Andreas. Gianettino.
Andreas. Hoere, Neffe! Ich bin schlimm mit dir zufrieden.
Gianettino. Goennen Sie mir Gehoer, durchlauchtigster Oheim.
Andreas. Dem zerlumptesten Bettler in Genua, wenn er es werth ist. Einem Buben niemals, und waer' er mein Neffe. Gnaedig genug, dass ich dir den Oheim zeige; du verdientest den Herzog und seine Signoria zu hoeren.
Gianettino. Nur ein Wort, gnaedigster Herr-Andreas. Hoere, was du gethan hast, und verantworte dich dann-Du hast ein Gebaeude umgerissen, das ich in einem halben Jahrhundert sorgsam zusammenfuegte-das Mausoleum deines Oheims-seine einzige Pyramide-die Liebe der Genueser. Den Leichtsinn verzeiht dir Andreas.
Gianettino. Mein Oheim und Herzog-Andreas. Unterbrich mich nicht. Du hast das schoenste Kunstwerk der Regierung verletzt, das ich selbst den Genuesern vom Himmel holte, das mich so viele Naechte gekostet, so viele Gefahren und Blut. Vor ganz Genua hast du meine fuerstlichen Ehre besudelt, weil du fuer meine Anstalt keine Achtung zeigtest. Wem wird sie heilig sein, wenn mein Blut sie verachtet?-Diese Dummheit verzeiht dir der Oheim.
Gianettino (beleidigt). Gnaedigster Herr, Sie haben mich zu Genuas Herzog gezogen.
Andreas. Schweig-du bist ein Hochverraether des Staates und hast das Herz seines Lebens verwundet. Merke dir's, Knabe! Es heisst- Unterwerfung!-Weil der Hirte am Abend seines Tagwerks zuruecktrat, waehntest du die Heerde verlassen? Weil Andreas eisgraue Haare traegt, trampeltest du wie ein Gassenjunge auf den Gesetzen?
Gianettino (trotzig). Gemach, Herzog. Auch in meinen Adern siedet das Blut das Andreas, vor dem Frankreich erzitterte.
Andreas. Schweig! befehl' ich-Ich bin gewohnt, dass das Meer aufhorcht, wenn ich rede-Mitten in ihrem Tempel spieest du die majestaetische Gerechtigkeit an. Weisst du, wie man das ahndet, Rebelle?-Jetzt antworte!
(Gianettino heftet den Blick sprachlos zu Boden.)
Andreas. Unglueckseliger Andreas! In deinem eigenen Herzen hast du den Wurm deines Verdiensts ausgebruetet.-Ich baute den Genuesern ein Haus, das der Vergaenglichkeit spotten sollte, und werfe den ersten Feuerbrand hinein-Diesen! Dank' es, Unbesonnener, diesem eisgrauen Kopf, der von Familienhaenden zur Grube gebracht sein will-Dank' es meiner gottlosen Liebe, dass ich den Kopf des Empoerers dem beleidigten Staate nicht-vom Blutgerueste zuwerfe. (Schnell ab.)