Chark raste auf die Grasbahn, Mickey Townsend war nicht weit hinter ihm. Arthur Tetrick schoß aus der Loge und lief die Betonstufen der Haupttribüne schneller hinunter, als irgend jemand für möglich gehalten hätte.
Der riesige Jim Sanburne lief direkt hinter ihnen. Fair war bereits auf der anderen Seite der Ziellinie auf der Bahn. Ein Begleitreiter führte Bazooka zu ihm.
Rick Shaw faßte Cynthia Cooper am Arm, als sie von dem Bereich, in dem die Wohnwagen und Kombis abgestellt waren, hinüberliefen.
»Ich hätte es kommen sehen müssen. Verdammter Mist!« fluchte er. »Sie bleiben hier. Sie wissen, was Sie zu tun haben. Ich fahre im Krankenwagen mit.«
»Ich mache später auf der Hampstead Farm weiter.«
»Gut.« Er hielt einem erschrockenen Bahnrichter sein Abzeichen hin und sprintete zum Krankenwagen, wo Addies bewußtlose Gestalt vorsichtig ins Heck geschoben wurde. Mit Tränen in den Augen sprang Chark zu ihr hinein.
Arthur langte zur gleichen Zeit wie Rick am Krankenwagen an. »Sheriff.« Rick zeigte der Ambulanzbesatzung sein Abzeichen. »Arthur, gehen Sie in die Loge und besorgen Sie mir ein Video von diesem Rennen. Sofort!«
»Ja, natürlich.« Arthur machte kehrt, zurück zur Haupttribüne, vorbei an den zwei trägen Camdener Polizisten.
»Jim, holen Sie den Sattel. Passen Sie auf, daß niemand sonst ihn berührt. Beeilen Sie sich, damit nicht irgend so ein wohlmeinender Hampelmann Ihnen zuvorkommt«, wies Rick an.
Ohne Kommentar schritt Jim zum vorletzten Hindernis.
»Mickey, suchen Sie Deputy Cooper. Sie wird am Führring sein. helfen Sie ihr. Sie kennen diese Leute. Mit Ihnen werden sie reden.«
»Klar.« Mickey zog ab zum Führring und sprang in der Eile über die Barriere.
»Chark, ich komme mit Ihnen.« Rick hievte sich ins Heck des Krankenwagens.
Der Beifahrer schloß die schwere Tür hinter ihnen. Mit eingeschalteten Blinklichtern fuhr der Wagen auf der Seite der Bahn. Der Fahrer, der sich mit Pferden auskannte, würde die Sirene erst auf der Schnellstraße einschalten.
»Wer hat das Pferd gesattelt?« Rick winkte den gestikulierenden Polizisten zu.
»Ich.« Chark hielt die Hand seiner Schwester.
»Wo verwahren Sie das Sattelzeug?«
»Bei den Boxen.«
»Hampstead Farm?«
»Nein, nein, die Boxen auf der Rennbahn. Wir lassen uns die Nummerndecken geben, vorher ziehen wir die Startnummer, dann satteln wir auf.«
»Wäre ein Leichtes für jemanden, sich an Sattel und.« Rick hielt inne, weil ihm der Ausdruck nicht einfiel.
»Gurt«, sagte Chark.
»Richtig, Gurt, sich daran zu schaffen zu machen.«
»Ja, aber ich habe Bazooka gesattelt. Ich hätte es gesehen.« Er drückte die Hand seiner Schwester, die Tränen liefen ihm übers Gesicht. Er berührte das Christopherusmedaillon und drehte es herum. »Was in Gottes Namen.«, flüsterte er.
»Was ist das?«
»Es ist Mutters. Wir haben es seit dem Tag, an dem sie verschwand, nicht mehr gesehen.« Er starrte Rick verständnislos an.
Die Frau vom Rettungsdienst hielt Adelias Kopf fest zwischen ihren Händen. Falls Addies Hals gebrochen war, könnte eine einzige Erschütterung eine schlimme Situation noch sehr viel schlimmer machen.
Rick, auf den Knien, beugte sich vor. Er las die Inschrift laut:Er ist mein Stellvertreter. In Liebe, Charley.
»Dad hat es Mom in dem Jahr ihrer Hochzeit geschenkt.«
»Und Sie haben es nicht mehr gesehen, seit Ihre Mutter verschwand?«
»Nein.«
Rick ging in die Hocke, als die Ambulanz zum Krankenhaus raste.
»Sheriff.«
»Hm?« Rick war mit seinen Gedanken weit weg.
»Wer immer das gehabt hat, der hat meine Mutter umgebracht.«
Rick legte Charles seine Hand auf die Schulter. Er sagte nichts, aber er betete inständig, betete, daß Adelia am Leben bleiben, betete, daß sie nicht gelähmt sein würde, und betete, daß er die Polizei von Camden dazu bewegen könne, sie rund um die Uhr zu bewachen, bis sie nach Albemarle County verlegt werden konnte.
»Charles, Sie werden verstehen, daß mein Job mich zwingt, anstößige Fragen zu stellen.«
»Ja, Sir.«
»Könnte Ihre Schwester Ihre Mutter umgebracht haben?«
»Niemals.« Charles' Stimme war ruhig, obwohl die Tränen unablässig strömten.
»Adelia wird morgen volljährig. Haben Sie ihren Tod gewünscht?«
»Nein«, flüsterte Charles kopfschüttelnd.
»Und Arthur Tetrick? Hätte er durch den Tod Ihrer Schwester etwas zu gewinnen?«
Chark fand die Sprache wieder. »Nein. Seine Zeit als Testamentsvollstrecker läuft morgen um Mitternacht aus. Selbst wenn« - er würgte - »sie nicht durchkommt, hat er nichts zu gewinnen.«
»Haben Sie eine Ahnung, wer es getan haben könnte?«
»Da fällt mir nur eine Person ein. Linda Forloines. Wegen dem Kokain.«
»Wir dachten, sie würde vielleicht auftauchen. Verkleidet. Es ist ein bißchen weit hergeholt, aber« - er drückte Charks Schulter - »wir waren beunruhigt.«
»Sie könnte jemanden bezahlt haben, um es zu tun.«
»Ja. Deputy Cooper knöpft sich in diesem Augenblick die Funktionäre und Jockeys gründlich vor.«
»Sheriff, ich hatte einen dummen Streit mit Addie. Sollte etwas passieren« - er bedeckte die Augen -, »könnte ich nicht weiterleben. Ich könnte es nicht.«
»Sie wird schon wieder«, schwindelte Rick, denn er konnte es nicht wissen. »Sie werden jede Menge Zeit haben, das auszubügeln.«
Rick warf der Frau vom Rettungsdienst, die zu Addie hinuntersah, einen flehenden Blick zu.