Achter Auftritt

Fiesco. Zwoelf Handwerker.

Alle. Rache an Doria! Rache an Gianettino!

Fiesco. Huebsch gemach, meine Landsleute. Dass ihr mir alle eure Aufwartung so machtet, das zeugt von eurem guten Herzen. Aber meine Ohren sind delicater.

Alle (ungestuemer). Zu Boden mit den Doria! Zu Boden Oheim und Neffen!

Fiesco (der sie laechelnd ueberzaehlt). Zwoelf sind ein vornehmes Heer-Einige. Diese Doria muessen weg. Der Staat muss eine andere Form haben.

Erster Handwerker. Unsre Friedensrichter die Treppen hinab zu schmeissen-die Treppen die Friedensrichter.

Zweiter. Denkt doch, Lavagna, die Treppen hinab, als sie ihm bei der Wahl widersprachen.

Alle. Soll nicht geduldet werden! darf nicht geduldet werden!

Ein Dritter. Ein Schwert in den Rath zu nehmen-Erster. Ein Schwert! Das Zeichen des Kriegs! im Zimmer des Friedens!

Zweiter. Im Scharlach in den Senat zu kommen! Nicht schwarz, wie die uebrigen Rathsherrn.

Erster. Mit acht Hengsten durch unsere Hauptstadt zu fahren.

Alle. Ein Tyrann! ein Verraether des Lands und der Regierung!

Zweiter. Zweihundert Deutsche zur Leibwach vom Kaiser zu kaufen-Erster. Auslaender wider die Kinder des Vaterlands! Deutsche gegen Italiener! Soldaten neben die Gesetze!

Alle. Hochverrath! Meuterei! Genuas Untergang!

Erster. Das Wappen der Republik an der Kutsche zu fuehren-Zweiter. Die Statue des Andreas mitten im Hof der Signoria!-Alle. In Stuecken mit dem Andreas! In tausend Stueck den steinernen und den lebendigen!

Fiesco. Genueser, warum mir Das alles?

Erster. Ihr sollt es nicht dulden! Ihr sollt ihm den Daumen aufs Aug halten!

Zweiter. Ihr seid ein kluger Mann, und sollt es nicht dulden, und sollt den Verstand fuer uns haben.

Erster. Und seid ein besserer Edelmann, und sollt ihm das eintraenken, und sollt es nicht dulden.

Fiesco. Euer Zutrauen schmeichelt mir sehr. Kann ich es durch Thaten verdienen?

Alle (laermend). Schlage! Stuerze! Erloese!

Fiesco. Doch ein gut Wort werdet ihr noch annehmen?

Einige. Redet, Lavagna!

Fiesco (der sich niedersetzt). Genueser-Das Reich der Thiere kam einst in buergerliche Gaehrung, Parteien schlugen mit Parteien, und ein Fleischerhund bemaechtigte sich des Throns. Dieser, gewohnt, das Schlachtvieh an das Messer zu hetzen, hauste huendisch im Reich, klaffte, biss und nagte die Knochen seines Volks. Die Nation murrte, die Kuehnsten traten zusammen und erwuergten den fuerstlichen Bullen. Jetzt ward ein Reichstag gehalten, die grosse Frage zu entscheiden, welche Regierung die gluecklichste sei? Die Stimmen theilten sich dreifach. Genueser, fuer welche haettet ihr entschieden?

Erster Buerger. Fuers Volk. Alle fuers Volk.

Fiesco. Das Volk gewann's. Die Regierung ward demokratisch. Jeder Buerger gab seine Stimme. Mehrheit setzte durch. Wenige Wochen vergingen, so kuendigte der Mensch dem neugebackenen Freistaat den Krieg an. Das Reich kam zusammen. Ross, Loewe, Tiger, Baer, Elephant und Rhinoceros traten auf und bruellten laut zu den Waffen! Jetzt kam die Reih' an die Uebrigen. Lamm, Hase, Hirsch, Esel, das ganze Reich der Insecten, der Voegel, der Fische ganzes menschenscheues Heer-alle traten dazwischen und wimmerten: Friede. Seht, Genueser! Der Feigen waren mehr, denn der Streitbaren, der Dummen mehr, denn der Klugen-Mehrheit setzte durch. Das Thierreich streckte die Waffen, und der Mensch brandschatzte sein Gebiet. Dieses Staatssystem ward also verworfen. Genueser, wozu waeret ihr jetzt geneigt gewesen?

Erster und Zweiter. Zum Ausschuss! Freilich zum Ausschuss!

Fiesco. Diese Meinung gefiel! Die Staatsgeschaefte theilten sich in mehrere Kammern. Woelfe besorgten die Finanzen, Fuechse waren ihre Secretaere. Tauben fuehrten das Criminalgericht, Tiger die guetlichen Vergleiche, Boecke schlichteten Heirathsprocesse. Soldaten waren die Hasen; Loewen und Elephant blieben bei der Bagage; der Esel war Gesandter des Reichs, und der Maulwurf Oberaufseher ueber die Verwaltung der Aemter. Genueser, was hofft ihr von dieser weisen Vertheilung? Wen der Wolf nicht zerriss, den prellte der Fuchs. Wer diesem entrann, den toelpelte der Esel nieder. Tiger erwuergten die Unschuld; Diebe und Moerder begnadigte die Taube, und am Ende, wenn die Aemter niedergelegt wurden, fand sie der Maulwurf alle unstraeflich verwaltet-Die Thiere empoerten sich. Lasst uns einen Monarchen waehlen, riefen sie einstimmig, der Klauen und Hirn und nur einen Magen hat-und einem Oberhaupt huldigten alle-einem, Genueser-aber (indem er mit Hoheit unter sie tritt) es war der Loewe.

Alle (klatschen, werfen die Muetzen in die Hoehe). Bravo! Bravo! das haben sie schlau gemacht.

Erster. Und Genua soll's nachmachen, und Genua hat seinen Mann schon.

Fiesco. Ich will ihn nicht wissen. Gehet heim! Denkt auf den Loewen! (Die Buerger tumultuarisch hinaus.) Es geht erwuenscht. Volk und Senat wider Doria. Volk und Senat fuer Fiesco-Hassan!-Hassan! Ich muss diesen Wind benutzen-Hassan! Hassan! Ich muss diesen Hass verstaerken! dieses Interesse anfrischen!-Heraus, Hassan! Hurensohn der Hoelle! Hassan! Hassan!

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