Das Colonial-Cup-Rennen, auf das sie gewartet hatten, stand kurz bevor.
Mim gesellte sich zu ihrem Mann, Harry, Mrs. Hogendobber und Fair in der Loge auf der Haupttribüne. Sie war vom Führring herübergelaufen, wo sie Addie zugelächelt und ihr Glück gewünscht hatte, wobei sie ihren Blick die ganze Zeit auf das Christopherusmedaillon richtete. Als Chark seiner Schwester in den Sattel half, ging Mim zur Haupttribüne, aus Angst, die Valiants mit ihrer Nervosität anzustecken. Ihr beigefarbenes Wildlederkostüm, von ihrem unvermeidlichen Hermesschal gekrönt, wies nicht einen Knitter, Krumpel oder Flecken auf, obwohl sie unentwegt hin und her hetzte. Sie setzte sich hin, die Kiefer zusammengepreßt. Little Marilyn hätte ihrer Mutter den Schal am liebsten um den Hals geschnürt. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn Mim so angespannt war, deshalb setzte sie sich ein Stück weit den Gang hinunter zu ZeeZee Thompson.
Niemand sprach. Nicht mal Tucker, die reglos auf Harrys Schoß saß.
Addie, schimmernd im purpurfarbenen Seidendreß, ging auf Bazooka im Kreis, kam dann an den Start. Das gelbe Startband war straff über die Bahn gespannt. Die Pferde nahmen Aufstellung, seitwärts stolzierend und schnaubend. Dann schnellte das Band - schnapp - zurück, und sie rannten los.
Bazooka ging in Führung. Chark, der in der Nähe des Starts war, lief zur Haupttribüne, um besser sehen zu können, und stieß auf dem Weg dorthin wieder mit Mickey Townsend zusammen. Er entschuldigte sich und ging weiter, ließ Mickey stehen, der sich den Staub abklopfte. Das Pferd, das Mickey trainierte - es gehörte einem Kunden aus West Virginia -, lief im Mittelfeld.
»Sie hat ein zu schnelles Tempo«, murmelte Mim durch den spannungsschmalen Schlitz, der ihr Mund war.
»Keine Bange, Schatz. Addie weiß, was sie tut.«
Arthur Tetrick, während dieses Rennens oben in der Loge des Rennbahndirektors, stand dort mit heruntergeklappter Kinnlade. Er spähte über Colbert Masons Schulter auf die große Digitalanzeige. »Das schafft sie nie.«
»Wie ein Teufel«, erwiderte Colbert lakonisch.
Bazookas Schritte wurden mit jedem Ausgreifen seiner schwarzen Hufe größer. Addie saß nahezu reglos auf ihm, sie bewegte sich nur, wenn sie nach jedem gelungenen Sprung auf der Erde landeten.
Sosehr sie sich auch anstrengten, kein anderes Pferd kam an sie heran. Das Rennen, das absolut perfekt war, wirkte auf Addies Fans wie ein Traum. Die Menge kreischte ebenso aus Fassungslosigkeit wie vor Aufregung.
Am vorletzten Zaun schwang Bazooka sich hinüber, landete wieder perfekt, und vier Längen hinter dem Zaun rutschten Addie und der Sattel herab und unter Bazooka. Sie schlug mit einem dumpfen Knall auf der Erde auf.
Wäre sie während eines Sprungs gestürzt, sie wäre regelrecht abgeworfen worden. Doch der Sattel rutschte links herunter und geriet ein wenig unter Bazooka. Sein linker Hinterhuf streifte Addies Kopf. Sie kugelte sich zusammen.
Ein widerspenstiges Pferd, das Addie auf der Erde sah, drehte durch. Der Reiter gab sich alle Mühe, doch das Tier stürmte direkt über den gestürzten Jockey hinweg.
Bazooka ging als erster durchs Ziel, gerade als der Krankenwagen bei der bewußtlosen Addie auf der Bahn eintraf.