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GIBT ES KEINE Englisch sprechenden Nichtraucher auf Gateway, um unsere Besatzung zu ergänzen? Vielleicht wollen Sie Ihr Leben (und unsere Lebenserhaltungsreserven!) verkürzen, aber wir beide nicht. 88-775.
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Ich lebte von einem Tag zum anderen, und jeder war voll. Ich probierte alles: Verstärkungsgruppe, Gruppenumarmung, Abreaktion von Liebe und Feindseligkeit. Donnerstags kamen Francy Hereira und seine Kusine Susie, mit der ich eine sexuelle Beziehung begonnen hatte, und wir aßen in der ›Blauen Hölle‹. Am Donnerstagabend fanden auch die Astrophysik-Vorträge statt, und wir hörten vom Russell-Hertzsprung-Diagramm, von roten Riesen und Zwergsternen, von Neutronensternen und Schwarzen Löchern. Der Professor war ein alter, dicker Schürzenjäger aus irgendeinem Provinz-College bei Smolensk, aber trotz der schmutzigen Witze war Poesie und Schönheit in dem, was er vortrug.
Nach einem dieser Vorträge verabschiedete ich mich von Susie und Francy, setzte mich in eine Nische, halb verborgen vom Rankenwerk, und rauchte bedrückt einen Joint. Shicky entdeckte mich dort und hielt vor mir an, auf seine Flügel gestützt.
»Ich habe Sie gesucht, Bob«, sagte er und verstummte.
Der Joint begann eben zu wirken.
»Interessanter Vortrag«, sagte ich zerstreut.
»Das Interessanteste haben Sie verpasst.«
Mir fiel auf, dass er gleichzeitig angst- und hoffnungsvoll wirkte. Irgendetwas beschäftigte ihn. Ich bot ihm den Joint an, aber er schüttelte den Kopf.
»Bob, ich glaube, dass etwas Lohnendes bevorsteht«, sagte er.
»Wirklich?«
»Ja, wirklich, Bob. Etwas sehr Gutes. Und zwar bald.« Er flatterte näher heran und hielt sich am Efeu fest. »Bob, hilfst du mir, wenn ich für dich etwas herausfinde?«
»Wie meinst du das?«
»Nimm mich mit!«, rief er. »Ich kann alles, nur nicht ins Landefahrzeug gehen. Und bei diesem Flug spielt das keine so große Rolle, glaube ich. Jeder bekommt eine Prämie, selbst derjenige, welcher in der Umlaufbahn bleiben muss.«
Liebster Vater, Mutter, Marisa
und Pico-João,
bitte sagt Susies Vater, dass es ihr sehr gut geht und sie von ihren Offizieren sehr geschätzt wird. Ihr könnt selbst entscheiden, ob ihr ihm sagen wollt, dass sie oft mit meinem Freund Rob Broadhead zusammen ist. Er ist ein guter und ernsthafter Mensch, aber kein glücklicher. Susie hat um Urlaub gebeten, um hinauszufliegen zu einer Expedition, und wenn der Kapitän zustimmt, will sie mit Broadhead fliegen. Wir sprechen alle davon, dass wir fliegen wollen, aber wie ihr wisst, tun wir es nicht alle, sodass man sich vielleicht keine Sorgen zu machen braucht.
Ich muss schließen; es ist fast Andockzeit, und ich habe 48 Stunden
Urlaub auf Gateway.
Alles Liebe
Francescito
»Wovon redest du?« Der Joint wirkte jetzt voll; ich spürte die Wärme hinter den Knien und die sanfte Verschwommenheit ringsum.
»Metschnikow hat mit dem Professor gesprochen«, sagte Shicky. »Ich glaube, er weiß von einer neuen Mission. Aber sie haben russisch miteinander gesprochen. Es ist der Start, auf den er gewartet hat.«
»Ich glaube nicht, dass er mich an einer wirklich guten Sache beteiligt …«
»Bestimmt nicht, wenn Sie nicht fragen.«
»Ach, verdammt«, sagte ich. »Meinetwegen. Ich rede mit ihm.«
Shicky strahlte.
»Und dann, Bob, bitte … nehmen Sie mich mit!«
Ich drückte den halb gerauchten Joint aus; den Rest von meinem Verstand würde ich brauchen.
»Ich werde tun, was ich kann«, erwiderte ich und ging zurück zum Vortragsraum, gerade als Metschnikow herauskam.
Wir hatten seit seiner Rückkehr noch nicht miteinander gesprochen.
»Hallo, Broadhead«, sagte er argwöhnisch. Ich vergeudete keine Zeit.
»Ich höre, Sie haben etwas Gutes in Aussicht. Kann ich mitkommen?«
Er wich nicht lange aus.
»Nein.« Er sah mich mit unverhohlener Abneigung an. Einerseits hatte ich nichts anderes von ihm erwartet, andererseits lag es gewiss daran, dass er das von mir und Klara erfahren hatte.
»Sie fliegen hinaus«, sagte ich. »Was ist es, ein Einer?«
Er strich sich den Bart.
»Nein«, entgegnete er widerstrebend. »Kein Einer. Zwei Fünfer.«
»Zwei Fünfer?«
Er starrte mich argwöhnisch an, dann grinste er beinahe, und das gefiel mir nicht.
»Also gut«, sagte er. »Wenn Sie mitwollen, in Ordnung, was mich angeht. Doch es hängt nicht von mir ab. Sie müssen Emma fragen; morgen früh gibt es eine Einsatzbesprechung. Aber sie lässt Sie vielleicht mitfliegen. Es ist eine wissenschaftliche Expedition, mit einer Prämie von mindestens einer Million. Und Sie sind beteiligt.«
»Beteiligt? Wie das?«
»Fragen Sie Emma«, sagte er und ging.
Im Besprechungsraum waren ungefähr zehn, zwölf Prospektoren versammelt, von denen ich die meisten kannte: Sess Forehand, Shicky, Metschnikow, ein paar andere. Emma war noch nicht da, und ich fing sie ab, als sie hereinkam.
»Ich möchte mit«, sagte ich.
»Wirklich?«, erwiderte sie verblüfft. »Ich dachte …«
»Ich habe das gleiche Recht wie Metschnikow!«
»Aber nicht annähernd die Bilanz wie er, Bob.« Sie sah mich prüfend an. »Ich will Ihnen sagen, wie es ist, Broadhead. Es ist eine Sondermission, und Sie sind zum Teil dafür verantwortlich. Ihr Debakel hat sich als interessant erwiesen. Blindes Glück ist eben fast so viel wert wie Verstand.«
»Sie haben den Bericht von Gateway II bekommen?«, fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf.
»Noch nicht, aber darauf kommt es nicht an. Wir haben Ihren Flug vom Computer analysieren lassen, und er hat interessante Beziehungen entdeckt. Kommen Sie mit hinein und hören Sie erst einmal zu, dann sehen wir weiter.«
Ich setzte mich zwischen Sess und Shicky und wartete.
»Die meisten von Ihnen sind auf Einladung hier«, begann Emma vor der versammelten Mannschaft. »Mit einigen Ausnahmen, darunter unser Freund Mr. Broadhead. Eigentlich sollten wir ihn für seine Freveltat steinigen, aber zufällig hat er ein paar interessante Dinge aufgedeckt. Seine Kursfarben waren nicht die üblichen für Gateway II, und der Computer kam beim Vergleich auf eine ganz neue Vorstellung, was die Kurssetzung angeht. Anscheinend sind nur fünf Einstellungen für das Ziel von Bedeutung. Was die anderen bedeuten, wissen wir nicht, aber wir werden dahinter kommen.« Sie lehnte sich zurück. »Der Flug dient mehreren Zwecken. Wir machen etwas Neues. Zunächst einmal schicken wir zwei Schiffe zum selben Ziel.«
»Wo ist der Sinn?«, fragte Sess Forehand.
»Zum Teil der sicherzugehen, dass es dasselbe Ziel ist. Wir verändern die nichtkritischen Einstellungen geringfügig … die, die wir für nichtkritisch halten. Und die Schiffe werden im Abstand von dreißig Sekunden gestartet. Wenn wir wissen, was wir tun, heißt das, dass sie so weit voneinander entfernt sein werden, wie Gateway in dreißig Sekunden fliegt.«
»Relativ wozu?«, fragte Sess Forehand stirnrunzelnd.
»Gute Frage.« Emma nickte. »Relativ zur Sonne, glauben wir. Die Stellarbewegung relativ zur Galaxis darf vernachlässigt werden – glauben wir. Unterstellt jedenfalls, dass das Ziel sich innerhalb der Galaxis befindet, und nicht so weit entfernt, dass die galaktische Bewegung einen deutlich veränderten Vektor aufweist. Wir rechnen nur mit geringen Unterschieden, und Sie sollten beim Austritt nur zwischen zwei und zweihundert Kilometer voneinander entfernt sein.
Das ist natürlich nur Theorie«, meinte sie mit einem fröhlichen Lächeln. »Sie brauchen auf jeden Fall nur ungefähr fünfzehn Meter Abstand – den Längsdurchmesser eines Fünfers.«
»Klingt gefährlich«, meinte Sess. Er schien trotzdem nicht abgeneigt zu sein.