Will Forloines' Gesicht wurde lang und länger. Er lief dunkelrot an. Er konnte nicht mehr an sich halten. »Das war verdammt blödsinnig, was du mit Nigel gemacht hast.«
»Scheiß drauf.«
»Quatsch mich nicht dumm an, Linda. Ich kann auch ganz anders, dann wird dir das Lachen vergehen.«
»Ich liebe es, wenn du wütend wirst«, parodierte sie alte Filme.
Er wendete den Blick von der Straße zu ihr. »Du kannst von Glück sagen, daß er keine Klage eingereicht hat.«
»Ich hatte ihn doch in der Hand.«
»Ach - und wenn er dich drangekriegt hätte? Du konntest nicht wissen, daß er nichts gegen dich unternehmen würde.«
»Will, überlaß mir das Denken.«
Ein Rad des nagelneuen Nissan kam von der Straße ab. Will lenkte den Blick schleunigst wieder auf die Fahrbahn. »Du riskierst zuviel. Eines Tages geht der Schuß nach hinten los.«
»Waschlappen.« Während sie ihn beschimpfte, ließ sie vorsichtshalber ihre Hand auf seinen Schoß fallen.
»Es läuft gerade so gut. Ich will nicht, daß was schiefgeht.«
»Will, reg dich nicht auf. Fahr weiter und hör zu.« Sie atmete durch die Nase ein. »Nigel Danforth hat die letzten zwei Monate massenweise Kokain gekauft. Er kann nicht singen.«
»Von wegen. Er kann uns als Dealer verpfeifen.«
»Der ist doch lieber wegen einem Rennen wütend auf mich, als daß er seinen Kontakt verliert. Und wenn er uns verpfeift, läßt er sich selbst auffliegen - und seine Freundin gleich mit. Das ganze Geld kommt schließlich nicht von Renneinnahmen.«
Will fuhr ein paar Minuten. »Ja, aber du setzt alles aufs Spiel.«
»Hat immerhin diesen Wagen finanziert.« Sie rückte näher an ihn heran.
»Linda, du« - er zischte - »gehst zu viele Risiken ein.«
»Das Risiko ist der Kick.«
»Nicht für mich, Babe. DasGeld ist der Kick.«
»Und wir sitzen mittendrin. Dr. D'Angelo schwimmt in Geld, und er ist dumm wie Brot.«
»Nein, ist er nicht«, widersprach Will. »Er ist dumm, was Pferde angeht, aber nicht in seiner Arbeit, sonst hätte er nicht soviel Geld verdient. Früher oder später wird er Lunte riechen, wenn du versuchst, ihm zu viele Pferde auf einmal zu verkaufen. Geh es langsam an. Ich möchte gern mal ein paar Jahre an ein und demselben Ort leben.«
Sie wartete einen Moment. »Klar.«
Da dies nicht sehr überzeugend klang, schoß Will verärgert zurück: »Mir gefällt es, wo wir leben.«
Sie flüsterte ihm ins Ohr; sie ließ ihre Meinungsverschiedenheit mit ihm gerade so weit ausufern, daß sie bei der Auseinandersetzung >gewinnen<, ihn in der Hand behalten konnte. Vielleicht liebte sie ihren Mann, aber auf alle Fälle brauchte sie ihn. Er war so leicht zu gängeln, daß sie sich stark und gerissen vorkam. »Wir werden so viel Geld verdienen, daß wir uns eine eigene Farm kaufen können.«
»Ja.« Seine Stimme verklang.
Sie lächelte. »Nigel wird es vergessen. Garantiert. Er schuldet mir Geld für ein Kilo. Er kommt morgen, um den Rest zu bezahlen. Einen Teil hab ich heute vor dem Rennen bekommen.« Sie lachte. »Der konnte es wahrscheinlich gar nicht fassen, als ich ihm eine gelangt habe. Aber er wird es vergessen. Er wird so vollgekokst sein, daß er mich für seine beste Freundin hält.«