Bemerkungen über Signaturen
Dr. Asmenion: Wenn Sie auf einem Planeten nach Anzeichen für Leben suchen, erwarten Sie kein großes Neon-Schild mit der Aufschrift »Hier leben Aliens«. Sie halten Ausschau nach Signaturen. Eine »Signatur« zeigt Ihnen: Hier gibt es etwas oder jemanden. Wie die Unterschrift auf einem Scheck. Wenn ich sie sehe, weiß ich, Sie wollen, dass dieser Betrag ausbezahlt wird. – Sie natürlich nicht, Bob.
Frage: Gott hasst alle Klugscheißer-Lehrer.
Dr. Asmenion: Benehmen Sie sich, Bob. Methan ist eine typische Signatur. Es zeigt zum Beispiel das Vorhandensein von warmblütigen Säugetieren.
Frage: Ich dachte, Methan entsteht, wenn Pflanzen verrotten oder so?
Dr. Asmenion: Ja, natürlich. Aber meistens stammt es aus dem Gedärm großer Wiederkäuer. Der größte Teil des Methans in der Atmosphäre der Erde sind Kuhfurze.
»Das?« Emma schien überrascht. »Zum Gefährlichen komme ich jetzt: Das Ziel ist für alle Einer, die meisten Dreier und einige Fünfer nicht akzeptabel.«
»Wieso?«, fragte jemand.
»Um das festzustellen, fliegen Sie hin«, antwortete sie geduldig. »Es ist die Einstellung, die der Computer als die beste für die Prüfung der Beziehungen zwischen Kurssetzungen ausgesucht hat. Sie haben gepanzerte Fünfer, und beide akzeptieren den Kurs. Damit haben Sie, was die Hitschi-Konstrukteure als eine gute Aussicht unterstellt haben, nicht?«
»Das ist lange her«, wandte ich ein.
»Gewiss. Es ist gefährlich – bis zu einem gewissen Grad. Dafür gibt es die Million.« Sie wartete, bis jemand fragte: »Welche Million?«
»Die Prämie von einer Million Dollar, die jeder von euch bekommt, wenn ihr wieder bei uns auftaucht. Man hat zehn Millionen Dollar aus dem Gesellschaftsvermögen dafür ausgesetzt. Es könnte natürlich auch noch mehr werden als eine Million pro Mann. Wenn ihr etwas Lohnendes findet, gelten die üblichen Bedingungen. Und der Computer hält die Aussichten für gut.«
»Warum ist das zehn Millionen wert?«, fragte ich.
»Die Entscheidungen treffe nicht ich«, sagte sie geduldig. Dann sah sie mir ins Gesicht. »Und übrigens, Broadhead, wir schreiben den Schaden an Ihrem Schiff ab. Was Sie bekommen, dürfen Sie also behalten. Eine Million? Ganz hübscher Spargroschen. Sie können heimfliegen, sich ein kleines Geschäft kaufen, den Rest Ihrer Jahre davon leben.«
Wir sahen einander an, und Emma saß nur da, lächelte und wartete. Ich weiß nicht, woran die anderen dachten. Ich erinnerte mich an Gateway II und den ersten Flug, auf der Suche nach etwas, das nicht da war.
»Der Start ist übermorgen«, sagte sie schließlich. »Wer unterschreiben will, kommt, bitte, in mein Büro.«
Ich wurde genommen, Shicky nicht.
Aber ganz so einfach war das nicht; nie ist es das. Derjenige, welcher dafür sorgte, dass Shicky nicht mitflog, war ich. Das erste Schiff war schnell voll: Sess Forehand, zwei Mädchen aus Sierra Leone, ein französisches Paar. Für das zweite Schiff meldete sich Metschnikow sofort als Crewchef an; ein Homopaar, Danny A. und Danny R. war seine erste Wahl. Dann erklärte er sich widerstrebend mit mir einverstanden. Also blieb noch ein freier Platz.
»Wir können Ihren Freund Bakin nehmen«, sagte Emma. »Oder lieber Susanna Hereira vom brasilianischen Kreuzer? Sie hat Urlaub bekommen.«
»Susie? Ich wusste nicht, dass sie sich gemeldet hat.«
Emma blickte auf ihre Lochkarte.
»Sie ist voll qualifiziert«, sagte sie. »Außerdem hat sie alle ihre Teile. Ich meine ihre Beine, auch wenn Sie an anderen Teilen ebenfalls interessiert sind. Oder wollen Sie für diesen Flug Homo werden?«
Ich wurde von einer unerklärlichen Wut gepackt. Ich bin sexuell kein verklemmter Mensch; der Gedanke an körperlichen Kontakt mit einem Mann war nicht an sich erschreckend. Aber … mit Dane Metschnikow oder einem seiner Liebhaber?
»Hereira kann morgen hier sein«, sagte Emma.
»Wieso fragen Sie mich?«, fauchte ich. »Metschnikow ist Crewchef.«
»Er möchte es Ihnen überlassen, Broadhead. Wer nun?«
»Ist mir scheißegal!«, brüllte ich und ging. Aber einer Entscheidung kann man nicht ausweichen. Nicht zu entscheiden, hieß, dass Shicky nicht genommen wurde. Hätte ich mich für ihn eingesetzt, wäre er mitgeflogen; so akzeptierte man Susie.
Am nächsten Tag ging ich Shicky aus dem Weg. Ich fand in der ›Blauen Hölle‹ eine Neue und verbrachte die Nacht in ihrem Zimmer. Ich holte nicht einmal meine Sachen; ich warf alles weg und kaufte mir neue. Bis spät in den Abend hinein lief ich durch die verlassenen Tunnels.
Dann ging ich ein Risiko ein und besuchte unsere Abschiedsfeier. Shicky würde wohl da sein, aber zusammen mit vielen anderen.
Er war da. Und Louise Forehand auch, diesmal als Mittelpunkt. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass sie zurück war.
Sie sah mich und winkte mir.
»Ich bin reich, Bob. Trinken Sie aus … ich bezahle.«
Ich ließ mir ein Glas und einen Joint geben, und bevor ich anfing, fragte ich sie, was sie gefunden hatte.
Liebe Stimme von Gateway,
vorigen Monat habe ich £ 85,80 von meinem schwer verdienten Geld dafür ausgegeben, meine Frau und meinen Sohn zu einem ›Vortrag‹ eines Ihrer zurückgekehrten ›Helden‹ auszuführen, der Liverpool die zweifelhafte Ehre eines Besuches erwiesen hat (wofür er natürlich von meinesgleichen gut bezahlt worden ist). Es machte mir nichts aus, dass er kein sehr guter Redner war. Was mich die Wand hinauftrieb, war das, was er sagte. Er sagte, wir armen Erdwürmer hätten einfach keine Ahnung, wie schwer das Leben für euch edle Abenteurer sei.
Na, Freund, heute Morgen habe ich jeden Penny von meinem Sparkonto abgehoben, damit meine Frau sich die Lunge flicken lassen kann (die gute alte Melanomasbestose CV/E, wissen Sie). In einer Woche ist das Schulgeld für den Jungen fällig, und ich habe keine Ahnung, wo das Geld dafür herkommen soll. Und nachdem ich heute Morgen von 8 his 12 an den Docks auf eine Gelegenheit gewartet habe, Fracht zu schleppen (es gab keine), erklärte mir der Vorarbeiter, ich sei überflüssig, was bedeutet, dass ich morgen nicht einmal zu erscheinen brauche, um zu warten. Hat vielleicht irgendeiner von euch Helden Lust, sich billig Ersatzteile zu beschaffen? Die meinen sind verkäuflich – Nieren, Leber, alles. In gutem Zustand, oder so gut, wie neunzehn Jahre an den Docks sie hinterlassen haben, bis auf die Tränendrüsen, die vor Weinen über die Probleme von euch Kerlen ganz abgenützt sind.
H. Delacross
Wohnung B 17, 41. Stock
Merseyside L 77 PR 14JE6
»Waffen, Bob. Großartige Hitschi-Waffen, zu hunderten. Sess meint, es gibt mindestens fünf Millionen dafür. Und Tantiemen … wenn jemand die Waffen nachbauen kann.«
»Was für Waffen?« Ich stieß den Rauch aus und trank.
»Wie die Tunnelbohrer, nur tragbar. Sie durchbohren alles. Wir haben bei der Landung Sara allaFanta verloren; ihr Anzug wurde von so einem Ding durchlöchert. Aber Tim und ich bekommen ihren Anteil, das sind pro Nase zweieinhalb Millionen.«
»Gratuliere«, sagte ich. »Ich hätte gedacht, das Letzte, was die Menschheit braucht, sind neue Methoden, sich gegenseitig umzubringen, aber … herzlichen Glückwunsch.« Ich brauchte einen Anflug moralischer Überlegenheit, denn als ich mich umdrehte, schwebte Shicky vor mir und beobachtete mich.
»Wollen sie?«, sagte ich und hielt ihm das Gras hin.
Er schüttelte den Kopf.
»Shicky, es hing nicht von mir ab. Ich habe gesagt … ich habe nicht gesagt, man soll Sie nicht nehmen.«
»Haben Sie gesagt, sie sollen es tun?«
»Es hing nicht von mir ab. He, hören Sie!«, sagte ich plötzlich. »Jetzt, nach Louises Erfolg, wird Sess gar nicht fliegen wollen. Warum übernehmen Sie nicht seinen Platz?«
Er wich zurück und beobachtete mich; nur sein Ausdruck hatte sich verändert.
»Sie wissen es nicht?«, sagte er. »Richtig, Sess ist ausgestiegen, aber er hat schon Ersatz gefunden.«
»Wen?«
»Die Person direkt hinter Ihnen«, sagte Shicky, und ich drehte mich um, und da war sie, sah mich an, ein Glas in der Hand und einen Ausdruck im Gesicht, den ich nicht ergründen konnte.
»Hallo, Bob«, sagte Klara.
Ich hatte mich in der Kantine mit ein paar Gläsern auf die Party vorbereitet; ich war zu neunzig Prozent betrunken und zu zehn Prozent high, aber das flutschte alles hinaus, als ich sie ansah. Ich stellte das Glas weg, gab irgendjemandem den Joint, nahm sie beim Arm und zog sie hinaus in den Tunnel.
»Klara«, sagte ich. »Hast du meine Briefe bekommen?«
Sie sah mich verwirrt an.
»Briefe?« Sie schüttelte den Kopf. »Du hast sie wohl zur Venus geschickt? Ich bin gar nicht dort gewesen. Wir trafen uns mit dem Ekliptikflug, und ich stieg um und kam zurück.«
»Oh, Klara.«
»Oh, Bob«, äffte sie mich grinsend nach; das war nicht sehr spaßig, denn wenn sie lächelte, konnte ich sehen, welchen Zahn ich ihr ausgeschlagen hatte. »Was haben wir einander sonst zu sagen?«
Ich legte die Arme um sie.
»Ich kann sagen, dass ich dich liebe und es mir Leid tut, und ich will es wieder gutmachen, ich möchte heiraten und mit dir zusammenleben und Kinder haben und …«
»Mensch, Bob«, sagte sie und schob mich weg, aber sanft, »wenn du etwas sagst, dann gleich eine ganze Menge, wie? Aber das hat alles Zeit.«
»Aber es sind Monate gewesen!«
Sie lachte.
»Ganz im Ernst, Bob. Das ist ein schlechter Tag für Schützen, sich zu entscheiden, vor allem in der Liebe. Wir reden ein andermal darüber.«