III

Plötzlich blieb das Maultier mit Hero auf dem Rücken inmitten der pechschwarzen Nacht stehen. Sie waren immer noch in dem Wäldchen, und das leise Rascheln, das er vernahm, war Schnee, der durch das kahle Geäst getrieben wurde. In der Ferne bellte ein Hund, den die Einsamkeit hatte irre werden lassen. Eine Bewegung ganz dicht neben ihm ließ Hero das Blut in den Adern gefrieren.

«Seid Ihr das, Herr?»

«Wer sonst?»

«Warum haben wir angehalten?»

«Ich kann Rauch riechen. Wir müssen in der Nähe einer Siedlung sein.»

Heros Phantasie bevölkerte die Nacht mit normannischen Patrouillen, dänischen Piraten und englischen Kannibalen. «Machen wir hier bis zum Hellwerden Rast.»

«Bis morgen früh bist du steif wie ein Trockenfisch.»

Tränen brannten in Heros Augen. «Ja, Herr.»

«Also bleib wach. Und hör mit dem Zähneklappern auf.»

Mit zusammengebissenen Zähnen ritt Hero in blindem Zickzack-Kurs weiter hügelabwärts. Schließlich bemerkte er an einer leichten Aufhellung der tiefschwarzen Dunkelheit, dass die Bäume weniger dicht standen. Er roch umgepflügte Erde und den herben Gestank eines abgebrannten Weilers. Es wurde leichter, sich vorwärtszubewegen. Nach ihrem unsicheren Abstieg war es nun, als würden sie auf der Dunkelheit schwimmen. Das Zischen und Glucksen eines schnellfließenden Gewässers wurde immer lauter, bis es alle anderen Geräusche verschluckte.

«Die Burg steht stromaufwärts», murmelte Vallon und steuerte Hero in diese Richtung. Nach einer Weile hielten sie erneut an.

«Wir sind an der Brücke.»

Sie ertasteten sich den Weg über die Holzplanken. Die Burg musste direkt vor ihnen liegen, ausgelöscht von Dunkelheit und Schnee.

«Bleib hier», sagte Vallon, und dann verschwand er.

Der Fluss plätscherte nicht gleichmäßig dahin. Jedes Spritzen und Gurgeln führte bei Hero zu noch größerer Anspannung. Aus dem Schneestaub waren dicke Flocken geworden. Ein Rinnsal eisigen Wassers lief ihm unter den Kragen und das Rückgrat hinab. Stöhnend ließ er sich vornüber auf den Hals des Maultiers sinken. Das war die Strafe für seine Überheblichkeit, dachte er, als er sich ins Gedächtnis rief, wie sehr er bei seinem Abschied von Salerno davon überzeugt war, auf der Reise tausend Wunderdinge zu erleben, mit denen er seine Mitstudenten beeindrucken konnte, wenn er wieder zu Hause war.

Zu Hause. Heimweh schnürte ihm die Kehle zu. Er sah das weiße Haus oberhalb des belebten Hafens vor sich. Er schwebte darüber wie ein Geist, sah seine verhärmte Mutter und seine fünf Schwestern. Die Fünf Furien hatte er sie immer genannt, aber was würde er nun darum geben, bei ihnen zu sein. Da waren sie, schnatterten wie die Stare und schminkten sich, bis Theodora, die jüngste und am wenigsten herzlose bei einem Blick in den Messingspiegel sagte: «Ich frage mich, wo unser lieber Hero jetzt ist.»

Er schluckte, doch das Heimweh ließ sich nicht hinunterwürgen.

«Nicht so laut», zischte Vallon neben ihm. Er war wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht. «Wir sind in Reichweite ihrer Pfeile von den Wällen, und sie haben Wächter über dem Tor stehen.»

«Was sollen wir tun?»

«Erzähl mir von Sir Walter. Los, mach schon.»

Hero riss sich zusammen. «Meister Cosmas hat gesagt, dass er gut aussieht und einen scharfen Verstand hat.»

«Du hast einen jüngeren Bruder erwähnt.»

«Richard, ein Schwächling.»

Vallon dachte eine Weile nach. «Nun, indem wir hier herumstehen, erreichen wir gar nichts.» Er trat einen Schritt vor und legte die Hände um den Mund. «Frieden! Zwei Reisende bringen eine wichtige Botschaft für Graf Olbec.»

Oberhalb von ihnen ertönten Alarmrufe, und ein aufs Geratewohl abgeschossener Pfeil zischte an ihnen vorbei. Ein Horn wurde geblasen und eine Glocke geläutet. Als sie verklungen war, hörte Hero gedämpfte Hufschläge.

Hastig ließ er das Maultier wenden. «Steigt auf. Wir haben noch genügend Zeit, in den Wald zu fliehen.»

Vallon zog ihn aus dem Sattel. «Sie würden unseren Spuren folgen. Bleib dicht bei mir und zeige deine Angst nicht. Die Normannen verachten Schwäche.»

Noch mehr Rufe. Knarrend wurde das Tor geöffnet, und Reiter mit Fackeln galoppierten heraus.

Hero bekreuzigte sich. Vallon packte ihn am Arm.

Ich werde nicht mit der Wimper zucken, schwor sich Hero. Ich werde dem Tod so tapfer entgegentreten wie der edle Archimedes.

Die Reitergruppe raste auf sie zu wie eine flammenverschweißte Maschine. Fauchend loderten die Fackeln im Luftzug. Wie riesige Hämmer schwangen die gepanzerten Köpfe der Pferde auf und ab, das Dröhnen ihrer Hufe ließ Heros Brust vibrieren. Sie würden ihn einfach niederreiten. Ihn zu einem knorpeligen Schmierfleck zertrampeln.

Wimmernd hielt er sich die Augen zu.

Der Vorstoß wurde erst so dicht vor ihnen zum Halt gebracht, dass er den schnaubenden Atem der Pferde auf seinem Gesicht spürte. Als der Hieb, den er erwartete, nicht erfolgte, spähte er zwischen seinen Fingern hindurch und sah sich von einem Zaun aus Schwertern eingepfercht, auf deren Klingen der Widerschein der Flammen spielte.

Ein Gesicht stieß zu ihm herab, wilde Augen funkelten zu beiden Seiten des eisernen Nasenschutzes.

«Nehmt sein Schwert.»

Einer der Reiter sprang vom Pferd und ging auf Vallon zu. Hero hielt den Atem an. Er wusste, dass das Schwert heilig war. Jeden Abend, ganz gleich wie beschwerlich die Reise an diesem Tag gewesen war, polierte Vallon sein Schwert sorgfältig mit Öl und Kieselgur. Bestimmt würde er es nicht widerspruchslos hergeben.

Vallon aber sah nicht einmal hin, als der Soldat ihm das Schwert aus der Scheide zog und es seinem Anführer reichte. Der hielt die Klinge mit dem Schlierenmuster ins Licht. «Woher hast du so ein gutes Schwert?»

«Von einem Mohren vor den Toren von Saragossa.»

«Garantiert gestohlen.»

«Gewissermaßen. Ich musste ihn töten, bevor er damit einverstanden war, sich von seinem Schwert zu trennen.»

Das behelmte Gesicht wurde wieder nach vorn geschoben.

«Es herrscht Ausgangsverbot. Du weißt, welche Strafe darauf steht, es zu brechen.»

«Meine Angelegenheit mit Graf Olbec ist zu wichtig, um aufgeschoben zu werden. Ich wäre dir zu Dank verpflichtet, wenn du mich zu deinem Herrn führen würdest.» Der Normanne stützte seinen Fuß an Vallons Schulter ab. «Mein Vater ist betrunken. Ich bin Drogo, sein Sohn. Du kannst deine Angelegenheit ebenso gut mir vortragen.»

Heros Magen zog sich zusammen. Drogo? Meister Cosmas hatte niemals einen Drogo erwähnt.

Vallon schlug sich an die Brust. «Ich trage diese Last schon seit dem letzten Sommer mit mir herum. Ich werde sie noch eine weitere Nacht ertragen.»

Drogo streckte das Bein aus und schob Vallon damit rückwärts. «Entweder sagst du es mir jetzt, oder ich knüpfe euch beide an den Eiern auf.»

Heros Hoden zuckte. Das war keine leere Drohung. Erst vor drei Tagen hatte er in York einen brüllenden Mann gesehen, dem die Körperteile abgerissen worden waren, die ihm die größten Wonnen hätten bereiten sollen.

«Euer Bruder lebt!», piepste er.

Drogo brachte das erstaunte Murmeln seiner Leute mit einer Handbewegung zum Verstummen. «Dieser Halunke lügt, und ich lasse jeden häuten, der diese Unwahrheit wiederholt.» Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. «Womöglich sind sie nicht allein. Fulk, Drax, Roussel – ihr bleibt bei mir. Alle Übrigen setzen über den Fluss und verteilen sich. Sie verstecken sich wahrscheinlich im Wald. Kommt nicht zurück, bevor ihr sie gefunden habt.»

Er wartete, bis die Reiter im Schneetreiben verschwunden waren, dann ritt er im Kreis um die beiden Reisenden herum.

«Mein Bruder ist tot. Er ist bei Manzikert im Kampf für den Kaiser gestorben.»

Hero warf Vallon einen verstohlenen Blick zu.

«Ein falsches Zeugnis», sagte der Franke. «Ich habe Sir Walter zwei Wochen nach der Schlacht aufgesucht. Er ist bei guter Gesundheit. Er hat beim Kampf einen Hieb auf den Kopf abbekommen, aber keine bleibenden Schäden davongetragen.»

«Das glaube ich dir nicht.»

«Glaubst du, ich würde ein halbes Jahr vergeuden, um eine Lüge in dieses elende Grenzgebiet zu tragen?»

Drogo setzte Vallon die Schwertspitze an die Kehle. «Ich will einen Beweis.»

«Vor der angemessenen Zuhörerschaft.»

Drogo hob das Schwert. «Ich kann dich augenblicklich zur angemessensten Zuhörerschaft schicken, die man sich nur vorstellen kann.»

«In der Satteltasche», platzte Hero heraus. «Die Bedingungen für seine Freilassung.»

Die Soldaten durchwühlten ihre Besitztümer. Einer von ihnen fand den Siegelring und reichte ihn Drogo.

«Wo hast du das gestohlen?»

«Das hat mir dein Bruder gegeben.»

«Lügner. Du hast ihm den Finger abgeschnitten, als er tot war.»

Ein Soldat hielt die Dokumente in die Höhe. Drogo stopfte sie unter seinen Waffenrock. Dann ließ er das Astrolabium an seiner Schwertspitze baumeln. «Teufelszeug», sagte er und schleuderte es in die Dunkelheit.

Ein Soldat versuchte, Vallon den Ring vom Finger zu zerren. Als es ihm nicht gelang, zog er sein Messer.

«Warte», sagte Drogo und beugte sich im Sattel vor. «Wie wirst du genannt? Womit verdienst du deinen Unterhalt?»

«Vallon, ich bin ein Franke, der mit normannischen Söldnern in Anatolien gekämpft hat. Und das ist mein Diener, Hero, ein Grieche aus Sizilien.»

«Und wie ist es dir gelungen, deine Haut zu retten, Franke?»

«Ich war auf einem Erkundungsritt im Norden, als die Seldschuken angriffen. Niemand wusste, dass sie so nahe an uns herangekommen waren. Nach der Katastrophe haben wir Nachricht erhalten, dass sie Männer von der gegnerischen Seite suchten, um über die Lösegelder für ihre Gefangenen zu verhandeln. Es war meine Christenpflicht, mich dafür zu melden.»

Drogo schnaubte. «Beschreibe meinen Bruder.»

«Blond, mit einem guten Gesicht. Sein scharfer Verstand hat ihn am Hof des Emirs schnell beliebt gemacht.»

Drogo zog hörbar den Atem ein. Von weit her drang schwach und einsam der Ton eines Waldhorns. Drogo drehte sich im Sattel um, als hätte ihn ein anderes Geräusch aufgeschreckt, aber Hero war klar, dass es kein anderes Geräusch gab – nur das Knarren von Leder, das Zischen der Fackeln und sein eigener, jagender Herzschlag. Schnee sammelte sich zwischen den Gliedern von Drogos Kettenhemd, und Hero wusste, was ihm durch den Kopf ging. Kein anderer Sterblicher konnte sie hier sehen. Diese Stelle, an der sie von Drogo und seinen Leuten im Dunkel der Nacht eingekreist worden waren, würde zum Ort ihres Todes werden.

«Bringt sie über den Fluss und tötet sie. Ich bleibe hier bei den Pferden. Wenn die anderen zurückkommen, erzählt ihnen, ihr hättet die Fremden bei einem Fluchtversuch niedergemacht.»

Zwei der Soldaten trieben Vallon mit ihren Schwertspitzen vor sich her. Derjenige, der Drax hieß, packte Hero am Kragen und fing an, ihn über die Brücke zu schleifen.

«Und bringt mir diesen Ring mit zurück», brüllte ihnen Drogo nach.

Warum hatte Vallon nicht auf seine Warnung gehört? Mit dieser Frage zermarterte sich Hero das Hirn, während er seinem Herrn hinterherstolperte. Es war Selbstmord gewesen, mitten in der Nacht vor der Burg verhandeln zu wollen.

Er war halb über die Brücke, als ein Aufschrei vor ihnen Drax dazu brachte, stehen zu bleiben und Hero noch fester zu packen. Hero erkannte lediglich die schwankenden Fackeln von Vallons Eskorte. Dann fiel eine davon in den Schnee und verlosch rauchend. Hero vernahm eine Serie schwer zu deutender, dumpfer Schläge und Ausrufe, das Aufeinanderprallen von Metall, einen Schmerzensschrei und dann ein leises Aufspritzen von Wasser. Einen Moment später verlosch auch die zweite Fackel, sodass das gesamte jenseitige Ufer in unheimlichem Dunkel lag.

Drax schüttelte Hero. «Bewegst du dich, bist du tot.» Dann ließ er ihn los, hob sein Schwert und seine Fackel und beschrieb damit sinnlos Fächerbewegungen, um besser zu sehen. «Fulk? Roussel?»

Irgendwer stöhnte.

«Fulk, bist du das? Herr im Himmel, nun antworte schon!»

«Ich glaube, mein Handgelenk ist gebrochen.»

«Wo ist Roussel?»

«Der Franke hat ihm mein Schwert an die Kehle gelegt.»

«O zum Teufel.»

«Was ist da los?», rief Drogo.

Drax wandte sich um. Hero hörte ihn schlucken. «Der Franke muss sich befreit und Fulks Schwert an sich gerissen haben.»

Da erklang Vallons Stimme aus dem dunklen Nichts. «Drogo, ich habe deine Männer in meiner Gewalt. Lass meinen Diener gehen.»

«Tut nichts ohne meinen Befehl», brüllte Drogo. Als Vorbote seiner Wut begann die Brücke zu zittern. Hero schrak zurück, als er vorbeigaloppierte. Auf der anderen Seite angekommen, stellte sich Drogo in den Steigbügeln auf und erhob seine Fackel. In ihrem schwachen Licht sah Hero Vallon, der mit einem Schwert bewaffnet war und Roussel im Würgegriff hielt. Fulk hatte sich zusammengekrümmt und hielt sich die Schulter.

«Es war nicht meine Schuld», stöhnte er. «Roussel ist ausgerutscht und hat mich dabei angestoßen. Der Franke hat den Vorteil genutzt und …»

«Schweig! Um euch feige Schwachköpfe kümmere ich mich später.» Drogo galoppierte auf Vallon zu. «Und was dich angeht …»

Vallon zog sich ein paar Schritte zurück und benutzte Roussel als Schild. «Wir haben keinen Streit.»

«Keinen Streit?» Die Kluft zwischen dieser Behauptung und seinem Zorn machte Drogo sprachlos. Als er seine Stimme wiedergefunden hatte, klang sie anders, kehlig, blutdürstig. «Das kannst du noch einmal sagen, wenn du vor mir auf dem Boden liegst und ich dir meinen Fuß auf den Nacken stelle.»

Vallon schob seine Geisel von sich und ging in Verteidigungsstellung. Behindert von Fackel, Schwert und Schild, musste Drogo sein Pferd mit den Knien lenken. Er ritt einen Kreis um Vallon, zuerst in die eine, dann in die andere Richtung. Der Schnee fiel so dicht, dass Hero nur schemenhafte Bewegungen erkannte.

«Du steigst besser ab», sagte Vallon. «Du kannst nicht kämpfen, wenn du die Hände nicht frei hast.»

Drogo wusste selbst, dass Vallon recht hatte. «Drax, komm mit der Fackel her.»

Drax fluchte und schleppte Hero mit. Drogo ritt auf ihn zu und beugte sich vom Pferd, um ihm seine Fackel zu geben.

«Herr, ich kann den Gefangenen bewachen oder die Fackeln halten, aber beides zugleich kann ich nicht tun.»

Wütend trat Drogo nach ihm. «Beim Blute Christi, bin ich denn nur von Kretins umgeben? Schneid ihm die Kehle durch!»

Drax betrachtete Hero, schüttelte beinahe mitleidig den Kopf, und hob sein Schwert.

«Das würde ich nicht tun», sagte Vallon. «Dahinten nähern sich Lichter.»

Hero riskierte einen Blick über die Schulter. Ein Schimmern, das im Schneetreiben heller wurde, entpuppte sich als mehrere auf und ab tanzende Fackeln.

«Lass sie kommen», knurrte Drogo. «Wir haben keinen Grund, uns zu verstecken. Einen Normannen anzugreifen ist ein Kapitalverbrechen. Je mehr Zeugen, desto besser.»

«Einschließlich deiner Mutter?», sagte Vallon.

«Meine Mutter? Was hat meine Mutter damit zu tun?»

Vallon nahm eine entspanntere Haltung ein. «Ich glaube, sie kommt gerade, um uns Gesellschaft zu leisten.»

Fünf Reiter ritten hintereinander an Hero vorbei. Vier waren Soldaten, der letzte eine kleine Gestalt, die von Kopf bis Fuß eingemummt war. Drogo fluchte leise.

«Warum wurde Alarm geschlagen?», wollte die Frau wissen. «Wer ist dieser Mann? Was geht hier vor?»

Drogo ritt zu ihr. «Milady, Ihr solltet bei solch üblem Wetter nicht draußen sein. Ihr werdet Euch die Zips holen.»

«Antworte auf meine Frage.»

«Das sind Diebe. Fremde Dunkelmänner mit gestohlenem Gut.»

«Mit den Auslösebedingungen für Euren Sohn», sagte Vallon.

«Eine Fälschung. Sobald ich einen Beweis von ihm gefordert habe, hat er sich auf uns gestürzt. Er hat Fulk verletzt und ihm sein Schwert entrissen. Seht ihn Euch nur an, wenn Ihr mir nicht glaubt.»

«Zeig mir die Dokumente.»

«Milady, falsche Hoffnungen werden nur wieder die alten Wunden aufreißen. Ich habe zu viel Respekt vor Eurer Trauer, als dass ich solchem Abschaum gestatten könnte …»

«Ich komme mit meiner Trauer schon zurecht. Du wirst nun deinen Vater aufsuchen. Und jetzt gib mir die Dokumente.»

Drogo klatschte ihr das Päckchen in die Hand.

«Wenn diesen Fremden irgendein Leid geschieht, wirst du das vor dem Grafen verantworten.» Sie ließ ihr Pferd wenden und begann, durch den Schnee zurückzureiten. «Und lass ihn nicht warten. Du weißt ja, wie er ist, wenn er getrunken hat», rief sie Drogo über die Schulter zu.

Drogo rammte sein Schwert in die Scheide und ritt zu Vallon. Schwer atmend sah er auf den Franken hinab, dann beugte er sich vom Pferd und schlug ihm den Arm in der Kettenrüstung so heftig ins Gesicht, dass Vallon rücklings zu Boden stürzte.

«Glaub ja nicht, wir wären miteinander fertig.»

Vallon rappelte sich auf. Er spuckte Blut, wischte sich den Mund ab und grinste Drogo wölfisch an. «Jetzt weiß ich wenigstens, woher du dein Temperament hast.»

Mit nacktem Hass starrte Drogo zurück. «Lady Margaret ist mit mir nicht blutsverwandt.» Er drückte seinem Pferd die Sporen in die Flanken. «Und Walter genauso wenig.»

Загрузка...