Totem, ein Vollblüter, heißer als der Hades, warf die meisten Menschen ab, die ihn bestiegen. Der einzige Grund, weshalb er nicht zu Hundefutter verarbeitet wurde, war der, daß er rennen konnte wie der Blitz. Dr. D'Angelo hatte ihn Mickey Townsend in Montpelier auf Anhieb abgekauft. Linda Forloines, wütend, weil sie nicht an dem Handel beteiligt war und daher keine Provision erhielt, heckte einen Plan aus, wie sie das Tier loswerden konnte.
Sie versprach Dr. D'Angelo, gewissenhaft mit Totem zu arbeiten. Sie nahm dann ein Stück Seife und schäumte ihn fünfzehn Minuten, bevor D'Angelo in den Stall kam, ein. Dadurch sah das Pferd aus, als sei mit ihm trainiert worden. Dann dachte sich Linda eine Geschichte aus, wie es sich aufgeführt hatte, gespickt mit lauter kleinen Details, um ihre Lügen zu zementieren. Sobald D'Angelo gegangen war, spritzte sie das Pferd ab und brachte es auf die Koppel. Will ergriff das Halfter mit einem Führzügel über der Nase und half seiner Frau, das Pferd auf die Koppel zu führen.
»Innerhalb von zwei Monaten hab ich das Pferd hier weggeschafft«, prahlte sie.
»Wie?«
»Sag Bob Drake, er soll ihn reiten, wenn D'Angelo hier ist.«
»Bob Drake kann dieses Pferd nicht reiten.«
»Genau.« Sie grunzte, als das große Tier sie anrempelte. Sie schlug ihm mit der Faust in den Brustkorb und hoffte, daß er sie nicht noch einmal anrempeln würde.
Beide stießen einen Seufzer der Erleichterung aus, als Totem in seine Koppel ging und das Tor sich hinter ihm schloß.
»Linda, Bob könnte verletzt werden - schwer.«
Sie zuckte die Achseln. »Er ist ein großer Junge. Er muß das Pferd nicht reiten.«
Will dachte darüber nach. »Angenommen, er kriegt einen Tritt. Was dann?«
»Dann sage ich D'Angelo, mit so einem Pferd könnte er gerichtlich belangt werden. Es wäre am besten, wenn ich ihn davon befreite.«
Will lächelte. »Das dürfte eine hohe Provision geben.« »Denk nur.« - sie zwinkerte ihm zu - , »wir werden unseren eigenen Stall haben - sehr bald. Wir können in diesem Geschäft Geld verdienen. Richtig viel Geld.«
»Und wenn D'Angelo nicht verkaufen will?«
»Er wird wollen.« Sie rieb sich die Hände. »Ich kenne ihn durch und durch. Hör mal, Schatz, ich muß heute abend eine Lieferung abholen. Ich werde sehr spät zurück sein.«
Er runzelte die Stirn. »Ich wollte, du würdest mich mitnehmen.«
»Mir passiert nichts. Besser, nur einer von uns kennt den Lieferanten. Es ist sinnlos, dich mit reinzuziehen. Und er würde es auch gar nicht erlauben.«
Will hielt schützend die Hände über den Kopf, als ein Windstoß Stroh- und Heuschnitzel durch die Gegend blies. »Es ist gefährlich.«
»Ach was.«
»Zwei unserer besten Kunden sind tot.«
»Das hat nichts mit uns zu tun.«
»Gott, das will ich hoffen.« Alles Leben wich aus Wills Zügen.
Aus zwei Gründen wollte Linda nicht, daß Will den Lieferanten kannte. In einer brenzligen Situation würde er womöglich auspacken und alles verderben. Und er würde die genaue Menge Koks erfahren, die an sie verkauft wurde. Das paßte ihr nicht in den Kram, weil er nicht wissen sollte, wieviel sie für sich selbst zurückbehielt. Sie verschnitt es einmal leicht, bevor sie es nach Hause brachte. Dann verschnitten sie und Will es zusammen mit einem weißen Abführpulver.
Will war sozusagen die Muskelkraft ihres Gespanns. Sie war das Gehirn. Für ihn galt das Motto:>Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.<
Als Linda später am Abend, um halb elf, mit dem Transporter aus der Einfahrt fuhr, lief Will nach draußen und sprang in D'Angelos alten Farmtransporter. Er folgte ihr ohne Licht, bis sie in die Route 15 in südlicher Richtung einbog. Er ließ ein paar Autos als Pufferzone zwischen sich und seine Frau. Dann schaltete er die Scheinwerfer ein und folgte ihr zu ihrer Verabredung.