Dritter Auftritt

Calcagno, hinter ihm Sacco. Beide in schwarzen Maenteln.

Calcagno. Ich werde gewahr, dass du alle meine Schritte belauerst.

Sacco. Und ich beobachte, dass die mir alle verbirgst. Hoere, Calcagno, seit einigen Wochen arbeitet etwas auf deinem Gesichte, das nicht geradezu just dem Vaterland gilt.-Ich daechte, Bruder, wir Beide koennten schon Geheimniss gegen Geheimniss tauschen, und am Ende haette Keiner beim Schleichhandel verloren-Wirst du aufrichtig sein?

Calcagno. So sehr, dass, wenn deine Ohren nicht Lust haben, in meine Brust hinunter zu steigen, mein Herz dir halbwegs auf meiner Zunge entgegen kommen soll-Ich liebe die Graefin Fiesco.

Sacco (tritt verwundernd zurueck). Wenigstens das haett' ich nicht entziffert, haette ich alle Moeglichkeiten Revue passieren lassen-Deine Wahl spannt meinen Witz auf die Folter, aber es ist um ihn geschehen, wenn sie glueckt.

Calcagno. Man sagt, sie sei ein Beispiel der strengsten Tugend.

Sacco. Man luegt. Sie ist das ganze Buch ueber den abgeschmackten Text. Eins von beiden, Calcagno, gib dein Gewerb oder dein Herz auf-Calcagno. Der Graf ist ihr ungetreu. Eifersucht ist die abgefeimteste Kupplerin. Ein Anschlag gegen die Doria muss den Grafen in Athem halten und mir im Palaste zu schaffen geben. Waehrend er nun den Wolf aus der Huerde scheucht, soll der Marder in seinen Huehnerstall fallen.

Sacco. Unverbesserlich, Bruder! Habe Dank. Auch mich hast du ploetzlich des Rothwerdens ueberhoben. Was ich mich zu denken geschaemt habe, kann ich jetzt laut vor dir sagen. Ich bin ein Bettler, wenn die jetzige Verfassung nicht uebern Haufen faellt.

Calcagno. Sind deine Schulden so gross?

Sacco. So ungeheuer, dass mein Lebensfaden, achtfach genommen, am ersten Zehentheil abschnellen muss. Eine Staatsveraenderung soll mir Luft machen, hoff' ich. Wenn sie mir auch nicht zum Bezahlen hilft, soll sie doch meinen Glaeubigern das Fordern entleiden.

Calcagno. Ich verstehe-und am Ende, wenn Genua bei der Gelegenheit frei wird, laesst sich Sacco Vater des Vaterlands taufen. Waerme mir Einer das verdroschene Maerchen von Redlichkeit auf, wenn der Bankerott eines Taugenichts und die Brunst eines Wolluestlings das Glueck eines Staats entscheiden. Bei Gott, Sacco! ich bewundre in uns Beiden die feine Speculation des Himmels, der das Herz des Koerpers durch die Eiterbeulen der Gliedmassen rettet-Weiss Verrina um deinen Anschlag?

Sacco. So weit der Patriot darum wissen darf. Genua, weisst du selbst, ist die Spindel, um welche sich alle seine Gedanken mit einer eisernen Treue drehen. An dem Fiesco haengt jetzt sein Falkenaug. Auch dich hofft er halbwegs zu einem kuehnen Komplott.

Calcagno. Er hat eine treffliche Nase. Komm, lass uns ihn aufsuchen und seinen Freiheitssinn mit dem unsrigen schueren. (Gehen ab.)

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