Siebenter Auftritt

Vorige. Calcagno ausser Athem, erschrocken.

Calcagno. Aus! aus! Fliehe, wer fliehen kann! Alles aus!

Bourgognino. Was aus? Haben sie Fleisch von Erz, sind unsre Schwerter von Binsen?

Fiesco. Ueberlegung, Calcagno! Ein Missverstand hier waere nicht mehr zu vergeben.

Calcagno. Verrathen sind wir. Eine hoellische Wahrheit. Ihr Mohr Lavagna, der Schelm! Ich komme vom Palast der Signoria. Er hatte Audienz beim Herzog. (Alle Nobili erblassen. Fiesco selbst veraendert die Farbe.)

Verrina (entschlossen gegen die Thorwachen). Soldaten! streckt mir die Hellebarden vor! Ich will nicht durch die Haende des Henkers sterben. (Alle Nobili rennen bestuerzt durcheinander.)

Fiesco (gefasster.) Wohin? Was macht ihr?-Geh in die Hoelle, Calcagno-Es war ein blinder Schrecken, ihr Herrn-Weib! Das vor diesen Knaben zu sagen-Auch du, Verrina?-Bourgognino, du auch?-Wohin du?

Bourgognino (heftig). Heim, meine Bertha ermorden und wieder hier sein.

Fiesco (schlaegt ein Gelaechter auf). Bleibt! Haltet! Ist das der Muth der Tyrannenmoerder?-Meisterlich spieltest du deine Rolle, Calcagno!-Merktet ihr nicht, dass diese Zeitung meine Veranstaltung war?-Calcagno, sprechen Sie, war's nicht mein Befehl, dass Sie diese Roemer auf die Prob' stellen sollten?

Verrina. Nun, wenn du lachen kannst?-Ich will's glauben, oder dich nimmer fuer einen Menschen halten.

Fiesco. Schande ueber euch, Maenner! In dieser Knabenprobe zu fallen! -Nehmt eure Waffen wieder-Ihr werdet wie Baeren fechten, wollt ihr diese Scharte verwetzen. (Leise zu Calcagno.) Waren Sie selbst dort?

Calcagno. Ich draengte mich durch die Trabanten, meinem Auftrag gemaess die Parole beim Herzog zu holen-wie ich zuruecktrete, bringt man den Mohren.

Fiesco (laut). Also der Alte ist zu Bette? Wir wollen ihn aus den Federn trommeln (Leise.) Sprach er lang mit dem Herzog?

Calcagno. Mein erster Schreck und Eure nahe Gefahr liessen mich kaum zwei Minuten dort.

Fiesco (laut und munter). Sieh doch! wie unsre Landsleute noch zittern.

Calcagno. Sie haetten auch nicht so bald herausplatzen sollen. (Leise.) Aber um Gotteswillen, Graf! was wird diese Nothluege fruchten?

Fiesco. Zeit, Freund, und dann ist der erste Schreck jetzt vorueber. (Laut.) He! an soll Wein bringen! (Leise.) Und sahn Sie den Herzog erblassen? (Laut.) Frisch, Brueder, wir wollen noch eins Bescheid thun auf den Tanz dieser Nacht! (Leise.) Und sahn Sie den Herzog erblassen?

Calcagno. Des Mohren erstes Wort muss »Verschwoerung« gelautet haben; der Alte trat schneebleich zurueck.

Fiesco (verwirrt). Hum! Hum! der Teufel ist schlau, Calcagno-er verrieth nichts, bis das Messer an ihre Gurgel ging. Jetzt ist er freilich ihr Engel. Der Mohr ist schlau. (Man bringt ihm einen Becher Wein; er haelt ihn gegen die Versammlung und trinkt.) Unser gutes Glueck, Kameraden! (Man pocht.)

Schildwachen. Wer draussen?

Eine Stimme. Ordonnanz des Herzogs. (Die Nobili stuerzen verzweifelnd im Hof herum.)

Fiesco (springt unter sie). Nein, Kinder! Erschreckt nicht! erschreckt nicht! Ich bin hier. Hurtig! Schafft diese Waffen weg. Seid Maenner! ich bitte euch. Dieser Besuch laesst mich hoffen, dass Andreas noch zweifelt. Geht hinein. Fasst euch. Schliesst auf, Soldaten. (Alle entfernen sich. Das Thor wird geoeffnet.)

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