziemlich hitzköpfig. Sie waren an einer Blutfehde beteiligt, die sich über Generationen hingezogen hat, bis Helgi – das ist Caitlins Bruder – den letzten überlebenden Widersacher getötet hat.»

«Hundert Schafe und ein paar getötete Bauern machen aus Caitlin noch keine Prinzessin.»

Garrick lächelte. «Ihr müsst aber zugeben, dass sie ganz so auftritt. Jeder Mann, der etwas auf sich hält, hat um ihre Hand angehalten, aber sie hat alle abgewiesen. Und jetzt ist sie vierundzwanzig, und ihr sind die Freier ausgegangen, also hat sie vertraglich in eine Ehe mit einem reichen Grafen in Norwegen eingewilligt. Der Bräutigam ist viel älter. Sie reitet mit ihrem Bruder an die Küste, um die Überfahrt nach Norwegen zu regeln.»

«Wie heißt er noch?»

«Helgi. Genannt ‹Die Wespe›, weil er so schnell zustößt. Wird schnell zornig und vergisst keine Beleidigung. Er ist der große Beschützer seiner Schwester.» Garrick senkte die Stimme. «Es heißt, dass sie alle Bewerber ablehnt, weil er selbst sie begehrt.»

Vallon tat dieses Gerede mit einer Geste ab. «Wissen sie, wer wir sind?»

«Gewiss. Man kann auf Island nichts geheim halten.»

Vallon begann, Gefallen an einsamen Ausflügen ins Landesinnere zu finden. Seine Streifzüge boten ihm die Möglichkeit, Zeit totzuschlagen, und doch wurde die Zeit langsam knapp. Der August war gekommen, und damit stand der Wechsel der Jahreszeiten vor der Tür. Wenn die Shearwater bis Ende des Monats nicht zurück wäre, würde er eine schwere Entscheidung treffen müssen: auf das Schiff warten und dabei riskieren, die günstigen Winde zu verpassen, die sie nach Süden tragen würden, oder die Shearwater aufgeben und eine andere Möglichkeit zur Überfahrt nach Norwegen suchen.

Einer seiner Ausflüge führte ihn am Ufer eines großen Sees westlich an dem Ort vorbei, an dem die Isländer ihre jährliche Regierungsversammlung abhielten. Die Erntezeit war gekommen, und ganze Familien arbeiteten auf den Hauswiesen, mähten das Gras und hängten es zum Trocknen auf lange Gerüste. Aus einer Laune heraus verließ Vallon den breiten Weg und ritt auf einem Pfad weiter, der nordwärts zu einem Sattel zwischen zwei eisgekrönten Bergen hin anstieg. Von dort aus kam er in eine Wüste aus schwarzem Sand, in der rauchende Schlackekegel aufragten. Den ganzen Tag ritt er weiter, halb versunken in melancholische Träumereien, ohne ein Ziel vor Augen. An die Wüste schloss sich ein Moorgebiet an. In der Abenddämmerung kam er an einen Fluss und beschloss, dort sein Lager aufzuschlagen. Nach einem Mahl aus Fisch und Brot saß er in Decken gehüllt am Fluss und dachte an seine tote Frau und die Kinder, die er nie mehr sehen würde. Es wurde dunkel – die erste wirklich dunkle Nacht, seit er in Island angekommen war. Er lag unter einem Mond wie Pergament und hörte dem Plätschern des Flusses zu, und um Mitternacht war er eingeschlafen.

Als er wieder erwachte, versteckte sich die Sonne hinter Wolken von der Farbe feuchten Leders. Sein Pferd, dessen Fesseln er zusammengebunden hatte, graste in der Nähe. Er sattelte es und durchquerte den Fluss. Auf der anderen Seite ließ er das Tier seinen eigenen Weg suchen, weil er wusste, dass es ihn früher oder später zu einem Bauernhof bringen würde. Doch Meile für Meile blieb das Land menschenleer. Vallon begann schon zu glauben, dass er die Besiedlungsgrenze hinter sich gelassen hatte, als er zu einer weiteren Wasserscheide hinaufritt und eine weite, grüne Tiefebene vor sich hatte. Die Wolken rissen auf, und gebündelte Sonnenstrahlen leuchteten ein Gehöft an, das Meilen entfernt auf der anderen Seite der Ebene lag. Er ritt darauf zu und kam immer näher an einen dampfenden Krater mit Abhängen, die gerippt waren wie Herzmuscheln.

Am Fuße des Kraterhangs zügelte er sein Pferd, kletterte in einer der erkalteten Lavarinnen hinauf und spähte über den Rand in den Krater.

Sofort duckte er sich wieder und krallte sich mit den Fingern in den Boden. Wie eingebrannt in seine Netzhaut war ein Bild von Caitlin, die auf der anderen Seite nackt in den Kratersee watete. Er konnte das Bild nicht abschütteln. Ihre schweren runden Brüste, der schöne Schwung der Hüften, das Dreieck in der Mitte zwischen ihnen. Tränen der Erheiterung traten ihm in die Augen, als er ihre üppigen Reize mit der gefühlskalten Person in Verbindung brachte, die ihn mit solcher Geringschätzung gemustert hatte.

Vorsichtig hob er den Kopf. Der See war ein überwältigender Anblick, das Blau des Wassers changierte zwischen Ultramarin in der Mitte bis zu dem zarten Blau von Enteneiern am Rand. Caitlin stand nun bis zur Brust im Wasser, hatte die Arme ausgestreckt, und ihr langes Haar schwamm um sie herum wie Algen. Auf einem ihrer Arme trug sie eine blaue Tätowierung. Zwei junge Mägde, eine blond, eine dunkelhaarig, standen hinter ihr und warteten bescheiden auf Anweisungen. Als er diese keusche Szene betrachtete, stieg in Vallon ein Gefühl auf wie in einem unschuldigen Mann, doch dann überkam ihn wieder die Erinnerung, und das Gefühl schmeckte auf einmal nach Asche. Er ließ sich den Hang hinuntergleiten, legte sich auf den Rücken und starrte in den Himmel.

Dann setzte er sich stirnrunzelnd auf. Der Boden hatte ein schwaches Vibrieren zu ihm übertragen. Pferde. Er zog ein Gesicht, als ihm klar wurde, dass er sich in einer reichlich missverständlichen Situation befand. Er konnte sich nirgends verstecken. Die Reiter waren auf der anderen Seite des Kraters, und er konnte nur bleiben, wo er war, und beten, dass sie nicht auf seine Seite kamen. Die Hufschläge endeten. Stimmen drangen bis zu ihm herüber. Er hörte ein Frauenlachen. Sein Magen zog sich zusammen. Er wusste, dass es nur Helgi wagen würde, Caitlin bei ihrem Bad im See zu stören, und er konnte sich vorstellen, was der heißblütige junge Isländer mit jemandem machen würde, der dabei erwischt wurde, wie er in die Privatsphäre seiner Schwester eindrang.

Vallon beschloss, sich davonzumachen, während die Badenden mit ihren Besuchern beschäftigt waren. Er fühlte sich wie ein vollkommener Narr, als er zu seinem Pferd hinüberschlich. Er warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. Niemand in Sicht. Er schämte sich vor sich selbst für seinen schnellen Herzschlag. Als er gerade den Fuß in den Steigbügel gesetzt hatte, machte ihm ein Ruf klar, dass er gesehen worden war. Ein Mann stand auf dem Kraterrand und deutete zu ihm hinunter.

Vallon lehnte die Stirn an den Hals seines Pferdes. «Verflucht!»

Vier Männer galoppierten um den Krater zu ihm herum. Die Hufe ihrer Pferde schleuderten Erdbrocken in die Höhe. Sie hatten ihre Schwerter gezogen, und Helgi ritt in den Steigbügeln stehend. Vallon hatte sich hinter sein Pferd zurückgezogen und die Hand an den Schwertknauf gelegt. Die Reiter kreisten ihn ein, und er trat von seinem Pferd zurück und breitete die Arme aus.

«Ihr Herren, ich bin hier geritten, ohne die Gegend zu kennen, und so zu dieser einsamen Stelle gekommen. Als ich den Dampf aus dem Krater gesehen habe, bin ich aus Neugierde hinaufgeklettert. Ich konnte nicht wissen, dass Eure Schwester und ihre Begleiterinnen dort ein Bad nehmen. Ich entschuldige mich.»

Er musste sich mit seinem beschränkten Englisch behelfen und hoffte, dass sein zerknirschtes Lächeln und seine Gesten klarmachten, was er meinte.

Helgi sah an den Spuren, dass Vallon den Hang hinaufgeklettert war. «Du bist meiner Schwester nachgeschlichen.»

«Ich habe versehentlich einen kurzen Blick auf sie geworfen, aber das Wasser hat ihre Sittsamkeit geschützt, und ich habe mich sofort zurückgezogen. Ich bin ihr weder mit meinen Blicken noch mit meinen Gedanken zu nahe getreten.»

Helgi sah zu der Stelle hinauf, an der Vallon gelegen hatte, als könnte er dort Beweise für seine Fleischeslust finden. «Lügner.»

Dann drehte er sich nach Caitlin und ihren Begleiterinnen um, die mit gerafften Röcken auf sie zurannten. Als Caitlin Vallon erkannte, starrte sie ihn überrascht an. Doch der Übergang von Überraschung zu Wut dauerte nur einen Augenblick. Rote Flecken brannten auf ihren Wangen, und sie überschüttete Vallon mit einer Flut von Schimpfwörtern. Helgi sagte etwas, das ihren Zorn noch weiter anstachelte. Sie riss ein Messer aus ihrem Gürtel und richtete es auf Vallon.

«Habt Ihr meine Entschuldigung übermittelt?», fragte er.

Statt einer Antwort ritt Helgi nur näher heran und trat Vallon ins Gesicht. Jedenfalls hatte er es vorgehabt. Doch Vallon wich aus, packte Helgi am Knöchel und brachte ihn so aus dem Gleichgewicht, dass er weit mit dem Schwert ausholen musste, um nicht vom Pferd zu fallen. Vallon sprang zurück und zog sein eigenes Schwert. Die anderen Isländer bedrohten ihn zu Pferde.

Helgi sprang aus dem Sattel und reckte den Arm in die Höhe. «Er gehört mir.»

Vallon ging ein paar Schritte rückwärts. «Es war ein Missgeschick. Ich hatte mich verirrt. Wie hätte ich ahnen sollen, dass sie gerade badet?»

Caitlin stürzte sich in eine weitere Hasstirade. Ihre feuchten Haarsträhnen hingen ihr wie zuckende Schlangen vom Kopf. Venus, in eine kreischende Harpyie verwandelt.

Vallon wandte sich zum ersten Mal direkt an sie. «Warum haltet Ihr nicht einfach den Mund?»

Einen Augenblick lang tat sie das auch. Vallon unternahm einen weiteren Versuch, die Sache gütlich beizulegen. «Wenn meine Entschuldigung nicht ausreicht, dann sagt mir, was Ihr als Wiedergutmachung verlangt.»

Helgi verstand ihn nicht oder wollte ihn nicht verstehen. Er fuchtelte mit seinem Schwert herum. «Kämpfe!»

«Seid kein Narr!»

«Kämpfe! Oder kannst du nur mit Holzschwertern herumspielen?»

Vallon sah zu Caitlin hinüber. «Wenn Ihr Euren Bruder liebt, schlage ich vor, dass Ihr einen anderen Weg sucht, um diesen Streit beizulegen.»

Das veranlasste sie nur dazu, Vallon die nächste Sturzflut von Schmähungen entgegenzuschleudern. Er verlor die Geduld.

«Du hochnäsiges Miststück! Wie kommst du eigentlich darauf, ich würde zwei Tage durch die Wildnis reiten, nur damit ich dann vielleicht einen Blick auf eine Frau mit einem Hintern erhaschen kann, der so dick ist wie der von ihrem Pony?»

«Kämpfe!», rief Helgi. Seine Männer nahmen den Ruf auf, skandierten «Kämpfen! Kämpfen!» und schlugen im Takt dazu mit der Faust auf ihre Schilde.

Vallon wusste, dass er Helgi noch dann töten könnte, wenn man ihm eine Hand auf dem Rücken festband. Ob er auch seine Männer würde töten können, war dagegen nicht so sicher, aber das spielte keine Rolle. Er war ein Fremder in diesem Land, in dem Männer über Generationen hinweg Fehden ausgetragen hatten und in dem Bewusstsein in den Tod gingen, dass ihre Verwandten den Kampf fortführen würden. Er musste einen Weg finden, um Caitlin zu beruhigen und Helgis angekratzte Ehre wiederherzustellen.

«Hör mir zu …»

Mit einem Schrei griff Helgi an. Vallon parierte mit Leichtigkeit. Helgis Klinge kreuzte sich klirrend mit seinem Schwert und brach unterhalb des Griffs einfach glatt ab. Helgi stierte den Schwertstummel so bestürzt an, dass Vallon seine ganze Beherrschung aufbringen musste, um ernste Miene zu bewahren. Sumpfeisenstein, von einem Schmied verarbeitet, der mehr von Hufeisen als vom Waffenschmieden verstand. Vallon senkte sein Schwert.

«Du hast gezeigt, dass du zu kämpfen bereit bist. Meine Entschuldigung bleibt bestehen. Lass es gut sein.»

Helgi schaute zu Caitlin hinüber und hielt den Stumpf seines Schwertes in die Höhe. Sie raffte ihre Röcke bis zu den Knien und schrie ihn an. Helgi streifte Vallon mit einem Blick, und als er sah, dass sein Gegner ihn nicht mit einem Überraschungsangriff töten würde, hastete er zu einem seiner Männer hinüber und griff sich dessen Schwert.

Vallon deutete mit seiner Schwertspitze auf Caitlin. «So sei es. Du wirst den Tod deines Bruders auf dem Gewissen haben.»

Dieses Mal griff Helgi nicht an, sondern wich aus und versuchte es mit Finten. Vallon setzte ihm nach, schätzte seine Stärken und Schwächen ab. Helgi war ein kümmerlicher Schwertkämpfer. Trotz seiner Jugend und Flinkheit fuhr er mit der Waffe durch die Luft wie mit einem Dreschflegel und ließ die Richtung jedes Hiebes im Vorhinein erkennen. Vallon spielte mit, wehrte Hieb um Hieb ab, und wartete darauf, dass Helgi müde werden und den Mut verlieren würde. Dann würde er ihn in die Enge treiben, einige nervenzermürbend knappe Fehlhiebe ausführen und anschließend fragen, ob sie damit nun endlich quitt wären.

Das Problem war Caitlin. Jedes Mal, wenn ihr Bruder einen weiteren ziellosen Angriff oder sinnlos wilden Schwerthieb ausführte, forderte sie ihn zu entschlossenerem Einsatz auf. Der Kampf würde bis zum Ende geführt werden, warum ihn also verlängern? Vallon beobachtete Helgis Blickrichtung, sah, wie er das rechte Knie beugte, wusste, von wo der Schwinger kommen würde, wich aus und sprang gleich wieder auf Helgi zu, um ihm das Bein unter dem Körper wegzutreten. Bevor Helgis Begleiter aus den Sätteln sein konnten, hatte Vallon schon seine Schwertspitze an Helgis Kehle gesetzt. Er sah die Isländer an.

«Bleibt, wo ihr seid.» Er beugte sich vor, nahm Helgi das Schwert aus der Hand und warf es zur Seite.

Helgi sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. «Ich habe keine Angst vorm Sterben.»

Vallon trat ihm an den Kopf und wandte sich mit kühlem Blick zu Caitlin um. Sie biss sich auf die Faust wie ein Kind, das ein Monster zum Leben erweckt hat. Vallon begann laut zu sprechen, als würde er sich an eine viel größere Zuhörerschaft richten. «Ich habe diesen Kampf nicht gewollt. Unter den Bedingungen, die dein Bruder aufgestellt hat, muss ich ihn jetzt töten. Nur du kannst ihn retten. Dein Bruder hat mich deinetwegen herausgefordert. Akzeptiere meine Entschuldigung, und er hat keinen Grund mehr, mir das Leben zu nehmen. Oder ich seines. Wir sind quitt, und kein Wort von dem, was hier vor sich gegangen ist, wird je über meine Lippen kommen.»

Caitlins Blick zuckte unruhig hin und her.

Vallon fluchte leise in sich hinein. «Nimm meine Entschuldigung an, oder dein Bruder stirbt.»

Einer von Helgis Männern sagte etwas. Caitlin fuhr sich keuchend mit der Hand an den Hals. Es konnte wohl kaum sein, dass diese Zicke ihren Bruder ihrer vermeintlich gekränkten Ehre opfern würde, oder etwa doch?

Da hatte Vallon eine Idee. «Prinzessin.»

Sie starrte ihn an.

Er fiel auf ein Knie und legte die Rechte über sein Herz. Seine Gesichtsmuskulatur schmerzte beinahe, so sehr musste er sich zu einem ehrerbietigen Ausdruck zwingen. «Meine teure Prinzessin, ich weiß, wie kostbar dein Ruf ist, und ich entschuldige mich für die Verlegenheit, in die ich dich gebracht habe.»

Helgi lag, ein Bein angezogen, auf dem Rücken und sah zu seiner Schwester hinüber. Sie hatte sein Leben in der Hand, und er wollte nicht sterben.

Vallon ließ erneut seine Schwertspitze über Helgis Kehle schweben. «Entweder nimmt sie meine Entschuldigung an, oder du stirbst. Das ist deine letzte Chance.»

Helgis Adamsapfel berührte zitternd das Schwert, als er keuchend einatmete. Caitlin sah Vallon an, als wäre er ein böser Zauberer, der ihren Bruder durch schwarze Magie besiegt hatte. Sie deutete auf ihn, dann auf sich selbst und ließ ihre Hände dann in einer abwehrenden Geste flattern.

«Du befürchtest, ich würde damit herumprahlen, dass ich dich nackt gesehen habe. Das werde ich nicht tun – ich schwöre es. Nimmst du jetzt meine Entschuldigung an? Ja oder nein?»

Ihre Brust hob sich. «Ja.»

Vallon sah Helgis erleichterten Blick. Dann verbeugte er sich knapp, trat zurück und ließ sein Schwert in die Scheide zurückgleiten. In angespannter Stille machte er sich auf den Weg zu seinem Pferd. Helgis Männer stellten sich mit gezogenen Schwertern auf, um ihm den Weg abzuschneiden.

«Tötet ihn!»

Helgi hatte sich hastig aufgerappelt und das Schwert ergriffen, das Vallon ihm zuvor aus der Hand genommen hatte. Seine Männer griffen an. Vallon stürzte sich schäumend vor Zorn auf Helgi.

«Aufhören!»

Die Isländer erstarrten mit erhobenen Schwertern. Caitlin trat näher.

«Senkt die Schwerter. Lasst ihn gehen.»

«Dann wird er sich damit rühmen, wie er mich besiegt hat. Bleib zurück!»

Caitlin packte Helgi am Schwertarm. «Nein! Du musst es verbieten!»

Er schob sie weg. Vallon trat auf ihn zu. «Ein Feigling und Schuft und noch dazu im Kampf ungeschickt wie ein Trampeltier. Glaubst du wirklich, ich würde dich nicht töten, bevor deine Schafsrammler-Freunde etwas dagegen unternehmen könnten?»

Caitlin stürzte auf ihn zu und stieß ihn zurück. «Es reicht.»

Doch Vallon war inzwischen so gereizt, dass seine Wut nur mit Blut zu stillen war. Er ging an Caitlin vorbei und bannte Helgi mit seinem Blick. «Du willst mehr? Das sollst du haben. Du und deine ungewaschenen Männer.» Helgi machte ein paar Schritte rückwärts. Vallon sah zu Helgis Männern hinüber. «Ich nehme es mit euch allen gleichzeitig auf. Worauf wartet ihr?»

Mit einem schrillen Schrei warf sich Caitlin auf ihn. Er packte sie so fest am Arm, dass sie vor Schmerz wimmerte. Dann zog er sie dicht an sich. «Das kommt ein bisschen zu spät, oder?», knurrte er. «Du hättest es verhindern können, bevor es überhaupt angefangen hat.»

Sie wand sich in seinem Griff. «Du tust mir weh.»

Die rasende Kampfeswut versiegte. Er ließ sie los.

«Bitte», sagte sie schluchzend. «Geh einfach.»

«Damit mich dein Bruder durch ganz Island verfolgen kann?»

«Das wird er nicht tun. Ich verspreche es.» Caitlin legte ihre Handfläche auf Vallons Brust. «Bitte.»

Einen Moment lang versenkten sich ihre Blicke ineinander. In Caitlins Augen lag ein Flehen und noch etwas anderes, das Vallon bis ins Mark traf. Sanft schob er ihre Hand weg, drehte sich auf dem Absatz um, ging zwischen den gezückten Schwertern der Isländer hindurch zu seinem Pferd und stieg auf. Er ritt ein kurzes Stück, dann drehte er sich wütend im Sattel um. «Wie ich von Beginn an gesagt habe, hatte ich mich verirrt. Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir den Weg zeigen würdet.»

Der Ritt zurück war lang, und Vallon sorgte mit mehreren willkürlichen Umwegen dafür, dass er noch länger wurde. Jedes Mal, wenn er auf einen Hügelrücken kam, sah er sich nach Verfolgern um. Denn natürlich war es nicht vorbei. Er hatte Helgi vor Caitlin gedemütigt, und die Erinnerung daran würde so lange am verletzten Stolz ihres Bruders nagen, bis seine Wut überkochte. Vallon verfluchte den Zufall, der ihn in all der Einsamkeit ausgerechnet an diesen See geführt hatte. Doch während er weiterritt, musste er sich eingestehen, dass er den Weg nicht ganz so zufällig eingeschlagen hatte. Garrick hatte ihm erzählt, in welcher Richtung Caitlin wohnte, das musste ihn unbewusst dorthin gesteuert haben. Allerdings war ihm der Grund nicht klar. Er begehrte Caitlin nicht. Wenn sie gewusst hätte, wie kalt ihn Frauen ließen, hätte sie sich dadurch wohl eher in ihrer Eitelkeit als in ihrem Schamgefühl getroffen gefühlt.

Nur schwaches Licht erhellte noch den Himmel, als er nach Ottarshall zurückkam. Das Haus war dunkel, und es schien niemand da zu sein. Vallon blieb im Hof stehen und versuchte, in den tiefen Schatten etwas zu erkennen. Er glaubte dennoch nicht, dass ihn Helgi auf Ottars Besitzungen angreifen würde. Trotz all seines Geredes von Ehre und Familienstolz würde dieser heuchlerische Hitzkopf ihm vermutlich irgendwo auf einer einsamen Straße im Inland auflauern.

Vallon legte die Hände um den Mund. «Garrick!»

Niemand da. Er legte das Schwert quer über den Sattel und beruhigte sein nervöses Pferd. Eine Bewegung ließ ihn herumfahren. Jemand kam über die Weide. Er entspannte sich und stieg ab. Es war nur die alte Frau.

«Wo ist Garrick?»

Anscheinend hatte sich der Engländer Sorgen gemacht, weil Vallon so lange ausgeblieben war, und angefangen, nach ihm zu suchen. Aber über Garrick wollte die Frau jetzt trotzdem nicht sprechen. Vallon schnappte das Wort ‹Orkney› auf.

Er nahm sie an ihrem abgezehrten Arm. «Sprich langsamer.»

Stück für Stück gelang es Vallon, die Neuigkeiten zusammenzusetzen. Ein paar Überlebende des Schiffsuntergangs bei den Westmann-Inseln hatten es nach Reykjavík geschafft. Einer dieser Männer hatte schwer unter Vallon gelitten und war nach Island gekommen, um Vergeltung zu üben. Der Mann hatte in einem Bauernhof an der Küste Unterkunft gefunden.

Vallon schlug sich mit der Hand an die Stirn und stöhnte.

«Snorri!»

Vallon brauchte nicht lange für den Ritt. Er hielt sein Pferd an, schwang sich aus dem Sattel und ging mit langen Schritten auf das Bauernhaus zu. Er trat an die Tür und schlug mit dem Schwert dagegen.

«Aufmachen! Ich weiß, dass ihr da drin seid.»

Mit erhobenem Schwert trat er einen Schritt zurück.

«Wer ist da?»

«Vallon, der Franke aus Ottarshall.»

Ein Fallriegel wurde angehoben, und die Tür schwang knarrend nach innen auf. Vallon sah sich einem Bauern im Nachthemd gegenüber, der eine Axt schwenkte. Hinter dem Mann beäugten ein paar Kinder Vallon wie verängstigte Mäuschen.

«Wo ist er?»

Der Blick des Bauern wanderte zu einem Kuhstall am anderen Ende des Hofes.

Vallon schritt kampfbereit darauf zu. Mit einem Tritt öffnete er die Tür und folgte seiner Klinge in den Stall. Eine Gestalt, die auf einer Bank gelegen hatte, fuhr mit entsetztem Keuchen auf und griff nach dem Schwert, das an der Wand lehnte. Vallon trat die Hand des Mannes zur Seite und setzte ihm seine Schwertspitze an den Hals.

Mit einem Fußtritt beförderte er Drogos Schwert auf die andere Seite des Kuhstalls. «Ich dachte, du wolltest auf Kriegszug gegen die Schotten gehen.»

Drogo richtete sich vorsichtig auf. «Sie wollen nicht kämpfen. Sieht so aus, als wären sie bereit, ein Friedensabkommen zu schließen. König William hat mich von meinen Pflichten entbunden, um dich zu jagen.»

Schweiß glänzte auf seiner Oberlippe. Sein einst wohlgenährtes Gesicht war hager geworden. Er trug abgewetzte Kleidung, und sein Haar war lang gewachsen und hing fettig und ungekämmt herunter.

Vallon zog sein Schwert zurück. «Ich habe keine Verbrechen begangen. Nein!», rief er, als Drogo etwas sagen wollte. «Erzähl mir nichts von den Normannen, die von meiner Hand gestorben sind. Treib einen Wolf in die Enge, und du wirst gebissen. Alles Übel, das passiert ist, hast du mit deinem Hass auf Walter in Gang gesetzt. Darum geht es. Um eine Fehde, die in der Kinderstube ihren Anfang genommen hat.»

«Du willst schuldlos sein?» Drogos Auflachen wurde zu einem gequälten Stöhnen. «Ich weiß genau, wie weit deine Verruchtheit geht. Du bist ein Söldner, der im Dienst der Ungläubigen Christen abgeschlachtet hat. Ein Renegat, der einen Vertrag gebrochen hat, der von seinem eigenen Herrn geschlossen wurde. Und außerdem bist du ein Hahnrei und ein Frauenmörder.»

Am liebsten hätte ihn Vallon augenblicklich getötet. Er schloss die Augen und atmete durch die Nase. «Drogo, du bist nicht den weiten Weg hierhergekommen, um Rache für das zu nehmen, was ich Menschen angetan habe oder auch nicht, die du nicht kennst, in Ländern, in die du noch nie auch nur einen Fuß gesetzt hast.»

«Alles, was ich über dich erfahren habe, bestätigt nur die Richtigkeit meines Vorgehens gegen dich.»

Vallon musterte ihn. Drogo war wirklich sehr heruntergekommen. «Du bist zur Zeit nicht einmal imstande, dich mit einer Katze anzulegen.»

Schritte kamen auf den Kuhstall zu. Der Bauer und zwei andere Männer kamen bis vor die Tür, gingen dort unruhig auf und ab und schwangen unsicher ihre Waffen.

«Geht wieder schlafen», sagte Vallon zu ihnen.

Der Bauer sprach mit Drogo. Der Normanne machte eine hilflose Geste, und die Isländer zogen sich murmelnd und kopfschüttelnd zurück. Vallon angelte sich mit dem Fuß einen Hocker und setzte sich.

«Ich habe von dem Schiffsuntergang gehört. Wo sind deine Männer?»

Drogos Kinn begann zu zittern. Er wandte den Blick ab. «Einer ist ertrunken, und die beiden anderen haben sich die Knochen gebrochen. Sie sind zu verkrüppelt zum Reisen.»

Vallon legte seine Hände über den Knauf seines Schwertes und sah Drogo beinahe verwundert an. «Du bist nicht gerade vom Glück verfolgt, oder?»

«Wenn ich mich erholt habe, werden wir ja sehen, wem das Glück hold ist.»

«Ich sollte dir jetzt sofort den Kopf abschlagen und damit ein für alle Mal dafür sorgen, dass du mir nicht mehr nachstellst. Totschlag steht in Island nicht unter Strafe. Die Leute hier verlassen sich lieber auf ihre Sippen und Gefolgsleute, wenn sie einen Streit zu regeln haben. Du hast hier niemanden. Ich dagegen habe immer noch meine Leute.»

Während Vallon dies sagte, wurde ihm klar, dass Helgi bald von Drogo erfahren würde. Er konnte sich vorstellen, wie die beiden ihren Hass auf ihn gemeinsam noch befeuern würden.

«Wie viele von deiner Gruppe sind noch übrig?», murmelte Drogo.

«Alle, bis auf den Engländer, der in Northumbrien getötet wurde.» Vallon runzelte die Stirn. «Du bist mit dem Schiff von Orkney gekommen. Bist du Snorri begegnet, unserem Schiffsmeister?»

«Ich dachte, er wäre mit euch hier.»

Vallon schnalzte mit der Zunge. «Armer Snorri.» Dann schwieg er eine Weile. Als er wieder zu sprechen begann, schlug er beinahe einen Plauderton an. «Richard und Hero sind in Handelsgeschäften unterwegs. Wayland und Raul sind nach Grönland gesegelt, um Gerfalken zu suchen. Sie sind jetzt zwei Monate weg, und ich mache mir langsam Sorgen.»

«Es überrascht mich, dass mein Schwächlingsbruder überhaupt noch lebt.»

«So ein Schwächling ist er gar nicht. Er ist kräftiger geworden und hat mehr Selbstvertrauen, seit er deiner Tyrannei entkommen ist. Ich habe ihn zum Schatzmeister ernannt, und er hat sich als sehr gewitzt im Umgang mit Geld erwiesen.» Vallon beugte sich vor. «Jeder aus meiner Gruppe steht unter meinem Schutz. Ich betrachte jeden Versuch, einem von ihnen etwas anzutun, als Angriff auf mich selbst.»

Drogo rutschte unruhig herum. «Du wirst dich einem Gottesurteil stellen. Sobald meine Rippen geheilt sind, fordere ich dich zu einem Kampf auf Leben und Tod heraus.»

Vallon stand auf. Ihm war schwindlig vor Hunger, und er hatte noch den Ritt zurück nach Ottarshall vor sich. «Du wirst noch nicht gesund genug zum Kämpfen sein, bevor wir von hier weggehen. Wir segeln, sobald die Shearwater zurück ist.»

«Also hast du immer noch vor, Walter zu befreien.»

«Warum nicht? Den schwierigsten Teil haben wir hinter uns.»

«Was hat dir Lady Margaret als Gegenleistung angeboten?»

«Die Gewinne aus den Handelsgeschäften.»

«Da muss noch etwas gewesen sein.»

Vallon ging zur Tür. «Was immer meine Gründe für diese Reise sind, sie sind ehrenwerter als deine Gründe dafür, mich daran zu hindern.» Am Eingang blieb er noch einmal stehen. «Brauchst du irgendetwas?»

Drogo zuckte zusammen. «Ich krepiere lieber, als von dir Almosen anzunehmen.»

«Wie du wünschst.»

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