Bemerkungen über Metallurgie

Frage: Ich habe einen Bericht gesehen, wonach das Hitschi-Metall vom Eichamt analysiert worden ist …

Professor Hegramet: Nein, das hast du nicht, Tetsu.

Frage: Aber im PV …

Professor Hegramet: Nein. Du hast einen Bericht gesehen, wonach das Eichamt eine Einschätzung gegeben hat. Keine Analyse. Nur eine Beschreibung: Dehnfestigkeit, Bruchfestigkeit, Schmelzpunkt und dergleichen mehr.

Frage: Ich verstehe den Unterschied nicht recht.

Professor Hegramet: Man weiß jetzt, was es leistet, aber nicht, was es ist. Was ist das Interessanteste am Hitschi-Metall? Sie, Teri?

Frage: Dass es leuchtet?

Professor Hegramet: Es leuchtet, ja. Es sendet Licht aus. So helles Licht, dass wir keine andere Beleuchtung für unsere Zimmer brauchen. Wenn es dunkel sein soll, müssen wir es abdecken. Und es leuchtet so seit mindestens einer halben Million Jahren. Woher kommt die Energie? Das Amt erklärt, es enthalte einige Transuran-Spuren, und sie sorgen für die Strahlung, aber wir wissen es nicht wirklich. Es enthält etwas, das nach einem Kupferisotop aussieht. Nun, Kupfer hat keine stabilen Isotope. Bis jetzt jedenfalls nicht. Das Amt sagt also, von welcher exakten Frequenz das blaue Licht ist, und gibt alle physischen Daten bis auf die achte oder neunte Dezimalstelle an, aber der Bericht verrät Ihnen nicht, wie das Metall hergestellt wird.

Das ist immer ein Fehler.

Es kommt nicht darauf an, was vernünftig oder gerechtfertigt ist, nur die Signale sind wichtig. Es war das falsche Signal für mich. Der Grund, warum Wölfe einander nicht ausrotten, ist der, dass der kleinere, schwächere Wolf sich immer unterwirft. Er rollt sich auf den Rücken, entblößt seine Kehle und reckt die Pfoten in die Luft, um zu zeigen, dass er geschlagen ist. Wenn das geschieht, ist der Sieger physisch nicht mehr in der Lage anzugreifen. Wäre es nicht so, gäbe es keine Wölfe mehr. Aus dem gleichen Grund bringen Männer in der Regel keine Frauen um oder schlagen sie nicht tot. Sie können es nicht. So sehr ein Mann auch zuschlagen möchte, sein Inneres wehrt sich dagegen. Aber wenn die Frau den Fehler begeht, ihm das falsche Signal zu geben, indem sie als Erste zuschlägt …

Ich schlug vier- oder fünfmal zu, so fest ich konnte, auf die Brust, ins Gesicht, in den Bauch. Sie stürzte schluchzend zu Boden. Ich kniete nieder, hob sie mit einer Hand hoch und schlug ihr mit der flachen Hand ganz kaltblütig noch zweimal ins Gesicht. Das geschah alles ganz so, als sei es von Gott vorgeschrieben, völlig unausweichlich, und gleichzeitig konnte ich spüren, dass ich so keuchend atmete, als sei ich im Dauerlauf einen Berg hinaufgerannt. Das Blut dröhnte in meinen Ohren. Alles, was ich sah, war rot.

Endlich hörte ich ein fernes, dünnes Weinen.

Ich sah Watty mich anstarren, den Mund aufgerissen, das schwarze Gesicht tränenüberströmt. Ich wollte auf sie zugehen, um sie zu beruhigen. Sie kreischte und rannte hinter ein Spaliergitter.

Ich drehte mich nach Klara um, die sich aufsetzte, mich nicht ansah, die Hand auf dem Mund. Sie nahm die Hand weg und starrte etwas darin an: einen Zahn.

Ich sagte nichts. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und nachzudenken wagte ich nicht. Ich drehte mich um und ging.

Was ich in den nächsten Stunden gemacht habe, weiß ich nicht.

Ich schlief nicht, obwohl ich körperlich erschöpft war. Ich saß eine Weile auf meiner Kommode. Dann ging ich. Ich erinnere mich, mit jemandem gesprochen zu haben. Ich glaube, es war ein Tourist vom Venus-Schiff. Und die ganze Zeit über dachte ich: Ich wollte Klara umbringen. Ich hatte die ganze angestaute Wut mit mir herumgetragen und mir nicht einmal eingestanden, dass sie da war, bis sie den Abzug betätigt hatte.

Ich wusste nicht, ob sie mir je verzeihen würde. Ich war nicht sicher, ob sie es tun sollte, und war nicht einmal sicher, ob ich es wollte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir je wieder ein Liebespaar sein würden. Aber ich war mir endlich sicher, dass ich mich entschuldigen wollte.

Aber sie war nicht in ihren Zimmern. Da war niemand als eine dicke, farbige, junge Frau, die mit traurigem Gesicht Kleidungsstücke sortierte. Als ich nach Klara fragte, begann sie zu weinen.

»Sie ist fort«, schluchzte sie.

»Fort?«

»Ach, sie sah schrecklich aus. Jemand muss sie misshandelt haben. Sie brachte Watty zurück und sagte, sie könne nicht mehr auf sie aufpassen. Sie hat mir ihre ganze Garderobe gegeben, aber … was mache ich mit Watty, wenn ich arbeite?«

»Fort wohin?«

Sie hob den Kopf.

»Zurück auf die Venus. Mit dem Schiff. Vor einer Stunde ist es abgeflogen.«


Ich sprach sonst mit keinem Menschen. Allein in meinem Bett, schlief ich schließlich ein. Als ich aufstand, räumte ich alles zusammen, was mir gehörte: Kleidung, Holoscheiben, Schachspiel, Armbanduhr, die Hitschi-Spange, die Klara mir gekauft hatte. Ich ging hin und verkaufte alles. Ich räumte mein Konto ab und legte das ganze Geld zusammen: es waren vierzehnhundert Dollar und Kleingeld. Ich ging ins Kasino und setzte beim Roulette alles auf die Zahl 31.

Die große, träge Kugel landete in einem anderen Fach: Grün. Zero.

Ich ging hinunter und schrieb mich für den ersten verfügbaren Einer-Start ein, und vierundzwanzig Stunden später war ich im Weltraum.

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