VI.

Peter Stepanowitsch ging zuerst zu Kirillow. Dieser war wie gewöhnlich allein und war diesmal damit beschäftigt, mitten im Zimmer turnerische Freiübungen auszuführen; nämlich mit gespreizten Beinen dastehend, schwenkte er die Arme in einer besonderen Weise über dem Kopfe herum. Auf dem Fußboden lag ein Ball. Auf dem Tische stand der noch nicht weggeräumte, schon kalt gewordene Morgentee. Peter Stepanowitsch blieb ein Weilchen auf der Schwelle stehen.

»Sie sind ja sehr besorgt um Ihre Gesundheit,« sagte er laut und heiter, als er dann ins Zimmer trat. »Aber was ist das für ein prächtiger Ball! Hui, wie er springt! Dient der auch zur Leibesübung?«

Kirillow zog sich den Rock an.

»Ja, er ist auch zur Gesundheit da,« murmelte er trocken. »Setzen Sie sich!«

»Ich bin nur auf einen Augenblick gekommen. Aber hinsetzen will ich mich. Lassen wir nun die Gesundheit; ich bin hergekommen, um Sie an die Verabredung zu erinnern. Unser Termin rückt ›in gewissem Sinne‹ heran,« schloß er mit einer ungeschickten Begründung.

»Was für eine Verabredung?«

»Was ist das für eine Frage?« fuhr Peter Stepanowitsch auf. Er hatte ordentlich einen Schreck bekommen.

»Es besteht keine Verabredung und keine Verpflichtung; ich habe mich durch nichts gebunden; das ist von Ihrer Seite ein Irrtum.«

»Hören Sie mal, was reden Sie denn da?« rief Peter Stepanowitsch und sprang nun vollständig in die Höhe.

»Ich habe meinen freien Willen.«

»Welchen?«

»Den früheren.«

»Wie ist das zu verstehen? Das bedeutet doch, daß Sie wie früher denken?«

»Ja. Nur ist keine Verabredung da und ist nie eine dagewesen, und ich habe mich durch nichts gebunden. Es war lediglich mein Wille und ist auch jetzt mein Wille.«

Kirillow sprach in scharfem, mißmutigem Tone.

»Einverstanden, einverstanden; sagen wir ›Wille‹, wenn nur dieser Wille sich nicht geändert hat,« sagte Peter Stepanowitsch und setzte sich mit zufriedener Miene wieder hin. »Sie ärgern sich über Worte. Sie sind in der letzten Zeit sehr reizbar geworden; darum bin ich einmal herangekommen, um Sie zu besuchen. Übrigens war ich vollkommen davon überzeugt, daß Sie Ihren Entschluß nicht ändern würden.«

»Sie sind mir sehr widerwärtig; aber Sie können vollkommen überzeugt sein! Obgleich ich die Begriffe Veränderung und Nichtveränderung nicht gelten lasse.«

»Aber wissen Sie,« fuhr Peter Stepanowitsch von neuem auf, »wir müssen doch wieder vernünftig reden, um uns nicht mißzuverstehen. Die Sache verlangt Bestimmtheit, und Sie machen mich ganz wirr. Gestatten Sie, daß ich rede?«

»Reden Sie!« versetzte Kirillow kurz und blickte in eine Ecke.

»Sie haben sich schon lange vorgenommen, sich das Leben zu nehmen ... das heißt, Sie hatten eine solche Idee. Habe ich mich richtig ausgedrückt, ja? Ist da auch kein Irrtum?«

»Ich habe diese Idee auch jetzt noch.«

»Sehr schön. Beachten Sie dabei, daß Sie niemand dazu gezwungen hat.«

»Am Ende gar! Wie dumm Sie reden!«

»Mag sein, mag sein; ich habe mich sehr dumm ausgedrückt. Unzweifelhaft wäre es sehr dumm, jemanden dazu zu zwingen. Ich fahre fort: Sie waren Mitglied der Gesellschaft schon zur Zeit der alten Organisation und bekannten es gleich damals einem Mitgliede der Gesellschaft.«

»Bekannt habe ich nichts; ich habe es einfach gesagt.«

»Meinetwegen. Es wäre ja auch lächerlich, so etwas zu ›bekennen‹; es ist ja doch keine Beichte. Sie haben es einfach gesagt; sehr schön.«

»Nein, nicht sehr schön; denn Sie reden sehr unverständig. Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig, und Sie können meine Gedanken nicht begreifen. Ich will mir das Leben nehmen, weil das mein Gedanke ist, weil ich keine Todesfurcht will, weil ... weil Sie nichts davon zu wissen brauchen ... Was möchten Sie? Wollen Sie Tee trinken? Er ist kalt. Warten Sie, ich werde Ihnen ein anderes Glas bringen.«

Peter Stepanowitsch hatte wirklich schon nach der Teekanne gegriffen und suchte ein leeres Trinkgefäß. Kirillow ging zum Schranke und holte ein reines Glas.

»Ich habe eben bei Karmasinow gefrühstückt,« bemerkte der Gast; »dann habe ich zugehört, wie er redete, und geriet dabei in Schweiß; darauf lief ich hierher und geriet auch wieder in Schweiß; ich habe davon furchtbaren Durst bekommen.«

»Trinken Sie! Kalter Tee ist bekömmlich.«

Kirillow setzte sich wieder auf seinen Stuhl und bohrte sich wieder mit den Augen in der Ecke fest.

»In der Gesellschaft wurde der Gedanke ausgesprochen,« fuhr er in demselben Tone wie vorher fort, »ich könnte mich dadurch nützlich machen, daß ich mich tötete; wenn Sie hier irgend etwas angerichtet hätten und man nach den Schuldigen suchte, dann sollte ich mich erschießen und einen Brief hinterlassen, daß ich alles getan hätte, so daß auf Sie ein ganzes Jahr lang kein Verdacht fallen könnte.«

»Wenn auch nur für einige Tage; auch ein einzelner Tag ist kostbar.«

»Gut. In dieser Absicht wurde mir gesagt, wenn es mir recht wäre, möchte ich noch warten. Ich sagte, ich würde warten, bis mir von seiten der Gesellschaft der Zeitpunkt angegeben würde, weil es mir ganz egal war.«

»Ja, aber erinnern Sie sich, daß Sie sich verpflichtet haben, den Brief vor dem Tode nur in Gemeinschaft mit mir abzufassen und nach der Ankunft in Rußland zu meiner ... na, kurz, zu meiner Verfügung zu stehen, das heißt selbstverständlich nur für diesen einen Fall; in jeder andern Hinsicht sind Sie natürlich frei,« fügte Peter Stepanowitsch in beinah liebenswürdigem Tone hinzu.

»Ich habe mich nicht verpflichtet; ich habe mich nur einverstanden erklärt, weil mir doch alles egal ist.«

»Nun schön, schön; ich beabsichtige durchaus nicht, Ihr Ehrgefühl zu verletzen, aber ...«

»Um Ehrgefühl handelt es sich nicht.«

»Aber erinnern Sie sich, daß für Sie hundertundzwanzig Taler zur Reise zusammengebracht wurden, und Sie somit Geld genommen haben.«

»Durchaus nicht!« rief Kirillow hitzig. »Diese Bedingung war nicht an das Geld geknüpft. Dafür nimmt man kein Geld.«

»Mitunter doch.«

»Sie lügen. Ich habe in einem Briefe aus Petersburg die Sache klargestellt, und in Petersburg habe ich Ihnen die hundertzwanzig Taler zurückgezahlt, in Ihre eigene Hand ... und sie sind dorthin zurückgesandt worden, vorausgesetzt, daß Sie sie nicht für sich behalten haben.«

»Gut, gut, ich will über nichts streiten; sie sind zurückgesandt. Die Hauptsache ist, daß Sie noch ebenso denken wie früher.«

»Das tue ich. Sobald Sie kommen und sagen: ›Es ist Zeit‹, werde ich alles ausführen. Wie steht's? Wird es bald soweit sein?«

»In wenigen Tagen ... Aber vergessen Sie nicht: den Brief fassen wir zusammen ab, gleich in derselben Nacht.«

»Meinetwegen auch bei Tage. Sie sagten, ich solle die Proklamationen auf mich nehmen?«

»Und sonst noch etwas.«

»Ich nehme nicht alles auf mich.«

»Was wollen Sie denn nicht auf sich nehmen?« fuhr Peter Stepanowitsch wieder auf.

»Was ich nicht will; das genügt. Ich mag nicht mehr darüber reden.«

Peter Stepanowitsch bezwang sich und änderte das Gesprächsthema.

»Ich will noch von etwas anderem reden,« schickte er voraus. »Werden Sie heute abend bei den Unsrigen sein? Wirginski begeht seinen Namenstag; unter diesem Vorwande werden sie sich versammeln.«

»Ich habe keine Lust.«

»Tun Sie uns den Gefallen und kommen Sie hin! Es ist nötig. Wir müssen durch die Zahl und durch die Gesichter Eindruck machen ... Und Sie haben ein Gesicht ... na, kurz, Sie haben ein bedeutsames Gesicht.«

»Finden Sie?« erwiderte Kirillow lachend. »Gut, ich werde kommen; aber nicht wegen des Gesichtes. Wann?«

»Oh, möglichst früh, um halb sieben. Und wissen Sie, Sie können hereinkommen und sich hinsetzen und brauchen mit niemandem zu reden, mögen auch noch so viele da sein. Nur, wissen Sie, vergessen Sie nicht, Papier und Bleistift mitzunehmen.«

»Wozu das?«

»Ihnen ist ja alles ganz egal, und dies ist eine besondere Bitte von mir. Sie brauchen nur dazusitzen und mit keinem Menschen zu sprechen und nur zuzuhören und manchmal zu tun, als ob Sie sich Notizen machten; na, zeichnen Sie meinetwegen auch etwas!«

»Was ist das für dummes Zeug! Wozu?«

»Na, wenn Ihnen doch alles egal ist; Sie sagen ja selbst immer, es sei Ihnen alles egal.«

»Ich muß doch wissen wozu.«

»Na, dann will ich es sagen. Ein Mitglied der Gesellschaft, ein Revisor, hat heimlich seinen Wohnsitz in Moskau genommen, und ich habe hier diesem und jenem gesagt, vielleicht werde uns der Revisor besuchen; da werden sie nun denken, Sie seien der Revisor, und, da Sie schon drei Wochen hier sind, sich um so mehr wundern.«

»Spiegelfechtereien. Sie haben gar keinen Revisor in Moskau.«

»Na, meinetwegen nicht, hol's der Teufel; was kümmert das Sie, und wie kann Sie das stören? Sie sind ja selbst ein Mitglied der Gesellschaft.«

»Sagen Sie ihnen, ich sei der Revisor; ich werde dasitzen und schweigen; aber Papier und Bleistift will ich nicht vornehmen.«

»Aber warum denn nicht?«

»Ich will es nicht.«

Peter Stepanowitsch ärgerte sich wütend; sein Gesicht wurde sogar ganz grünlich; aber auch diesmal bezwang er sich, stand auf und nahm seinen Hut.

»Ist ›dieser Mensch‹ bei Ihnen?« fragte er auf einmal halblaut.

»Ja.«

»Das ist gut. Ich werde ihn bald fortschaffen; seien Sie unbesorgt!«

»Ich bin auch unbesorgt. Er übernachtet hier nur. Die alte Frau ist im Krankenhause; ihre Schwiegertochter ist gestorben; ich bin seit zwei Tagen allein. Ich habe ihm eine Stelle im Zaun gezeigt, wo sich ein Brett herausnehmen läßt; da kriecht er durch; niemand sieht ihn.«

»Ich werde ihn bald wegnehmen.«

»Er hat mir gesagt, er habe viele Stellen, wo er nächtigen könne.«

»Er lügt; er wird gesucht; aber hier fällt einstweilen niemandem etwas auf. Lassen Sie sich denn mit ihm in Gespräche ein?«

»Ja, ich rede mit ihm die ganze Nacht. Er schimpft sehr auf Sie. Ich habe ihm in der Nacht aus der Offenbarung St. Johannis vorgelesen und ihm Tee gegeben. Er hat aufmerksam zugehört, sehr aufmerksam sogar, die ganze Nacht.«

»Aber zum Teufel, da bekehren Sie ihn am Ende gar noch zum Christentum?«

»Er ist auch so schon christlichen Glaubens. Aber seien Sie unbesorgt: er wird morden. Wen wollen Sie denn ermorden lassen?«

»Nein, das ist nicht meine Absicht mit ihm; ich habe mit ihm etwas anderes vor ... Weiß Schatow von Fedka?«

»Ich rede nicht mit Schatow und sehe ihn nicht.«

»Er ist wohl böse auf Sie?«

»Nein, wir sind nicht böse aufeinander; wir gehen uns nur aus dem Wege. Wir haben in Amerika zu lange zusammen gelegen.«

»Ich werde gleich zu ihm hingehen.«

»Wie Sie wollen.«

»Ich werde vielleicht auch mit Stawrogin von dort zu Ihnen herkommen, so gegen zehn Uhr.«

»Tun Sie das!«

»Ich muß mit ihm über eine wichtige Angelegenheit reden ... Wissen Sie, schenken Sie mir Ihren Ball; wozu brauchen Sie ihn jetzt? Ich möchte ihn ebenfalls zu Leibesübungen haben. Ich will ihn Ihnen bezahlen, wenn's Ihnen recht ist.«

»Nehmen Sie ihn so!«

Peter Stepanowitsch steckte den Ball in die hintere Rocktasche.

»Aber gegen Stawrogin werde ich Ihnen nichts geben,« murmelte Kirillow, während er den Besucher hinausließ.

Dieser blickte ihn erstaunt an, antwortete aber nichts darauf.

Kirillows letzte Worte befremdeten Peter Stepanowitsch außerordentlich; er war über ihren Sinn noch nicht ganz ins klare gekommen, bemühte sich aber schon auf der Treppe zu Schatow, seine unzufriedene Miene in eine freundliche umzuwandeln. Schatow war zu Hause und nicht recht wohl. Er lag auf dem Bette, war aber angekleidet.

»Na so ein Malheur!« rief Peter Stepanowitsch von der Schwelle aus. »Sind Sie ernstlich krank?«

Der freundliche Ausdruck war mit einem Schlage von seinem Gesichte verschwunden; etwas Boshaftes funkelte in seinen Augen.

»Durchaus nicht,« rief Schatow in nervöser Erregung und sprang auf. »Ich bin gar nicht krank; nur der Kopf tut mir ein bißchen weh ...«

Er war ganz fassungslos; das plötzliche Erscheinen dieses Gastes versetzte ihn geradezu in Schrecken.

»Ich komme gerade in einer Angelegenheit, bei der man nicht krank sein darf,« begann Peter Stepanowitsch eilig und gewissermaßen gebieterisch. »Gestatten Sie, daß ich mich setze,« (er setzte sich), »und setzen Sie sich auch wieder auf Ihr Bett; so ist es recht! Heute werden sich, angeblich um Wirginskis Namenstag zu feiern, die Unsrigen bei diesem versammeln; Leute von anderer Couleur werden nicht da sein; dagegen sind Maßregeln getroffen. Ich werde mit Nikolai Stawrogin hingehen. Sie würde ich natürlich nicht hinschleppen, da ich Ihre jetzige Denkweise kenne, ... das heißt, um Sie da nicht zu quälen, nicht etwa aus Besorgnis, Sie könnten eine Denunziation einreichen. Es hat sich aber doch als notwendig herausgestellt, daß Sie hinkommen. Sie werden dort gerade diejenigen Persönlichkeiten vorfinden, mit denen wir eine endgültige Entscheidung darüber treffen werden, auf welche Weise Sie aus der Gesellschaft ausscheiden können, und wem Sie das, was sich in Ihren Händen befindet, zu übergeben haben. Wir wollen das unauffällig tun; ich werde Sie in eine Ecke führen; es werden viele Menschen da sein, und es brauchen es nicht alle zu wissen. Offen gestanden, ich habe um Ihretwegen meine Zunge gehörig anstrengen müssen; aber jetzt sind, wie es scheint, auch die andern einverstanden, natürlich unter der Bedingung, daß Sie die Druckerei und alle Papiere abgeben. Dann mögen Sie hingehen, wohin es Ihnen beliebt.«

Schatow hörte mit finsterer, grimmiger Miene zu. Die nervöse Angst von vorhin war vollständig geschwunden.

»Ich erkenne keine Verpflichtung an, irgend jemandem Rechenschaft zu geben,« erwiderte er in entschiedenem Tone. »Niemand kann mich freilassen.«

»Ganz so steht es denn doch nicht. Es ist Ihnen vieles anvertraut worden. Sie hatten nicht das Recht, mit der Gesellschaft geradezu zu brechen. Und schließlich haben Sie das auch niemals klar ausgesprochen, so daß Sie die Gesellschaft in eine zweideutige Situation gebracht haben.«

»Als ich hierher kam, habe ich es in einem Briefe klar ausgesprochen.«

»Nein, nicht klar,« widersprach ihm Peter Stepanowitsch in aller Ruhe. »Ich schickte Ihnen zum Beispiel die ›Glänzende Persönlichkeit‹, um sie hier zu drucken und die Abzüge hier bei Ihnen aufzubewahren, bis sie Ihnen abverlangt würden, desgleichen zwei Proklamationen. Sie schickten mir alles mit einem zweideutigen Briefe zurück, der nichts klar besagte.«

»Ich habe es offen und deutlich abgelehnt, die Sachen zu drucken.«

»Abgelehnt ja, aber nicht offen und deutlich. Sie schrieben: ›Ich kann nicht‹; aber Sie gaben nicht an, warum Sie es nicht könnten. ›Ich kann nicht‹ bedeutet nicht ›Ich will nicht‹. Man konnte denken, Sie könnten es einfach aus materiellen Gründen nicht. So hat man es denn auch aufgefaßt und gemeint, Sie seien doch willens, Ihre Verbindung mit der Gesellschaft fortzusetzen, und man könne Ihnen somit wieder etwas anvertrauen, sich folglich Ihnen gegenüber kompromittieren. Hier sagen allerdings einige, Sie wollten uns einfach täuschen, um, sobald Ihnen etwas Wichtiges mitgeteilt würde, zu denunzieren. Ich habe Sie aus allen Kräften verteidigt und Ihre schriftliche zweizeilige Antwort als Beleg zu Ihren Gunsten vorgezeigt. Aber ich mußte, als ich sie jetzt durchlas, selbst zugeben, daß diese zwei Zeilen nicht klar sind und einen Irrtum hervorrufen können.«

»Und diesen Brief haben Sie so sorgfältig aufgehoben?«

»Da ist nichts dabei, daß ich ihn aufgehoben habe. Ich habe ihn auch jetzt noch.«

»Na, zum Teufel, meinetwegen!« rief Schatow wütend. »Mögen Ihre Dummköpfe meinetwegen glauben, daß ich sie denunziert habe, was schert es mich! Ich möchte wissen, was Sie mir tun können!«

»Man würde Sie notieren und Sie beim ersten Erfolg der Revolution aufhängen.«

»Also sobald Sie die Oberhand erlangt und Rußland in Ihre Gewalt gebracht haben werden?«

»Lachen Sie nicht! Ich wiederhole, ich haben Sie verteidigt. Na, so oder so, jedenfalls rate ich Ihnen, heute zu erscheinen. Was hat es für Zweck, aus falschem Stolz unnütze Worte zu machen? Ist es nicht besser, freundschaftlich auseinanderzugehen? Jedenfalls müssen Sie ja die Druckerpresse und die Lettern und die alten Papiere abliefern, und darüber wollen wir eben reden.«

»Ich werde kommen,« brummte Schatow und ließ nachdenklich den Kopf herunterhängen.

Peter Stepanowitsch betrachtete ihn von seinem Platze aus mit einem schrägen Blicke.

»Wird Stawrogin da sein?« fragte Schatow plötzlich, indem er den Kopf in die Höhe hob.

»Ganz sicher.«

»He-he!«

Wieder schwiegen sie etwa eine Minute lang. Schatow lächelte verächtlich und gereizt.

»Und diese Ihre unwürdige ›Glänzende Persönlichkeit‹, die ich hier nicht drucken wollte, ist sie nun gedruckt?«

»Allerdings.«

»Gimnasistow behauptet, Herzen hätte Ihnen das Gedicht selbst ins Album geschrieben; ist das wahr?«

»Ja, Herzen hat es mir selbst eingeschrieben.«

Sie schwiegen wieder etwa drei Minuten lang. Endlich stand Schatow vom Bette auf.

»Gehen Sie von mir weg; ich mag nicht mit Ihnen zusammen sein.«

»Das will ich tun,« sagte Peter Stepanowitsch höchst vergnügt und erhob sich sofort. »Nur noch ein Wort: Kirillow wohnt jetzt, wie es scheint, in seinem Seitengebäude mutterseelenallein, ohne eine Dienerin?«

»Ja, ganz allein. Gehen Sie weg; ich kann nicht mit Ihnen in ein und demselben Zimmer sein.«

»Na, du bist ja jetzt gut!« dachte Peter Stepanowitsch munter, als er auf die Straße hinaustrat; »und du wirst auch heute abend gut sein. Gerade so habe ich dich jetzt nötig; besser kann ich es mir gar nicht wünschen! Der russische Gott hilft selbst!«

Загрузка...