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Die ganze Truppe - Harry, Miranda, Fair, Cynthia, Rick, Big Mim, Little Marilyn, Jim, Susan, Herbie, Market Shiflett, Mrs. Murphy, Pewter und Tucker - saß am nächsten Tag im Hinterzimmer des Postamts. Addie war aus dem Krankenhaus entlassen worden, aber jetzt lag Chark drin. Sie hatte sich vom Krankenwagen zum Martha Jefferson Hospital mitnehmen lassen, um bei ihrem Bruder zu sein; er würde genesen, aber die Kugel hatte einen Knochen zerschmettert.

Arthur hatte die Morde an Marylou Valiant, Sargent Wilcox, alias Nigel Danforth, und Coty Lamont gestanden. Als Anwalt wußte er, daß es nach seinem Benehmen in der Kirche zappenduster für ihn aussah, deshalb hatte er beschlossen, sich mit einem Schuldbekennt­nis der Gnade des Gerichts auszuliefern und damit der Todesstrafe zu entgehen.

Rick, der Arthur verhört hatte, fuhr mit seiner Geschichte fort. »­vermutlich das einzige Mal, daß Arthur jemals aus Leidenschaft han­delte, aber als er Marylou Valiant getötet hatte, mußte er die Leiche loswerden. Durch einen dummen Zufall liefen ihm Coty und Sargent über den Weg, als er Marylou zu seinem Wagen schleppte. Sargent war erst seit zehn Tagen in Arthurs Stall, aber er erwies sich als wil­lig und anpassungsfähig. Er und Coty halfen ihm, Marylou an dem letzten Ort zu vergraben, wo jemals einer nachsehen würde - in Mims Stall. Sargent muß das Christophorus-Medaillon eingesteckt haben, als niemand hinsah. Kurz darauf gab Arthur die Hindernis­rennen auf.«

Mim warf ein: »Das weiß ich noch. Er sagte, er könnte ohne Mary­lou nicht weitermachen. Es sei ihr Sport. Er würde sich als Funktio­när betätigen, aber keine Pferde mehr laufen haben. Was war er bloß für ein Schauspieler.«

»Als Marylou verschwand, waren Arthur und Mickey Townsend aus naheliegenden Gründen die beiden Hauptverdächtigen. Es war uns allerdings nicht möglich herauszufinden, ob Marylou überhaupt tot war. Wir hatten eigentlich kein Verbrechen, wir hatten kein Op­fer, wir hatten nur eine vermißte Person«, sagte Rick.

»Und Arthur war ein äußerst gewissenhafter Vollstrecker von Ma­rylous Testament.« Jim Sanburne hakte seine Finger in seinen Gür­tel.

»Aber was ist passiert, das seinen Mordtrip ausgelöst hat?« Fair streckte sein bandagiertes Bein langsam aus. Es fühlte sich besser an, wenn er es hin und wieder bewegte.

»Sargent ist zurückgekommen«, sagte Cynthia. »Hat sich an Addie rangemacht. Und hat Coty, der bis dahin ganz zufrieden war, aufge­hetzt, höhere Forderungen zu stellen.«

»Oh, das muß Arthur eine Heidenangst eingejagt haben«, entfuhr es Herbie.

»Nicht so sehr wie der Anblick von Marylous Christophorus- Medaillon um Addies Hals, vor dem Colonial-Cup-Rennen«, sagte Cynthia.

»Er dachte, sie wüßte Bescheid?« fragte Miranda.

»Ihm wurde klar, daß Sargent oder Coty das Medaillon an sich ge­nommen haben mußte. Er fürchtete, Nigel - Sargent - hätte es Addie erzählt, und sie würde es nach dem Rennen Rick erzählen. Man stelle sich seinen Schock vor, als er das königsblaue Medaillon sah, unmit­telbar bevor sie auf die Bahn rausging«, sagte Rick.

»Ich war erschüttert, als ich es sah.« Mim schüttelte den Kopf.

»Sargent und Coty haben ihn schwer geschröpft. Er hatte nichts anderes im Sinn, als sie zu töten. Addie hat alles durcheinanderge­bracht«, fügte Cynthia hinzu.

»Und was ist mit Linda und Will? Sie sind immer noch ver­schwunden.«

Rick drehte die Handflächen nach oben. »Weiß ich nicht. Wir ha­ben keine Ahnung, ob sie noch am Leben sind. Ihre Abwesenheit wird gewiß von niemandem bedauert, und ich bezweifle, daß Arthur sich genötigt sah, sie umzubringen. Ich glaube nicht, daß sie etwas wußten. Wir wissen nur, daß Dealer früher oder später manchmal bekommen, was sie verdienen.«

Während die Gruppe redete, fütterte Harry die Katzen und den Hund mit Brocken von den Schinkenbroten, die Market mitgebracht hatte.

»Was hatten die Damen zu bedeuten?« fragte Mim.

»Arthur sagte, die hatten nur den Sinn, uns alle verrückt zu ma­chen. Verfluchte Dame, hat er gesagt und mir ins Gesicht gelacht. Marylou war eine verfluchte Dame, als sie ihn wegen Mickey fallen­ließ. Arthur ist explodiert, und hat sie erwürgt.« »Addie hat Glück, daß sie noch lebt«, sagte Miranda leise. »Die armen Kinder. Was die alles durchgemacht haben.«

»Ja.« Mim nahm ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und betupf­te sich die Augen.

Mrs. Murphy warf ein:»Männer wie Arthur sind es nicht gewöhnt, abgewiesen zu werden.«

»Hier, nimm noch ein bißchen Schinken.« Miranda bot der Katze ein Stück an, weil sie das Miauen als Bitte um Futter deutete.

»Ich wette, er hat Mickey Townsend an jenem schrecklich verreg­neten Tag von der Straße abgedrängt - er verlor langsam die Beherr­schung.« Miranda erinnerte sich an den kalten Tag.

Harry beobachtete Pewter, die hinauflangte und sich ein halbes Schinkenbrot schnappte. »Market, wir könnten uns Pewter teilen. Wie war's, wenn ich sie jeden Abend mit nach Hause nehme, und tagsüber kann sie im Laden arbeiten und auch hier?«

»Ja!« miaute Pewter.

Market lachte. »Denk nur, wieviel Geld ich dadurch sparen wür­de!«

»Ja, Pewter ist ein Tiger im Tran«, zog Mrs. Murphy ihre Freundin auf.

Das Telefon klingelte. Harry ging ran. »Oh, hallo, Mrs. Carpenter. Es geht? Großartig. Warten Sie, ich gebe Ihnen meine Kreditkarten­nummer.« Harry zog eine Kreditkarte aus ihrer Geldbörse und las ihre Nummer ab.

»Was kaufen Sie?« erkundigte sich Miranda.

»L.L. Bean macht mir in Sonderanfertigung ein Paar Gummistiefel in meiner Größe mit dreißig Zentimeter hohen Schäften.«

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