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Die Füchse blieben im Bau, die Feldmäuse kuschelten sich in ihre Nester, die Blauhäher, diese großmäuligen Diebe, wagten sich nicht hinaus Der Regen ließ schließlich nach, doch die Temperatur sackte ab, und festes Eis bedeckte den Erdboden.

Zum Glück gab es nicht viel Verkehr, da Sonntag war. Das verrin­gerte zwar die Zahl der Karambolagen, gab aber auch den meisten Menschen das Gefühl, bei sich zu Hause von der Welt abgeschnitten zu sein.

Mrs. Murphy jagte auf dem Heuboden, während Tucker in der ge­heizten Sattelkammer schlief. Simon, das Opossum, schlummerte tief auf seiner alten Pferdedecke, die Harry zu seinem Wohl gestiftet hatte. Die Eule oben in der Kuppel schlief ebenfalls.

Die Tigerkatze wußte, wo die Kletternatter schlief, und machte ei­nen großen Bogen um sie. Die Natter war inzwischen fünf Jahre alt und selbst im Winterschlaf eine furchteinflößende Erscheinung.

Murphy kauerte auf einem Heuballen, einer wohlduftenden Mi­schung aus Wiesengras und Alfalfa, und lauschte auf die piepsenden Mäuse. Sie hatten in der hinteren Ecke des Heubodens einen Heubal­len ausgehöhlt und Bindfäden, Papierstückchen, sogar Bleistift­stummel hineingeschleppt, bis die Behausung richtig eingerichtet und kuschelig war. Mrs. Murphy wußte, daß regelmäßig eine Maus herauskam, über den Heuboden und seitlich eine Box hinunter- und dann zwischen den Gitterstäben hinaushuschte. Das Ziel war ge­wöhnlich die Futterkammer oder die Sattelkammer. Die Mäuse hat­ten ein Loch in Harrys verblaßte jägergrüne Stalljacke gefressen. Mrs. Hogendobber hatte sie ihr geflickt, denn für Harry war Stallar­beit ohne diese Jacke unvorstellbar.

Harry warf Tomahawk, Gin Fizz und Poptart halbe Futterrationen vom Heuboden herunter, was bei den Tieren unten endloses Gejam­mer hervorrief. Wenn die Pferde nicht ins Freie gebracht und ordent­lich bewegt werden konnten, schränkte Harry die Futtermenge ein. Sie fürchtete Koliken wie die Pest. Ein Pferdedarm konnte verstop­fen oder, schlimmer noch, sich verdrehen, und dann wälzte sich das Tier in seiner Qual auf der Erde und verendete manchmal sehr schnell. Normalerweise konnte eine Kolik aber wirksam behandelt werden, wenn sie früh genug erkannt wurde.

Die drei Pferde - zwei Wallache und eine Stute -, aufsässig, da bei guter Gesundheit, konnten sich eine Kolik nicht vorstellen, und so schimpften und stöhnten sie, knallten ihre Futtereimer scheppernd gegen die Wand und riefen einander zu, was für ein schrecklicher Mensch Harry sei, sie um ihr Futter zu betrügen.

Mrs. Murphy wollte ihnen gerade sagen, sie sollten still sein und sich glücklich schätzen, als eine Maus aus dem Nest geflitzt kam. Die Katze sprang auf und in die Luft, eine perfekte Flugbahn zum Zuschlagen, doch als die listige Maus einen Schatten sah und dann die Katze roch, lief sie im Zickzack und schaffte es bis zur Boxen­wand.

Mrs. Murphy konnte nicht seitlich an der Box hinunter, weshalb sie sich auf den Balken darüber begab und sich genau in dem Moment in Poptarts Box hinunterfallen ließ, als die Maus zwischen den Gitter­stäben aufkreuzte. Mrs. Murphy stieß sich mit dem Hinterteil ab, sauste zu dem Boxengitter, griff mit den Pfoten das Ende eines Git­terstabes, dann rutschte sie in die Box zurück, weil ihre Krallen an dem Eisen keinen Halt fanden.

»Verdammt!« fluchte sie laut.

»Du kriegst die Mäuse nie, Murph.« Poptart kaute ruhig ihr Heu. »Sie warten, bis du aufkreuzt, und rennen dann wie verrückt. Sie frißt gerade Körner in der Futterkammer und lacht über dich.«

»Ach, wie nett von dir, mir das zu sagen«, fauchte Murphy.»Ich sehe nicht, daß du irgend etwas tust, um den Stall von Geschmeiß zu befreien. Überhaupt, Poptart, sehe ich nicht, daß du irgendwas tust, außer dich vollzufressen.«

Gelassen und über die Schmähung erhaben, senkte die große Stute den Hals, bis sie Murphys Nase berührte.»He, Kurze, du bist in mei­ner Box gefangen, also hüte deine Zunge.«

»Jaja.« Damit sprang die Katze auf den breiten grauen Rücken des Pferdes. Poptart drehte sich erschrocken längsseits der Gitterstäbe. Mit einer einzigen fließenden Bewegung schwang sich Mrs. Murphy durch das Boxengitter und landete auf der Sattelkiste davor.

Poptart blinzelte durch die Gitterstäbe, als Mrs. Murphy jubelte: »Du bist vielleicht größer, aber ich bin schlauer!«

Das Pferd, mit einem starken Sinn für Humor ausgestattet, kicherte und machte sich dann wieder über die Wiesengras-Alfalfa-Mischung her, die köstlich schmeckte.

Die Katze trabte in die Futterkammer. Und richtig, sie konnte die Maus hinter dem Futterbehälter hören. Harry kleidete ihre Futterbe­hälter mit Weißblech aus, weil Mäuse sich durch fast alles hindurch­fressen konnten. Doch Körner schwappten über, und die Mäuse hat­ten ein kleines Loch in die Wand gefressen. Sie holten sich ein paar Körner und liefen dann in ihr Loch, um die Beute zu genießen.

Mrs. Murphy setzte sich vor das Loch.

Eine winzige Nase lugte heraus, die schwarzen Barthaare waren kaum sichtbar.»Ich weiß, daß du da bist, und ich komm nicht raus. Geh nach Hause und friß Thunfisch.«

Murphy schlug auf das Loch, und die kleine Nase zog sich zurück. »Ich bin eine Katze. Ich töte Mäuse. Das ist mein Job.«

»Töte Maulwürfe. Die sind nämlich gefährlicher. Wenn ein Pferd in einen Maulwurfhaufen tritt? Knacks.«

»Bist wohl sehr schlau, was?«

»Nein, bloß praktisch«, quiekte die Maus.

»Wir sind alle Teil der Nahrungskette.«

»Verkrümel dich!« Zur Untermalung ihres Standpunkts warf die Maus ein Stückchen gepreßten Hafer heraus.

»Ich krieg dich schon noch«, warnte Mrs. Murphy.»Ihr Kerle könnt in einer Woche ein Kilo Körner fressen. Das kostet meine Mut­ter Geld, und sie ist ziemlich arm dran.«

»Nein, ist sie nicht. Sie hat dich, und sie hat diesen albernen Hund.«

»Versuch bloß nicht, mir zu schmeicheln. Ich bin dein Feind, wie du weißt.«

»Feinde sind relativ.«

Mrs. Murphy dachte darüber nach.»Bist wohl ein kleiner Philo­soph, was?«

»Ich glaube nicht an Feinde. Ich glaube, es gibt Situationen, wo wir uns Nahrungsquellen streitig machen. Wenn nicht genug für alle da ist, kämpfen wir. Ist genug da, schön. Im Moment reicht es für alle, und ich esse nicht soviel, und meine Familie auch nicht. Also friß mich nicht... oder die Meinen.«

Die Tigerkatze leckte sich die Pfote und rieb sich damit über die Ohren.»Ich werde darüber nachdenken, was du gesagt hast. Aber es ist mein Job, diesen Stall und dieses Haus sauberzuhalten.« »Du hast schon das Handschuhfach des Transporters ausgeräumt. Du hast deine Pflicht erfüllt.« Die Maus spielte auf Murphys grau­same Ausrottung einer Feldmausfamilie an, die sich im Handschuh­fach angesiedelt hatte. Sie hatten die Drähte durchgenagt, die in den Sicherungskasten führten, und den Transporter mausetot gemacht. Als Murphy die Eindringlinge verputzt hatte, ließ Harry ihren Trans­porter reparieren, was sie die stattliche Summe von 137,82 Dollar kostete.

»Wie gesagt, ich werde darüber nachdenken.«

»Murphy«, rief Harry. »Laß uns gehen, Miezekatze.«

Murphy tappte aus der Futterkammer. Tucker watschelte mit ver­schlafenem Blick hinter Harry drein. So fit sie war, Tucker watschel­te trotzdem, zumindest kam es Mrs. Murphy so vor.

»Was haste gemacht?«

»Hab versucht, Mäuse zu fangen. Du hättest den Leisetreter hören sollen, der sich in der Futterkammer verkrochen hat, wo ich ihn schließlich mit meinem rasanten Tempo gestellt habe.«

»Was hat er gesagt?«

»Ein Argument nach dem anderen, warum ich ihn und seine Fami­lie in Ruhe lassen soll. Er hat gesagt, Feinde seien relativ. Also, das ist doch der Hammer.«

Als Harry die Stalltür aufschob, veranlaßte ein Schwall eisiger Luft die Tiere, ihr Fell zu sträuben. Tucker, die jetzt hellwach war, sauste durch die Fliegentür zum Haus und durch die Tierpforte in die Kü­che. Mrs. Murphy joggte neben Harry her, die zur hinteren Veranda schlitterte.

»Mit Schnee werde ich fertig, aber dieses Eis hasse ich!« schimpfte Harry, als ihre Beine auseinanderspreizten. Sie plumpste aufs Eis.

»Komm, Mom.« Mrs. Murphy huschte an ihre Seite.

Tucker trat schuldbewußt aus dem Haus. Ihre Krallen, die nicht so scharf waren wie Murphys, konnten auf dem Eis nicht greifen, des­wegen blieb sie, wo sie war, solange man nicht nach ihr rief.

»Kriech auf allen vieren«, empfahl Tucker.

Harry rappelte sich hoch und fiel gleich wieder hin. Und kroch dann auf Händen und Knien zur Hintertür. »Wie bin ich nur vorhin zum Stall gekommen?«

»Du bist viel langsamer gegangen, und die Sonne macht das Eis glitschiger, glaube ich«, sagte Mrs. Murphy.

Schließlich kämpfte sich Harry unter Mrs. Murphys Zuspruch auf die umschlossene hintere Veranda. Sie zog ihre Gummistiefel aus und öffnete die Tür zur Küche, froh, die Wärme zu spüren. Mrs. Murphy dachte ausführlich über die Worte der Maus nach, daß Fein­de relativ seien. Dann kam ihr ein neuer Gedanke. Sie hörte zu fres­sen auf und rief zu Tucker herunter:»Ist dir schon mal auf gefallen, wieviel größer wir sind als Mäuse, Maulwürfe und Vögel? Unsere Beute?«

»Nein, hab ich nie drüber nachgedacht. Wieso?«

»Wir sind größer. Gelegentlich erlege ich ein Kaninchen, aber meine Beutetiere sind kleiner als ich.«

»Und fixer.«

»O nein, sind sie nicht!« brüllte Mrs. Murphy Tucker an.»Niemand ist fixer als ich. Sie haben einen Vorsprung, und die halbe Zeit erlege ich sie trotzdem. Außerdem haben sie Augen an der Seite. Sie können uns kommen sehen, Tucker.«

»Ja, ja.« Tucker, zufrieden, weil sie der kätzischen Eitelkeit eins ausgewischt hatte, legte den Kopf auf die Pfoten, und ihre feuchten braunen Augen sahen zu den zornigen grünen auf.

»Ich werde diese Diskussion nicht fortsetzen. Ich behalte meine Er­kenntnis für mich.« Hochmütig kehrte die Katze dem Hund den Rücken und spazierte auf der Küchenanrichte entlang. Vor der Plätz­chendose aus bemalter Keramik in Form eines lachenden Schweins blieb sie stehen.

»Sei nicht so empfindlich.« Tucker lief auf dem Fußboden mit.

»Ich sehe nicht ein, warum ich eine Diskussion mit einem Tier fort­setzen soll, das keine Achtung vor meinen Fähigkeiten hat.« Sie war ein bißchen verschnupft, weil sie die Stallmaus nicht zur Strecke gebracht hatte.

»Tut mir leid. Du bist erstaunlich fix. Ich bin nicht ganz bei mir wegen dem Eis.«

Eifrig teilte die Katze ihre Gedanken mit:»Also, ich habe darüber nachgedacht, wie klein Jockeys sind. Wie Beute.«

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