Fiesco. Verrina. Bourgognino. Sacco. Calcagno.
Fiesco (unterbricht eine Pause des Erstaunens). Dachtet ihr, der Loewe schliefe, weil er nicht bruellte? Waret ihr eitel genug, euch zu ueberreden, dass ihr die Einzigen waeret, die Genuas Ketten fuehlten? die Einzigen, die sie zu zerreissen wuenschten? Eh ihr sie nur fern rasseln hoertet, hatte sie schon Fiesco zerbrochen. (Er oeffnet die Schatulle, nimmt ein Paket Briefe heraus, die er alle ueber die Tafel spreitet.) Hier Soldaten von Parma-hier franzoesisches Geld-hier vier Galeeren vom Papst. Was fehlt noch, einen Tyrannen in seinem Nest aufzujagen? Was wisst ihr noch zu erinnern? (Da sie alle erstarrt schweigen, tritt er von der Tafel mit Selbstgefuehl.) Republikaner, ihr seid geschickter, Tyrannen zu verfluchen, als sie in die Luft zu sprengen. (Alle, ausser Verrina, werfen sich sprachlos Fiesco zu Fuessen.)
Verrina. Fiesco!-Mein Geist neigt sich vor dem deinigen-mein Knie kann es nicht-Du bist ein grosser Mensch!-aber-Steht auf, Genueser.
Fiesco. Ganz Genua aergerte sich an dem Weichling Fiesco. Ganz Genua fluchte ueber den verbuhlten Schurken Fiesco. Genueser! Genueser! Meine Buhlerei hat den arglistigen Despoten betrogen, meine Tollheit hat eurem Fuerwitz meine gefaehrliche Weisheit verhuellt. In den Windeln der Ueppigkeit lag das erstaunliche Werk der Verschwoerung gewickelt. Genug. Genua kennt ich in euch. Mein ungeheuerster Wunsch ist befriedigt.
Bourgognino (wirft sich unmuthig in einen Sessel). Bin ich denn gar nichts mehr?
Fiesco. Aber lasst uns schleunig von Gedanken zu Thaten gehn. Alle Maschinen sind gerichtet. Ich kann die Stadt von Land und Wasser bestuermen. Rom, Frankreich und Parma bedecken mich. Der Adel ist schwierig. Des Poebels Herzen sind mein. Die Tyrannen hab' ich in Schlummer gesungen. Die Republik ist zu einem Umgusse zeitig. Mit dem Glueck sind wir fertig. Nichts fehlt-Aber Verrina ist nachdenkend?
Bourgognino. Geduld. Ich hab' ein Woertchen, das ihn rascher aufschrecken soll, als des juengsten Tages Posaunenruf. (Er tritt zu Verrina, ruft ihm bedeutend zu.) Vater, wach' auf! Deine Bertha verzweifelt.
Verrina. Wer sprach das?-Zum Werk, Genueser!
Fiesco. Ueberlegt den Entwurf zur Vollstreckung. Ueber dem ernsten Gespraech hat uns die Nacht ueberrascht. Genua liegt schlafen. Der Tyrann faellt erschoepft von den Suenden des Tages nieder. Wachet fuer beide!
Bourgognino. Eh wir scheiden, lasst uns den heldenmuethigen Bund durch eine Umarmung beschwoeren. (Sie schliessen mit verschraenkten Armen einen Kreis.) Hier wachsen Genuas fuenf groesste Herzen zusammen, Genuas groesstes Loos zu entscheiden. (Druecken sich inniger.) Wenn der Welten Bau auseinander faellt und der Spruch des Gerichts auch die Bande des Bluts, auch der Liebe zerschneidet, bleibt dieses fuenffache Heldenblatt ganz! (Treten auseinander.)
Verrina. Wann versammeln wir uns wieder?
Fiesco. Morgen Mittag will ich eure Meinungen sammeln.
Verrina. Morgen Mittag denn. Gute Nacht, Fiesco! Bourgognino, komm! Du wirst etwas Seltsames hoeren. (Beide ab.)
Fiesco (zu den Andern). Geht ihr zu den Hinterthoren hinaus, dass Dorias Spionen nichts merken. (Alle entfernen sich.)