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»Ich protestiere. Ich protestiere gegen diese ganze verfluchte Ver­hörmethode!« brüllte Mickey Townsend Rick Shaw ins Gesicht.

Rick, an derlei Vorstellungen gewöhnt, faltete ruhig die Hände, während Cynthia Cooper hinter ihm sich Notizen machte. »Ich glau­be nicht, daß wir dies in irgendeiner Weise erfreulich gestalten kön­nen. Nigel Danforth ist für Sie geritten, und.«

»Zwei Monate ist er für mich geritten. Zum Kuckuck, woher sollte ich wissen, daß er eine äh - Unperson war?«

»Sie hätten seine Aufenthaltsgenehmigung prüfen können.«

»Hab ich aber nicht. Er war ein anständiger Jockey, und ich hab's laufen lassen, also, hetzen Sie mir doch die verdammten Bluthunde von der Einwanderungsbehörde auf den Hals. Die werden mich schi­kanieren, weil ich einen tüchtigen Briten angeheuert habe, aber sie lassen massenweise Gesocks über die Grenze, das dann von Sozial­hilfe lebt, und wir müssen dafür bezahlen!«

»Mr. Townsend, davon ist mir nichts bekannt«, sagte Rick Shaw trocken. »Aber Sie sind ein erfolgreicher Trainer. Sie kennen sich in Rennbahnkreisen aus, und innerhalb einer Woche sind zwei Jockeys unter ähnlichen Umständen ermordet worden. Sie kennen beide. Und beide sind zu verschiedenen Zeiten für Sie geritten.«

Er wurde rot. »Quatsch! Jeder in diesem Sport kannte Coty La­mont. Ich mag Ihre Verhörmethode nicht, Shaw, und Sie mag ich auch nicht besonders.«

»Sie sind es gewöhnt, daß alles nach Ihrem Willen geht, was?«

»Die meisten erfolgreichen Menschen sind das gewöhnt, Sheriff.« Townsend verschränkte die stämmigen Arme vor seiner Brust. »Schön, ich bin also ein Arschloch. Das macht mich noch lange nicht zum Mörder.«

»Haben Sie Nigel Danforth Geld geschuldet?«

»Durchaus nicht. Ich zahle am Ende des Renntags.«

»Ist auch einfacher, wenn Sie sich nicht mit einbehaltenen Steuern und Sozialversicherung rumschlagen müssen, wie?«

»Da haben Sie verdammt recht, und die Steuern machen diese Na­tion noch kaputt, das kann ich Ihnen flüstern.«

»Haben Sie Coty Lamont Geld geschuldet?« »Warum sollte ich Coty Lamont Geld schulden?« Er runzelte die buschigen Augenbrauen.

»Das frage ich Sie.«

»Nein.«

»Haben Sie Coty Lamont gemocht?«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Das ist meine Sache. Er war ein talentierter Schweinehund. Mehr sage ich nicht.«

»Wir kommen viel schneller voran, wenn Sie mit mir kooperieren.« Er drehte sich herum, um einen Blick mit Coop zu wechseln, die die Stirn runzelte. Dies war Teil ihrer Routine vor widerspenstigen Staatsbürgern. Sie hätten>guter Polizist, böser Polizist< spielen kön­nen, aber Mick war zu schlau für dieses Spielchen.

»Schön, dann lassen Sie es mich anders versuchen. Hat Nigel Dan­forth oder Coty LamontIhnen Geld geschuldet?«

»Nein.« Mick fuhr mit dem Zeigefinger über seinen gepflegten schwarzen Schnurrbart. »Ja.«

»Wer und wieviel?«

»Nigel schuldete mir dreihundertsiebenundvierzig Dollar, aufgelau­fene Pokerschulden, und Coty schuldete mir, oh, ungefähr hundert­zweiundzwanzig Dollar.«

»Sie mochten Coty nicht, haben aber mit ihm Poker gespielt?«

»He, es gibt Ausfallzeiten in diesem Geschäft. Ich brauche einen Kerl nicht zu lieben, um ihn an einer Pokerrunde teilnehmen zu las­sen.«

»Sind Sie ein guter Spieler?«

Mick zog die Schultern hoch.

Cynthia warf ein: »Alle sagen, Sie sind aalglatt.«

»Das sagen sie, weil sie sich nicht merken, welche Karten draußen und welche noch im Stapel sind. Wenn Sie Stud Poker spielen, ist das alles, was Sie zu tun haben.« Er zog abermals seine Schultern hoch. »Ich bin nicht so schlau.«

Rick rieb sich den fliehenden Haaransatz. Es war fast, als suchte er nach den Haaren. »Coop, fällt Ihnen noch was ein?«

»Eine Kleinigkeit - Mr. Townsend, haben die Kartenfarben eine bestimmte Bedeutung?«

»Wie meinen Sie das?« »Was, wenn - verrückt, ich weiß, aber was, wenn ich einen Royal Flush mit Herz hätte und Sie hätten einen mit Pik. Wer würde ge­winnen?«

»Ich. Die Farben sind in aufsteigender Reihenfolge Kreuz, Karo, Herz und Pik.«

»Aber würden die meisten Leute es nicht für unentschieden erklä­ren?« gab Rick zu bedenken. »Ich meine, die meisten würden die Bedeutung der Farben nicht kennen. Nehme ich zumindest an. Wenn sich eine solche Situation ergäbe, würden Sie dann nicht eine Karte ziehen, und die höchste entscheidet?«

»In einer Situation mit zwei Royal Flushs würden beide einen Herzstillstand haben, und dann wäre es egal. So ein Zufall ist un­möglich.«

»Aber Sie kennen die Bedeutung der Farben.« Rick ließ nicht locker.

»Ja.«

»Gibt es noch eine andere Art, die Farben zu betrachten, eine Nicht-Poker-Art?« fragte Cynthia.

Er lehnte sich zurück. »Sicher.«

»Können Sie mir die nennen?«

»Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht. Sagen Sie's mir.« Er starr­te sie an.

»Also gut.« Sie lächelte ihn an. »Kreuz verkörpert die Menschheit auf der niedrigsten Stufe. Pik ist ein Schritt höher. Karo ist offen­sichtlich noch eine Stufe höher, aber der höchste Menschentyp würde in die Kategorie Herz fallen.«

»Gut gesagt.« Mickey konnte nicht umhin, das Lächeln der jungen Polizistin zu erwidern. Sie sah gut aus.

»Ein Kreuz und ein Pik sind schon verwendet worden«, sagte Rick gedehnt.

»Dann kommt als nächstes Karo. Jemand, der reich ist.« Mickey verschränkte die Arme. »Ich werd's nicht sein. Ich bin nicht reich.«

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