Bemerkungen über Sternentstehung

Dr. Asmenion: Ich nehme an, die meisten von Ihnen sind eher deswegen hier, weil Sie hoffen, einen Wissenschaftsbonus zu erhalten, als deshalb, weil Sie wirklich an Astrophysik interessiert wären.


Aber machen Sie sich keine Sorgen. Die meiste Arbeit machen die Instrumente. Sie nehmen Ihre Routinebeobachtung vor, und wenn Sie auf etwas Besonderes stoßen, ergibt sich das bei der Auswertung nach Ihrer Rückkehr.

Frage: Gibt es nicht etwas Bestimmtes, worauf wir achten sollten?

Dr. Asmenion: Oh, gewiss. Zum Beispiel hat es einen Prospektor gegeben, der, ich glaube, eine halbe Million kassierte, nachdem er im Orion-Nebel herauskam und erkannte, dass ein Teil der Gaswolke eine heißere Temperatur aufwies als der Rest. Er kam zu dem Schluss, dass hier ein Stern geboren wurde. Gas kondensierte und begann sich zu erhitzen. In weiteren zehntausend Jahren wird sich dort vermutlich ein unterscheidbares Sternsystem bilden. Der Prospektor führte eine eigene Mosaikbeobachtung des ganzen Himmelsbereiches durch. Dafür bekam er den Bonus. Und jetzt schickt die Gesellschaft jedes Jahr das Schiff hinaus, um neue Messungen zu erhalten. Sie bezahlt hunderttausend Dollar als Prämie, und fünfzigtausend davon gehen an ihn. Ich gebe Ihnen die Koordinaten für brauchbare Stellen wie den Trifid-Nebel, wenn Sie wollen. Eine halbe Million werden Sie nicht bekommen, aber immerhin etwas.

Dann begannen wir nach einer Weile, jeder für sich, einen eigenen Tagesablauf zu entwickeln. Ich spielte meine Bänder ab, Dred betrachtete seine Pornoscheiben, Ham entrollte eine biegsame Klaviertastatur und spielte elektronische Musik in seinen Kopfhörer. (Trotzdem drang etwas heraus, wenn man genau hinhörte, und ich bekam Bach, Palestrina und Mozart mehr als satt.) Sam Kahane teilte uns sanft in Gruppen ein, und wir verbrachten viel Zeit damit, über die Natur von Neutronensternen, Schwarzen Löchern und Seyfert-Galaxien zu diskutieren, wenn wir nicht Testverfahren übten, die wir durchführen mussten, bevor wir auf einer neuen Welt landeten. Das Gute daran war, dass es uns gelang, einander eine halbe Stunde lang nicht zu hassen. Die übrige Zeit – nun, ja, gewöhnlich hassten wir einander. Ich konnte Ham Tayehs unaufhörliches Kartenmischen nicht ertragen. Dred entwickelte eine unvernünftige Feindseligkeit gegen meine gelegentliche Zigarette. Sams Achselhöhlen waren ein Greuel, selbst im Gestank des Kapselinneren, gegen den die schlechteste Luft von Gateway Rosenduft gewesen war. Und Klara … tja, Klara hatte eine andere schlimme Angewohnheit. Sie mochte Spargel sehr gern. Sie hatte zur Abwechslung, und um etwas zu tun zu haben, vier Kilogramm getrocknete Nahrung mitgebracht, und obwohl sie mit mir und gelegentlich mit den anderen teilte, bestand sie ab und zu darauf, ganz allein Spargel zu essen. Wenn man Spargel isst, nimmt der Harn einen merkwürdigen Geruch an. Es ist nicht romantisch, wenn man weiß, dass seine Angebetete Spargel gegessen hat, weil die Luftqualität sich in der gemeinsamen Toilette verändert hat.

Und doch – sie war meine Angebetete, wirklich.

Wir hatten in den endlosen Stunden im Landefahrzeug nicht nur gebumst; wir hatten uns unterhalten. Ich habe keines Menschen Schädelinneres auch nur andeutungsweise so gut kennen gelernt wie das von Klara. Ich musste sie lieben. Ich konnte nicht anders, und ich konnte nicht aufhören.

Niemals.


Am dreiundzwanzigsten Tag spielte ich auf Hams elektronischem Klavier, als ich plötzlich seekrank wurde. Die schwankende Schwerkraft, die mir kaum noch aufgefallen war, verstärkte sich plötzlich.

Ich hob den Kopf und begegnete Klaras Blick. Sie lächelte schüchtern, beinahe weinerlich. Sie deutete mit dem Finger, und in den Sinuskurven der Glasspirale jagten goldene Funken einander wie glitzernde Elritzen in einem Bach.

Wir packten einander und hielten uns fest, wir lachten, als der Raum sich um uns drehte und oben zu unten wurde. Wir hatten die Umkehr erreicht. Und es blieb Spielraum genug.

Загрузка...