Dreißig

»Ihr arbeitet für Zwei?«, fragte Jonas.

Er ging noch einen Schritt auf Antonio zu und hätte ihm glatt einen Kinnhaken verpasst, wenn Katherines Hand nicht auf seinem Arm gelegen hätte. Sie hielt ihn zurück und packte schnell auch seinen anderen Arm, ehe er auf die Idee kommen konnte, ihm einen linken Haken zu verabreichen.

Und Jonas war so erbärmlich schwach, dass er sich nicht losreißen konnte.

»Hör auf, Katherine!«, brüllte er.

»Nein, du hörst auf!«, schrie Katherine zurück. »Du benimmst dich wie ein Idiot! Antonio arbeitet genauso wenig für Zwei wie wir! Und Brendan auch nicht!«

»Woher willst du das so genau wissen?«, fragte Jonas, während er gegen sie ankämpfte.

»Weil ich den ganzen Tag mit ihnen geredet habe, während du geschlafen hast«, erwiderte sie. »Und kaum bist du wach und Antonio sagt zwei, drei Worte zu dir, glaubst du schon genug zu wissen, um Leute zusammenschlagen zu dürfen?«

»Dazu war nur ein Wort nötig«, murmelte Jonas. »Zwei.«

»Du bist genau wie all die anderen Weißen, die hierherkommen. In unser Land«, sagte Antonio. »Ihr kämpft, stehlt und tötet, bevor ihr von irgendwas eine Ahnung habt.«

Antonio musste sich noch weiter von seinem Marker lösen, um das zu sagen. Noch während er sprach, wandte sich sein Marker komplett von ihm ab und ging mit ein paar Fischen zu Andreas Großvater hinüber. Antonio verstummte und fasste sich an den Kopf.

»Das war völlig verrückt«, sagte er. »Es hat sich angefühlt, als würde ich mit meinem eigenen Verstand denken, aber gedacht habe ich genau wie mein Marker.«

Jonas lag es auf der Zunge zu sagen: Tja, Kumpel. Du bist eben auch ein Weißer. Schon mal daran gedacht? Hat dein Marker noch nie in den Spiegel geschaut? Außerdem - was habe ich gestohlen oder umgebracht? Aber Katherine starrte ihn derart finster an, dass er be-schloss, die Sache lieber nicht auf die Spitze zu treiben.

»Setzen wir uns hin und essen etwas«, sagte Andrea besorgt. »Dann können wir alles austüfteln.«

»Hier«, sagte Katherine und drückte Jonas ein Blatt mit einem Fisch in die Hand. »Du hast bloß schlechte Laune, weil du hungrig bist.«

Das war genau die Art von Kommentar, die Jonas' Mutter abgeben würde. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, was seine Mom gesagt hätte, wenn sie mit angesehen hätte, wie er versuchte, jemanden zu verprügeln. Um sich abzulenken, sah er auf den Fisch hinab.

Der Fisch erwiderte seinen Blick - jedenfalls kam es ihm so vor. Seine kleinen Knopfaugen saßen noch an ihrem Platz. Genau wie sämtliche Schuppen und Flossen.

»Frag bloß nicht, ob du Fischstäbchen haben kannst«, sagte Antonio höhnisch.

Jonas schluckte schwer.

»Das hatte ich nicht vor«, sagte er.

»Schmeckt bestimmt köstlich«, sagte Katherine kläglich. Sie stupste ihren eigenen Fisch an und schien erleichtert zu sein, dass er sich nicht bewegte. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, schien sie fast darauf zu warten, dass er vom Blatt sprang, zum Wasser fluppte und davonschwamm.

»Aber es ist nicht das, was ihr gewöhnt seid, stimmt's?«, fragte Brendan. »Tut mir leid. Wir haben versucht mit unseren Markern zusammenzubleiben und wussten nicht, wie wir den Fisch sonst zubereiten sollten, außer auf ihre Art.«

Gekonnt zog er einige Gräten ab und steckte sich ein Stück Fisch in den Mund. »Er ist wirklich gut.«

Wieder störte Jonas etwas an der Art, wie er davon sprach, mit seinem Marker zusammenbleiben zu wollen. Er wechselte einen Blick mit Katherine, die warnend den Kopf schüttelte. Was hatte das nun wieder zu bedeuten?

»Wenigstens haben sie ein Feuer in Gang bekommen«, sagte Andrea und nahm je ein Blatt mit Fisch für sich selbst und für Dare, ehe sie davonging, um sich in die Nähe ihres Großvaters zu setzen. »Wenigstens müssen wir ihn nicht roh essen.«

Ich habe es auf Roanoke auch geschafft, Feuer zu machen, wollte Jonas einwenden. So toll sind die Kerle auch wieder nicht!

Allerdings hätte er nicht gewusst, wie man das rechenartige Paddel zum Fischefangen verwendete. Und er hätte auch nicht gewusst, wie man das hölzerne Gestell errichtete, auf dem die Fische über dem Feuer gegart wurden. Er hätte den Weg zur Insel Croatoan nicht gekannt . vorausgesetzt, Brendan und Antonio kannten ihn.

Jonas probierte einen Bissen Fisch. Er schmeckte wirklich nicht schlecht, solange man nicht darüber nachdachte, dass er ein Gesicht hatte. Und solange man die Gräten ausspuckte. Jonas kaute mit Bedacht und überlegte, wie er die vielen Fragen loswerden konnte, die in ihm brodelten, ohne abermals eine Prügelei mit Antonio zu riskieren.

»Sind wir in der Nähe von Croatoan?«, fragte er schließlich und versuchte dabei möglichst gelassen, ja sogar unbeteiligt zu klingen. Er sah sich um. Sie schienen sich in einer Art Höhle zu befinden, die Schutz vor Wasser und Wind bot. Einige Meter dahinter begann ein dichter Wald. »Es fühlt sich an, als wären wir Millionen Meilen weg von allem. Als ob hier noch nie jemand gewesen wäre.«

Antonio schnaubte und löste sich ein Stück von seinem Marker, um zu sagen: »Da kann man sehen, wie viel Ahnung du hast. Hier sind ständig Leute hergekommen. Wenn man sich umschaut, sieht man es überall.« Erzeigte hinter sich, auf einige undeutliche Abdrücke im Sand.

»Da hinten hat im Frühling eine Gruppe Krieger gelagert.« Er zeigte nach rechts, auf einen dunkleren Fleck im Sand. »Und da eine kleinere Gruppe. Sie hatten einen guten Jagdtag, deshalb haben sie viel Platz gebraucht.«

Jonas konnte nicht beurteilen, ob Antonio das alles erfand oder nicht.

»Na gut. Aber Croatoan -«, beharrte er.

Katherine fing seinen Blick auf und schüttelte fast unmerklich den Kopf.

»Hör endlich auf, uns mit Croatoan auf die Nerven zu gehen!«, fuhr Antonio ihn an. »Daran denken unsere Marker im Augenblick nicht!«

Jetzt schüttelte Katherine heftig den Kopf.

»Lecker, der Fisch!«, sagte sie mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Andreas Großvater scheint er auch prima zu schmecken.«

Verblüfft folgte Jonas ihrem Blick. Brendan und Antonio, die beide wieder gänzlich mit ihren Markern verschmolzen waren, wechselten sich dabei ab, John White stückchenweise Fisch in den Mund zu stecken. Er hatte wieder diese unheimlichen geschlossenen/offenen Augen, aß aber mit ordentlichem Appetit. Zwischen den einzelnen Bissen murmelte der Marker des alten Mannes vor sich hin. Jonas nahm an, dass er sich einfach nur bedankte, trotzdem war es irritierend, ihn nicht hören zu können.

»Wissen eure Marker, was John White sagt?«, änderte Jonas die Taktik.

»Was interessiert dich das?«, fragte Antonio zurück, ehe Brendan antworten konnte.

Na schön, dachte Jonas. Das sollte eigentlich eine ganz harmlose Frage sein.

Antonio öffnete abermals den Mund. Dieses Mal löste er sich nicht von seinem Marker, sondern sprach so, wie es sein Marker getan hätte.

»Es erfüllt mein Herz mit unbändiger Freude, dass dieser alte Mann noch viele Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge erleben wird«, sagte er.

Jonas konnte es sich nicht verkneifen, zu kichern.

»Hast du gerade was von >unbändiger Freude< gesagt?«, fragte er.

Antonio löste sich weit genug von seinem Marker, um zu erröten.

»He! Ich spreche Algonkin«, sagte er. »Das dürftest du eigentlich gar nicht verstehen!«

Andrea sah Jonas mit erstauntem Blinzeln an.

»Du verstehst Algonkin?«, fragte sie.

»Äh, nein, ich meine, das dachte ich eigentlich nicht«, verneinte Jonas. Er sah zu Katherine hinüber, die ein merkwürdig schuldbewusstes Gesicht machte. »Moment! Hängt das vielleicht mit der Übersetzungsspritze zusammen, die HK uns gegeben hat, bevor wir ins fünfzehnte Jahrhundert zurückgekehrt sind?«

Antonio wirbelte zu Katherine herum.

»Ihr Mädchen könnt uns auch verstehen?«, fragte er. »Heißt das, ihr habt alles, was wir nachmittags in Al-gonkin ...«

»Ich habe nichts verstanden«, sagte Andrea. »Ich habe keine Übersetzungsspritze bekommen.«

Katherine zog verlegen die Nase kraus.

»Ich wollte nichts sagen, weil ich dachte, dass euch das vielleicht peinlich ist«, gab sie zu. »Aber was ihr gesagt habt, war so poetisch . so wunderschön . Ich wollte nicht, dass ihr damit aufhört.« Fast hätte sie auch noch in Antonios Richtung mit den Wimpern geklimpert.

O bitte, dachte Jonas. Glaubst du wirklich, du kommst damit durch, hier das süße Mädchen zu spielen? Dieser Typ ist ein Widerling!

»Äh, ja, also dann«, stammelte Antonio.

Er zögerte und lehnte das Gesicht fast gänzlich zurück in das seines Markers. Dann sprang er plötzlich auf und ließ seinen Marker hinter sich zurück.

»O nein«, polterte er. »Das sag ich nicht!«

Sein Marker stand ebenfalls auf, fast so, als wollte er Antonio verfolgen.

»Komm mir nicht zu nah!«, schrie Antonio und lief vor seinem Marker davon und um das Feuer herum. »Komm mir bloß nicht zu nah!« Er drehte sich um und rannte in den Wald.

»Warte!«, rief Andrea ihm nach und sprang auf.

Brendan löste sich von seinem Marker, um ihr die Hand auf den Arm zu legen.

»Lass ihn gehen«, sagte er. »Er kommt schon zurück. Hier gibt es nichts, wo er wirklich hinkann.«

Antonios Marker holte sich lediglich einen weiteren Fisch vom Feuer und setzte sich dann wieder auf seinen Platz neben John White.

»Ich kann meinen Großvater weiterfüttern«, sagte Andrea.

Doch der Marker ihres Großvaters war eingeschlafen, genau wie der echte Mann. Andrea fühlte ihm die Stirn.

»Du glaubst doch, dass John White wieder gesund wird, nicht?«, fragte sie Brendan. »Ich meine, dein Marker glaubt doch daran?«

»Ja«, sagte Brendan. »Das tut er.«

Jonas sah, dass Brendan den Kopf bewusst in dem Augenblick von seinem Marker abgewandt hatte, als dieser ebenfalls zu sprechen begann. Weil es nur der Marker war, der sprach, konnte Jonas natürlich nicht hören, was dieser sagte. Und die Übersetzungsspritze hatte ihm leider nicht die Fähigkeit verliehen, von den Lippen abzulesen.

»Was wollte Antonios Marker denn sagen, was Antonio so gegen den Strich gegangen ist?«, erkundigte er sich bei Brendan. »Und was hat dein Marker ihm geantwortet?«

»Ach, bloß eine Menge romantisches Zeug«, erwiderte Brendan grinsend. Er machte Anstalten, sich wieder mit seinem Marker zu vereinen, hielt dann aber inne, stöhnte und wandte sich von ihm ab. Peinlich berührt stand er einen Moment lang neben seinem Marker, ehe er sich ein Stück entfernt in den Sand fallen ließ.

»Ich glaube, ich setze auch für ein Weilchen aus«, sagte er.

»Worüber reden sie?«, fragte Andrea. »Wieder über meinen Großvater? Über etwas, das sie auf Croatoan zu sehen erwarten?«

»Nein«, sagte Brendan und verzog das Gesicht. Er sah zu den beiden Markerjungen hinüber, die feierliche Mie-nen machten, selbst als sie auf den sich verdunkelnden Himmel zeigten, das Wasser und den Wald. »Jetzt reden sie davon ... äh ... Männer zu werden.«

Katherine kicherte.

»Du meinst, sie unterhalten sich über die Pubertät?«, fragte sie.

Darüber hätte Jonas vor Katherine und Andrea auch nicht reden wollen.

Brendan zuckte die Achseln.

»So ähnlich, aber nicht . na ja, nicht so, wie wir darüber denken«, sagte er. »Für sie verbindet sich damit dieses ganze ... Übergangsritual? Ist das der richtige Ausdruck? Sie müssen ihre Tapferkeit beweisen, ihre Ehre und Treue dem Stamm gegenüber. Sie müssen zeigen, dass sie bereit sind, zu sterben und zu töten, wenn es sein muss, und .« Er starrte einen Moment lang in die Flammen.

»Und?«, drängte ihn Katherine.

Brendan schüttelte den Kopf.

»Ich kann das nicht richtig erklären. Sie denken über alles anders.«

»Aber sie denken nicht an Croatoan?«, hakte Jonas nach. »Obwohl wir auf dem Weg dorthin sind?«

Brendans Gesicht wirkte bekümmert, als er abermals den Kopf schüttelte.

»Nein ... ich verstehe das selbst nicht«, sagte er verlegen. »Aber ich verstehe im Moment sowieso nicht viel.«

»Du bist ein berühmtes verschollenes Kind der Geschichte«, sagte Katherine in beruhigendem Ton, als sollte ihm das weiterhelfen. »HK hat euch in der Höhle im

Zeittunnel gesagt, dass ihr in die Vergangenheit zurückkehren müsst.«

Dann war Brendan also auch in der Höhle gewesen. Natürlich war er das. Er hatte sich nur nicht so widerlich benommen wie Antonio, deshalb erinnerte sich Jonas nicht an ihn.

»Schon, aber warum hat HK mich nicht selbst geholt, so wie Andrea?«, wollte Brendan wissen. »Wer ist dieser Zwei? Warum hat er mir nichts erklärt? Er taucht einfach eines schönen Abends in meinem Zimmer auf, als ich gerade iPod höre, und ehe ich weiß, was passiert, sitze ich in einem Kanu, von meinem iPod ist weit und breit nichts zu sehen und Andrea schreit mich an, dass ich genauso paddeln soll wie mein Marker. Dabei wusste ich nicht mal, was ein Marker ist!«

»Tut mir leid«, entschuldigte sich Andrea. »Ich wollte einfach nur dafür sorgen, dass mein Großvater mit seinem Marker zusammenbleibt.«

»Ja, ja, das verstehe ich«, sagte Brendan achselzuckend. »Es ist nicht deine Schuld.« Er sah auf die Fischgräten in seiner Hand und warf sie ins Feuer. »Wisst ihr, ich hatte wirklich gehofft, dass ich vielleicht ein großer afrikanischer König wäre, der sich verirrt hat, weil er mit seiner Freundin abgehauen ist oder so. Und jetzt stellt sich heraus, dass ich ein nicht ganz echter amerikanischer Indianer bin.« Er wandte sich an Jonas und fragte ihn wehmütig: »Hast du je von einem berühmten Afroamerikaner alias Adoptivindianer namens Der Vieles Überlebt gehört?« Seine Stimme überschlug sich und er verstummte.

»Der Vieles Überlebt ist Brendans indianischer Name«, erklärte Katherine ihrem Bruder. »Antonios anderer Name ist Geht Voller Stolz.«

»Eben, und keinen von beiden haben wir in der Schule durchgenommen«, sagte Brendan. Jonas merkte, wie sehr er sich bemühte, unbekümmert zu klingen. »Ihr vielleicht?«

Jonas schüttelte den Kopf.

»Nein, aber -«, er sah zu Katherine und Andrea hinüber. »Wisst ihr noch, was ich über Andrea als Virginia Dare gesagt habe? Dass sie vielleicht in der Zukunft für etwas berühmt ist, von dem wir im einundzwanzigsten Jahrhundert noch gar nichts wissen? Durch Zeitreisen könnten viele historische Gestalten nachträglich berühmt werden. Menschen, die wirklich mutige Dinge getan haben, ohne dass sie je beschrieben, aber von Zeitreisenden mit eigenen Augen beobachtet wurden.« Jonas gefiel seine Idee mehr und mehr. »Vor allem wenn es sich um Leute wie dich handelt, weil du, äh .«

»Du meinst, weil ich schwarz bin?«, fragte Brendan. »Und weil man in Amerika generell nicht viel darüber aufgeschrieben hat, was schwarze Menschen geleistet haben im . was hast du gesagt, welches Jahr wir haben?«

»1590«, sagte Andrea. »Das wissen wir, weil es das Jahr war, in dem John White nach Roanoke zurückgekehrt ist.«

»Also gut. Dann sollte ich also etwas Mutiges tun, das mich in den 1590er Jahren berühmt macht?«, schluss-folgerte Brendan. »Oder habe ich es schon getan und ich bin schon berühmt und das hier ist das Jahr, in dem ich verschwinde?«

»Oder es ist einfach irgendein Jahr, in das dich Zwei willkürlich geschickt hat, weil er dich und Antonio genauso sabotiert hat wie Andrea?«, mutmaßte Jonas bitter. »Sag du es uns: Hast du oder dein Marker bereits irgendwas getan, das dich Hunderte von Jahren später berühmt machen könnte?«

Brendan runzelte die Augenbrauen.

»Ich . weiß es nicht«, gestand er.

»Wie kannst du das nicht wissen?«, fragte Jonas. »Wenn dein Marker .« Er brach ab, weil Katherine ihm in diesem Moment gegen das Schienbein trat. »Autsch!«

Jonas wandte sich ab, um sie wütend anzufunkeln, doch sie ließ den Blick blitzschnell von ihm zu Brendan, zu Andrea und wieder zurück zu ihm gleiten. Er hatte sie diesen kleinen Trick schon häufiger anwenden sehen. Es war nichts anderes als ihr Geheimcode für »Lass uns das nicht vor den Eltern bereden«.

Toll, dachte Jonas. Noch ein Rätsel. Warum will Katherine, dass ich vor Andrea und Brendan nicht darüber rede? Worin unterscheidet es sich von dem, worüber wir vor ein paar Minuten geredet haben, ohne dass sie mich getreten hat?

»Welches Stück hast du gerade auf deinem iPod gehört, als Zwei aufgetaucht ist?«, erkundigte sich Kathe-rine schnell, als wäre es von größter Dringlichkeit.

»Cold War Kids: >Something Is Not Right With Me<. Passt irgendwie, nicht?«, meinte Brendan. »Man könnte eigentlich darüber lachen, aber ...«, er wies auf die leere

Wasserfläche vor ihnen und den dunklen Wald hinter ihnen, »... seht euch nur an, wo wir hier gelandet sind.«

In diesem Moment begann im Wald ein Tier zu heulen. Dare erstarrte und tief aus seiner Kehle drang ein leises Knurren. Dann wich er winselnd zurück.

»Feigling«, murmelte Jonas. Aber auch ihm liefen Schauer über den Rücken. Das Heulen wurde von einem weiteren beantwortet. Waren das Wölfe? Kojoten? Luchse?

Im Unterholz am Waldrand raschelte es und die dunklen Riesenblätter gerieten in Bewegung.

Irgendetwas rannte auf sie zu.

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